Weil ich nicht unnötig nerven und "belehren" will, mache ich es sehr allgemein und kurz (gilt auch nicht nur für Hunde):
Ein (innerer) Konflikt entsteht in einer Situation, bei der nicht klar ist ob sie positiv oder negativ ausgeht.
In solchen Konfliktsituation kann man vier mögliche Verhaltensweisen (bekannt als die 4F) zeigen:
- Freeze (ein "aus Angst erstarren", nicht zu verwechseln mit der kurzen Ruhe, bei der man abwartet und nachdenkt) .... relativ kurze Zeitspanne, löst in den seltensten Fällen das Problem
- Flight .... die Flucht ist wirkungsvoll, aber nicht immer möglich. Optimal ist es, wenn man dem Hund gelernt hat, dass man als Hundeführer eine sichere Zone ist, dann kann der Hund zum Hundeführer "flüchten".
- Fiddle/Flirt .... jedes Verhalten, das darauf abzielt, Zeit zu gewinnen. Reicht von irgendwo herumschnüffeln bis hin zu "spielen", wobei das kein echtes und angenehmes Spiel ist, sondern nur dazu dient, den (scheinbar) gefährlichen Auslöser der Konfliktsituation nett zu stimmen (kennen auch alle Polizisten oder auch Türsteher - seltsame Scherze, gekünsteltes Lächeln oder Lachen, usw.)
- Fight .... der Angriff, dessen Auswirkung auf den Angreifer ich gleich ein bisschen besser beschreibe
Vereinfacht erklärt kann man davon ausgehen, dass ein Hund (auch Mensch) in jeder Konfliktsituation mit einer oder mehreren dieser Verhaltensweisen reagieren kann.
Sofern eine der Verhaltensweisen zum Ziel "Konfliktsituation beenden" führt, wird sie in Zukunft in dieser oder ähnlicher Situation öfter bzw. früher gezeigt als die anderen drei Möglichkeiten.
Erst wenn das nicht möglich ist (z.B. bei der Flucht) oder nicht den erwarteten Erfolg bringt, wird auf eine der anderen Verhaltensweisen gewechselt.
Es gibt dafür keine bestimmte Reihenfolge.
Fight!
Der Angriff hat für den Angreifer einen Nachteil - er kann verletzt werden!
Somit kann davon ausgegangen werden, dass der Angriff nur bei den allerwenigsten Hunden (Menschen) ohne Vorerfahrung die erste Wahl ist!
Vorerfahrungen werden aber schon in frühester Kindheit gemacht...
Hat man also bereits in mehreren Konfliktsituationen keinen Erfolg mit Panik, die zum kurzen "abschalten" vom Hirn (Freeze) führt, Flucht oder Flirtverhalten gehabt, bleibt nur noch der Angriff.
Man denkt also schon beim ersten Anzeichen einer bestimmten Konfliktsituation, dass NUR der Angriff dazu führt, die Situation zu beenden.
Hier spricht man von "vermeidungsorientierter Aggression" - man wird also trotz der Gefahr für sich selbst aggressiv um den Schaden zu minimieren.
Wer damit Erfolg hat, wird immer wieder und IMMER SCHNELLER zu diesem Mittel greifen.
Am Ende des Liedes kann es sogar so weit gehen, dass jedes noch so kleine Zeichen einer Konfliktsituation mit Aggression beantwortet wird!
Z.B. Hund 1 kommt in Sicht > SOFORT vermeidungsorientierte Aggression bei Hund 2
Warum ist Aggression so wirksam?
1. der Hund hat bereits (meistens mehrfach) die Erfahrung gemacht, dass 3 der 4 F nicht funktionieren, sie verlieren also an Wert
2. Aggression führt im Körper (genauere Beschreibung erspare ich euch) dazu, dass die Angst während der Aggression WEG ist!
3. Aggression führt in der Regel dazu, dass der Angegriffene (also die auslösende Bedrohung) selbst in einen Konflikt kommt und zumindest kurzzeitig so reagiert, dass der Angreifer es als Abschwächung der Gefahr erkennt -> das Verhalten "Aggression" führt zu einer sog. negativen Verstärkung und wirkt dadurch als gewaltiger Faktor für zukünftiges Verhalten!
Kurz und gut - in einer Hund-Hund-Situation kann man davon ausgehen, dass ein attackierender Hund nur in sehr seltenen Fällen freiwillig aggressiv (z.B. dominantes Verhalten, Jagdverhalten, usw.) ist.
In der Regel ist es leider ein angelerntes Verhalten, das gezeigt wird weil der Hund Angst hat. Das sieht man bei diesen Hunden oft nicht mehr, weil sie so schnell aggressiv werden (geht dann automatisch, sobald sie den "Gegner" sehen).
Was man hier noch verstehen muss ist, dass es natürlich gar keine echte Gefahr sein muss, die Angst macht.
Es geht also nicht um tatsächliche Gefahr, sondern um eine GEDACHTE Gefahr, die diese Aggression auslöst!
Der netteste und friedlichste Hund kann also bei einem anderen netten und friedlichen Hund eine vermeidungsorientierte Aggression auslösen - dann beißen sich zwei nette Hunde und keiner versteht warum
SORRY, ich dachte, dass ich das kürzer halten kann, aber noch mehr kürzen kann ich es nicht, sonst stehen da zwar Fakten, aber niemand versteht warum das so ist.
Was für einen Schluss kann man daraus ziehen?
Selbst der sonst netteste und friedlichste Hund kann GERADE bei Begegnungen mit anderen Hunden in eine Konfliktsituation geraten und "tackern" oder sogar richtig attackieren.
Nur sehr selbstsichere Hunde sind hier ausgenommen, die können dann aber aus anderen Gründen schnappen (meistens, wenn die Hunde unterschiedliche "Sprachen" sprechen).
Verhindern kann man das nur, wenn man genügend Abstand hält und die Aufmerksamkeit des Hundes vom anderen Hund weg bekommt....eine LEINE verschafft dem Hundeführer und allen anderen Beteiligten Sicherheit!
Über "Leine weg" kann man ja nachdenken, wenn man nach einiger Zeit schon gesehen hat, dass alles bestens passt und jeder Hund sich auch in der Gegenwart der anderen Hunde wohl fühlt
Nochmal sorry, sollte kein Buch werden...