Hamon ätzen, oder wie sehe ich die Härtelinie?

  • Hallo Leute,
    ich bräuchte eure Hilfe.


    Ich habe ein tolles Tanto erhalten, auf dem etwas Rost und etwas Pitting war. So Rost entfernt, doch dann waren einige Stellen der Hamon "wegradiert". Nun wollte ich sie neu ätzen.


    Stahl ist: 1.2080


    Zum ätzen benutze ich heißen Apfelessig. Vor dem ätzen wurde das Messer poliert und gründlich gereinigt.
    Nach dem ersten Mal ätzen (3 Minuten) hat man die Hamon gesehen. Ich habe auch gelesen, dass genau das passieren soll. Nach insgesamt 6 Durchgängen, je etwa 3 Minuten war die Klinge relativ gleichmäßig grau. So sollte es laut meiner Infos auch sein. Zwischen jeden Ätzdurchgängen bin ich mit meiner Stahlwolle drüber gegangen.


    Nun dann habe ich Schleufpapier 3000 genommen und angefangen zu schleifen. Ich habe jetzt damit aufgehört, da irgendwas nicht passt. Auf einer Seite sieht man die Hamon ganz schwach, auf der anderen Seite gar nicht. Hat jemand Tipps?






  • Eine echte Hamonlinie kann man eigentlich nicht so einfach wegpolieren.
    Erzeugt wird die Hamonlinie ja durch Auftrag von einer Lehmmischung vor dem Härten, nachdem Härten wird die Klinge ja extra zum hervorheben poliert.


    Dar die Linie nach dem Apfelessig wieder hervorkommt, scheint es ja schon mal eine Rechte Hamonlinie zu sein und keine gefälschte.


    Ich hab das Video gefunden vielleicht hilft es weiter.
    https://www.youtube.com/watch?v=tFBLM2P5y78

    Benchmade,ZeroTolerance,PohlForce,Hinderer,Spyderco,Hogue,Flytanium,SwissBianco

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  • Ferndiagnosen sind bei einer solchen Angelegenheit immer so eine Sache, aber versuchen wir es mal.


    Bei den Bildern ist mir das Bild in der MItte am sympathischsten, wenn der helle Bereich der ungehärtete Teil der Klinge ist, dann ist der Hamon ja an der richtigen Stelle und sieht schön wellenförmig aus.
    Das Herauspolieren einer Härtelinie ist wieder eine ganz andere Kiste, die Japaner haben da gut lachen, der von den japanischen Schmieden verwendete Stahl ist dafür wie gemacht und die Jungs die das Polieren übernehmen haben eine sehr lange Lehrzeit, die wissen also genau auf was es ankommt.


    Die Stahlbezeichnung von Dir sagt mir zwar nichts, aber wenn wie gesagt die Klinge auf Bild 3 eine solche Trennlinie zeigt dürfte eigentlich alles soweit in Ordnung sein.


    Also, Klinge zeigt Hamonlinie bei ätzen mit Essig, beim Schleifen verschwindet wieder die Linie teilweise. Ich glaube Du musst von vorn anfangen. Zuerst einmal die Klinge mit überschleifen bis Korn 1200, dabei sollte schon die Hamonlinie auf der blankgeschliffenen Klinge zu sehen sein. Wenn die Linie klar erkennbar ist, dann ist alles gut.


    Jetzt würde ich mit verdünntem Eisen3Chlorid ätzen, 1 Teil Eisen3Chlorid auf 3 Teile Wasser, die MIschung auf cirka 60 bis 80 Grad erwärmen. Ich will jetzt nicht ewig ausholen wegen den Sicherheitsvorschriften bei dieser Mischung und den Umgang mit Säuren, bitte nachlesen und gut aufpassen.


    Die warme verdünnte Säure mit einem Pinsel auf die Klinge auftragen, mehrmals mit dem Pinsel wieder überstreichen, dann ändert sich die Färbung des Stahls sehr schnell. Im Anschluss mit Wasser abspülen und mit einem Stückchen 1200 Schmirgel die Klinge wieder blank schleifen. Das Ganze noch einmal wiederholen, dabei sollte die Trennlinie immer deutlicher werden.
    Im Anschluss muss man ein bißchen tricksen, ein weiteres Polieren mit Polierpulver aus Japan (20 Gramm für 12 Euro) oder einfach Töpferton aus dem Eimerchen nehmen (5 Kilo für 10 Euro) hilft schon gut weiter, eine sehr metallisch wirkende Oberfläche erzeugt fein gemahlener Hammerschlag (abgefallener Zunder vom Stahl beim Schmieden, im Mörser zerkleinern und dann sieben). Mit Hammerschlag poliert erscheint die nicht durchgehärtete Oberfläche der Klinge leicht glänzend, der harte Schneidenbereich wirkt metallisch matt. Alles natürlich je nachdem wie oft man poliert.


    Letztendlich ist es ein dauerndes Versuchen, manche Klingen lassen das alles mit sich machen, andere wollen nach mehrmaligem Ätzen so gut wie keine Hamonlinie mehr zeigen.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Es ist eine Weile her, aber ich möchte trotzdem eine Rückmeldung geben. Vielen Dank euch beiden. Roman deine Antwort war sehr ausführlich und ich habe versucht Teile deiner Anleitung umzusetzen. Eisen3Chlorid hatte ich nicht zu Hause und die Anschaffung vom Essig war auch einfacher für mich.
    Im Endeffekt konnte ich kein befriedigendes Ergebnis erreichen und habe das Messer zum Macher geschickt. Dieser hat es überarbeitet und jetzt ist es wieder so, wie es sein soll.


    Danke für die Hilfe!

  • wenn es sich bei dem Stahl um 1.2080 handelt, dann wird es mit dem Hamon auf herkömmlichen Weg nichts, vielleicht ein bißchen tricksen beim Anlassen, aber bei 12 % Chrom habe ich da nicht viel Hoffnung.
    Und wenn es sich um einen Schreibfehler handeln sollte, und es sich um diesen Feilenstahl handeln könnte, dann wäre das Härten auch mehr oder minder in die Hose gegangen, bei Feilenstählen ist die Hamonlinie so markant, dass sie ohne weiteres selbt bei blank polierter Klinge gut zu sehen wäre.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Bei 12 % Chrom wird es nichts mit einem richtigen Hamon, eine Härtelinie könnte man vielleicht noch hinkriegen. Für den Hamon braucht man den richtigen Stahl, so wenig Chrom wie möglich, so wenig Mangan wie möglich, dann richtig Härten und man müsste gleich nach dem Abkühlen und ein bisschen drüber wischen einen Hamon sehen. Die Säure wird den Hamon noch sichtbarer machen außerdem sind wir nicht in Japan wo man eine Katana Klinge wochenlang polliert bis es dann perfekt zu sehen ist. Die Klinge wird dabei ja auch scharf polliert, wenn man das so sagen kann. Im Prinzip macht man sich mit dem Eintauchen der Klinge in die Säure, nur das Leben etwas leichter.

    vae victis

    3 Mal editiert, zuletzt von Kibo ()

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