Bastinelli Picolomako Serienmesser

  • Hallo zusammen,


    tut mir leid, dass ich euch so lange auf neue Bilder habe warten lassen, aber nun bin ich endlich dazu gekommen. Ich möchte an dieser Stelle mein Kurzreview wieder aufgreifen, dass ich vor fast drei Wochen an anderer Stelle begonnen hatte.


    Und eigentlich kann ich meinem ersten Eindruck auch gar nicht mehr viel hinzufügen. Bei diesem Messer ist es wie in der Liebe, die ersten Sekunden sind entscheidend. :D


    tl;dr
    Alle Bilder zum Durchklicken hier: http://imgur.com/a/knpVz


    Bevor ich aber zu sehr abdrifte, hier erstmal die harten Tatsachen:


    - Gesamtlänge: 19,1cm,davon Klinge: 8,5cm und Griff: 8cm + Ring
    - Klingenstärke: 3mm
    - Gewicht: 80g
    - Stahl: N690Co
    - Griff: schwarzes G10


    Darüber hinaus, kommt das Picolomako in einem schwarzen Karton zu euch, den das Bastinelli Logo ziert. Dem Paket liegt eine einfache Kydexscheide bei, die das Messer sicher hält, sonst aber nicht so das Gelbe vom Ei ist wie ihr später noch sehen werdet.




    Verarbeitung


    Nachdem ich das Messer vor knapp drei Wochen das erste Mal in Händen hielt war ich sehr beeindruckt und konnte kaum glauben, dass ich da ein Serienmesser vor mir hatte. Ich schrieb:


    Zitat

    Die Verarbeitung ist absolut perfekt. Am Messer selbst gibt es nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts auszusetzen. :love:


    Dieser Eindruck ist geblieben, ich habe bisher noch keine unschöne Stelle entdeckt. :thumbup:


    Besonders gelungen sind die sehr fein gebrochenen Kanten. Diese sind halbrund ausgeführt und machen das Picolomako damit zu einem wahren Handschmeichler - es fühlt sich regelrecht weich an. Man kann den Unterschied sehr schön im Übergang vom Griffrücken in den "Kapselheber" erkennen. In diesem (kleinen) Bereich sind die Kanten normal ausgeführt.



    Auch das Stonewash-Finish hat Fox deutlich besser hinbekommen, als ich das von anderen Serienherstellern kenne - irgendwie rustikaler. Passt sehr gut zu diesem Messer, das in der Customversion manchmal mit Schmiedehaut zum Kunden geht.




    Passform


    Mit seinen schlanken 80g und einem sehr flachen Profil fällt es in der Hosentasche überhautp nicht auf. Als Neckknife würde ich es aber trotzdem nicht tragen. IWB konnte ich leider noch nicht ausprobieren, könnte mir aber vorstellen, dass es auch da nicht wirklich merklich stört.



    Auch mein erster Eindruck die Bedienerprankengröße betreffend ist geblieben.


    Zitat

    Das Messer ist trotz seiner zierlichen Gestalt auch für große Hände/Handschuhe sehr gut zu führen.



    Ich trage Handschuhgröße 10,5 und da ist noch deutlich Luft nach oben, was das Platzangebot angeht. Meine Hände sind eigentlich schon fast zu klein.




    Verpackung


    Kommen wir zum einzigen Schwachpunkt, der zwar die Funktionalität des Messers nicht einschränkt, aber etwas ist, um das man sich nach dem Kauf noch kümmern muss: Die Kydex ist für meinen Geschmack zu unpraktisch.



    Dies hängt aber wahrscheinlich immer davon ab, in welchem Kontext das Messer geführt wird. Da es vermutlich - ich unterstelle das jetzt einfach mal - als Selbstverteidigungswaffe gedacht ist, ist die Kydex vielleicht sogar genau richtig. Das Messer hält sehr sicher darin und die Hohlnieten erlauben verschieden Befestigungs- und Transportoptionen. So ist das Messer immer schnell zugreifbar wenn es darauf ankommt. Für Menschen mit erhöhtem Spieltrieb - wie mir - hingegen, die wegen des hohen Spassfaktors immer damit am rumfentern sind, ist sie allerdings eine Krücke.



    Es ist praktisch unmöglich das Gerät wieder hinein zu bekommen, da man immer mit dem Kapselheber am Eingang hängen bleibt. Dafür macht das Gesamtpaket einen schlanken Fuß und schlägt in verpacktem Zustand mit gerade einmal 1,4cm an seiner breitesten Stelle zu Buche.



    Und von oben:




    Praxistauglichkeit und Fazit


    Mein Spieltrieb hat sich in drei Wochen nicht verändert. Ich bin nach wie vor begeistert von der ausgewogegen Balance, der tollen Haptik, der überragenden Qualität und der äußeren Erscheinung, die einfach mal so was ganz anderes ist. :love:


    Allerdings hat sich auch bestätigt, dass das Picolomako kein EDC Messer ist, dass man ohne Begleiter führen kann. Wie bereits geschrieben vermute ich die Primärfunktion dieses Messers im Bereich der Selbstverteidigung und so wurde die Balance der horizontalen Achse auf diese Aufgabe optimiert. Dadurch wird aber eben auch die Durchführung alltäglicher Aufgaben - wie Pakete öffnen oder Salami schneiden - stark erschwert, bzw. geht es mit den meisten anderen Messern einfach sehr viel besser von der Hand.


    Man darf sich also keine Illusionen machen. Man bekommt für z.Z. 180 Euro ein wirklich tolles Messer, das aber nicht viel kann außer im äußersten Notfall - und wahrscheinlich nur in geübter Hand - ein treuer Helfer/Retter zu sein.


    Aber es macht auch unglaublich Spaß einfach nur damit zu spielen und es am Finger kreisen zu lassen. :)


    Das Bastinelli Picolomako - mein absoluter Lieblingsflaschenöffner. :D


    6 Mal editiert, zuletzt von mekel ()

  • Mist... bevor ich dein Review gelesen habe hat mich das Messer nicht wirklich angesprochen. Jetzt sind doch Begehrlichkeiten geweckt :rolleyes: :thumbup:

    Hoschferatu - Argentonaut - STANoholic - Spyderman

  • Danke für die Infos, darauf habe ich mit großem Interesse gewartet! :thumbup:


    Ebenso gewartet wie auf die Markteinführung des Messers, ich hatte ja ein wenig vorab davon schon erfahren und war sehr begehrlich darauf, das dann auf dem Markt präsentiert zu sehen.


    Leider hat die Sache für mich sozusagen einen doppelten Schwachpunkt: Der Preis ist imo im Vergleich zum R.E.D. zu hoch - und insbesondere zu hoch vor dem Hintergrund, daß wieder einmal eine Custom-Kydex hinzugefügt werden müßte.
    Daß die Scheiden die Schwäche bei den Bastinellis sind, beweist sich leider erneut.
    Meine drei Raptoren habe ich ja wegen der dünnen Wandungsstärke, des großen Umrisses und vor allem der "falsch herum" ausgeführten Faltung auch nach einiger Zeit durch Custom-Scheiden ersetzt, auch hier sind die Messer selbst ausgezeichnet...


    Aber mit Versand und Custom-Kydex kommt man für ein Gesamtpaket dann hier sehr schnell auf 230 Euro - und das ist imo zuviel.


    Schade drum....

  • Danke für die Arbeit und die schönen Bilder. Optisch kommt das Messer gut daher, klassisch mit Recurve wärs m.M.n. besser gelungen. Wohl der versuchte Tribut an eine gewisse Praxistauglichkeit?!

    Die TF Sucht ist zu Ende!

  • Ein Review, das ich mit hohem Interesse bis zum Schluss gelesen habe! Danke für die Arbeit und Glückwunsch zu dem kleinen Handschmeichler.


    Kannst du bei Gelegenheit noch die Klingenstärke nachreichen?

    ~ You can't take the sky from me! ~

  • Ein Review, das ich mit hohem Interesse bis zum Schluss gelesen habe! Danke für die Arbeit und Glückwunsch zu dem kleinen Handschmeichler.


    Kannst du bei Gelegenheit noch die Klingenstärke nachreichen?

    Sehr gerne, die Klingenstärke beträgt 3mm :thumbup:

  • klassisch mit Recurve wärs m.M.n. besser gelungen. Wohl der versuchte Tribut an eine gewisse Praxistauglichkeit?!

    Dazu kenne ich mich leider wirklich viel zu wenig (eigentlich gar nicht) mit "Kampfmessern" aus. Ein wohl sehr bekannter Vertreter dieser
    Gattung an den ich mich spontan erinnere ist meines Wissens das Warrior Knife, das auch mit einer sehr bauchigen Klinge aufwartet.


    Im Gegensatz dazu gibt es dann am anderen Ende des Spektrums die Bauform des Karambit, die dem Warrior Knife, genau entgegengesetzt
    ausgeführt ist ... aus meiner Laiensicht betrachtet. Wie sich die verschiedenen Klingenformen in der Praxis bemerkbar machen, kann ich
    auf Grund fehlender praktischer Erfahrung nicht beurteilen. Vielleicht findet sich hier jemand, der ein bisschen Licht ins Dunkel bringen kann?

    Einmal editiert, zuletzt von mekel ()

  • Aber ja :)


    Zunächst mal: Klassisch wäre ein Recurve bei so einer Form nicht. Die Form des Mako ist eine "Upswept"- oder "Scimitar"-Form, also mit einer nach oben aufgeschwungenen Klinge. Es wäre eher die Ausnahme, hier einen Recurve unterzubringen, normalerweise und auch beim Custom-Mako steigt die Schneide bogenförmig an, ebenfalls der Klingenrücken.


    Mekel, was Du meinst ist der Unterschied in der Grundüberlegung, ob man eine gebogene Klinge nun "besser" nach oben oder nach unten biegt. Die Antwort ist wie so oft in der Messerwelt: Für beides gibt es Begründungen, beides macht funktional Sinn für einen Fighter:


    Der Aufschwung der Scimitar Formen bringt eine Schneide, die einem bogenförmigen Hieb im Verlauf folgt. Bewegst Du den Arm in einem kraftvollen Hieb, bewegt sich das Messer ja in einem Bogensegment, nicht in einer Geraden. Und die Klinge entfaltet außerdem mehr Schneidwirkung, wenn sie nicht sozusagen wie eine Axtschneide im Druckschnitt aufs Schneidgut trifft, sondern wie ein Fallbeil oder eben ein Säbel schräg auftrifft und einen ziehenden Schnitt erzeugt. Dann gleitet Klingenlänge längs durchs Schneidgut und durchtrennt, anders als bei einem Spalten, schneidend das Schneidgut...
    Im Stich folgt die Spitze dieser Formen ebenfalls einem Bogensegment, das entspricht, außer im Jab, dem natürlichen Bewegungsverlauf sowohl von unten nach oben als auch von oben nach unten, wie eben die Faust bei einem Schwinger....


    In anderen Schulen wird das Gegenteil bevorzugt, eher den Formen von Tierkrallen folgend: die nach unten gezogene Schneide und Spitze von Hawkbill-Formen, wie man sie auch oft bei Karambits findet, aber nicht nur bei diesen.


    Hier ist die Überlegung, im Hieb mit der eindringenden Spitze eine schneidend-reißende Wirkung zu erzielen, im Stich (bei nur leichter Krümmung der Klinge) bei einem Jab aber z.B. mit der Spitze relativ gerade ankommen zu können, ohne das Handgelenk übermäßig nach vorn dehnen zu müssen.


    Interessante Überlegungen zu diesem "Gegenteil" der Scimitar-Formen hat Meister Fairbairn (der mit dem Fairbairn-Sykes) angeblich gegen Ende seiner Schaffenszeit im Modell "Cobra" umgesetzt, zu dem Du hier etwas findest:


    Practical Kuku Macan – PKM – TKS schmiedet die „Tigerklaue“ – Ein Kampfkunst-Messer als Projekt mit TF-Mitgliedern


    Dort findest Du auch noch etwas über die beiden "Grundüberlungen" zu den sozusagen gegenteiligen Formen.

  • @Micha Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung!

    Zitat

    Der Aufschwung der Scimitar Formen bringt eine Schneide, die einem bogenförmigen Hieb im Verlauf folgt.

    Diesen Fall kann ich noch gut nachvollziehen, bzw. kann ich mir den Bewegungsablauf vorstellen.

    Zitat

    In anderen Schulen wird das Gegenteil bevorzugt, eher den Formen von
    Tierkrallen folgend: die nach unten gezogene Schneide und Spitze von
    Hawkbill-Formen, wie man sie auch oft bei Karambits findet, aber nicht
    nur bei diesen.

    Dazu muss ich mir bei Gelegenheit mal auf Youtube etwas Anschauungsmaterial besorgen. Klingt für mich
    so als würde man bei jeder Aktion "hängen bleiben". Ich stelle mir das schwierig vor, besonders wenn man
    mit mehreren Kontrahenten konfrontiert ist.

  • Das ist eine Frage der Dynamik, der Schärfe der Klinge und des Krümmungswinkels. Natürlich ist Zweck der Sache, daß sich die Klinge schneidend in Zugrichtung ihren Weg bahnt. Das ist ja die erwünschte Wirkung. Ist die Klinge nicht allzu stark gebogen, würdest Du beim Auftreffen auf einen harten Gegenstand, meinetwegen einen Knochen, einfach nach hinten drübergleiten.
    Tatsächlich sind stark gekrümmte Klingen eher bei Messern zur Bekämpfung ungepanzerter Weichziele verbreitet. Gerade im militärischen Bereich mit Targets mit viel Ausrüstung würde man eher etwas für Stiche wählen oder andere Angriffszonen wählen.

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