The english version of this review can be found at Pine Survey.com .
Ich wurde kürzlich von einem Leser aus Großbritannien darum gebeten, einige Vergleichsfotos zu machen, die Multicam, Slocam und PenCott miteinander gegenüber stellen. Nach regem Mailverkehr kamen wir zum Schluss, dass ich gleich die ganze mir zur Verfügung stehende Multicam und PenCott Familie mit SloCam vergleiche.
Ausgelöst durch diese Diskussion, habe ich mir einige grundsätzliche Gedanken zu Tarnmustern im Herbst/Winter gemacht, die ich hier voraus schicken möchte, bevor laut aufgeschrien wird, dass es ja dementsprechende Wintermuster gibt und der Test defacto obsolet ist.
Im Grunde könnte ich sagen: Ich habe es gemacht, weil ich es kann - lebt damit. Aber man(n) will ja nicht arrogant erscheinen. Insofern:
- Es gibt nicht viele Armeen, die ihre Soldaten tatsächlich mit einem Wintertarnmuster ausstatten. Am ehesten findet man noch weiße Tarnüberzüge, aber selbst diese werden zur Materialerhaltung nur selten ausgegeben.

- Weitere Gründe wären, dass man auch dementsprechend farblich ausgestattete Ausrüstung verteilen müsste, was zusätzliche Kosten verursacht.

- Klimatische Bedingungen spielen natürlich auch eine Rolle. Die beste Wintertarnung hilft nichts, wenn kein Schnee liegt. Man könnte argumentieren, dass ein Bürokrat hier einen Kosten/Nutzen Rechnung kalkuliert und Wintertarnmuster einfach gestrichen hat.
Gehen wir also vom Fall aus, dass Soldaten nur Uniformen in einem Muster erhalten haben. Welches dies nun ist, sei dahingestellt. Jedenfalls habe ich die Diskussion über E-Mail spannend genug gefunden, meine Camo Tests mit den mir möglichen Ressourcen zu wiederholen.
Methodische Einschränkungen:
Wie immer erhebe ich keinen Anspruch auf wissenschaftliche Ergebnisse. Vielmehr möchte ich mit meinen begrenzten Möglichkeiten zeigen, wie gewisse Tarnmuster außerhalb ihres Komfortbereichs funktionieren, bzw. wie universell Tarnmuster tatsächlich sind.
Ich habe wieder versucht unterschiedliche Umstände zu fabrizieren:
- Szenario 1: Schneehang im Mischwald in der Dämmerung
- Szenario 2: offener Hang im direkten Licht mit Schneefeldern
- Szenario 3: offener Waldboden mit geschlossenem Blätter-/Nadeldach.
Der Gedanke dahinter war, dass man nicht immer wie im Bilderbuch eine Deckung vorfindet und auch einmal in eine Situation kommt, in der man im offenen Sichtfeld ist. Insofern spiegeln diese drei Szenarien, keine Idealbedingungen wider - alleine schon aus dem Grund, da es diese im echten Leben nicht gibt.
Was noch erwähnt werden muss: Die Bilder sind nicht als Suchbilder zu verstehen. Das Tuch mit dem dementsprechendem Muster ist immer im Zentrum des Bildes und demnach auch sofort vom Auge zu identifizieren. Immerhin sind es nur Tücher und schon anhand der geraden Linien der Ecken zu erkennen.
Verwendete Muster und ihr eigentlicher Einsatzbereich
In diesem Test werden folgende Muster verwendet - mehr würden einfach den Rahmen sprengen.
Multicam - als Universalmuster konzipiert, primär für aride und wüstenartige Gebiete.
Multicam Tropic - speziell als Muster für gemäßigte und tropische Zone entwickelt.
SloCam - der slowenische Versuch ein Universalmuster zu entwickeln, das dem in der NATO verwendeten Multicam/OCP ähnelt.
PenCott Greenzone - spezielles Muster für gemäßigte und tropische Zonen.
PenCott Badlands - spezielles Muster für aride und wüstenartige Gebiete (hier in der alten Version, mittlerweile gibt es eine aktualisierte Farbpalette mit höherem Kontrast bei den Micro, Midi und Macro Elementen).
Szenario 1
Schneehang im Mischwald, Dämmerung. Abstand zur Kamera ca 20m. Tuch befindet sich auf Brusthöhe, entspricht also einem gebückten, knienden Individuum.
Multicam
Multicam
Hier entfaltet Multicam seine Effektivität, die es so berühmt gemacht hat. Die Brauntöne entsprechen der umliegenden winterlichen Vegetation und die weißen Kleckse im Muster passen sich an den umliegenden Schnee an. Auch wenn Multicam im Frühjahr/Sommer in Europa nur mäßig tarnt, erledigt es im Winter und Herbst einen guten Job.
Multicam Tropic
Multicam Tropic
Anders ergeht es dem farblich abgeänderten Tropic Muster der Multicam Familie. Wie in einem früheren Review schon berichtet, fehlt es hier an Kontrast und man erhält nur einen dunklen Farbklecks, der sofort ins Auge fällt. Ein Grund, das Muster hier in den Test mit einzubeziehen, war vor allem die auf unsere Breiten abgestimmte Farbwahl, die im Frühjahr/Sommer zwar funktionieren mag, einen Soldaten ohne Winterausstattung jedoch in der kalten Jahreszeit kompromittieren würde.
SloCam
SloCam
Slocam lebt interessanterweise im Herbs/Winter so richtig auf. Hatte man in seinem Heimatland wohl die farbliche Umgebung der Karstregion im Hinterkopf, so kann man sich vonseiten der Designer verdient auf die eigene Schulter klopfen wenn es um die kalte Jahreszeit geht. Sowohl im Sommer als auch in den Wintermonaten ist man mit SloCam sehr gut aufgestellt. Die kontrastreichen Elemente brechen das Muster ausreichend auf und die Farbpalette entspricht auch der abgestorbenen Vegetation im Winter.
PenCott Greenzone
PenCott Greenzone
Genauso wie Multicam Tropic ist PenCott Greenzone nicht auf den Winter ausgelegt. Nicht umsonst bietet Hyde Definition wie Crye hier auch mehrere Farbkombinationen an. Was jedoch erstaunt und in starken Kontrast zu Multicam Tropic steht, ist die Wirksamkeit des Makromusters beim Aufbrechen der Silhouette. Die Tatsache, dass das Muster auch zu 40% aus Brauntönen besteht, lässt das Muster bei weitem nicht so herausstechen, wie man es aufgrund der giftigen Grüntöne glauben mag. Wenn man genauer hinschaut, könnte man meinen, dass die beiden braunen Elemente am Tuch Ästen entsprechen. Es ist also nicht ideal, aber gleichzeitig nicht so schlecht aufgestellt wie Multicam Tropic.
PenCott Badlands
PenCott Badlands
PenCott Badlands fügt sich in diesem Szenario gleich wie das originale Multicam aufgrund der Brauntöne hervorragend in das Umfeld ein. Die weißen Elemente sind bei diesem Muster nur auf der Micro Ebene vorhanden und spielen insofern auf 20m weniger eine Rolle. Viel mehr wirkt auch hier vor allem das Makro Muster beim Aufbrechen der Form.
Hier muss noch angemerkt werden, dass dies Version 1 des Badlands Farbton ist. Mittlerweile ist die Farbpalette besser abgestimmt und kontrastreicher in Bezug auf die Makro Muster.
Szenario 2
Offener Hang mit vereinzelten Schneefeldern zur Mittagszeit. Fabric Shine wird zum Thema durch das Licht. Die Distanz entspricht wieder ungefähr 20m. Das Tuch ist jeweils auf Bauchhöhe und könnte einem kniendem Individuum von der Höhe entsprechen.
Multicam
Multicam
Hier ist Multicam wieder in einem optimalen Umfeld. Auch wenn das Muster nicht über den Kontrast die Form aufbricht, so wirkt die Farbpalette jedoch in diesem Bereich. Der Hauptgrund, dass man das Muster erkennt, ist hier die gerade Kante des Tuches.
Multicam Tropic
Multicam Tropic
Multicam Tropic hat hier wieder dasselbe Problem. Es sticht zwar nicht derartig heraus, wie man es glauben würde, das Tuch bekommt aber durch die Lichtverhältnisse einen dunklen blaugrünen Stich. Im direkten Licht kommt aber auch endlich das Makro Muster zum Vorschein und wirkt Tigerstripe mäßig.Im Gesamtkontext passt das Muster hier vor allem WEGEN seiner dunklen Farben - wäre es einen Meter auf der Seite, würde die Geschichte anders ausgehen.
SloCam
SloCam
Auch hier punktet SloCam wieder durch Kontrast und Farbpalette. Ich denke, das Bild muss nicht näher erklärt werden.
PenCott Greenzone
PenCott Greenzone
Im direkten Licht und dem offenen Hang sticht PenCott Greenzone auch hier nicht so markant heraus, wie man es zunächst aufgrund der Farbpalette denken würde. Die Brauntöne und das Makro Muster wirken auch hier recht gut und entschärfen die grünen Stellen im Muster.
PenCott Badlands
PenCott Badlands
Die Brauntöne bei der alten Badlands Version dominieren und lassen das Makro Muster nur partiell zur Geltung kommen. Es passt zwar aufgrund der Farbpalette in das Umfeld, die anderen Muster passen sich aber aufgrund der zusätzlichen Grüntöne harmonischer an. Ich muss wirklich einmal das neue Badlands in die Hände bekommen und ausprobieren.