The english version of this review can be found at PineSurvey.com.
Einleitung:
Der Name Rick Hinderer ist seit Jahren in der Messerszene eine Institution; ebenso die qualitativ hochwertigen Messer von Zero Tolerance. Als deshalb vor einigen Jahren diese beiden Größen ihre Kräfte vereinten, war der Enthusiasmus in der Community nicht umsonst sondergleichen. Mittlerweile hat diese Kooperation einige interessante Folder und Flipper hervor gebracht die sich weltweit großer Beliebtheit erfreuen. Mit dem ZT0180 ist nun auch endlich Messerdesign für ein Fixed von Rick Hinderer vorhanden und seit Kurzem auch bei uns erhältlich.
Ich konnte bereits auf der IWA 2014 das Messer begutachten und sogar mit Rick darüber reden. Insofern könnt ihr euch vielleicht meinen Enthusiasmus vorstellen das Messer nun endlich in der Hand halten zu können - dank Robert von SARTOOLS .
Zunächst einmal die Grunddaten:
Specs:
Stahl: Vanadis 4 Extra von Uddeholm (C 1,4%, Si 0,4%, Mn 0,4%, Cr 4,7%, Mo 3,5%, V 3,7%)
Griffschalen: G10
Gesamtlänge: 23,4 cm, 9,2 in.
Klingenlänge: 10,7 cm, 4,2 in.
Klingenstärke: 4-5 mm
Gewicht: 246,6 g
Scheide: Spec.-Ops. Brand Combat Master Mini (Nylonscheide mit Polymer Inlay)
Das Messer:
Das Messer soll eine kürzere und abgeänderte Version des Hinderer Fieldtac sein, welches laut offiziellen Angaben nur auf Messen erhältlich ist. Wenn man sich beide Messer jedoch genauer ansieht, merkt man die deutlichen Unterschiede, die vor allem in der Klingen- und auch der Griffform sowie dem Fingerchoil zu finden sind. Um ehrlich zu sein stellt sich mir persönlich die Frage, worin die Connection zum Fieldtac liegen soll, aber lassen wir das. Eine Verwandtschaft lässt sich noch am ehesten an den Fingerrillen des Griffes erkennen.
Um euch einen Vergleich mit anderen Messern in diesem Größenbereich zu geben, habe ich ein kleines Gruppenfoto gemacht.
(Von oben nach unten: Strider SA GG, Swamprat Rodent Solution, Kizlyar Supreme Urban, Extrema Ratio TFDE10)
Was einem zunächst auffällt, ist das Gewicht, der volle Griff und die trotz alldem angenehme Führigkeit dieses Messers. Der Balancepunkt liegt zwischen Zeige- und Mittelfinger, was also alles andere als kopflastig ist. Vermutlich ist dies (in Kombination mit der Griffform) der eigentliche Grund der Führigkeit - das Hauptgewicht liegt nämlich direkt in der Hand und kann somit keinen Pendeleffekt durch die Klinge erzeugen. Womit wir einmal zu selbiger kommen sollten:
Klinge:
Mit der Klingenform wollte Rick Hinderer wohl die Messerszene ein wenig verwirren. Man könnte hier streiten, ob es sich um eine Drop oder Clip Point Klinge handelt. Der Klingenrücken der zur Spitze hin abfällt ist weder Konvex noch Konkav. Insofern wird einem das Hauptkriterium zur Charakterisierung gestohlen. Ich lasse euch diesen Aspekt in der Diskussion klären.Die Klinge hat im Gegensatz zum Fieldtac keinen Choil. Das Jimping bzw. die Rillen am Rücken sind jedoch auch hier vorhanden. Ebenfalls kann man sehr deutlich einen Swedge am Klingenrücken finden, von einer potentiellen Fehlschärfe kann man aber nicht reden.
Zum Griff hin findet man noch die Laserung mit der Modelnummer, der Stahlbezeichnung sowie der Seriennummer auf der einen, und dem ZT Logo auf der anderen Seite.
Abschließend sei zur Klinge noch zu erwähnen, dass sie schwarz DLC beschichtet ist.
Griff:
Der Griff ist mit massiven G10 Schalen ausgestattet, die auf jeder Seite mit je drei dicken Inbus Schrauben (4mm bzw. 5/32) fest angeschraubt sind. Man kann die Schalen problemlos abmontieren, sollte aber auf jeden Fall einen zweiten Schlüssel bei der Hand haben, um Gegendruck ausüben zu können, da sonst die Schrauben durchdrehen. Anbei ein Bild des demontierten Messers, mitsamt den Schrauben und den Hülsen.
Der Griff hat außerdem eine sehr charakteristische Form, die eine gesteigerte Griffigkeit bieten soll. Je eine schmale Rille für Zeige- und kleinen Finger sowie eine größere Rille für Mittel- und Ringfinger geben ein angenehmes und sicheres Griffgefühl.
Rick hat uns auf der IWA erzählt, dass er hier speziell einen dicken Griff bieten wollte, um ein optimales Griffgefühl zu erzielen. Dies hat er meiner Meinung nach erfolgreich geschafft. Das Messer liegt voll in der Hand und ist ausgesprochen führig. Am Griffende befindet sich zudem noch ein Loch für Fangschnur, oder Lanyards.
Verarbeitung:
Wie von ZT gewohnt, gibt es an der Verarbeitung absolut nichts auszusetzen. Der Anschliff ist symmetrisch, das Jimping sauber ausgeführt und die Griffschalen bündig aufgesetzt. Einzig die Klinge ist ein wenig durch die Wärmebehandlung gebogen, aber das erwähne ich hier jetzt nur für das Protokoll, weil es selten ein absolut flaches bzw. gerades Messer gibt und man diesen Aspekt einmal hervorheben sollte.
Scheide:
Die Scheide ist von Spec.-Ops. Brand und wurde schon ausführlich von mir vorgestellt . Vonseiten ZT’s war man zunächst am Überlegen gewesen, was man anbieten soll, kam dann aber zu der Erkenntnis, dass der Markt schon ein fertiges Produkt bietet.
Grundsätzlich habe ich von den Combat Master Scheiden von Spec.-Ops. Brand eine hohe Meinung. Die Mini Ausführung betrachte ich jedoch mittlerweile mit einem ambivalenten Blick. Bis auf das ER TFDE 2010/11 konnte ich noch kein Messer finden, dass ohne Nachbearbeitung des Inlays problemlos in die Scheide passt.
Auch beim ZT0180 muss man das Inlay mit einem Fön bearbeiten. Weiters finde ich die zwei Nieten am Boden des Inlay störend, da sie gezwungenermaßen mit der Spitze des Messer kollidieren, sofern es nicht kurz genug ist. Die Spitze des ZT0180 passt genau in die Mitte zwischen diese zwei Nieten, es ist jedoch von der Klingenhöhe nicht zu vergleichen mit Messern wie dem TFDE 2010. Worauf ich hinaus will:
Führt man das Messer in die Scheide ein, und macht dies nicht mittig, sondern (wie es in einer natürlichen Bewegung oft ist) vom Rand aus, so stößt die Spitze des Messers zunächst an die jeweilige Niete, bleibt dort stehen, oder rutscht über diese in die Mitte, wo die eigentliche Idealposition des Messers wäre.
Nachdem an dieser Stelle der Niete das Inlay komprimiert ist, kann man nur hoffen, dass die Schneide, oder die Spitze auf lange Sicht hin keinen Schaden nimmt (bei Vanadis 4 wohl weniger der Fall). Es hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack. Dazu muss aber auch bemerkt werden, dass dies Jammern auf hohem Niveau ist - der Vollständigkeit halber jedoch erwähnt werden muss.