Review: Bark River Knives - Teddy II [pic heavy]


  • The english version of this review can be found at PineSurvey.com!


    Ich sage es euch, wie es ist: Schon als ich das Bark River Boone bekam, wäre ich am Liebsten sofort in den Wald gerannt, um Cowboy und Indianer zu spielen. Als ich jedoch das Teddy II aus der Schachtel und in die Hand nahm, kam ich mir vor, als ob ich mit James Bowie und Davy Crockett bei Alamo stehe.


    Dies mag ob des letalen Ausgangs dieser historischen Episode vielleicht negativ klingen, viel mehr ist es jedoch ein herzhaftes Zugeständnis an dieses besondere Messer. Ich gehe noch einen Schritt weiter… am liebsten wäre ich Crocodile Dundee zitierend herum gelaufen:


    “Das soll ein Messer sein? DAS ist ein Messer!!!”




    Und das ist es wirklich. Hier ein paar Grunddaten:


    Stahl: A2 Werkzeugstahl
    Griff: Gepresste Lederscheiben
    Gesamtlänge: 34 cm
    Klingenlänge: 20,5 cm
    Grifflänge: 13,5 cm
    Klingenstärke: 6,3 cm
    Gewicht: 482g


    Scheide: Leder


    Klinge:


    Die Klingenform ist ein klassisches Bowie wie es im Buche steht. Der Klingenrücken ist kantig, um einen Feuerstahl verwenden zu können. Etwaiges Jimping wird man vergeblich suchen, dafür findet man beidseitig jedoch schöne Hohlkehlen aka “Blutrillen”, die ein wenig Gewicht von der Klinge nehmen und das Messer optisch aufwerten.




    Die Schneide ist von der Spitze bis hin zum Parierelement geschwungen, sprich: an keiner Stelle ist sie geradlinig eben. Dies in Kombination mit dem konvexen Anschliff, macht das Messer trotz der Dicke zu einem sehr schneidfreudigen Messer.


    Griff:


    Ein beidseitiges Parierelement schützt die Hand vor einem versehentlichen Gleiten in die Klinge. Es gibt dem Messer außerdem noch den Charme eines Kampfmessers, obwohl hier wohl eher die Assoziationen zum Wilden Westen auftauchen werden, als die des Krieges im Pazifik.




    Diese Version des Teddy II verfügt über einen Griff aus gepressten Lederscheiben. Zusätzlich findet man noch einige klassische Fibereinlagen, die dem Ganzen noch einen traditionellen Charme verleihen.




    Das Messer greift sich warm und fest an. Der Griff ist füllig und bietet ausreichend Platz für sehr große Hände.




    Der Knauf ist aus Aluminium und weist am Boden die Schraube auf, mit der der Griff verschraubt ist. Das Messer ist verständlicherweise eine Erlkonstruktion, Angst vor einem Versagen selbiger sollte man aber nicht haben. Wer das Messer in die Hand bekommt, wird dies ohne viel Erklärung schnell verstehen.



    Das Messer:


    Grundsätzlich kann man sagen, dass das Messer historische Anleihen an die Messer der Firma “Wade and Butcher” zur Schau trägt. Ich habe dazu schon etwas im Review zum Bark River Boone geschrieben, dem kleinen Bruder des Teddy II. Kurz gesagt: dieser Entwurf in seinen zahlreichen Variationen, war der Ursprung des amerikanischen Kampfmessers das unter anderem die Marines in den Pazifik begleitete.




    Dieser Wiedererkennungswert ist auch beim Teddy II deutlich zu sehen und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Messer keine Erinnerungen in einer beliebigen Person auslöst. Irgendwo hat jeder von uns so eine Messerform schon einmal gesehen und wurde davon in den Bann gezogen.






    Die Scheide:


    Die Scheide ist aus hochwertigem, dicken Leder gefertigt, einfach vernäht und vernietet. Die Sicherungslasche geht wie bei den meisten Scheiden von Bark River über das Parierelement und nicht über den Griff.





    Öffnet man die Lasche, kann man sie in einer Aussparung bei der Gürtelschlaufe einklemmen, um ein Anschneiden durch die Klinge zu verhindern.



    Die Nieten, die in regelmäßigen Abständen die Naht unterstützen, haben alle ein Loch in der Mitte, womit rein theoretisch ein zusätzliche Anbringungsoption in Form einer Schnur gegeben ist.



    In der Praxis:


    Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, das Messer auch ordentlich in den Wald auszuführen. Der Baum wurde jedoch von jemand anderem gefällt. ;)



    Am Gürtel trägt sich das Messer trotz seines Gewichts von fast einem halben Kilo erstaunlich angenehm. Im Grunde verwundert dies nicht. Die Last wird über den Gürtel schön auf der Hüfte verteilt. Erst längere Touren dürften hier eine etwaige Ermüdung zeigen.


    Wie dem auch sei, kommen wir zur Praxis.


    Mit seiner Größe und Klingenform eignet sich das Messer hervorragend als Haumesser. Ein armdicker, trockener Ast war in kürzester Zeit durchschlagen. Auch Batoning stellte absolut kein Problem dar. Durch die lange Klinge hat man genügend Fläche zum Batoning und der konvexe Anschliff der Klinge erledigt in Kombination mit der Masse des Messers den Rest.


    Auch das hackende Kürzen von Stöcken ging problemlos vonstatten. 2,5cm dicke Haselnußstöcke waren mit einen Schlag zu zertrennen. Im Grunde beängstigend!


    Die Spitze des Messers ist aufgrund des Anschliffes und der Konstruktion auch sehr robust. Stechen und Bohren in Holz waren kein Problem. Auch Gelenke und Knochen sollten hier also kein Problem darstellen (sollte man ein Tier zerlegen wollen).


    Feinere Arbeiten werden dann schon zu seinem Problem, bzw. erfordern eigene Grifftechniken. Manuelles Kürzen von Stöcken geht zwar aufgrund der Schärfe, ist aber bedingt durch die Größe des Messers schon mühsam. Wie man aber im Video sieht, sind Schnitztechniken für Feathersticks kein Problem. Man muss nur seine eigene Technik finden.



    Generell is das Messer sehr führig. Aufgrund der langen Klinge ist es kopflastig. Der Balance Punkt liegt beim Beginn der Schneide bzw. am Ricasso. Durch den Knauf und die Größe des Messers, lädt es zu kleineren Spielereien ein.


    Letztendlich kann man noch einmal sagen, dass der kantige Rücken des Messers eine Verwendung von Feuerstahl problemlos erlaubt.



    All diese Bemerkungen sind am Besten im Video zu sehen, dass ich euch hier noch als Ergänzung zeigen möchte.


    [Youtube]

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    [/Youtube]


    Resümee


    Kommen wir zum Schluss. Meine ehrliche Meinung zu dem Messer? Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben an dem Punkt angelangt, an dem ich jedem und damit meine ich wirklich JEDEM empfehlen muss, dieses Messer zu kaufen.
    Warum? Ich kann es euch weder objektiv noch rational erklären. Es tut mir leid, aber es ist so. Das Messer ist einfach auf seine Art und Weise ein Konstrukt, bei dem alles passt. Form, Ausführung, (historischer) Background, Material, Preis/Leistung. Es zauberte außerdem jedem dem ich es in die Hand gedrückt hatte ein Lächeln ins Gesicht.


    Die Größe ist unvernünftig, aber es dürfte niemals kleiner sein. Über Sinn und Unsinn von großen Messern kann man streiten. Vor allem in Deutschland und zu diesen Zeiten der unsinnigen dt. Gesetzgebung - bin ich froh, dass ich in Österreich lebe! Aber ich schweife ab.


    Hacken, Schneiden, Spalten, limitierte feine Schneidarbeiten… you name it.


    Man könnte auch soweit gehen und metaphysisch werden, indem man behauptet, das Messer hätte Seele. Und bei Gott, die hat es.


    In diesem Sinne lasse ich euch jetzt in der Ruhe, höre auf zu predigen und bedanke mich für eure Zeit und Geduld. Ich hoffe die Bilder und Worte gefallen euch.


    Last but not least möchte ich mich ausdrücklich bei hanomag bedanken, der mir das Messer für dieses Review zur Verfügung gestellt hat. Gleichzeitig möchte ich ihn auch verfluchen, dass er mich damit angefixed hat. Schande über dich!


    Vielen Dank auch an Jenni von Klingenwelt, die das Messer an mich weitergeleitet hat!


    Demnächst folgt noch ein Review zum Canadian Camp II.




  • Das mit den Anfixen glaub ich dir aufs Wort, bei mir reichen schon die Bilder um mich auf die Suche nach Bezugsquellen zu machen. Eigentlich wollt ich mir das El Gigante von Böker näher ansehen, aber das Teddy..... :love:

  • Das Messer ist wunderbar oldscool und ein Traum.Ich kann Deine "Emotionen" gut nachvollziehen :D


    Zu Deinen Revies muss man nichts mehr sagen! MMn hast Du noch ein wenig zugelegt!Die Bilder noch einen Tick besser(z.B Hintergrund)und noch ein Vid! :thumbup:

  • Zuerst einmal: Wieder ein tolles Review, stilistisch und inhaltlich "erste Sahne". Das liest sich so unterhaltsam wie informativ, und das ist bei Fachaufsätzen und -büchern ja nun wirklich keine Selbstverständlichkeit :) Mehr davon! :)


    Das Messer ist natürlich ein Achtzöller voll nach meinem Gusto. Was die feineren Arbeiten angeht, ist das natürlich zu einem Gutteil auch eine Frage der Gewohnheit. Positiv finde ich hier, daß die Schneide relativ nah vor der Hand beginnt - durch Umgreifen des Parierelements und seitliches Anlegen von Daumen und Zeigefinger an die Klingenflanken kann man mit so einem Messer bedarfsweise direkt vor den Fingerspitzen schneiden.


    Übrigens gibt es das Messer auch in einer "Hunter-"Variante mit einseitigem (unterem) Parierelement für die Anwender, die einen großen Guard unpraktisch finden.


    Kann Deine Begeisterung absolut nachvollziehen, die Begehrlichkeiten (leider :) ) auch. Schnell mal eine Runde mit meinem "Old Merc" spielen, sonst werde ich auch noch schwach :)

  • Vielen Dank, Jungs! Freut mich immer wieder, wenn ein wenig Feedback zu meinen Reviews kommt.


    Micha: Stimme dir voll und ganz bei. Wenn man sich einmal auf die Größe eingestellt hat, gehen die feinen Sachen auch überraschend gut. Im Gegensatz zum Boone stört das beidseitige Parierelement beim Teddy II aber weitaus weniger. Die Hunter Variante wäre für mich persönlich optisch keine Option.


    Gaston: Danke! Ich habe mir gedacht, dass zu dem Messer Jeansjacke und Stetson einfach besser passen, als Camo. :D Die Qualität der Bilder ist dank eines Geschenk meiner Eltern besser geworden. :)


    Nikolaus: Go West!

  • Heja David


    Klasse Arbeit von dir. :hatsoff: Das Messer passt in mein Beuteschema. Mir gefällt dieses Design einfach. :love: Glaube ich werde alt.



    LG


    Sacha

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

  • David
    deine Reviews sind sein Quelle der Freude :)


    Das Messer ist ja mal sowas von geil, hatte es gar nicht auf dem Schirm
    klassische Form und optisch genau die richtigen Proportionen


    Allerdings favorisiere ich die Hunter Variante, der obere Guard ist nix für mich und dieses Modell
    gefällt mir optisch besser :D


    Vielen dank für die Vorstellung Dave

    Cranium Society Lifetime Member

  • tolles Review, Danke.


    Das "haben wollen" - Gefühl wird hier eindeutig vom "HABEN-MUSS" - Gefühl verdrängt.


    :thumbup:

    Aus der Schwärze der Knechtschaft, durch blutige Schlachten, ans goldene Licht der Freiheit!

  • Hoi David! Vielen Dank für die Arbeit die du dir mit dem Review gemacht hast. Besonders gefällt mir die stimmige Erweiterung deiner sonst schriftlichen Reviews um das Video.

    In God We Trust, All Others We Monitor

  • Wieder so eine tolle Vorstellung eines klassisch angehauchten Messers. Da bekommt man richtig Lust sich mit nem großen Prügel in den Wald zu verziehen und alle fünfe gerade sein zu lassen. ;)
    Gruß Merc

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc

  • Ich selbst besitze kein Messer, das annähernd an die acht Zoll Klingenlänge heranreicht, ich hätte einfach keine gelegenheit, es zu benützen.
    Aber dein Review ist wieder so ausfühlich und toll bebildert, auch mit laufenden, daß ich richtig Sehnsucht nach so einem großen Messer bekomme. Danke.

    MfG, Joachim
    Nachrichten bitte per E-Mail.

    Einmal editiert, zuletzt von JB1964 ()

  • Nun hatte ich auch etwas Zeit mir deinen Test durchzulesen. Wie gewohnt eine schöne Strukturierung. Die Bilder und das Video überzeugen ebenfalls.
    Das Messer ist ja ein richtiges Monster. Obwohl es in etwa die gleiche Größe wie ein TG hat wirkt es doch noch etwas massiver. Vor allem der Griff scheint wirklich alle Handgrößen befriedigen zu können. Ist das Leder naturbelassen, oder mit etwas behandelt? Was mich auch noch interessieren würde ist ob das Parierelement angelötet wurde, oder eher á la Nick Wheeler mäßig befestigt wurde.


    Ein sehr schönes Messer, dass es eine Art "Seele" hat glaube ich dir gerne, man merkt an deinem Text, dass es dir tatsächlich gut gefallen hat. Freut mich!


    Grüße,
    itadakimasu


    ps: Du "schuldest" mir noch ein Foto deines ZT 180 ;)

  • Stimmt! Schulde ich dir noch... Ich glaube, ich hab sogar die Vergleichfotos gemacht und dann komplett darauf vergessen. Der Dezember war sehr intensiv bei mir.


    Lötstellen konnte ich keine entdecken. Vielleicht kann da Jenni näher darauf eingehen. Das ist jedenfalls kein Messer bei dem man mal schnell den Griff abnehmen kann um nachzusehen. Das Leder ist schön in sich verklebt und dann aufpoliert. Eine Versiegelung hat es aber nicht wirklich. Durch den Gebrauch ist es leicht aufgerauht.


    Merc Was glaubst du, was ich gemacht habe. :D


    JB1964 Joachim... zumindest ein großes Messer muss man besitzen. ;)


    @ Jenni Danke, dass du das Messer an mich weitergeleitet hast! Bei mir entwickeln sich gerade konkrete BRK Sonderwünsche, über die ich einmal mit dir reden muss.

  • Du das ist kein Problem, Dezember ist meistens ein stressiges Monat. Bin gespannt ob Jenni mehr weiß. Eine Frage habe ich dann doch nicht, Messer ist konvex auf Null runter geschliffen, oder?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!