Die Hammer-Polka zum Dengeln eines Sensenblattes

  • Servus Forumskollegen!


    Gestern habe ich einen Bauern aus meiner Gegend besucht und wir kamen durch einen Zufall auf das Thema 'Sense mähen'. Letztes Jahr hatte ich mal einen Mähkurs gemacht, um den Garten mähen zu können. Eine Sense, ein Rechen und eine Heugabel fanden sich dann auch recht schnell. So konnte ich letztes Jahr mal meine Fähigkeiten als 'Sensenfrau' testen... :D


    Ganz klar: So einfach ist das nicht! Der Worb (Sensenbaum) muß körpergerecht passen und die Klinge muß richtig eingestellt werden. Die Technik ist nicht schwer zu erlernen, aber für eine saubere Maht und eine körperschonende Haltung braucht man schon Konzentration, bis sich Routine einstellt und man braucht eine scharfe Schneide!


    Die scharfe Schneide bekommt man durch Wetzen mit dem Stein (den man immer in einem mit Wasser gefülltem Gefäß - dem Kumpf - bei sich trägt) und durch Dengeln. Zum Dengeln braucht man einen Dengelamboß und einen Dengelhammer. Beides besitze ich noch nicht und holte mir bei dem Gespräch mit dem Bauern den entsprechenden Rat. Beim Dengeln schlägt man möglichst gleichmäßig mit kleinen Schlägen auf die Klingenkante. Da so eine Klinge ja recht lang ist (meine 75cm), ist es etwas mühselig, im Schlagtakt zu bleiben. Zur Hilfe kann man sich eine Melodie nehmen, meinte der Bauer, die Hammer-Polka! Man schlägt also im Takt dieser Melodie auf die Klinge und erreicht so einen gleichmäßigen Schlag. Klingt plausibel!


    https://www.youtube.com/watch?v=baDPcR8Tt38
    Hier nochmal in groß:
    https://www.youtube.com/watch?v=Rt60oHRUOms


    Was meinen die Schmiede von uns dazu? Herr juchten? Arbeitet Ihr auch nach dieser Melodie?
    Mäht sonst noch jemand hier mit der Sense? Wie dengelt Ihr?

    Wer seinen eigenen Weg geht, braucht niemanden überholen und kann auch von niemandem überholt werden. Karl Pilsl


    The Gear Saddlery - Mein Angebot

    2 Mal editiert, zuletzt von Eule ()

  • hallo Kerstin, ich bin mal so frei einen Text, den ich mal verfasst hatte, einfach zu kopieren und hier einzustellen, Urheberrechte kann ich ja nicht verletzen, ich bin der Verfasser dieser Zeilen.




    ...wie bereits schon angeführt, wird die Sense gedengelt um sie wieder
    mähfertig und abziehfreudig zu machen. Dazu wird die Schneide des
    Blattes wieder dünn ausgetrieben, wenn möglich nicht in Wellenform.




    Ob ich auf einem althergebrachten Dengelstock oder auf den modernen
    Dengelhilfen arbeite ist letztendlich egal, wobei die neuen
    Errungenschaften das Dengeln wirklich vereinfachen.




    Wenn es dann auf die alte Weise geschehen soll ist das erste was man
    braucht Zeit, dann kommt der Hammer und der Dengelstock ins Spiel.


    Hammer und Stock sollen plane Fläche haben, der Hammer muß immer wieder
    im Wasser gekühlt werden. Dengeln auf diese Art kann ich hier leider
    nicht erklären, am besten man lässt es sich zeigen. Es gibt noch immer
    in vielen Dörfern ältere Herrschaften die es noch können und einem gerne
    zeigen wie es ausgeführt wird.




    Wenn das Sensenblatt durch widrige Umstände wirklich einmal Scharten
    oder gleichgelagerte Beschädigungen aufwirft ist es meist einfacher die
    Schneide wieder mit einem groben Stein in Form zu schleifen, dann zu
    dengeln und abzuziehen.


    Sollte man dazu eine Schleifmaschine benutzen muß man auf ausreichend Kühlung achten, da ein Sensenblatt sehr schnell ausglüht.


    Natürlich kann man auch eine solche Schneide auch wieder durch dengeln,
    abziehen, Mähen und wieder abziehen usw. in Form bringen, es dauert eben
    nur länger.




    Ob ich einen "Holz- oder Metallwurf" (Griff) verwende hängt vom Anwender
    ab. Holzwürfe kann man immer noch im Fachhandel kaufen, hier bei uns
    für cirka 20 Euro, im benachbarten Frankreich habe ich sie für 15 Euro
    gesehen.


    Ob sich jemand noch einen Wurf aus einer jungen Esche machen möchte ist
    Ansichtssache. Anleitungen dafür gibt es auf jeden Fall in Fachbüchern.




    Was das Sensenblatt betrifft, leider haben die Sensenblätter aus den
    Baumärkten mit den Sensen von Schröckenfux oder anderen Anbietern von
    Qualitätssensen nichts zu tun. Der Unterschied zwischen einer
    Baumarktsense und einem Qualitätsblatt ist wirklich enorm. Mein bestes
    Sensenblatt habe ich in Österreich erstanden, es ist ein Genuß damit zu
    mähen. Mein Lob an die dortigen Märkte für landwirtschaftliches Gerät.




    Was das Abziehen der Sense betrifft, zuerst einmal muß man an sich
    denken. Das Blatt einer Sense besteht zwar nicht aus s30v, schneidet
    aber schnell und tief, bedingt durch die Dünne der Schneide und der
    Eigenbewegung der Hand beim Abziehen.




    Zum Abziehen benutzt man auch heute noch zwei Abziehsteine, einen groben
    und einen feinen, der durchaus mit der Feinheit eines belgischen
    Brockens vergleichbar ist. Auch sollte man auf ausreichende Länge der
    Abziehsteine achten um die Hand immer in respektvoller Entfernung zum
    Blatt zu halten.




    Die Striche mit dem Abziehstein werden zum Großteil auf dem oberen
    Bereich der Schneide geführt, die Striche auf dem hinteren Teil des
    Blattes dienen zur Begradigung des Grates. Beim Abziehen bitte den Fuß
    auf den Handgriff stellen, der sich am Boden befindet, so steht die
    Sense besser und "schwänzelt" nicht.


    Wenn man regelmäßig mit dem feinen Abziehstein schärft kann man ein
    gerüttelt Maß an Wiese mähen ohne den groben Stein einzusetzen.




    Ich weiß daß alle die das hier lesen nicht unbedarft sind was scharfe
    Klingen betrifft, trotzdem, wenn man ein Sensenblatt abzieht sollte man
    sich durch nichts ablenken lassen, es ist nur die Sache eines
    Augenblicks und man hat sich schwer verletzt.




    Das Mähen selbst gestaltet sich oft für einen Beginner dahingehend
    schwierig, weil er möglichst viel mähen will. Einfacher ist es am Anfang
    kurze und nicht zu breite Schnitte mit der Sense zu machen, das
    Weitausholen und breite Schnitte kommen von allein im Lauf der Jahre.


    Beim Mähen soll man darauf achten die Spitze des Blattes nach oben zu
    halten und mit dem hinteren, breiten Teil des Blattes die Mäharbeit zu
    machen. So vermeidet man auch das Schlagen der Sensenspitze in den
    Grund, was der Sense und auch der Laune des Mähers nicht bekommt.




    Anfangs ist es auch ratsam den "Hintern" (den hinteren breiten Teil des
    Blattes) der Sense, wie mein Vater und Großvater immer zu sagen pflegte,
    auf den Boden aufzusetzen oder direkt darüber zu führen. Dann ist der
    Schnitt eben und das Gras wird nicht unterschiedlich hoch abgeschnitten.




    Mähen mit der Sense ist heutzutage für viele von uns eine ungewohnte
    Tätigkeit, natürlich ist sie mit Bewegung verbunden, aber es ist eine
    elegante Arbeit. Im Gegensatz dazu sieht jemand, der mit einer
    Motorsense bewaffnet und zudem entsprechend gerüstet auftritt, wie ein
    lärmender moderner Ritter aus.




    Ich hoffe ich konnte mit meinen Anregungen ein bißchen helfen, es gibt
    mittlerweile, so glaube ich, sogar ein Büchlein daß sich mit dem Mähen
    mit der Sense befaßt...........


    soweit die Worte von damals.
    Das Dengeln selbst ist immer ein Geduldsspiel und passt irgendwie nicht mehr in diese "Internethypzeit", obwohl es noch einen hartnäckigen Kern von Mähern gibt und solche die jedes Jahr dazu kommen. Ich weiß nicht wieviel Dengelstöcke ich die letzten Jahre zu Hawks umgeschmiedet habe, schlecht habe ich mich dabei nicht gefühlt, drei gute Dengelstöcke habe ich behalten, nutze sie aber nicht. Es ist nicht so dass ich nicht gern von Hand mähe, ich bilde mir ein das noch relativ sauber über die Bühne zu bringen, aber ich dengle lieber auf dem Amboss, so ein Dengelstock ist ja auch nur ein portabler Ersatz für einen Amboss.
    Wichtig ist wirklich das man im Takt bleibt, sonst ist das Ergebnis der ganzen Dengelei unbrauchbar, so ein verdammt dünnes Blech verzieht sich eben ruckzuck wenn man mit unterschiedlich starken Hammerschlägen auf ihm herum klopft. Das erste Ergebnis vom freien Dengelen wird sowieso aussehen wie ein Folterinstrument aus irgendeiner Schurkenzeit, man kann sich viel Frust ersparen wenn man sich so eine kleine Dengelhilfe käuft und damit dengelt, es erspart immens Zeit und Ärger.


    Und ich schreibe es nochmal für alle die "back to the roots" unterwegs sind, eine Sense ist zwar schon ein bißchen antiquiert, aber es ist kein Spielzeug, wir reden von einer langen Schneide die ohne Mühe weiche und starre Grashalme sauber abschneidet, genauso sauber schneidet sie Haut, Gewebe und Sehnen durch wenn man beim Wetzen nicht aufpasst.


    Viele Grüße
    Roman


    PS: Bitte fragt mich nicht ob man Opas verrostete Sense noch aufarbeiten kann, einfach grob schmirgeln, lacken und als Erinnerung an die Schuppenwand hängen, Sensen schneiden am besten wenn sie gut in Schuß, also neu, sind. Wenn es auch ein wenig aus der Mode gekommen ist, es gibt wieder Sensen in jeder Form zu kaufen.


    PSPS: Dass der Text in "Gedichtsblöcken" erscheint war nicht meine Schuld

    panta rhei

    Einmal editiert, zuletzt von juchten () aus folgendem Grund: was vergessen

  • Vielen Dank, juchten, für Deine detailreiche Ausführung!


    Deine Beschreibungen bestätigen und ergänzen die Erklärungen meines Lehrers! :thumbup:


    Das Dengeln sollte man sich zeigen lassen, das sehe ich auch so. Da gibt es so Vieles, was man falsch machen kann. Hier habe ich noch ein Video über einen Dorfschmied gefunden, der sinnigerweise im Takt der Hammer-Polka dengelt... 8o


    https://www.youtube.com/watch?v=nJ5P-uzf5LE

  • Bin mal gespannt auf deinen Erfahrungsbericht vom "Döngin"!!!
    Mir hats noch mein Opa gezeigt, und obwohl ich mich jetzt nicht gerade als ungeschickt bezeichne, lass ich mittlerweile die Hände davon!


    Also bitte schreib uns wie dein erstes Ergebnis, bzw deine erstes mal Döngin ausgefallen is!!!

    Have you my go-stop over-meadow’d?.

  • Bin mal gespannt auf deinen Erfahrungsbericht vom "Döngin"!!!
    Mir hats noch mein Opa gezeigt, und obwohl ich mich jetzt nicht gerade als ungeschickt bezeichne, lass ich mittlerweile die Hände davon!


    Also bitte schreib uns wie dein erstes Ergebnis, bzw deine erstes mal Döngin ausgefallen is!!!


    I will do my very best! :bibber:


    Nötig hat es das Blatt vor der ersten, diesjährigen Wiesen-Rasur. Der Bauer meinte schon daß es gut für mein erstes Dengeln ist, daß mein Blatt eh schon alt ist und Macken hat, dann kann ich nicht zuviel kaputt machen... :rolleyes:

  • Achte darauf dass du morgens mähst, da geht’s am besten. :reaper:

    Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer.
    Es gibt Tage da wirst du mit dem Kopfschütteln einfach nicht fertig.

  • Da verstopft bei mir immer das Rohr morgens :D
    An meinem Mäher



    Gruß Chris

  • Wenn das Gras noch vom Tau nass ist kann man am besten sensen.
    Hast du einen Führerschein für die Gulitschka.

    Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer.
    Es gibt Tage da wirst du mit dem Kopfschütteln einfach nicht fertig.

  • Klar glaub ich dir ich brauch immer trockenes Gras sonst verstopfts den Durchgang...
    Ich hab Glück Führerscheinfrei wobei es schon sehrrr sehhhrr viel können erfordert so eine Höllenmaschine zu steuern. Leistung im Überfluss ich muss also immer vorsichtig sein beim Gasgeben sonst ist mein englischer Rasen im Arsch. ASR und ESP hat dieses Modell leider noch nicht. Aber dank Schaltautomat kann ich meine 7 Gänge in Volllast hoch und runter jockeln. :D


    Gruß Chris

    Einmal editiert, zuletzt von (Über)Lebenskünstler ()

  • Achte darauf dass du morgens mähst, da geht’s am besten. :reaper:


    Wenn das Gras noch vom Tau nass ist kann man am besten sensen.


    Danke für den Tipp! Das war auch ein Rat meines Lehrers. :thumbup:


    @(Über)Lebenskünstler:
    Cooler Rasenmäher! :thumbup:


    GottSeiDank muß ich bei der Wiese nicht so einen sauberen Schnitt hinlegen, wie bei einem Rasen! :whistling:

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