Hallo Freunde der taktischen Unterhaltung,
hiermit möchte ich der Bitte von derLichtschalter und suomi70 nachkommen. Die beiden hatten Interesse an einem Review angemeldet, nachdem ich meine beiden Koffer im "Was habt ihre heute bekommen, was morgen"-Thread gepostet hatte. Here it is....
Auf der Suche nach einem geeigneten Behältnis, das meine Funkgeräte und ein kleines "Auto-SHTF-Kit" vor Umwelteinflüssen schützt, fiel mir natürlich als erste Adresse die Pelibox ein. Hoch gelobt, super Qualität und bewährt. Leider auch unglaublich teuer. Auf der Suche nach Alternativen, stieß ich auf den Hersteller B&W. B&W stellt Koffer und Cases her, die den Peliboxen ähnlich sind, jedoch zu einem wesentlich verträglicheren Preis. Ob der höhere Preis der Peliboxen gerechtfertigt ist, kann ich, mangels Vergleichsmöglichkeit, nicht sagen. Ob die B&W-Produkte ihren Preis wert sind, lässt sich herausfinden. Daran möchte ich euch gern teilhaben lassen.
Getestet wird hier die Bauform als Koffer, Typ 10 genannt. Ich habe mir kürzlich 2 Stück bei Koffermarkt.com bestellt. Einen in orange, einen in schwarz. In wie weit man das Ergebnis dieses Tests auf andere Bauformen übertragen kann, muss vermutlich differenziert betrachtet werden. Dinge wie Verarbeitung, Inlay, Stoßfestigkeit, usw. kann man sicherlich pauschalisieren. Die Dichtigkeit z.B. könnte jedoch bei größeren Modellen, aufgrund der längeren Dichtkonturen, unterschiedlich ausfallen.
So zunächst mal ein Bild von von den Beiden
Die Außenmaße beim Typ 10 betragen 275 x 220 x 95 mm, das nutzbare Innenmaß beträgt 250 x 180 x 80 mm oder 3,6 Liter. Die effektiv nutzbare Fläche ist durch die abgerundeten Ecken und die Ausbauchung für den Griff etwas eingeschränkt, dafür wird der Koffer dadurch weniger stoßempfindlich und neigt weniger zum Brechen. Die Verstrebungsrippen auf Boden und Deckel des Koffers dienen außerdem zum verrutschsicheren Stapeln der Koffer.
Als Größenvergleich hier mal ein ER Compact-Modell (TFDE11)
Die Verarbeitungsqualität ist dem Preis entsprechend. In wenige Worte gefasst würde ich sie als "praxisorientiert, gut" bezeichnen. Der Koffer ist weitestgehend gratfrei, es gibt keine Überspritzungen oder hervorstehende Anspritzpunkte, die Scharniere mit Stahlbolzen laufen gut und die Verschlüsse lassen sich relativ leicht öffnen. Dies soll ja bei Peli ein Knackpunkt sein, was jedoch der Dichtigkeit geschuldet ist. Lediglich im Innenbereich gibt es ein paar Abdrücke der Auswerferstifte des Spritzwerkzeugs, die nicht entgratet sind. Das stört nicht wirklich, da sowieso ein Schaumstoff-Inlay darüber liegt. Wen der Grat stört, kann Diesen auch selbst mit einem Cuttermesser entfernen. Der komplette Koffer besteht laut B&W aus "Ultra-High-Impact ABS" :-).
Kofiguration: Die Koffer/Boxen sind in verschiedenen Farben erhältlich. Je nach Typ sind sie in gelb, orange oder schwarz zu bestellen. Hinzu kommen verschiedene Varianten des Inlays. PUR-Schaum-Einlagen mit vorgeschnittenen Wrüfeln (10x10mm) oder varaible Gefache sind verfügbar. Außerdem kann man die Boxen natürlich auch leer kaufen. Ich habe mich für das Schaumstoff-Inlay zum selbst konfektionieren entschieden. Das geht so:
Man drückt den Gegenstand der Wahl auf den Schaumstoff, damit Dieser einen Abdruck hinterlässt. Anschließend "rupft" man den nicht gewollten Schaumstoff einfach heraus. Easy going.
Als Zubehör kann ein Tragegurt geordert werden, der links und rechts am Koffer eingehängt wird.
Soweit so gut. Alles passt und sieht ganz gut aus. Aber wie schlagen sich die Koffer in der Praxis? Das habe ich folgendermaßen getestet:
Eines der wichtigsten Teile eines Koffers ist meines Erachtens der, der mit mir Kontakt hat, also der Griff. Bei einem Koffer dieser Größe ist das maximal zuladbare Gewicht natürlich etwas limitiert. Für den Test habe ich ein paar Kilo extra montiert und bin damit rund 20 Minuten herumgelaufen. Ergebnis: Der Griff fühlt sich OK an und schneidet kaum ein. Lediglich die Nut wird nach einiger Zeit etwas unangenehm. Aber wer trägt schon höhere Gewichte in solch einem Koffer über längere Zeit?
Einen Koffer dieser Art kauft man natürlich in erster Linie nicht, um Gegenstände einfach nur darin aufzubewahren. Wir Taktiker wollen unsere unempfindliche und extrem robuste Ausrüstung zusätzlich schützen und nicht einfach den Witterungseinflüssen aussetzen. Wir wollen unser akribisch gesammeltes und liebevoll zusammengestelltes Equipment vor Dreck, Staub, Wasser und allem schützen, was die Umwelt zu bieten hat. Alles andere könnte man ebenso in einem Hello-Kitty-Reisekoffer-Set verstauen. Wir nicht! Es stellt sich also lediglich die Frage: Wie kann ich dem Koffer ordentlich zusetzen.
Test Nr. 1, Widerstandsfähigkeit: Zunächst die Frage, "Wie kann ich das Testen?". Die logische Antwort: "In einem Bachbett vergraben!". Während der Gedanke noch im Kopf reifte, bin ich am Donnerstag mit einem Spaten losgetigert und hab den Koffer ca. 30cm tief in einem kleinen Rinnsal vergraben. Innenliegend befand sich lediglich ein Kaffeefilter als Feuchtigkeitsindikator. Ergebnis: Test bestanden. Ich konnte keinen Tropfen Wasser im Innenraum feststellen.
Nach solch einer Verschmutzung ist es schwierig den Koffer so zu öffnen, dass kein Schmutz auf die Dichtung kommt. In diesem Fall ist ein wasserdichtes Wiederverschließen des Koffers nur dann möglich, wenn die Dichtung zuvor gereinigt wird. Alternativ könnte man den Koffer vor dem Öffnen mit klarem Wasser abspülen, sofern man welches zur Verfügung hat.
Test Nr. 2, Dichtigkeit: Der Koffer ist, laut Hersteller, "Staub- und Wasserdicht" und besitzt ein Druckausgleichsventil. Wasserdicht ist natürlich relativ, leider konnte ich keine genaueren Angaben dazu finden. Man könnte nun wissenschaftlich hinterfragen, wie viel Gasverlust pro Minute… bla bla bla. Aufgrund der Tatsache, dass der Koffer schwimmt, solange man ihn nicht mit Blei ausgießt, habe ich die Dichtigkeit, ebenfalls mit einem Kaffeefilter als Inhalt, ganz einfach in einer Regentonne getestet. Der Koffer wurde von mir in eine Wassertiefe von rund 50 cm gedrückt und nicht enden wollende 5 Minuten gehalten. Ergebnis: Bestanden, keine Feuchtigkeit im Innenraum.
Test Nr. 3, Belastungsprobe: Was wäre besser dazu geeignet, als den Koffer meinem geschmeidigen 110kg-Körper auszusetzen. Das war einfach, draufgestellt, gehüpft. Kein Ächzen, kein knirschen, keine Beschädigung. Bestanden.
Test Nr 4, Falltest: Mit etwas mulmigem Gefühl im Bauch habe ich eine volle 0,5 Liter Wasserflasche in den Koffer gepackt und bin damit auf den meinen Balkon gegangen. Dieser liegt 3m (Geländerhöhe) über einem asphaltierten Hof, der wesentlich mehr Energie absorbiert, als er "aufnimmt". Diese Tatsache musste ich bereits als Kind beim Fahrradfahren erlernen. Der Koffer wurde von mir am Griff austariert und losgelassen. Kurze Zeit später prallte er mit einer Ecke auf dem Asphalt auf und siehe da: Ähnliche Spuren wie an meinem Knie vor 25 Jahren, aber überlebt. Bis auf ein paar oberflächliche Druckstellen/Kratzspuren konnte ich keine Beschädigung feststellen. Auch ein anschließend wiederholter Dichtigkeitstest bestätigte, dass der Koffer einiges einstecken kann.
Fazit: Der Typ 10 Koffer von B&W ist seinen Preis wert. Alle von mir durchgeführten Tests wurden mit Bravour bestanden. Ob beim Platzhirsch Peli für den Mehrpreis auch ein Mehrwert vorhanden ist, kann ich leider nicht beurteilen. Diese Entscheidung überlasse ich jedem selbst. Vielleicht hängt dies auch von den persönlichen Ansprüchen und dem Wert des Inhaltes ab. Vielleicht würde ich für Transplantationsorgane auch eher auf die Peli-Kühlbox zurückgreifen. Einfach nur des guten Gefühls wegen.
Für mich hat sich jedoch bestätigt, dass ich für meinen Anwendungsbereich den richtigen Koffer/Hersteller gewählt habe. Deshalb: Klare Kaufempfehlung!
Der Preis für den Typ 10 Koffer mit Schaumstoff-Inlay liegt übrigens bei rund 40 €.
Sollte ich etwas vergessen haben, meldet euch einfach. Ansosnsten hoffe ich, dass euch meine kleine Testreihe gefallen hat.
Grüße
Idox