Zum Sacha Thiel PP Commander gibt es hier im Forum schon zwei Reviews: Schifflaken hat das Messer vor zwei Jahren mal vorgestellt - JB1964 hat es kurz darauf mit dem Street Beat verglichen. Hiermit gibt es nun also ein drittes Review. Exakt das von Joachim vorgestellte Exemplar hat nämlich den Weg zu mir gefunden
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Ich habe lange mit dem Spyderco Street Beat geliebäugelt. Die Größe scheint mir perfekt für EDC, die Geometrie scheint ausgesprochen angenehm für IWB-Trageweise zu sein und die Verarbeitung gilt als außerordentlich. Aber trotzdem hat es mich optisch einfach nicht so "gepackt". Vielleicht ist es mir nicht "tacticool" genug, vielleicht hat mir das Finish nicht so zugesagt und vielleicht stören mich letztlich wirklich die mit Pins fest verankerten und dementsprechend nicht entfernbaren Griffschalen (was ich wirklich nicht mag und zu vermeiden versuche). Das Spyderco Street Bowie ist mir dann wiederum viel zu groß. Interessanterweise gibt es seit kurzem das Street Beat Lightweight - tacticool über die Maßen, zu einem spannenden Preis...
Aber dankenswerterweise war ich mit meiner Ansicht zum Street Beat wohl nicht alleine. Der französische Designer Sacha Thiel (bekannt für seinen Framelock-Folder Officer und sein feststehendes Modell Harfang) arbeitete wohl schon öfter mit Fred Perrin und Philippe Perotti zusammen. Unter anderem stammt das Design des Spyderco PPT (PerrinPerottiThiel) von den drei Designern. Und so ergab es sich wohl auch, dass Thiel sich des Street-Designs der beiden annehmen durfte. Erschaffen hat er eine EDC-taugliche, tacticoole Variante mit längerer Klinge, unempfindlicherem Stonewash-Finish und verschraubten Griffschalen: das Commander¹ - einen haptischen Traum in Stahl und G10. Bei dem Messer handelt es sich um ein Midtech: Die Rohlinge und die Schrauben wurde von Viper by Tecnocut geliefert, S. Thiel hat dann alles Weitere selbst gemacht vom Anschliff über die Wärmebehandlung, die Scales und die Scheide bis hin zum Schärfen. Gefertigt wurden etwa 120 Stück, wobei die genaue Anzahl nicht bekannt ist. Eine Neuauflage wurde dann zwar schnell von vielen gewünscht, jedoch kam es nicht dazu, da S. Thiel wohl der Ansicht war, dass sein Harfang in Design und Haptik deutlich ausgereifter sei. Dazu kann ich nichts sagen, da ich noch keines in der Hand hatte - es sieht jedenfalls spannend aus.
Vertrieben wurde das PP Commander von S. Thiel selbst, in Frankreich noch zusätzlich von Armes Bastille und in Deutschland exklusiv von Georg Geismar von G-Gear (Forenpartner!). Hiermit möchte ich Georg auch für die Hilfe bei der Recherche zum Commander danken!
Klinge
Die Klinge des Commander ist etwa 11,5 cm lang bei einer Schneidenlänge von 10,9 cm. Am Rücken befindet sich eine falsche Schneide, die im Profil jedoch nicht wie bei einem "klassischen" Bowie konkav ist, sondern konvex, also bauchig. Es handelt sich hier also überraschenderweise gar nicht um eine Clippoint-, sondern um eine Droppoint-Klinge. Der Flachschliff geht über etwa 80 % der bis zu 3,2 cm hohen Klinge.
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Der Erl geht in voller Stärke von etwa 3,3-3,5 mm durch den Griff.
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Griff
Die Griffschalen aus angenehm strukturiertem, schwarzem G10 sind gerundet und liegen dank ihrer Dicke von jeweils 6,2 mm sehr angenehm und satt in der Hand. Am hinteren Ende ist ein Lanyard-Loch durch die Schalen und den Erl gebohrt.
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Die Schalen sind mit vier Schrauben am Erl befestigt. Ein HX2.5-Schlüssel löst die Schrauben unproblematisch. Die Schalen sind zwar nicht verklebt, aber klemmen sehr sehr fest an den innenliegenden Gewindehülsen, die wiederum fest in den Erl verpresst sind, wenn ich das richtig sehe. Eine dünne Klinge bspw. von einem SAK kann man jedoch vorsichtig zwischen den Erl und die Griffschalen schieben und diese dann abhebeln. Der Erl ist großflächig ausgefräst, da wäre jedoch Potential für mehr gewesen. Letztlich führt diese Art der Ausfräsung jedoch zu dem großartigen Schwerpunkt, der hinter der Zeigefingermulde liegt.
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