Wenn's richtig billig sein darf und doch extrem stabil sein muss, ist dieses japanische Werkmesser eine exzellente Wahl: Denn ein stabileres Klappmesser ist mir bisher kaum untergekommen. Und mit einem Preisvon EUR 12,90 (über Dictum: Japanisches Werkmesser) ist es auf jeden Fall sein Geld wert.
Hier im Vergleich mit Messern von Opinel, Otter, Loewen, Kneissler und einem Higonokami:
Wie zu erwarten, ist das Messer recht derb verarbeitet: Der Hohlschliff zeigt Schleifspuren, die Schalen liegen nicht rundum bündig ab, die aufgesetzten Griffbacken werden um 1 bis 2 Millimeter überragt. Nutzer mit einem gewissen Anspruch an die Schärfe werden zunächst sicher zum Schleifstein greifen. Wenn ich mich richtig erinnere – das Messer ist nun schon einige Jahre in meinem Besitz – war der Schliff im Auslieferungszustand recht rau.
Und doch war ich von Anfang an begeistert. Zunächst finde ich die Stahlwahl gelungen: Der japanische SK5 ist mit 0,9 bis 1,0 Prozent Kohlenstoffanteil (Molybdän und Silizium je 0,30) ein reinrassiger und nicht-rostfreier Kohlenstoffstahl, der feine Schneidkanten und Schneidenwinkel verträgt und dabei belastbar ist. Nach korrekter Wärmebehandlung finden sich in seinem Gefüge kleine, aber harte Eisenkarbide, die zur Verschleißfestigkeit beitragen. Laut Händlerangabe beträgt die Härte der Klinge 58 HRC, was okay wäre.
Die Klinge ist mit drei Millimetern stabil dimensioniert, insbesondere, da alleine Ricasso/Klingenwurzel 27x20 Millimeter messen und die volle Stärke am Rücken fast bis zur Spitze gehalten wird.
Im Vergleich mit anderen Klappmessern (4. von links):
Im Vergleich mit einem Atwood-Prybar
Der beidseitige Hohlschliff beginnt 9 Millimeter unterhalb des Rückens und läuft über eine Höhe von 13 Millimetern auf 0,5 – 0,6 Millimeter aus. Daran schließt die eigentliche Schneidfase an, die ich auf 2 x 15° gesetzt habe.
Die drei Millimeter starke Rückenfeder steht am Griffende über und ist für die Aufnahme eines Fangriemens mit einer Bohrung (Durchmesser: 4,0 mm) versehen. Der geschlossene Griffrahmen besteht aus einem gefalzten Metallblech, mit dem die kräftigen Bubingaholz-Schalen über Niete verbunden sind.
Die Slipjoint-Feder in der Nahaufnahme:
Blick von vorne in den Griffrahmen (etwas angeschmoddert– Werkmesser halt...):
Und noch etwas gefällt mir an dem Messer: Sollte man nur eine Hand zur Verfügung haben, lässt sich die Klinge auch einhändig aus dem Griff bewegen. Das ist etwas umständlich und dauert seine Zeit, aber es geht. Und da das Messer keine Arretierung besitzt, fällt es – selbst wenn man eine einhändige Bedienbarkeit unterstellen wollte – nicht unter die strengen Bestimmungen des Paragraphen 42a des deutschen Waffengesetzes.
Das Werkmesser in der Hand:
Fazit: Ein reinrassiges (Feld-)Küchenmesser ist was anderes. Und auch mit einem Gentleman-Messer hat dieses brachiale Stück nichts zu tun. Aber ein Werkmesser kann – und sollte – vielleicht genau so sein:
Preiswert, scharf, schnitthaltig und hart im Nehmen.
Mit einem Feuerstein lassen sich übrigens brauchbare Funken aus dem Stahl schlagen...