Hallöchen zusammen!
Freundlicherweise wurden dem Chef der Blade-Community (Nordwind) auf seine Anfrage hin vom chinesischen Messerhersteller "Kizer" zwei Messer für einen Passaround zur Verfügung gestellt. Im Anschluss an diesen sollte eine Materialanalyse des Klingenstahls eines Messers durchgeführt werden.
Insbesondere die "Echtheit" des angegebenen Messerstahls ist ja oft ein Unsicherheitsfaktor nicht-europäischen bzw nicht-amerikanischen Serienmessern.
Dieses Messer war dafür prädestiniert, da es sich bei diesem Messerstahl, laut Hersteller, um S35VN handelt. Einem der eher teureren Stähle.
Es wurden durchgeführt:
REM-EDX Analyse
Härtemessung (Rockwell C)
Funkenspektroskopie
Um kurz die Pointe vorwegzunehmen, es ist der angegebene Stahl.
REM-EDX:
Bei der Rasterelektronenmikroskopie bzw. der zusätzlich durchgeführten Energiedispersiven Röntgenspektroskopie wird das Messer mit einem Elektronenstrahl abgelasert um ein vergrößertes Bild zu erzeugen.
Diese vergrößerte Aufnahme wird weiterhin mit Elektronen beschossen, wodurch die getroffenen Elemente reagieren und eine elementspezifische Resonanz abgeben.
Dadurch lässt sich die Zusammensetzung analysieren (so zumindest die laienhafte Erklärung). Der grosse Nachteil dieser Methode: Es betrachtet nur die Oberfläche, daher ist idealerweise eine Bruchstelle zu betrachten.
Hier die Klinge beim Einlegen in die Vakuumkammer (der ganze Apparillo ist raumfüllend):
Das ganze ergibt dann so Aufnahme (1000-fache Vergrösserung) mit den jeweils erkannten Elementen (nur eine Auswahl):
Ergibt eine Zusammensetzung von:
Der Experte erkennt sofort, über 5% Kohlenstoff kann nicht stimmen. Trotz unterschiedlicher Betrachtungspunkte und Vergrösserungen ergaben sich nur kleine Änderungen der ermittelten Zusammensetzung.
Wir denken, dass das Stonewashen mit Siliziumkarbidsteinen die Oberflächen mit Schleifstaub versehen hat, der die Analyse beeinträchtigt hat.
Damit war die Untersuchung nichtig, was blieb war eine Nahaufnahme
Härtemessung Rockwell C:
Ich denke zur Rockwellhärtemessung muss ich nicht viel sagen.
Das Ergebnis der Härteprüfung ist hier abgebildet:
Wieso die Härte an der Klingenwurzel abfällt ist leider nicht klar, möglicherweise wurde die Klinge dort während des Härteprozesses gehandhabt.
Nichtsdestotrotz sind 54°HRC kein allzu schlechter Wert und im relevanten Bereich der Schneide befinden wir uns bei durchschnittlich 58°HRC.
Funkenspektroskopie:
Unglücklicherweise erfordert die Analyse der Funkenspektroskopie eine plane Prüfstelle von über 10mm.
Dies war leider nur an der sichtbaren Stelle möglich, nichtsdestotrotz betrachte ich das Ergebnis doch als aussagekräftig. Ideal wären 5 Messungen an verschiededenen Stellen.
Vergleich der angegebenen Elemente mit denen der Funkenspektroskopie:
Kohlenstoff: 1,4 % (1,3%)
Chrom: 14% (14,19%)
Vanadium: 3% (2,94%)
Molybdän: 2% (1,93%)
Niob: 0,5% (0,407%)
Auf Grund der nur geringen Abweichungen der enthaltenen Legierungselemente kann man davon ausgehen, dass tatsächlich der angegebene Stahl verwendet wurde/wird.
Die vorkommenden weiteren Elemente sind vermutlich durch allgemeine nicht-eliminierbare Verunreinigungen des Stahles erklärbar.
Mit freundlichem Gruß
Pascal