Linder Rehwappen Platterl Bowie 2

  • Auch in diesem Jahr gibt es wieder einige interessante Neuheiten auf dem Messermarkt zu entdecken. Auf der Suche nach neuen Modellen wurde ich mal wieder bei der Firma Linder fündig, die mit einigen sehr schönen Modellen den Messermarkt bereichert. Eines meiner Favoriten ist dabei das brandneue Linder Rehwappen Platterl Bowie 2, das mich sowohl durch das klassische Design, als auch den verwendeten “Zutaten” direkt angesprochen hat.
    Vollerlkonstruktion, Kohlenstoffstahl, Pflaumenholz, robuste Abmessungen. Das alles klang sehr vielversprechend und auch meine Erfahrungen mit Linder waren bisher sehr positiv. Ob allerdings auch dieses Modell wieder zu überzeugen weiß, soll im Folgenden beleuchtet werden.


    Der Markt bietet eine schier unüberschaubare Auswahl an sogenannten “Bowie” Messern. Dabei hat sich der Begriff seit den Zeiten von Jim Bowie, dem Namensgeber der legendären Bowie Knives, über die vielen Jahre hinweg sicherlich stark gewandelt. Die heutigen Vorstellungen, was man unter einem richtigen Bowie zu verstehen hat, gehen weit auseinander. Einige Eigenschaften werden allerdings gemeinhin einem klassischen Bowie zugeschrieben, die sich auch das Rehwappen Platterl Bowie zu eigen gemacht hat. Da wäre zum einen die wuchtige Klinge in “Clip Point” Bauweise, die ganz traditionell aus Kohlenstoffstahl gefertigt wird. Ein großes Parierelement schützt den Finger vor dem Abrutschen oder bei kämpferischen Auseinandersetzungen - wie man sie heute glücklicherweise kaum noch vorfindet. Auch der Griff, der einer simplen Linienführung folgt, ist beim Linder sehr klassisch gehalten.


    Die Klinge
    Beim Platterl Bowie wurde auf C60-Kohlenstoffstahl zurückgegriffen. Dieser ist zäh, verhältnismäßig einfach scharf zu bekommen und etwas pflegebedürftig, da er nicht rostfrei ist. Die üppige, knapp 5 mm starke Klinge wurde in Vollerlbauweise gehalten, so dass ausreichend Stabilität gewährleistet sein sollte. Zugegeben, wer sein Messer sachgemäß nutzt, benötigt nicht unbedingt einen Vollerl. Und letztlich bekommt man beinahe jedes Messer in zwei geteilt, wenn man sich nur genug Mühe gibt. Beim Platterl Bowie dürfte es allerdings schwer werden. Die massive Bauweise wirkt sehr vertrauenserweckend, ohne übertrieben dimensioniert zu sein.
    Das Schliffbild der Klinge ist pragmatisch gehalten. Sauber ausgeführt aber nicht auf Hochglanzpolitur gebracht - man möchte mit dem Messer ja auch Arbeiten können, ohne einen Schweißausbruch erleiden zu müssen, wenn die Spiegelpolitur Kratzer erleidet. Erfreulicherweise wurde das Platterl Bowie auch ausreichend scharf ausgeliefert, so dass man mit dem Platterl Bowie direkt loslegen kann. Selbst erstaunlich feine Arbeiten, wie das Auffächern von Holz, waren für das Bowie keine Herausforderung.



    Der Griff
    Linder hat in diesem Jahr einige Modelle in Pflaumenholzbeschalung auf den Markt gebracht und möchte so eine Alternative zu den zwar sehr schönen, doch ökologisch bedenklichen Tropenhölzern anbieten. Auch wenn der Anteil des Tropenholzes, das für Messergriffe aufgewendet wird vermutlich recht gering sein dürfte, ist es sehr erfreulich, dass Linder auf Naturschutz wert legt und seinen Teil dazu beitragen möchte. Das verbaute Pflaumenholz fällt jedenfalls recht dezent aus und erfreut dennoch durch eine schöne Maserung. Obwohl der Griff unheimlich kantig wirkt, liegt er überraschend angenehm und komfortabel in der Hand. Das ist sicher den gut abgerundeten Schalen in Kombination mit einem ordentlichen Griffvolumen zu verdanken. Da auch die Grifflänge großzügig ausfällt, dürfte das Messer selbst Menschen mit größeren Händen gut in der Hand liegen.
    Sowohl Handschutz als auch Griffnieten sind aus Messing gefertigt. Das passt hervorragend zum Messer, da Messing - wie auch Kohlenstoffstahl - mit der Zeit Patina annimmt, was dem Messer ein rustikales Aussehen verleiht. Selbstverständlich lässt sich auf Wunsch das Messer von der Patina mit etwas Politur schnell wieder befreien.



    Die Verarbeitung
    Wie ich es von Linder nicht anders kenne, war auch dieses Mal die Verarbeitung wieder vorbildlich. Lediglich an der Innenseite des Griffs, wo dieser ins Parierelement übergeht, sind leichte Unsauberkeiten zu erkennen. Diese kann man allerdings getrost als “Peanuts” bezeichnen, die dem positiven Gesamteindruck des Messers nicht schaden.
    Hält man sich den Preis des Linder Bowies, der aktuell bei knapp 110€ liegt, vor Augen, ist man wirklich erstaunt, welch ordentliche Verarbeitungsqualität man hier geboten bekommt. Erst recht wenn man bedenkt, dass es sich beim Messer um ein in Deutschland gefertigtes Produkt handelt und nicht um einen importierten Artikel aus dem Ausland.


    Die Scheide
    Linder liefert das Bowie mit einer optisch durchaus ansprechenden Lederscheide aus. Doch nicht nur optisch weiß sie zu gefallen. Genau wie ihre Nähte, ist die gesamte Scheide sehr sauber verarbeitet und macht einen soliden Eindruck. Warum der Verschluss der Scheide allerdings durch einen Klettverschluss und keinen stabilen Druckknopf gelöst wurde, ist mir unverständlich. Ein verlässlicherer und langlebigerer Verschluss hätte die Scheide abgerundet.


    Die Spezifikationen
    Klingenstahl: C60, 58-59 HRC (Auskunft der Firma Linder)
    Gesamtlänge: 32,9 cm
    Klingenlänge: 20,1 cm
    Klingenstärke: ca. 4,6 mm
    Griff: Heimisches Pflaumenholz


    Das Fazit
    Mit dem Linder Rehwappen Platterl Bowie 2 stellt die Solinger Messerschmiede erneut unter Beweis, dass man heute noch qualitativ hochwertige Messer aus deutscher Produktion zu anständigen Preisen finden kann. Neben dem klassischen Design und den verwendeten Materialien weiß auch die Verarbeitung zu überzeugen. Einzig und allein der Klettverschluss an der Lederscheide und die etwas unsauber ausgeführten Übergänge am Griff zur Klinge könnten noch optimiert werden. Gemessen am Gesamtpaket sind die beiden Punkte für mich aber durchaus akzeptabel. Unterm Strich ist das Linder Rehwappen Platterl Bowie 2 eine absolute Empfehlung wert und stellt für mich ein Highlight in der Messerwelt im Jahr 2017 dar.

  • Eine sehr schöne Vorstellung eines schönen Messers.


    Das Bowie ist sehr klassisch und schlicht, ist dabei aber sehr ästhetisch und macht einen soliden Eindruck.


    Das Holz ist sehr schön poliert, genau wie der Guard und die Lederscheide macht auch einen super Eindruck.


    Dieses Messer hätte Lex Barker als Old Shatterhand sicherlich perfekt gestanden.


    Ein wunderbares Beispiel, das es nicht immer Highend CPM Stähle, Carbon, G10, Torsionsdamast oder fossile Geschlechtsteile von Tieren sein müssen, um ein hochwertiges und schönes Messer herzustellen.


    Die Bilder werden dem Ganzen mehr als gerecht. :thumbup:


    Gruß,
    Elric

  • Ich habe einige schöne Linder Bowies und auch dieses Messer sieht klasse aus. was mir aber überhaupt nicht zusagt - und das klingt ja in dem Review an - sind die Scheiden mit dem Klettverschluss. Da muss ein Druckknopfhin! Und aus meiner Sicht darf gerne noch ein Wetzstein in Tasche vorne auf die Scheide. :thumbup:


    DWH

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