Med-Pack für 4er-Team auf Skandinavien-Roadtrip - Was muss rein?

  • Mithilfe der Suchfunktion habe ich praktisch nur Threads zu IFAKs gefunden, konnte jedoch nichts finden, was die Erstversorgung von Teams (2-7 Mann) angeht. Ich würde hier daher gerne den Rat erfahrenerer Forenmitglieder einholen und freue mich über jede Beteiligung :)


    Der Hintergrund: Ein Freund und ich planen mit unseren Freundinnen für nächstes Jahr eine mehrwöchige (3-4) Tour durch Schweden, Finnland und Norwegen. Grundsätzlich ist die Reise als Roadtrip geplant. Unser Fortbewegungsmittel wird ein Kombi sein, übernachtet wird in Zelten - Wild-Campen ist in Skandinavien ja glücklicherweise durchs Jedermannsrecht gedeckt. Wir werden uns dabei (hoffentlich) auch so weit wie möglich jenseits touristisch erschlossener Gebiete bewegen, inklusive Tagestouren zu Fuß.
    Leider hat nun keiner von uns eine medizinische Ausbildung. Wir Männer haben in den letzten Jahren jeder mal den 16h-Kurs gemacht, aber mehr war bisher nicht drin - und das ist meines Erachtens schon zu wenig. Zumindest ich will also nach Möglichkeit noch einen oder zwei Auffrischungskurse machen, aber intensiver bekomme ich das zeitlich und finanziell nicht hin - auch wenn eine RettSan-Ausbildung sicher nicht verkehrt wäre. Aber gut: Es sind ja auch schon andere Menschen ohne RettSan-Ausbildung durch Skandinavien gefahren und haben überlebt, oder? ;)


    Trotzdem: Unfälle passieren. Autounfall, schwerer Sturz, verdrehtes Bein, Axt im Fuß... Ohne da in Panik zu geraten fallen mir durchaus Szenarien ein, in denen eine Erstversorgung essentiell ist. Auch kann es ja passieren, dass man an eine Unfallstelle kommt und als Ersthelfer gefordert ist. Andererseits sollen auch "alltägliche" Wehwehchen wie Mückenstiche, Durchfall oder Erkältung behandelt werden können.


    Daher hätte ich gerne so umfassend wie möglich die beiden wichtigsten Bereiche in einem Med-Pack abgedeckt: First Aid und Booboo, um mal die gängisten Begriffe zu bemühen. Des Weiteren würde ich - sofern Platz übrig bleibt - noch etwas Notnahrung einpacken.


    Das Med-Pack soll in einem Rucksack transportiert werden. Da wir primär im Auto reisen, sind Gewicht und Größe nur von sekundärer Bedeutung - das Med-Pack soll aber schnell aus dem Auto ent- und auch auf Tagestouren mitgenommen werden können. Entschieden habe ich mich - da bereits vorhanden - für meinen 5.11 Tactical Triab 18. Der ist ja ohnehin für diesen Zweck konzipiert - unter anderem durch die Möglichkeit auf dem Boden liegend komplett geöffnet zu werden. Insbesondere das innen an der Rückseite angebrachte MOLLE-Webbing hat es mir angetan. Zur Organisation im Pack werde ich diverse Pouches benutzen und diese mit Patches von Tactical Responder farblich markieren. Entsprechend der Farben werde ich wohl auch die jeweiligen Reißverschlüsse mit buntem Paracord ausstatten. Jeder Teilnehmer bekommt dann zu Beginn der Tour eine kurze Einführung, was sich wo befindet. Update: Jetzt mit Bildern.
    2014-11-20 - 5.11 Tactical Triab 18 Midnight Ash - Clamshell.jpg 2015-07-26 - Med-Pack - Front.jpg 2015-07-26 - Med-Pack - Loadout.jpg


    Ich habe bisher folgende Ausrüstung ins Auge gefasst (teilweise bereits vorhanden, Sortierung wie geplante Organisation im/am Pack, Updates kursiv):


    div. Hardware
    - Stirnlampe
    - Nitrilhandschuhe
    - Schere
    - Kanülen & Ampullen
    - Zeckenzange Pinzette
    - Edding
    - Q-Tips
    Massive Bleeding
    - SOF-TT
    - Israeli-Bandagen
    Hypothermia
    - Rettungsdecken
    Open Wounds
    - ca. 2 m Pflaster
    - 20 Blasenpflaster (10 klein, 10 groß)
    - 15 Kompressen
    - 5 sterile, nichtklebende Kompressen
    - 5 sterile, wasserdichte Kompressen

    - 3 sterile Verbandpäckchen (mit Alu-/Silberbedampfung)
    - 6 Mullbinden
    - 40 Steristrips
    Trauma 1
    - Frakturen/Luxationen
    --- 1 Stifneck
    --- 2 SAM-Splints
    --- 2 Rollen Sport-Tape
    --- 2 Dreiecktücher
    Trauma 2
    - Verbrennungen
    --- Einweg-Kühlkompressen
    --- BurnJel
    --- WaterJel Gelkompressen
    Medical 1
    - Desinfektion
    --- Desinfektionstücher
    --- Octenisept
    --- Isopropyl-Alkohol
    - Wundbehandlung
    --- Bepanthen
    --- Betaisodona
    Medical 2
    - Schmerzen
    --- Aspirin
    --- Ibuprofen
    --- Paracetamol-Tabletten
    --- Magenschutz: Pantoprazol
    - Erkältung
    --- Gelomyrtol forte
    --- Hustenbonbons
    - Stiche
    --- Fenistil
    - Durchfall
    --- Vomex-A
    --- Aktivkohle-Tabletten
    --- Elektrolyt-Lösung oder -Brausetabletten
    --- Imodium oder Tannacomp
    Respiration
    - Ambu-Beutel (?)
    - Beatmungsmasken


    Insbesondere frage ich mich: Muss ein Stifneck mit? Ich habe nun schon öfter gesehen, dass auf Roadtrips welche eingepackt werden. Das Packmaß der Teile ist ja echt gering und ich würde sagen: better safe than sorry. Auch sonst bin ich mir teils wegen der Mengen unsicher, teils weiß ich nicht, ob allein das Mitführen schon Overkill (Ambu-Beutel, besagtes Stifneck) ist.


    Ich würde mich über Kritik und Vorschläge sehr freuen :)

    "Having a suitable light is analogous to being able to change the weather."
    --- Andy Stanford, Fight at Night

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  • Kannst du mit AmbuBeutel und StiffNeck blind umgehen?
    Bringt ja nix, wenn du's mitschleifst aber nicht mit umgehen kannst im Falle des Falles.

  • Ich bin der Meinung daß ein erweitertes IFAK ausreicht und alles andere den Geardo in Dir zeigt. Was soll denn einem Team passieren, was einem Einzelnen nicht passiert? Ambubeutel? Stiffneck? Elektrolytlösung? Ich bitte Dich. Samsplint und die Möglichkeit einer Fixierung ist sinnvoll, aber darüber hinaus würde ich nicht gehen.

    Einmal editiert, zuletzt von hanomag ()

  • Corsaer: Den Ambu-Beutel hab ich zumindest mal benutzen gelernt. Das hat der Ausbilder beim letzten Kurs als "Extra" gezeigt, weil viele aus dem KatS-Bereich da waren, die vielleicht eher mal damit zu tun bekommen. Ich bin auch eher auf dem Standpunkt, dass eine Beatmungsmaske für meine "Zwecke" reicht - der Ambu-Beutel wäre eher Luxus.
    Mit dem Stifneck kann ich eben nicht umgehen, wollte aber beim nächsten Kurs mal den Ausbilder ansprechen, ob er mir das zeigen könnte. Der Mann war bisher immer sehr erfreut, wenn jemand mehr Interesse gezeigt hat...


    hanomag: Okok, ich gestehe: Geardo. Bekenne mich schuldig :D Was spricht denn deiner Meinung nach gegen die Elektrolyt-Lösung (zum Trinken wohlgemerkt, keine Infusion!)? Bei starkem Durchfall mische ich mir das sogar zu Hause an...

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    --- Andy Stanford, Fight at Night

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  • Ambubeutel: wen willst Du warum beatmen? Es handelt sich doch um eine gesunde Wandergruppe von jungen Leuten. Das funktioniert nicht. Wenn in der Pampa einer beatmet werden muß, wird die Sache eng, denn nur mit Maske wirst Du den Magen aufblasen, das Essen kommt hoch, läuft in die Lunge und den Rest kannst Du Dir vorstellen. Für welches Szenario?


    Stiffneck: wenn man es nicht vernünftig anlegt, ist es ohne besser als mit. Für welches Szenario? Wenn einer mit HWS-Verletzung stürzt kommt sowieso der Hubschrauber.


    Elektrolytlösung: Du bist nicht im Dschungel sondern in einem höher entwickelten Land als unsere Bananenrepublik. Was willst Du da für einen Dünnpfiff bekommen? Ungefiltertes Wasser wirst Du wohl nicht trinken, also ist das doch unwahrscheinlich.

  • Ambubeutel: Ich dachte primär an einen Verkehrsunfall.


    Stiffneck: Das überzeugt mich jetzt tatsächlich. Ich hatte ja ohnehin Zweifel, dass das sinnvoll ist. Dann kommt das erstmal von der Liste.


    Wasserfilter ist tatsächlich dabei, aber man kann ja auch von verdorbenem Essen Durchfall bekommen. Ich kenn ja Leute, die trinken in dem Fall erstmal n Red Bull - da wollte ich doch etwas besser vorbereitet sein.

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    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • Aber nicht in der Pampa^^ Aber ok - das überleg ich mir nochmal und entscheide das nach Platzbedarf. Ein wenig Salz, Natron und Traubenzucker passt im Zweifel immer rein.

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    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • @durchfall würde ich immodium einpacken. evtl. mal nach hefetabletten gucken, die bringen evtl. auch was.
    elektrolyte halte ich für ne gute idee, kann auch mal bei kleineren kopfschmerzen helfen. es gibt im sport/fitness/bodybuilding supplement bereich electrolyt brausetabletten. 20stck ~10€. ich hol mir die zum sport immer bei bodyattack, allerdings die variante ohne geschmack, weil da keine süßstoffe drin sind.

  • Zitat

    Ambubeutel: wen willst Du warum beatmen? Es handelt sich doch um eine gesunde Wandergruppe von jungen Leuten. Das funktioniert nicht. Wenn in der Pampa einer beatmet werden muß, wird die Sache eng, denn nur mit Maske wirst Du den Magen aufblasen, das Essen kommt hoch, läuft in die Lunge und den Rest kannst Du Dir vorstellen. Für welches Szenario?


    Ich finde einen Beatmungsbeutel auch unnötig für so einen Trip. Auch die Wahrscheinlichkeit bei einem Autounfall beatmen zu müssen halte ich für gering. Aber warum denkst du, man bläst bei einer Maskenbeatmung den Magen auf?

    "Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es." E. Kästner

    Einmal editiert, zuletzt von sunzi ()

  • @durchfall würde ich immodium einpacken. evtl. mal nach hefetabletten gucken, die bringen evtl. auch was.
    elektrolyte halte ich für ne gute idee, kann auch mal bei kleineren kopfschmerzen helfen. es gibt im sport/fitness/bodybuilding supplement bereich electrolyt brausetabletten. 20stck ~10?. ich hol mir die zum sport immer bei bodyattack, allerdings die variante ohne geschmack, weil da keine süßstoffe drin sind.

    Danke für den Tipp, das guck ich mir mal an :)

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  • Da ich doch schon das eine oder andere mal in der Ecke war -> Mach dir keine Sorgen. Investiere lieber in gutes Kartenmaterial sowie Skills dich zu orientieren.


    Grüsse aus dem verregneten Sorsele


    Lukas

    In God We Trust, All Others We Monitor

  • Danke, Lukas. Aber das mache ich doch sowieso - bin ohnehin der designierte Navigator, weil nur ich ein GPS-Gerät mit Kartenmaterial für ganz Europa besitze - da kommt also noch Papier dazu :)


    Sorgen mache ich mir ohnehin nicht. Wie hanomag schrieb, ist es ja nicht der Dschungel... Ich bin nur gerne vorbereitet. Außerdem Gearjunkie ^^

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  • Ich schliesse mich Lukas´ Rat an; wenn ihr - wie du schreibst - euch abseits der üblichen Wege befindet,solltet ihr zumindest wissen,wo ihr seid,falls ihr einen Notruf loslasst. ( in Schweden übrigens die Nummer 112 )


    Kleiner Tip: Zecken ( auch ganz kleine ) lassen sich wunderbar durch "herauskitzeln" entfernen; d.h. man macht mit einem Q-Tip kreisende sanfte Bewegungen um die Zecke ( also leicht berühren ) - das dauert ein paar Minuten,aber die mögen das gar nicht und kommen dann von allein wieder raus. ;)


    Danach etwas Desinfektionsspray auf die Stelle und gut is...

  • Aye. Rufnummern (auch Pannennotdienst etc.) hab ich schon rausgesucht. Aber top. Q-Tips kommen auf die Liste. Danke - auch an die "banalsten" Sachen muss man erstmal denken :)

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  • Wo du das Thema ansprichst: Ist die Europäische Krankenversicherungskarte (bin gesetzlich versichert) nicht automatisch eine Auslandskrankenversicherung (für die EU eben)? Ich hatte das bisher mal mit Fragezeichen auf meine Liste gesetzt...

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  • Zecken "herauskitzeln" auch noch nie gehört, aber wenn es funktioniert. :D


    Was anderes zum Thema Zecken, vergiss diese Zeckenzangen, alles ziemlich untauglich!
    Besorge dir eine Uhrmacherpinzette, damit kann man die Viecher richtig greifen und rückstandsfrei entfernen.
    Außerdem kann man damit auch prima Splitter, Dornen u.ä. aus Fingern und anderen Körperteilen herausausziehen.


    Gruß Thomas

    "Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht."

  • Ambubeutel: wen willst Du warum beatmen? Es handelt sich doch um eine gesunde Wandergruppe von jungen Leuten. Das funktioniert nicht. Wenn in der Pampa einer beatmet werden muß, wird die Sache eng, denn nur mit Maske wirst Du den Magen aufblasen, das Essen kommt hoch, läuft in die Lunge und den Rest kannst Du Dir vorstellen. Für welches Szenario?

    Hallo,


    mich interessiert auch, wie das im Detail gemeint ist, mit dem Magen aufblasen. Meinst du weil man nur mit Beutel + Maske immer ein wenig Luft in den Magen pumpt und es dann bei längerem Beatmen (in der Pampa) zwangsläufig irgendwann so viel ist, dass der Patient erbricht?


    In Situationen, in denen nur die Zeit bis zum Eintreffen des RD überbrückt wird (was in der Praxis ja in Deutschland öfter auch länger als 15 min sind), bin ich bisher immer davon ausgegangen, dass das Beatmen mit Beutel und nur Maske bei gefühlvollem Beatmen nicht so schnell zum Erbrechen führt. Oder liege ich da falsch?


    Zum thema Zecken:

    Kleiner Tip: Zecken ( auch ganz kleine ) lassen sich wunderbar durch "herauskitzeln" entfernen; d.h. man macht mit einem Q-Tip kreisende sanfte Bewegungen um die Zecke ( also leicht berühren ) - das dauert ein paar Minuten,aber die mögen das gar nicht und kommen dann von allein wieder raus. ;)


    Danach etwas Desinfektionsspray auf die Stelle und gut is...

    Wenn man die Zecke schon ein paar Minuten ärgern muss, ist doch die Gefahr, dass die Zecke ihren Mageninhalt in die Stichstelle entleert nicht von der Hand zu weisen, oder?
    Frage mich gerade wie da eine Abwägnung zwischen kurzzeitigem leichtem Quetschen mit einer Zeckenzange (so wenig wie möglich natürlich; so viel wie nötig zum Angreifen) und dem länger dauernden "sanften" Entfernen ausgehen würde..


    Experten vor!



    Grüße


    Whiplash

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