Das Modell Phoenix des deutschen Traditionsunternehmens Puma ist ein stattliches Messer. Die großzügig dimensionierte Klinge, glänzende Monturen und ein dunkler Holzgriff machen dieses Messer zu einem absoluten Hingucker. Ob das Phoenix auch hinsichtlich Verarbeitung und Funktion überzeugen kann, soll im Folgenden genauer untersucht werden.
Der erste Eindruck
Nachdem man das Phoenix aus seiner Scheide befreit hat, wird man von seiner langen und wuchtigen Klinge begrüßt. Zwanzig Zentimeter rostfreier 1.4116 Stahl wissen Eindruck zu hinterlassen. Dazu trägt die beachtliche Rückenstärke von 7 mm einen wesentlichen Teil bei. Doch auch andere Details, die das Messer mit sich bringt, lassen es zu einem Eyecatcher werden. Die sauber gearbeitete Fehlschärfe, der auf Hochglanz polierte Knebel und das dunkle Ebenholz harmonieren wirklich fantastisch und machen Lust auf mehr.
Doch ein Messer muss selbstverständlich nicht nur gut aussehen, um den Anwender zu überzeugen. Um mir einen ersten Eindruck über ein Messer zu verschaffen, wird zu Beginn die Schärfe der Schneide an Hand eines Schnitts durch Papier überprüft. Nicht dass man ein Messer nicht selbst auf die gewünschte Schärfe bringen könnte. Eine anständige Schneide bei Auslieferung zählt jedoch zum A und O.
Leider konnte das Phoenix den Erwartungen an dieser Stelle nicht gerecht werden. Den Schnitt durch Papier verweigerte das Messer stoisch, so dass ich also doch erst einmal das Schärfen des Messer angesagt war. Hierbei fiel noch auf, dass die Schneide leider nicht nur unscharf sondern auch mit einem äußerst derben Winkel versehen war. Natürlich muss ein Messer dieser Größe etwas robuster ausgeschliffen sein, als beispielsweise ein kleines Schweizer Taschenmesser. Ich empfinde es jedoch immer als lästig, wenn ein neues Messer nicht nur geschärft, sondern seine Schneide erst einmal auf ein angemessenes Maß ausgedünnt werden muss, damit man mit dem Messer vernünftig arbeiten kann. Denn erstens bedeutet es häufig unnötigen Aufwand bis ein passabler Winkel angebracht ist. Zweitens verfügt der durchschnittliche Messerkäufer in der Regel nicht über die notwendigen Gerätschaften, um ein schnelles Ausdünnen durchzuführen - zumindest nicht ohne dass dabei die Schneide überhitzt oder das Messer anderweitig beschädigt wird. Beim Schleifen von Hand vergehen schnell 1-2 Stunden, bis das Messer eine tadellose Schneide aufweist. Und dafür benötigt der Hersteller nur einen Bruchteil der Zeit. Drittens bedeutet ein Umschleifen eines zu steilen Winkels auch, dass die Schneidfase erheblich dicker ausfällt, als es notwendig und wünschenswert gewesen wäre. Natürlich ist es auch optisch nicht besonders schön anzusehen. Nun gut, alles kein Beinbruch nur eben nicht das Optimum.
Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss...und so machte ich mich ans Werk. Insgesamt fiel dabei auf, dass der Stahl beim Schleifen durchaus Widerstand leistet, was auf eine anständige Schnitthaltigkeit hoffen ließ. Das Nachschärfen hat sich erwartungsgemäß dann auch wirklich ausgezahlt und das Messer verfügt nun über die gewünschte Schärfe!
Die Klinge
Abgesehen von der stumpfen Schneide hat mich die Klinge des Phoenix wirklich begeistert. Sie ist sauber und symmetrisch geschliffen, ihr Klingenrücken, sowie der gegenüberliegende, stumpfe Bereich des Ricassos sind spiegelpoliert und obwohl die Klingenstärke wirklich recht satt ausfällt, wirkt die Klinge insgesamt erstaunlich führig. Die eine oder andere Beschriftung auf der Klinge hätte man zu Gunsten der Optik weglassen können. Auf der linken Klingenseite findet sich der Puma-typische Abdruck, der von der Härtemessung rührt.
Der Griff
Während die Verarbeitung der Klinge überwiegend gut ausfällt, gab es am Griff leider ein paar Ungereimtheiten. Während der Fingerschutz auf Seiten der Klinge sehr ordentlich poliert ist, wurde der gegenüberliegenden Seite in Griffrichtung weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Zugegeben, man sieht sie auch weniger, doch der Ordnung halber wäre es schön gewesen, wenn der Fingerschutz von allen Seiten glänzt. Etwas unerfreulicher ist die Gestaltung des Übergangs zwischen Klinge/Erl und Fingerschutz. Hier weist das Phoenix deutliche Spaltmaße auf, was sich durchaus hätte vermeiden lassen. Insbesondere auf der Rückseite des Griffs wurde dem Übergang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das gilt auch für die Pins, die den Griff halten. Zwar sind sie sauber verarbeitet, doch bilden sie keine gerade Linie. Der erste Pin Richtung Klinge ist deutlich nach unten versetzt. Das alles trübt ein wenig die sonst so schöne Ansicht des Griffs.
Die Handlage des Phoenix muss einem zusagen. Der Griff ist wie bei vielen Messern von Puma recht schmal gehalten und fällt etwas kantig aus. Würde man die Kanten stärker abrunden, hätte man vermutlich zu wenig Volumen um das Messer auf Dauer krampffrei in der Hand zu halten. Insofern wäre ein etwas höherer Griff mit großzügiger abgerundetem Schalen aus meiner Sicht eine Verbesserung, die dem Messer sehr gut tun würde. Da Ergonomie in vielen Fällen allerdings sehr unterschiedlich beurteilt wird, stellt dieses Detail vielleicht nur eine sehr subjektive Empfindung dar.
Dass Holz ein Naturprodukt ist und auch mal reißen oder brechen kann, musste ich leider beim Ebenholzgriff des Phoenix erfahren. Nach ein paar kräftigeren Schlägen mit dem Messer auf Holz schienen sich die Griffschalen am Erl etwas zu lockern. Nicht extrem aber genug, dass schließlich die linke Griffschale riss.
Natürlich etwas ärgerlich aber nicht unbedingt vermeidbar. Die Firma Puma nahm sich dem Problem wirklich sehr unkompliziert an und reparierte den Schaden ohne “wenn und aber”. Zusätzlich wurde das Messer komplett aufgearbeitet. Dabei wurde auch die Klinge, die durch das Umschleifen ein wenig gelitten hatte noch einmal mit einem tadellosen Finish versehen. Das hat mir sehr gut gefallen. Guter Service stellt für viele Käufer einen wichtigen Bestandteil bei der Kaufentscheidung eines Messers dar. Hier hat Puma sich keine Blöße gegeben und sehr gut reagiert. Nach ca. 2-3 Wochen Bearbeitungszeit hielt ich das reparierte Messer zurück - inklusive ausführlicher Dokumentation, was alles im Werk mit dem Messer gemacht wurde.
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Die Scheide
Dem Phoenix wird eine schöne Lederscheide beigelegt. Sie ist ordentlich verarbeitet und passt sehr gut zum Erscheinungsbild des Messers.
Fazit
Das Puma Phoenix hat mir trotz der erwähnten Mängel gefallen. Dazu tragen in erster Linie die tolle Form der Klinge und ihre ordentliche Verarbeitung bei. Hat man das Messer in einen rasiermesserscharfen Zustand versetzt, ist es ein beeindruckendes Gerät. Etwas Überarbeitung am Griff (mehr Griffvolumen und leichte Verbesserungen in der Verarbeitung) würden das Messer in eine andere Liga katapultieren und es zu einem wirklich erstklassigen Messer heranreifen lassen.