Es ist soweit
Nachdem bei mir schon lange der Wunsch bestand, ein 7“+ Messer für die Camp, Bushcraft und Survival Aktivitäten zu haben, wurde ich der Suche überdrüssig.
An den Messern aus dem hochpreisigen Segment gab es für mich persönlich immer irgendeinen Haken.
Entweder waren es übergroße Schleifkerben oder Design überflutete Elemente, die mir nicht gefallen haben.
Es dürfte kaum an jemandem vorbei gegangen sein, dass ich von der Qualität der Wärmebehandlung bei Behring made begeistert bin.
Hohlschliffmesser aus pulvermetallurgischem High End Stahl namenhafter Hersteller haben zeitweise völlig versagt, während das Alaskan mit wesentlich ausgeprägterem Hohlschliff den gleichen Job mit Bravur erledigte.
Die Ergonomie des Bridger hat mich dann so begeistert, dass ich mich für die großen Behring Made Modelle aus der Technical Reihe interessiert hab.
Das Lightning Spearpoint schwebte mir vor, jedoch war es nicht das, was ich wirklich wollte.
Da ich mittlerweile als Stammkunde einen sehr guten Kontakt zu Georg von G Gear pflege, kam er auf den Gedanken, dass ich einen eigenen Entwurf kreieren soll, den er bei Behring Made als Vorschlag unterbreitet.
Ich war von der Idee begeistert, hatte aber wenig Hoffnung, dass der Wunsch eines “Survival- und Bushcraft Instruktors“ aus Deutschland dort Gehör findet.
Umso überraschender war dann die Meldung von Georg, dass Behring den Entwurf gut findet und das Messer in einer Kleinserie bauen würde.
Es gibt dort zwar die Möglichkeit Customs bauen zu lassen, jedoch beschränkt sich das auf die Kombination einzelner, vorhandener Komponenten. Ganze Entwürfe werden in der Regel nicht umgesetzt.
Ich habe mich bei meinem Entwurf an einem vorhandenen Messer orientiert. Dem Lightning Spearpoint. Mein Entwurf entscheidet sich davon wie folgt:
- Hoch gezogener ¾ Schliff;
- kein Anschliff auf dem Klingenrücken;
- durchgehende Schärfe bis an das untere Parierelement;
- gegroovte Bridger Schalen.
Das Messer sollte bei ¼“ Stärke in der Lage sein noch einen Apfel zu schneiden und nicht zu spalten. Meine Erfahrung mit dem Alaskan nahm mir die Sorge, dass die Klinge dadurch instabil werden könnte. Die mehr als 7,5“ lange Klinge bietet trotz der Finne noch ausreichend Fläche für das Schlagholz und entsprechende Batoning Aufgaben. Zudem hat die "Schärfe" auf der Finne einen sehr großen Winkel und dürfte das Schlagholz auch nicht so schnell zerstören
Die Finne sorgt für ein wenig zusätzliche Kopflast. Ein Messer dieser Größe darf gerne auch mal umfangreiche Hack – Aufgaben bewältigen. Zudem ist die sehr flache obere „Schneide“ dann für das zertrümmern von Knochen oder gar Steinen im Bushcraft Bereich zuständig. Das schont die Schneide. Auch ein Flint kann damit bedient werden. Führt man einen gezogenen Schnitt mit umgedrehtem Messer aus (Spießbau, o.ä.), so kann man mit der schwachen Hand die Klinge an der Mulde zwischen Finne und Klingenrücken fassen und hat ein Widerlager, das ein Abrutschen in Richtung Spitze verhindert. Abgesehen davon erhöht diese waschechte Spearpoint Form nochmal die Penetrationsleistung und als Designelement finde ich es persönlich einfach sehr ästhetisch. Die Klinge gleicht nicht umsonst der eines Fleischermessers. Da kann es sich wenigstens etwas davon abheben
Der Klingenbogen ist weit gezogen, da ich oft Felle verarbeite. Die Schneidwirkung des leichten 12,5“ Hohlschliffs dürfte meinen Erwartungen nachkommen.
Ich habe lange überlegt ob das teil eine Fingernotch bekommen soll oder doch lieber eine Schärfe bis an den Griff. Da das Parierelement sehr klein ist und die Schärfe fast bis an die Hand geht habe ich mich da von Tonys GEK inspirieren lassen. Seine Argumentation dazu ist durchweg schlüssig wie der Rest des GEK. Deshalb die Entscheidung maximale Klingenlänge zu nutzen und das Messer vom Griff aus bedienen zu können ohne z.B. beim Schneiden einer Plane, selbige in einem Stumpfen Bereich zwischen Parierelement und Klinge hängen zu haben.
Die Klinge ist aus dem bereits angeschnittenen O1 in Behring Qualität. Ich habe schon viele Messer aus dem Material leiden sehen und einige haben schnell die Schärfe verloren oder brachen. Meine klassischen wurden hart beansprucht. Jaaa – manch einer hat mich für bekloppt erklärt. (siehe dazu die Reviews von Alaskan, Hunter und Bird & Trout)
Der Stahl hat gefühlt etwa 90 % der Schnitthaltigkeit der gut verarbeiteten Pulvermetallurgen die ich so besitze, jedoch lässt er sich auch zu 90 % einfacher wieder scharf kriegen. Die Stabilität halte ich in dieser Konstruktion für besser. In Anbetracht der zu erwartenden Belastungen durch die Hebelmaße darf da nichts Sprödes verwendet werden.
Die Klinge ist gebläut. Ich wollte keine übertaktische Beschichtung und so entschied ich mich für diese teils heiss diskutierte Variante. Ich freue mich auf die Spuren die es erhält, auf die Patina die dann irgendwann in Jahren kommt und finde den Look einfach nur geil!
Der Griff soll in jeder Lebenslage Sicherheit bieten. Ich werde umgehend berichten ob der Griff die goldene Mitte aus Komfort und Sicherheit trifft. Für die Freunde des glatt polierten Holz oder Ledergriffs wird es etwas rauher sein. Jedoch dürfte es den Freunden einer Griffwicklung ein wenig die Hand schmeicheln und leichter zu reinigen sein.
Soviel vorab zu dem Behring Made Technical R.Sous Knife
Ich danke Georg Geismar von G Gear von ganzem Herzen für die Ermöglichung dieses Projekts und das Vertrauen. Auch bedanke ich mich herzlich bei James Behring für das Interesse an der Sache und die perfekte Umsetzung meines Entwurfs.
Ich halte euch auf dem laufenden
Gruß,
Raoul a.k.a. AJAX
PS: Die Gruppenbilder täuschen - auch die oberen haben eine Finne