Mir ist gerade mal aufgefallen, dass das R.Sous Bridger hier noch kein Review zu verzeichnen hat
Hier eine etwas ausführlichere Abhandlung zu dem Messer:
Nachdem ich nun schon seit Januar auch das Technical Bridger nutze, hab ich es mir rausgenommen den Georg Geismar nochmal zu nerven und ein D Legales fixed ins Leben zu rufen.
Ich habe eine Klingenlänge von 11 cm gewählt, da das Messer EDC tauglich bleiben sollte. Das Standard Bridger ist etwa 1 cm kürzer (in der Klingenlänge und auch insgesamt) und in meiner Hosentasche war noch Platz für etwas mehr, wobei 12 cm zuviel gewesen wären. Ich mag zudem Messer generell nicht so sehr, deren Klinge nicht mindestens genauso lang ist, wie der Griff.
Neben der Verlängerung der Klinge habe ich nach einer filigranen Spitze verlangt. Dies wirkt nun bei vielen Leuten als Widerspruch zu dem, was ich über viele Jahre benutzt habe. Dazu folgende Erklärung:
Ich habe lange Zeit darauf gepocht, dass ein Messer die Reserven haben muss große Hebelkräfte abzukönnen. Über mehrere Jahre habe ich viele Messer ausprobiert und fast jedes Wochenende umfangreich damit arbeiten können. Mir ist dabei immer wieder aufgefallen, dass mir insbesondere bei der Arbeit mit Foldern oder recht kleinen Messern, bei denen filigranere Spitzen vorhanden sind, die Arbeit wesentlich leichter von der Hand ging. Dies ist in den letzten Jahren so weit fortgeschritten, dass ich meine Denke da geändert habe. Bei 99 % der Arbeiten die man betreibt, braucht man eine filigrane Spitze und ordentliche Schneidleistung. Das 1 % der absoluten Notwendigkeit sein Messer zum Aufbrechen von irgendwas zu benutzen nehme ich mittlerweile insofern in Kauf, dass im Notfall die Spitze meinetwegen abbrechen kann und man somit automatisch ein Tanto in der Hand hat. Nach Jahren der Extremtests, etc. halte ich mich nun ehr an die Praxis, die ich draußen und im Alltag betreibe und deren Anforderungen. Die Philosophie ist eben eine andere. Bin ich in der Zivilisation, so bieten sich mir immer andere Hilfsmittel, als eine Messerspitze und in der Wildnis tauchen solche Tasks im Grunde gar nicht auf. Man hat es mit Fell, Haut, Fleisch und Knochen zu tun, oder mit verschiedenen Hölzern oder einigen, meist textilen Materialien. Da taugt die feine Spitze genau wie ein Schliff mit kleinem Keilwinkel eben einfach wesentlich besser.
Ich verstehe jeden Menschen sehr gut, der da seine Priorität anders setzt und permanent die genannte Reserve fordert. Auch ich habe nach wie vor Spaß an diesen Dingen, setze sie aber nur noch ungerne ein, da mir zu viel Effizienz flöten geht.
Das Messer hat eine fast Nadelfeine Spitze. Es verläuft durch den Hohlschliff nahezu in eine Art Skalpell. Ein banales Beispiel zum Nutzen: Splitter! Ich habe es immer wieder gehasst, mit einer groben Spitze in der eigenen Haut zu popeln und das passiert draußen ebenfalls häufiger, als irgendwelche Munitionskisten vorzufinden, die man rasend schnell öffnen muss damit man überlebt.
Das Schneiden von Dosen ist mit dieser Spitze ebenfalls einfacher. Man muss erst gar nicht verkanten und drückt die Dose auch nicht mit einer stumpfen Spitze zusammen. PET Flaschen lassen sich präzise schneiden und über weichere, natürliche Werkstoffe brauch ich nun nicht weiter philosophieren. Da ist man schneller, braucht weniger Kraft und Zeit und ist somit effizienter.
Der Griff des Messers entspricht in seinen Abmaßen dem originalen Bridger Griff. Dieser hat ganz leichte „Fräsungen“, die bereits guten Grip geben, um die Kontur des Messers beim Halt noch zu unterstützen. Die groovings beim großen Messer haben mir gezeigt, dass noch ein wenig mehr Grip möglich ist, während sich das ganze kurioserweise in der Hand noch weicher anfühlt. Das kommt durch die noch flüssigeren Übergänge an den Griffkanten.
Bei dieser Messergröße habe ich bewusst von einem Machetenhaken oder anderen Mitteln zum Auffangen von Fliehkräften abgesehen, da es für grobes Haken einfach nicht die Hiebwirkung entfaltet.
Ein weiterer Grund für den filigranen Griff ist der Wunsch nach der Möglichkeit das Messer verdeckt oder zumindest sehr kompakt tragen zu können. Eine Sheath, egal ob aus Kydex, Leder, o.a. trägt so entsprechend wenig auf.
Ich trage im Alltag alle meine 42a Konformen Fixed in der Hosentasche. Entsprechend fiel meine Wahl in den letzten Jahren auf Messer wie das Spartan Blades Phrike, Behring Made Bridger, Bawidamann Blades Skraeling oder gar auf Strider ED oder Böker Para 1. Alles was einen absolut vollwertigen Griff hat kann man so nur noch schlecht tragen und es wird dann auch in der Länge schwierig, wenn man das 50% Klinge zu 50 % Griff Verhältnis nicht zugunsten des Griffs ändern will.
Die Haltbarkeit und Optik des eigens für dieses Messer gefertigten Leinenmicartas hat mich bereits bei dem großen Messer in seinen Bann gezogen und entsprechend wollte ich hier nicht darauf verzichten. Für das große Messer wurden vorhandene Griffschalen von Hand per Dremel gegrooved. Im Falle des R.Sous Bridger wurden die Schalen vollständig neu gefertigt, da das runter dremeln der normalen Bridger Schalen selbige zu dünn gemacht hätten.
Das Ergebnis ist ein Kompromiss aus Phrike und Bridger.
Wie bereits erwähnt kommt es mir bei diesem Messer auch nicht auf eine Tauglichkeit zum Hacken an, sondern hauptsächlich auf Schneidleistung. Diese erfährt man primär nicht durch Schaben, Batoning, etc., sondern am besten anhand des gezogenen Schnitts, oder anhand eines Druckschnitts. Insbesondere beim gezogenen Schnitt drückt sich die Klinge bei Belastung immer stark in Richtung des Daumens. Je weiter das Schneidgut in Richtung der Klingenspitze wandert (Beispielt Spitze an einen Stock schnitzen) umso größer wird durch die Steigerung des Hebels die Kraft, die auf den Daumen lastet. Die Zugbewegung erzeugt zudem eine Belastung des Daumens in Richtung der Hand. Um dies so ergonomisch wie möglich zu gestalten, wollte ich ähnlich wie beim großen Technical R.Sous eine Vertiefung auf dem Wege vom Griff zur Klinge, bzw. „Daumenrampe“ in Form einer Mulde, so dass der Daumen beim Schneiden nicht unnötig weit von der Hand abgespreizt wird und entsprechend mehr Kraft aufbringen kann. Ein Abrutschen nach vorne wird zudem nochmal mit leichten Jimpings verhindert, die jedoch nach Hinten aus Ergonomiegründen nicht in der Mulde eingebracht sind.
Der besagte Hebel wird beim Ansetzen des gezogenen Schnitts, aber ins besondere beim Druckschnitt durch eine Schneide gewährleistet, die unterhalb des Daumens nicht durch eine Schleifkerbe oder eine Fehlschärfe behindert wird. Der Daumen kann seine Kraft senkrecht auf geradem Wege nach unten auf einen scharfen Klingenteil übertragen.
Den Hohlschliff habe ich aus dem gleichen Grunde wie bei dem großen Messer gewählt. Nachzulesen in der entsprechenden Beschreibung.
Zudem hat die Klinge den Ansatz einer Falschen Schneide, jedoch bis zur Spitze obendrauf flach gehalten. Dies erhöht die Penetrationsleistung und lässt das Messer zudem zentriert in einen Wildkörper eindringen. Die Spitze befindet sich auf der Linie der Mittelachse des Griffs.
Neben meinem selbstgefälligen Gedankengang, eine 42a konforme Notlösung zu meinem großen und damit grundsätzlich bevorzugten Messer zu finden, habe ich zudem immer wieder in Betracht gezogen auch ausschließlich mit diesem Messer draußen zurecht zu kommen.
Beiläufig aufgenommene Wünsche von Freunden, die auch im täglichen Leben draußen arbeiten und unter Umständen stark auf ein Messer angewiesen sind, haben ergeben, dass große Messer eigentlich weniger angestrebt sind. Es kommt in einem gewissen Rahmen noch auf das Gewicht an, aber insbesondere auf die Möglichkeit ein Messer noch unter anderer Ausrüstung am Mann tragen zu können. Penetrationsleistung, sowie die Reserven im Notfall auch Missbrauch entgegen der genannten Philosophie ausführen zu können, ließ mich zu dem Entschluss kommen, das Messer auf 5 mm Stärke zu dimensionieren. Gesetzt der Fall, dass es in einem Notfall als Hebel herhalten soll, so würde die Spitze nachgeben, jedoch verbirgt sich dann vor dem Griff noch ordentlich Klinge und ein massiver Keil aus O1 Stahl.