Review: Tasmanian Tiger - Bug Out Pack - Teil 3

  • The english version of this review can be found at Pine Survey.com


    Einleitung
    Last but not least kann ich euch endlich den dritten und letzten Teil zu meinem Review des Bug Out Pack von Tasmanian Tiger präsentieren. Die ersten beiden Teile könnt ihr hier und hier finden.
    In diesem letzten Teil möchte ich mich auf die Verarbeitung, meine persönlichen Erfahrungen und schließlich auf meine Schlußbetrachtung konzentrieren. Insofern gehe ich gleich in medias res und erspare euch und mir eine lange Einleitung.


    Qualität und Verarbeitung:
    Wie von Tasmanian Tiger gewohnt, findet man auch beim Bug Out Pack nur hochwertige Materialen vor. 700den Cordura sorgt dafür, dass der Rucksack nicht zu steif und nicht zu locker ist und gleichzeitig einige Strapazen aushält. Das Gurtband ist farblich angepasst und sehr hochwertig, ebenso wie die verschiedenen Schnallen, die man am Rucksack findet. Selbige sind von Woo Jin hergestellt und dementsprechend hochwertig. Die Reißverschlüsse sind namentlich nicht ausgewiesen, aber je nach Größe in Relation massiv ausgeführt.


    Hier muss ich die erste Anmerkung hinzufügen: Ich habe mittlerweile schon mehrmals gehört, dass die Reißverschlüsse von Tasmanian Tiger hin und wieder die Griffplatte am Schiebekörper verlieren, weil sich die Anbringung leicht verbiegt. Bis jetzt konnte ich dieses Phänomen nicht beobachten - beim Bug Out Pack trat dieses Phänomen bis jetzt aber zweimal auf. In meinen Augen kann das aber bei jedem Reißverschluss passieren und ist nichts, was nicht ein Multitool und ein wenig Paracord lösen könnten.


    Kommen wir zu den Nähten. Wie ich schon im vorangegangenen Review dokumentiert habe, sind die Stresspunkte des Rucksackes massiv verstärkt. Einerseits durch Bartack Nähte, andererseits sogar durch zusätzliches Gurtband. Die Qualitätskontrolle von Tasmanian Tiger hat wieder einmal vorbildlich funktioniert und ich konnte keine abstehende Fäden, keine schiefen Nähte oder sonstige negativen Aspekte in punkto Verarbeitung finden.



    Wie bei den anderen Produkten auch, wurde beim Bug Out Pack sehr viel Säumband verwendet, um ein wertiges Gesamtbild und eine saubere Verarbeitung zu erzielen.



    Letzten Endes sei hier auch die Verwendung von Hypalon erwähnt, das wirklich eine ausgezeichnete Haptik beim Tragegriff bietet und die jeweiligen Öffnungen für Schläuche und Kabel am ganzen Rucksack schützt.



    Persönliche Erfahrungen:
    Kommen wir also zu meinen persönlichen Betrachtungen. Der Rucksack war jetzt über ein halben Jahr bei mir in Verwendung - bei Temperaturen zwischen min. 15°C und max. 36°C. Dabei hat er mich auf der einen oder anderen Zugfahrt, Autofahrt und selbstverständlich im Wald begleitet, während meiner Camo Reviews und privater Ausflüge, um der Großstadt zu entkommen. Dabei sind mir einige Eigenheiten aufgefallen:

    X Plus Vent System:

    Die Lastenverteilung des X Vent Zero Plus System ist wirklich effektiv! Wie schon erwähnt, wird das Gewicht effektiv auf die Hüfte übertragen und trägt zu einem angenehmen Tragekomfort bei. Gleichzeitig hat es aber die eine oder andere Eigenheit:


    Schultergurte: Diese sind an der Oberseite relativ eng aneinander angebracht, was zur Folge hat, dass Benutzer mit breiterem Hals Reibepunkten ausgesetzt sein könnten. Hier spielt gleichzeitig die Größe des Benutzers eine Rolle - Je größer er ist, desto unproblematischer wird dieser Aspekt, da der Rucksack in Richtung Hüfte wandert, wo ja das eigentliche Gewicht lagern sollte. Bei mir ist gerade die Grenze erreicht, bei der es kein allzugroßes Problem darstellt.


    Hüftgurt: Hier kommt auch wieder die Körperform des Benutzers ins Spiel. Aufgrund der Fiberglas Stäbe, die das Gewicht auf die Hüfte leiten, wird der Hüftgurt im hinteren Bereich daran gehindert sich bis zu einem gewissen Grad körpernah anbringen zu lassen. Es entsteht ein kleiner Freiraum. Somit liegt der Gurt nur an der Vorder- und Rückseite direkt am Körper an, aber auf ca. 4 Uhr und 8 Uhr nicht zu 100 Prozent.



    Wer also schmale Hüften hat, sollte sich dessen bewusst sein. Gleichzeitig hat diese Anbringung auch den bereits im zweiten Review erwähnten Nebeneffekt, dass beim Transport des Rucksacks der Hüftgurt nicht komplett versorgt werden kann und Platz benötigt.


    Um genauere Rückschlüsse auf euch selbst zu zulassen, sei hier meine Statur erwähnt, die ich zur Zeit des Reviews bzw. der Fotos hatte: Größe: 180cm, Gewicht: 74kg, Bundweite 33”.

    Rückenbelüftung:
    In Kürze - ein Traum, jedoch mit einem Aber. Die Öffnung des Mesh Netzes am Rücken und die Möglichkeit anhand des Framesheets und der Gurte den Rückenteil des Rucksack vom Benutzer weg zu zwingen, haben wirklich ein angenehmes Resultat, wenn es ums Schwitzen geht. Im heurigen heißen Sommer habe ich dies wirklich zu schätzen gelernt.
    Man muss dadurch jedoch auch den einen oder anderen Abstrich in Kauf nehmen: Je weiter man den Rückenteil in die konkave Form zwingt, desto weniger Stauraum hat man im Inneren des Rucksacks, weil sich die “Beule” natürlich in selbigen ausbreitet. Sprich: den Freiraum den man am Rücken gewinnt, verliert man im Rucksack selbst.



    Man muss also eine Balance finden, vor allem wenn man im Innenraum schweres Gerät in der Rückentasche unterbringen will.


    Natürlich kann man den Rückenteil auch vollständig entlasten und somit körpernah tragen. Dies wurde natürlich auch von mir probiert, wobei ich feststellen musste, dass hierbei die Öffnung des Meshnetzes nachteilig wirkt, weil man einerseits (vor allem bei einem überladenen Rucksack) immer wieder in die Fiberglas Stäbe greift und andererseits sich der Rucksack in die andere Richtung ausbeult und die Stäbe somit in den Rücken drücken. In der einen oder anderen Situation habe ich mit meinem Knie die nötige Form des Framesheet wieder in Form gedrückt.
    Die Luftzirkulation geht in so einem Fall dann auch schnell verloren und das folgende Foto zeigt, wie der Rücken nach 4km bei 34°C aussieht.



    Gleichzeitig sollte man hier auch bemerken, dass die Stellen des Meshnetzes fast keine Schweißflecken hinterlassen haben. Insofern wäre ein durchgehendes Meshnetz am Rücken eine eventuelle Alternative bei diesem Modell - das überlasse ich aber Tasmanian Tiger.


    Rucksack allgemein:


    Anbei noch einige andere Beobachtungen: Die Aufteilung des Rucksacks ist durchdacht und praktisch. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Ich persönlich brauche nicht zu viel interne Organisationsmöglichkeiten und Admin Panels. Hier wurde beim Bug Out Pack eine schöne Balance gefunden.


    Die Größe des Rucksacks ist meiner Meinung nach hart am Limit für ein Clamshell Design. Größer dürfte das Bug Out Pack nicht sein, einfach weil er bei einer Überpackung gefühlt aus allen Nähten platzen würde. Vor allem wenn die Vordertaschen schwerer beladen sind, gestaltet sich das Handling beim Schließen ein wenig komplizierter - was aber eine Gewöhnungssache ist.


    Die Tiefe des Rucksacks ist jedoch eine Angelegenheit für sich: Vollgepackt steht er 34+ cm vom Rücken ab. Man hat also je nach Körpergröße sowie erster und zweiter Ausrüstungsschicht eine recht breite Silhouette, was sich in engen Räumlichkeiten nachteilig auswirkt, da man vor allem bei schnellen Bewegungen ums Eck seine Umgebung genau mit einkalkulieren muss.




  • Eine letzte Bemerkung zum Innenleben:


    Das vergrößerbare Innenfach zur Rückseite hin sehe ich in Kombination mit dem Framesheet und den oben genannten Eigenheiten des Tragesystems relativ skeptisch.
    Hier ist definitiv Platz für ein Funkgerät vorhanden und mehrere Trinkblasen. Aufgrund der Bauweise kann man dieses Fach auch wunderbar komprimieren, festzurren und dann als MOLLE Panel verwenden. Mir stellt sich hier jedoch die Frage, ob die Option einer vollständigen Abnahme nicht praktikabler wäre - das ist aber ehrlich gesagt eine subjektive Geschmacksfrage.


    Ein kleines Detail ist jedoch zu kritisieren: Die Velcro Schlaufe für die Trinkblase ist über der Schnalle zur Adjustierung des Rückenfaches angebracht. Will man also die Trinkblase anbringen und das Fach nach oben hin sichern, stehen sich beide Kontaktpunkte im Weg. Lange Rede kurzer Sinn: Die Velcro Schlaufe muss unter die Schnalle.



    Conclusio


    Was kann man nun nach einem halben Jahr Benutzung und zwei vorangegangenen Reviews zum Tasmanian Tiger Bug Out Pack resümierend sagen?


    Das Konzept des Rucksacks ist mehr als interessant. Der Nutzungsbereich ist für mich als Zivilist jedoch nicht ganz klar. Natürlich spricht der Name schon Bände und ich muss hier sagen, dass der Rucksack zum schnellen Flüchten bzw. Zurückziehen sicherlich Sinn macht. Jedoch nur, wenn es keine langen Touren beinhaltet. Für lange Märsche etc. würde ich nämlich auf andere Alternativen der Firma zurückgreifen. Auch wenn das Tragesystem hervorragend funktioniert ist der Rucksack nur sinnvoll wenn man eine gewisse körperliche Statur hat.
    Um einen Freund und Ex-Militär zu zitieren: Für kurze Raids ja, für Touren/Märsche nein.


    Die Verarbeitung kann wie immer nur gelobt werden. Die Qualität und Preis Leistung von Tasmanian Tiger passen einfach.


    Das Tragesystem als solches ist ausgesprochen innovativ und sucht im taktischen Bereich seines Gleichen. Wenn man davon ausgeht, keinen militärischen Plattenträger zu tragen, unter dem man so oder so schwitzt, dann ist das X Vent Plus System auf jeden Fall einen Blick wert. Sowohl die Lastenverteilung als auch die Luftzirkulation funktionieren ausgesprochen gut.


    An dieser Stelle möchte ich mich ein weiteres Mal bei Tasmanian Tiger bedanken, dass man mir die Möglichkeit gegeben hat diesen Rucksack genauer unter die Lupe zu nehmen.


    Bei euch möchte ich mich für eure Geduld bedanken, nachdem die Reviews weitaus länger auf sich haben warten lassen, als es ursprünglich geplant war. Ich hoffe, ich konnte euch einen besseren Eindruck des Rucksack vermitteln.


    Vielen Dank fürs Lesen - bis zum nächsten Mal.

  • Hi David,


    auch zum dritten Teil vielen Dank für deine Mühen und Ausführungen. Genau sowas verstehe ich unter Review: eine langfristige Nutzung und Betrachtung eines Ausrüstungsgegenstandes. Denn nur so lassen sich die Vor- und Nachteile erfassen und für andere anschaulich werden.


    Den Rucksack selbst finde ich verlockend, obwohl ich ihn nicht bräuchte (aber das ist wiederum eine andere Sache!). Was mich jetzt auf deinen dritten Teil ungeduldig warten ließ, war eine Aussage zur "Tiefe" des Packs. Ich habe den kleineren Patrol Pack Vent, der ebenfalls recht weit nach hinten ragt. Stelle ich mir das mit einigen Kilos mehr vor, könnte es sehr anstrengend werden, das Gewicht auszupendeln.
    Darüber hinaus hat man bei diesem Rucksack das gleiche Problem mit der Rückenplatte: sie beult sich nach innen und nimmt Stauraum. Bei der nächsten Tour muss ich mal das Panel näher an den Rücken bringen und so Erfahrung sammeln.


    Was würdest du als prädestinierten "zivilen" Verwendungszweck für diesen Rucksack ansehen? Wochenendtrips, Biwak mit leichtem Gepäck, Tageswanderungen...?


    Viele Grüße,
    Nico

  • Heja David


    Was lange Wert....
    .... das warten hat sich gelohnt.
    Wie immer top Review. :thumbup:



    LG


    Sacha

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

  • Erstmal Danke für eure Rückmeldungen und auch eine Entschuldigung meinerseits, dass ich so lange mit der Antwort gebraucht habe!


    Ich hatte zunächst auch Bedenken, dass sich die Schwerpunktverlagerung aufgrund der Tiefe negativ auswirken wird. Aber trotz allem ist der Rucksack recht gut ausbalanciert und zieht nicht "nach hinten". Das mag aber auch meiner Packweise geschuldet sein, die schwere Utensilien immer körpernah packt.


    Prädestinierte "zivile" Anwendung... Du fragst mich sachen. Wir leben ja Gott sei Dank in einer freien Welt und jeder kann einen Rucksack verwenden wie er will. Von meiner limitierten Perspektive aus würde ich Tageswanderungen mit erweiterter Ausrüstung und maximal Wochenend Trips mit Minimal Ausrüstung als Einsatzzweck sehen.
    Nachdem aber jeder unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände mit sich schleppt, muss ich mich hier aber dementsprechend vage halten.


    Für meine Camo Reviews war der Rucksack ideal. Kameraausrüstung in die Fronttaschen und alles was an Tarnkleidung vorhanden war, ging in das Hauptfach.

  • Hallo David,
    vielen Dank für dieses außerordentlich detailreiche und fachliche Review in 3 Teilen. Ein großes WOW! :thumbup:
    Gruß Merc

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc

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