Heute hat meine kleine ER-Sammlung mal wieder Zuwachs bekommen: Ein unbenutztes CORVO aus dem Sekundärmarkt. Da ich über das Messer im TF noch nichts gefunden habe, eröffne ich mal einen Thread dazu. Vielleicht gibt´s hier ja noch einen Besitzer, der ein paar Infos, Erfahrungen oder Bilder beisteuern möchte.
Hersteller-Infos:
- Gesamtlänge: 30,7 cm
- Klingenlänge: 17,6 cm
- Klingenstärke: 6,3 mm
- Gewicht Messer: 362 g
- Klingenstahl: Böhler N690 (58 HRC)
Gemäß ER-Homepage handelt es sich um die Neuinterpretation eines Kampfmessers der Chilenischen Armee:
ZitatThe CORVO is a traditional Chilean Army combat knife. Its origins are misterious: it did probably arrive in the New World with the Spanish Conquistadores, who had already appreciated it during the war against the Moors. It shows undoubted affinities with Jambiya, the traditional Arab knife still used nowadays as a Yemen male clothing accessory. CORVO has been used during the War of the Pacific. It was produced in several versions such as: the Curved Corvo with the blade bending at almost 90° and the Corvo Atacameño which is longer but with a gentler bending of the blade for a higher flexibility during use. Extrema Ratio has been inspired by this second version.
Unter den "discontinued Products" finden sich auf der Homepage auch noch zwei spezielle Versionen des CORVO:
1. das gleichgroße CAUPOLICAN Bild
2. das größere COLO-COLO Bild
Bei beiden Sonder-Versionen scheint - im Gegensatz zum CORVO - den Bildern nach zu urteilen der vordere Klingenrücken scharf zu sein.
Eigene Bilder:
Corvo 1.JPG Corvo 2.JPG Corvo 3.JPG Corvo mit Scheide.JPG Corvo Vergleich ER.JPG
Beschreibung:
Das CORVO hat den großen Forprene-Griff und ist damit auch für große Hände oder Handschuhe geeignet. Es liegt meiner Ansicht nach ausgewogen in der Hand und kann auch kurz gegriffen werden. Der Balance-Punkt liegt in der vorderen Hälfte der Fingermulde.
Man könnte kritisieren, dass der Daumen - insbesondere beim Kurzgreifen - auf dem verhältnismäßig dünnen Teils der ER-typische Aussparung aufliegt. Da dieser aber immernoch ca. 2mm breit ist, empfinde ich persönlich das Druckausüben mit dem Daumen nicht als total unangenehm. Die vordere Sekundärschneide lässt sich mMn gut als Beitel benutzen und auch Hebeln sollte mit dieser breiten "Spitze" gut möglich sein.
Corvo In-Hand 1.JPG Corvo In-Hand 2.JPG Corvo In-Hand 3.JPG
Die Nylonscheide ist sehr flach und kann mit Verlängerung und Beingurt (beide natürlich verstellbar) tief am Oberschenkel getragen werden. Man muss zum An- und Ablegen den Gürtel nicht ausziehen, da die Gürtelschlaufe geöffnet und mittels Klett (und einer zusätzlichen Klettschlaufe) gesichert wird. Durch die Schlaufen auf der Rückseite kann man die Scheide auch an Molle-Schlaufen befestigen.
Gürtelschlaufe 1.JPG Gürtelschlaufe 2.JPG Corvo-Scheide Rückseite.JPG
Das Messer sitzt relativ locker in der Scheide und lässt sich auch problemlos ca. 6 cm herausziehen, bis das Parierelement an die Griffsicherung stößt. Mit etwas Aufwand lässt sich das komplette Messer auch durch die geschlossene Griffsicherung ziehen. Das sollte zwar in der Praxis kein Verlustrisiko darstellen (wenn man nicht gerade kopfüber irgendwo hängt), die TipUp-Trageweise (z. B. am Rucksack) scheidet damit aber aus.
Die flache Vordertasche ist wie gemacht für die ER Diamant-Schärfplatte, die z. B. dem RAO beiliegt. Beim CORVO war diese allerdings nicht dabei - entweder, um Kosten einzusparen oder weil sich zumindest die vordere Hälfte der Hawkbill-Klinge damit nicht besonders gut schärfen lässt. Ein behelfsmäßges Schärfen wäre aber damit durchaus möglich, so dass ich es schon besser gefunden hätte, wenn die Schärfplatte zum Lieferumfang gehören würde.
Corvo in Scheide 1.JPG Corvo in Scheide 2.JPG Corvo-Scheide Tasche.JPG
Persönliche Einschätzung:
Obwohl ich eigentlich - abgesehen von den Film-Messern - nur noch EDC-taugliche Messer kaufen wollte, hat mich die Form des CORVO so fasziniert, dass ich eine Ausnahme gemacht habe. Von der Größe her liegt es mittig zwischen dem TFDE 15 und meinem bevorzugten Waldmesser. Ich denke auch, dass sich das CORVO als Hack- und Outdoor-Messer gut eignet, weiß aber noch nicht, ob ich es bei den wenigen Gelegenheiten dafür einsetzen werde oder doch beim Juchten oder dem FKMD-Trakker bleibe.
Zumindest bin ich der festen Überzeugung, dass ich das CORVO hierfür nutzen dürfte. Denn auch wenn einige in diesem Forum die Auffassung vertreten, dass man Messer mit einer Waffeneigenschaft (die man dem CORVO aufgrund seiner Herkunft durchaus unterstellen kann) trotz Vorliegen eines berechtigten Interesses gar nicht führen darf, gehe ich davon aus, dass ein Einsatz als Camping- oder Outdoor-Messer auch für das "böse" CORVO vom § 42a (2) Nr. 3 i.V.m. (1) Nr. 2 und Nr. 3 WaffG gedeckt wäre.