RTAK 2 - welcher Stahl ist es denn jetzt?

  • Hallo Leute,


    ich habe mal 2008 oder 2009 ein RTAK2 bei ASMC gekauft. Jetzt hat Ontario irgendwann den Stahl bei diesem Modell gewechselt, da sie mit dem urspr. 1095er zu viele Probleme hatten. Anscheinend haben sie die Wärmebehandlung nicht in den Griff bekommen. Ich weiß nun nicht, ob ich ein Modell mit 1095er oder 5160er Stahl habe.
    Gibt es eine Möglichkeit das rauszukriegen oder muß ich Ontario anschreiben, wann sie das gewechselt haben?


    Dank und viele Grüße Jens

  • Hallo Jens,
    hast Du Probleme mit Deinem Exemplar? Da Du es schon so lange besitzt solltest Du doch wissen ob der Stahl in Ordnung ist, oder auch nicht.


    Bei beiden Varianten handelt es sich um Carbonstahl die sich in der Praxis nicht so riesig unterscheiden werden. Nutze also Dein Messer fleißig weiter, Stahlsorten werden meiner Ansicht nach eh oft überbewertet.

  • Wenn du keine Probleme mit deinem Messer hast ist das im Prinzip egal. Anvil1971 hat es schon erwähnt, beide Stähle sind einfache Carbonstähle, der 1095 Stahl ist ein Werkzeugstahl, der 5160 ist ein Federstahl. Wenn die Wärmebehandlung richtig verlaufen ist, musst du dir bei beiden keine Sorgen machen.

    vae victis

  • Ihr habt ja recht.
    Zur Erklärung, Ich hatte mal ein RAT 7, dies allerdings mit dem D2 Stahl und da ist mir die Klinge gebrochen. Daraufhin habe ich mir als Ersatz ein RTAK2 schicken lassen. Damit habe ich seit dem keine Probleme und habe auch hier die Beschichtung entfernt und die Mircata Schalen noch etwas konturiert. Passt jetzt schon. Mich hat aber schon beschäftigt, was Ontario da für Probleme hatte. Dann konnte man recht viele failure Videos im Netz sehen und dann noch die Neugründung von ESEE...
    Alles klar, bis dann!
    Jens

  • Wohl eher Probleme mit der WB als der Stahlsorte....
    Bei D2 für Haumesser hängt alles ohnehin an einer wirklich auf den Punkt gelungenen WB - Kershaw hat mit seinem Outcast diese Erfahrung ja auch schon mal machen müssen.
    Hat man das aber wirklich im Griff und dimensioniert die Klinge gescheit, hält auch D2 bei Haumessern - gewissen Gerüchten zum Trotz, nach denen es eigentlich schon bei Kontakt mit einer Brombeerranke zerscherben müßte wie Knäckebrot :)


    Jürgen Schanz z.B. hat aber bewiesen, daß man zwar natürlich darüber diskutieren kann, ob D2 "ideal" für diesen Zweck ist (....was es eher nicht ist...), man aber kaum so weit gehen kann, es sei dafür komplett ungeeignet.


    Ontario hat viele Messer aus 1095 gebaut, deren WB völlig in Ordnung war. Ich hatte einige Ontarios und hab sie alle ordentlich herangenommen, z.B. auch in Vergleichstests. Ich hab keins zerstört und war mit keinem unzufrieden, das Marine Raider Bowie gehört zu meinen Lieblingsmessern und hat im - durch Schärfung des Entenschnabels zusätzlich "ausgedünnten" - Spitzenbereich auch schon einige harte Treffer schadlos eingesteckt. Bei richtiger WB, wie gesagt, ist das ein sehr gutes Material für einen Zehnzöller, aber bei etwas geringerem Härtegrad auch noch für deutlich längere Klingen.


    Und 5160 ist doch wirklich ein Klassiker für Haumesser, Federstahl und mit den wesentlichen Eigenschaften des Materials, aus dem z.B. auch unverwüstliche Khukuris hergestellt sind - aber auch große Messer hochangesehener Messermacher wie z.B. Barry Dawson, John Gage, Larry Harley. Hatte mal ein panzerstarkes RD9 von Justin Gingrich, sehr gutes Messer!


    Insofern finde ich auch für Dich wichtiger, wie es nun konkret schlägt - beide Materialien haben "das Zeug" zu einem sehr guten Chopper, schau also, was die Macher konkret draus gemacht haben - und was Du jetzt damit machen kannst :)

  • [...]Hatte mal ein panzerstarkes RD9 von Justin Gingrich, sehr gutes Messer!

    Ja, das Messer ist immer noch der Hammer...danke Micha, dass du es damals verkauft hast! :D Ansonst stimme ich deinen Ausführungen zu, wobei mich ein großes Messer in D2 schon reizen würde um einen Vergleich zu meinen anderen Messern in C-Stählen zu bekommen.

    "It is useless for sheep to pass resolutions for vegetarianism, as long as the wolves remain of a different opinion." William Ralph Inge

  • Naja, es ist nicht unmöglich ein Haumesser aus D2 zu machen, die Frage ist nur, was habe ich von diesem Stahl wenn ich ihn auf 56 HRC anlasse. Man könnte es auch selektiv härten, obwohl jetzt alle aufspringen und meinen es geht nicht, ich sage, es geht doch.


    Die Wärmebehandlung ist bei Carbonstählen gar nicht so einfach wie man es sich vorstellt, es gibt genug verzogene Klingen obwohl man alles richtig gemacht hat. Ich nehme an, daß bei Ontario ein Problem bei der WB aufgetaucht ist. Könnte natürlich auch sein daß sie gerade ein sehr gutes Angebot für den 5160 Stahl bekommen haben, bei diesen Mengen ist das schon ein wichtiger Punkt. Aber solange das Messer keine Probleme macht würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen.

    vae victis

  • Hallo!


    Habe auch einige Ontarios und hatte mal flüchtigen Kontakt mit denen wegen einer Frage zu deren Produkten bzw. zu meinem Messer von Justin Gingrich. Im Laufe des Kontaktes habe ich sie auf das Problem mit der Wärmebehandlung angesprochen. Die Dame vom Kundendienst hat mir gesagt, dass es vor einigen Jahre mal solche Probleme gab, dass diese aber nicht so häufig waren, wie es im Internet dargestellt wird und das sich dieses Problem im Internet wohl immer noch hält, obwohl es Jahre zurück liegt. Sollte es aufgrund solcher Fehler dennoch ein Problem geben, ersetzen sie das Produkt und wenn es das Produkt nicht mehr gibt, ersetzen sie es durch etwas gleichwertiges... Falls das hilft... Dachte das könnte an dieser Stelle interessant sein...

  • ich frage mich zuerst einmal, wieso eine Firma die seit über 120 Jahren Messer macht, Probleme haben soll eine Klinge aus C100 zu härten. Selbst wenn da nur Stümper gearbeitet hätten und nach dem System -learning by doing- eine Klinge nach der anderen geschrottet hätten, spätestens nach Teddy Roosevelts Amtszeit hätten sie nur excellente Klingen produziert.
    Also, irgendwie kann ich das nicht nachvollziehen. Zudem, die Wärmebehandlung eines niedriglegierten Stahls stellt eine Härteanlage vor keinerlei Probleme, C60 kann man ohne großen Aufwand in einem Schmiedefeuer erwärmen und anlassen, wieso sollten elektronisch gesteuerte Öfen dann daran scheitern? Man sollte sich allerdings die Mühe machen nach dem Warmformen die entsprechenden Glühverfahren zu machen, sonst kann das beim Härten zu Ausschuss führen.


    Ich sehe das eher darin begründet dass der C60 (ich nehme jetzt einfach mal die alten Bezeichnungen, dann weiß jeder wo er dran ist, einschließlich mir) einfach mittlerweile billiger ist, C100 ist zwar nicht übermässig teurer, aber in Angesicht einer Firma die anscheinend immer noch im eigenen Land produziert, muss man mit jedem Dollar rechnen. C60 hat eine gute Verfügbarkeit, ist günstig, er lässt sich gut warm verformen oder kalt zerspanen, und erreicht hohe Ansprunghärten. Gut, bei einer Druckschnittbelastung bei einer sehr fein ausgeschliffenen Klinge wird er ein wenig hinter C100 zurückbleiben, aber das ist bei normaler Anwendung marginal.


    C60 ist entgegen allen Unkenrufen ein einwandfreier Stahl für eine Klinge, wieso auch nicht? Man kann ihn auf cirka 60 hrc anlassen und hat eine hochbelastbare, fast schockresistente Klinge. Wer es nicht glaubt, gute Äxte sind aus C60 und halten ganz andere Schockbelastungen an der Schneide aus als Messerklingen. Diese Stähle, ich nehme jetzt mal alles niedriglegierte mit an Bord, also alles untereutektoide an "Kohlenstoffstählen", sind ohnehin in der heute durchgestylten Zeit total unterschätzt.
    Die Aussage von -Anvil1971- nehme ich gerne auf, dass "Stahlsorten oft überbewertet werden", ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten Stahlsorten sind nicht nur überbewertet, sie werden nicht richtig eingeschätzt. Es geht oft darum dass persönliche Vorlieben hier das Sprachrohr übernehmen und mitteilen was dieser oder jener Stahl für eine "Superstahl" ist. Das mag im ersten Augenblick Eindruck machen, aber bei genauer Betrachtung gibt es einen neu erfundenen "Superstahl" kaum, die meisten sind schon vor über 60 Jahren in der Fachliteratur gelistet und was noch wichtiger ist, es kommt auf den jeweiligen Anwender an und was er mit der Klinge macht und es geht nicht darum was sich momentan gut an den Mann bringen lässt.


    In so einem "Marktschreierwettbewerb" hat dann ein Stahl wie C60 kaum noch eine Chance, es wird auch keine Renaiccance dieses Stahls geben, davon bin ich fest davon überzeugt. Es gibt ihn eben noch weil die Industrie ihn braucht, er ist ein "Mädchen für Alles", siliziumlegiert als Federstahl, geringfügig mit anderen Legierungen versehen macht er Dienst als Maschinenbauteil oder als Werkzeug.


    Ich würde mir also keine Gedanken darüber machen wenn meine Klinge aus C60 wäre, immerhin, Katanas haben 0,6 - 0,7 Prozent Kohlenstoff


    Viele Grüße
    Roman


    PS: wenn schon ein Haumesser aus D2, dann bitte nicht aus dem handelsüblichen Zeug sondern aus solchem Material wie Sverker21, das ist zwar im Prinzip 1.2379, aber doch in weitaus besserer "Darreichungsform". Jetzt wird man mir wieder nachsagen ich hätte etwas gegen D2, mir ist es im Prinzip egal, aber was normalen D2 betrifft, einfach mal bei den -Härterei News von Uddeholm nachlesen, Ausgabe Dezember 2008, Seite 2/3. Autoren die bei Uddeholm schreiben haben einfach mehr Ahnung von Stahl als Messermacher und -anwender, das muss man neidlos zugeben. Wenn diese "Jungs" von weit gefächerten Analysegrenzen schreiben bedeutet das im Prinzip dass der Stahl nicht das ist was er sein soll, und wenn die schon von sich aus den eigenen 1.2379 so darstellen als ob kein Mensch genau weiß was zum Schluss drin ist und auf den Sverker21 verweisen, dann kann sich jeder seinen Teil denken.

    panta rhei

    Einmal editiert, zuletzt von juchten () aus folgendem Grund: das Übliche, Wörter und Kommas vergessen, hier noch ein paar Kommas, bitte setzen nach Belieben,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,

  • Guten Abend!
    Vielen Dank für die zahlreichen und sehr erschöpfenden Beiträge zu diesem Thema. Besonders gut finde ich, dass die Wichtigkeit der Stahlsorte relativiert und die Relation zum Anwendungsgebiet unterstrichen wurde. Richtig geil finde ich auch, dass hier nicht nur Anwender, sondern auch Leute einen Beitrag bringen, die selber Messer bauen. Top!!
    Ich wünsche Euch noch einen guten Abend....ich trinke jetzt ein Halbes!!!
    Jens

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