Böker Manufaktur Solingen „Cub“ – Burnleys Burner!

  • 1. Einladung zum Messer-Plausch


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    Messerfreunde, das hier wird kein knappes Review im Sinne eines rein technischen Blicks auf ein bestimmtes einzelnes Messermodell und der Dokumentation einiger beispielhafter Anwendungen. Man kann so etwas machen, es informiert und ist sicher eher nach dem Gusto der textknappen Twitter-Generation. Man würde dann hier erfahren, daß das vorgestellte Messer prima schneidet, gut in der Hand liegt und sehr gut ausschaut. Falls das reicht, einfach scrollen und Bilder schauen!


    Hin und wieder bekommt man aber ein Messer in die Hand, das Lust macht und/oder die Notwendigkeit ergibt, mal genauer hinzuschauen, zu vergleichen, auch mal abzuschweifen, Hintergründe auszuleuchten– um zu verstehen und nachvollziehbar zu machen, warum man das Messer für etwas Besonderes hält. So etwa, wie man sich an einem langen Abend über Messer unterhalten würde in einer Runde bequemer Sessel um einen Kamin und einen Tisch voller Eisenwaren und vielleicht einiger Gläser. Das mach ich nicht oft so, auch bei guten Messern nicht, weil es viel Zeit kostet – zuletzt mußte das beim bemerkenswerten Bastinelli „R.E.D.“ sein.


    Also, Messer-Aficionados der eher epischen Fraktion, macht es Euch bequem, holt Euch einen Drink und gern auch das eine odere andere Messer aus Eurem Bestand zum direkten Vergleich, und laßt Euch ein auf eine längere und dabei hoffentlich trotzdem kurzweilige Plauderei über das Böker / Burnley „Cub“:


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    Und verzeiht, wenn ich für Euch vielleicht längst Bekanntes zum Vergleich heranziehe. Denkt an die vielen jungen Leute, die vielleicht erst angefangen haben, sich für unsere gemeinsame Leidenschaft für Eisenwaren auch zu begeistern, die noch nicht soviele Vergleichsmuster aus Erinnerung oder Erfahrung oder gar eigenem Bestand abrufen können.


    Leuchten wir sozusagen erst einmal das Gefechtsfeld aus…


    Was die Messermacher des Böker-Portfolios angeht, finden sich auch für besonders messer-affine langjährige Szene-Kenner immer wieder ein paar besonders leckere und attraktive Kirschen in der traditionell zweimal jährlich aufgetragenen Produkt-Torte:


    Da zaubert Böker Plus – ansonsten eher praktisch als übermäßig schnieke – einen blitzsauberen Subhilt-Fighter von Dietmar Kressler (auf den Spuren von Bob Loveless) für etwa zehn Prozent des Custom-Preises.


    https://agrussell.com/files/pr…/bo-p190bm.jpg?1474585171


    Die Böker Manufaktur läßt Bill Harsey Hand an das Applegate-Fairbairn legen und liefert mit dem Five-Five ein Meisterstück des Haptik-Magiers.


    https://mygoodknife.com/wp-con…irbairn-5_5-3-800x532.jpg
    Als eigene Produkte bringt Böker seit geraumer Zeit viele Modelle namhafter Macher wie Anso, Voxnaes, Martin Knives, Krein, Mosier, Nealy, Burke, Folts, Wally Hayes, dem „American Kami“ Urbanovsky und vielen anderen anerkannten und zuweilen auch erfreulich innovativen Messermachern auf den deutschen Markt; was man nicht unterm eigenen Banner anbieten kann, wird bedarfsweise zumindest als Fremdmarke vertrieben, wie Walter Brend über das Protech-Label oder seit einiger Zeit z.B. der erfrischend innovative „Bastinelli“ Bastien Coves.


    Diese Modell- und Kooperationspolitik, die ein „Ohr am Puls der (Messer-)Zeit“ der Verantwortlichen im Unternehmen zeigt, hat Würze ins Programm gebracht und dabei immer wieder auch Modelle beschert, an die man sich auch nach Jahren in der Flut internationaler Neuerscheinungen noch erinnert. Da verzeiht man dann sogar auch, daß Böker zeitweise so seine Probleme hatte, die teils bemerkenswerten Messer in adäquate Scheiden zu packen und läßt der Firma Zeit, die sie allerdings auch genutzt hat…

    Je nach Beuteschema und Gusto sind dabei für viele von uns auch regelrechte „Klassiker“ herausgekommen – mir persönlich geht das bei den Eigen-Produkten ausgesprochen mit dem Mosier-Entwurf „Small Trigonaut“ so, das in der Breite vielleicht nicht so wahrgenommen wird, für mich aber ein großer Wurf auf dem Serienmarkt war und ist; das „Five-Five“ habe ich schon erwähnt. Und bei den Fremdmarken gilt das für mich insbesondere für Bastinellis „R.E.D.“ im Böker-Portfolio, das für mich eines der besten Serien-Fixed der letzten Jahre ist und Zeug zum Klassiker bei den kompakten Tactical Knives hat.


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    (alle in Custom-Kydex; Trigonaut und R.E.D. eingekleidet von Kytac-Wernersen, R.E.D. dabei auf großem Blackhawk-Paddle für Tipup-Tragen; Five-Five mit userorientiert umhülltem Griff und in einer phantastischen Camo-Stoff-Kydex von „Messerdepot“ Sven Kienast)


    Beim ersten Blick auf die Neuvorstellungen Herbst 2017 habe ich ein Modell ausgemacht, das nach meiner Einschätzung das Zeug hat, so ein „herausstechendes“ Exemplar zu werden, wenn nicht gar ein Klassiker im EDC-Bereich: das „Cub“ des US-Messermachers Lucas Burnley, das Böker im eigenen Betrieb fertigt (…was dann auch den langen Titel mit der Manufaktur allemal wert ist…).


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    “Cub” ist im Englischen ein Begriff mit einiger semantischer Breite. Für ein EDC dieser moderaten Größe ist aber aus dem Begriffsfeld sicher die Bedeutung „Tierjunges“ (z.B. bei jungen Löwen oder Bären) gar nicht mal so abwegig, jedenfalls wirkt das Messer nicht wie ein „Flegel“ (…was Cub ebenfalls heißen kann), ganz im Gegenteil. Die Kompaktheit für ein Messer mit Fullsize-Griff ergibt sich hier aus der in Relation zum Griff klein gehaltenen Klingenlänge, und so ist die Assoziation mit einem Löwen- oder Bärenjungen durchaus gelungen. Außerdem kann man das bei Messern dann passend auch noch als Kürzel für „C ompact U tility B lade“ verstehen und trifft es sehr gut.

  • 2. Lucas Burnley


    https://www.facebook.com/burnleyknives/


    , ein US-Messermacher mit recht unabhängigem Stil und seit knapp 15 Jahren im Geschäft, beschreibt seinen Stil:
    „He designs in a style that he considers to be Post-Tactical™, blending clean modern lines with tactical origins.”


    http://burnleyknives.com/about/


    Umgesetzt sieht das oft japanisch inspiriert aus wie bei Hayes, Dawson oder Williams, am bekanntesten von seinen Customs wurden wohl auch seine Kwaiken (wie es dann auch als Obake wohl bekanntestes US-Serien-Burley bei CRKT wurde…), zuweilen kombiniert mit einer praktisch-nüchternen Linienführung wie bei Bud Nealy.


    Schon auf seiner HP verweist Burley auch auf seine Kooperation mit Böker und CRKT.
    Bei Böker gibt es damit auch nicht nur dieses Burnley hier, sondern mehrere Modelle, vor allem natürlich diverse Folder- und Fixed-Variationen seines Kwaiken, von dem das Kwaiken Fixed tatsächlich eine stilistisch-funktionale Alternative zu Bud Nealy oder dem Williams „Yukanto“ darstellt:


    https://www.boker.de/search?sS…svDEbVG7lYo9xprLBAt7Q&p=1


    Auch bei CRKT bietet Burnley verschiedene Modelle an, eben das wirklich gute Obake (ich mag meins und nehme es häufiger mal als Zweitmesser mit…),


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    aber auch andere, eher westlich geprägte Messermodelle.


    https://www.crkt.com/knife-design/designers/lucas-burnley/


    Schaue ich mir Stahl und Machart von „Strafe“ und „Aux“ an und vergleiche sie mit dem „Cub“ oder den diversen Kwaikens, muß ich allerdings sagen, Böker „kann“ Burnley besser von beiden.

  • 3. „Cub“ out of the box…zum Ersteindruck und zur Verarbeitungsqualität


    Womit wir nun „endgültig“ bei unserem Review-Kandidaten sind….Background ein wenig erhellt, in Fahrt geplaudert….das wäre jetzt wohl der rechte Moment, noch einen Schluck nachzuschenken und sich das Messer dann mal genau anzuschauen.


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    Das wie erwähnt in Solingen hergestellte Messer kommt mit Lederscheide in der manufaktur-üblichen Deckelbox mit gemuldeter Einlage, schon beim Auspacken und Aufklappen also ein erstes anerkennend-überraschtes „Hmmm“ mit Blick auf den knappen Hunderter, den der Endkunde für das Messer zahlt.


    Und dieser Eindruck setzt sich fort: Wirklich sauber gearbeitet, sehr gute Passungen, die Kanten des Klingenrückens ebenso präzise gearbeitet wie der präzise symmetrische dreiviertelhohe Anschliff, der eine gleichmäßig rasierscharfe Schneide hervorgebracht hat. Die fast mittelspitze Droppoint-Klinge mit sauberem Finish. Das grünbraune Micarta so gebrauchsfreudlich kantengerundet wie sorgfältig an den Erl genietet, weder an den Kanten, den Nietköpfen noch an der Fangriemen-Öse irgendwelche rauhen Stellen, Spalte, Überstände…..


    Man möchte es gern in die Hand nehmen, dort liegt das Messer spürbar „hecklastig“ und satt wegen des die Klingenlänge übertreffenden Griffs und des Full Tang, der Balancepunkt liegt einen knappen Zentimeter hinter dem vorderen Haupt-Niet und damit zwischen Zeige- und Mittelfinger. Mehr dazu bei den Ausführungen über Ergonomie und Haptik…


    Die Scheide aus braunem Leder ist rundum genäht und seitenwahlfrei, hinten ist eine Gürtelschlaufe umgelegt, auch das alles wirkt erfreulich gut gemacht, und auch darauf werden wir noch zurückkommen….


    Kein Asien-Einfluß diesmal, nichts mit Wally Hayes oder Barry Dawson….eher ein Anklang an das HB-Fixed von Fantoni nach Design von Bill Harsey….und das ist ein denkbar großes Kompliment.
    Das ganze „Ding“ ist ein sauber umgesetzter in sich geschlossener und stimmiger Entwurf, das merkt man auf den ersten Blick. Keines der Details ist irgendwie „besonders“, keines ein Eyecatcher – aber das Gesamtbild ist es.


    Das heißt schon auch, daß man auf schmückende Details wohl bewußt verzichtet hat, die das Messer vielleicht noch ansehnlicher gemacht hätten, wie insbesondere auf eine Rundung des gesamten Rückens und der Erl-Kanten wie bei Bastinelli oder natürlich bei Chris Reeve…


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    Nur so ist wohl eine derart attraktive Preisbildung möglich – durch den Verzicht auf „Kompliziertes“, in der Produktion zusätzlich Aufwendiges kann wohl überhaupt nur in Solinger Produktion das Messer für unter 100 Euro auf den Markt bringen, und damit z.B. eben um einen Fünfziger günstiger als das „R.E.D.“ aus italienischer Produktion…


    Übrigens wäre ich persönlich bereit gewesen, für ein paar „Extras“ wie die Rundung und vielleicht noch vorzuschlagende Details hier auch noch etwas draufzulegen…


    Dennoch bleibt die Qualitätsanmutung hoch. Hier einmal das „Cub“ zwischen zwei Mitbewerbern in der Vierzoll-Klasse, deren Preis beim Doppelten bis Zweieinhalbfachen des „Cub“-Preises liegt: Al Mar Mini SERE Operator Fixed (das eine eher bescheidene Serien-Scheide aufweist und daher bei mir ebenfalls in Custom-Kydex umgezogen werden mußte) und ein Spyderco Bob Lum Tanto Fixed Sprint Run mit einer allerdings sehr ordentlichen Lederscheide.
    Ganz ehrlich: In der Qualitätsanmutung steht das „Cub“ den anderen für mich nicht nach…


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    Ich habe mit zwei erfahrenen Messermachern über das „Cub“ gesprochen, auch im TF gab es schon Kommentare von langjährigen Anwendern und Sammlern – und immer hört man es ähnlich und empfindet es auch so: Das Messer ist „schlicht“, es macht nicht neugierig durch Unterscheidung von anderen wie z.B. der ungewöhnlich geformte Griff und die herabgesetzte Klinge des Bastinelli „R.E.D“ oder die ungewöhnliche Klingenform des „Small Trigonaut“. Aber dann sieht man das ganze Messer, hat es in der Hand – und „es hat was“….in einer einige Jahre zurückliegenden Diskussion mit sehr erfahrenen Leuten hörte ich das Argument, das mache die wirklich großen, bleibenden User aus, das Unspektakulär-Praktische, wie meinetwegen beim FK F1, dem Busse GW, dem ESEE-3….


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    (Al Mar Mini SERE Operator Fixed, FK F1 mit Custom Griff und –Scheide, „Cub“, Spyderco Moran Droppoint, Ontario RAT-3)


    Hier zitiere ich gern auch Roman „Juchten“, von dem ich immer wieder gern auch lerne, mal abgesehen davon, daß ich seinen Stil schätze: „Nichts ist schwieriger, als ein einfaches Messer zu bauen…“


    Ich selbst habe – auch bei Messern – Sympathie für die „bunten Vögel“ und besitze viele Messer, die ich auch (oder z.T. wegen) sehr auffälliger Details sehr schätze, nicht zuletzt die Raptoren von Blade Systems, einige auffällige Bastinellis, Messer wie das A&R „Oprichnik“ oder schon ungewöhnlich geformte Folder wie das Browning „Vanquish“ oder das Viper „Maga“ mit besonderer Klingenform….
    Aber auf dem Weg zum Klassiker geht es nicht um „Einzelschicksale“, sondern um Eigenschaften, die für eine große Zahl von Anwendern mit unterschiedlichem Detailgeschmack, verschiedener Handgröße usw. gleichermaßen praktisch, aber auch attraktiv sind und sich im Einsatz in der Breite möglichst vieler verschiedener Anwendungen auch gut bewähren.


    Also schauen wir einmal weiter auf Daten, Details und Eigenschaften, um vielleicht herauszufinden, ob das „Cub“ das Zeug dazu hat – und wie Burnley es angestellt haben mag, daß ein Messer etwas Besonderes scheint, da en Detail so wenig „Besonderes“ zu haben scheint. Bestenfalls finden wir auch heraus, welche dieser dezenten Eigenarten zu unserem eigenen Gusto passen, vielleicht sogar auch, warum Burnley manche Dinge gestaltet haben mag, wie er es gemacht hat…


    Und zum Kennenlernen sei hier auch gleich einmal das gewohnt gute Vorstellungs-Video von FuwaForestFilms verlinkt:


    https://www.youtube.com/watch?v=LhFLaXLZuCk

  • 4. Das „Cub“ in Daten


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    Angeboten wird das „Cub“ so und hier:


    https://www.boker.de/fahrtenme…wlEmsvDEbVG7lYo9xprLBAt7Q


    Hier einmal Daten und Vorstellung von der Produktseite:


    Artikeltyp: Fahrtenmesser
    Designer: Lucas Burnley


    Gesamtlänge: 21,3 cm
    Klingenlänge: 9,6 cm
    Klingenstärke: 3,5 mm
    Gewicht: 131,0 g
    Klingenmaterial: N690


    Griffmaterial: Micarta


    Verschluss: Feststehend
    Farbe: Grün


    „Obwohl Lucas Burnley in unserem Sortiment vorrangig mit seinen Klappmesserdesigns vertreten ist, sind auch seine feststehenden Messer seit Jahren äußerst beliebt. Das Cub bietet eine ausgewogene Mischung aus Klassik und Moderne, und die kompakte Größe, die flache Bauweise und die handschmeichelnde Griffgestaltung gewährleisten Eleganz und Vielseitigkeit. Als Klingenstahl kommt N690 zum Einsatz und die Griffschalen aus grünem Leinenmicarta geben satten Grip. Lieferung mit brauner Köcher-Lederscheide“


    Das ergänzen wir hier zur Klarstellung noch einmal darum, daß das „Grün“ des Griffs eher zwischen Braun und Grün liegt, dabei aber sehr gut zur braunen Lederscheide paßt. Und hinzugefügt sei auch, weil es für viele wichtig ist, der (moderate) Hohlschliff, der es tatsächlich von allen nachher als Vergleichsmesser gezeigten Mitbewerbern unterscheidet.


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    Um das einmal besser einordnen zu können, ist zumindest mir selbst immer sowohl der Direktvergleich mit anderen Messern als auch ein Datenblatt-Vergleich eine Hilfe, ich bin ja bekannterweise ein Daten-Fan und kann mir einfach viel besser vorstellen, was das mit den 130 g Gewicht oder den 213 mm Gesamtlänge denn nun tatsächlich „bedeutet“, wenn ich es mal konkret mit anderen, mir bekannten und am besten auch durch langen Gebrauch vertrauten Messern vergleichen kann:




    Modell Gew. n/br Länge Kl./ges. Klinge mm Mat.
    Böker / Burnley Cub 130 / 185 96/213 3,5 N690
    Protech / Brend Companion 130 / 180 98/208 3,5 S35VN
    Al Mar Mini SERE Fixed 120 / 160 102/204 3,5 VG-10
    Spyderco / Perrin Street Beat 95 / 150 89/183 4,0 VG-10
    Spyderco / Bill Moran Droppoin 85 / 150 100/205 3,0 VG-10
    Ontario / R.A.T. 3 150 / 220 96/199 3,2 1095
    Fällkniven F1 Custom 170 / 230 98/210 4,3 VG-10 Lam.
    Linder Säbels 111 / 170 118/211 5,2 C60


    Die Vergleichswerte und –bilder bestätigen unseren ersten Eindruck: Das Messer reißt nirgends aus, weist keine auffälligen, ungewöhnlichen Werte auf, meinetwegen einen besonders kurzen Griff wie das Linder Säbels, große Klingenstärke wie bei den alten Raidops oder der bei mir über viele Jahre sehr bewährten „C-Klasse“ von Extrema Ratio mit der Folge einer endlosen Diskussion über den „Sinn“ von EDC-Viertelzöllern…Auch auf den Bildern kein Merkmal, das keiner der Mitbewerber hätte (in dieser Auswahl bis auf den Hohlschliff), über seine Werte und die Wahl der Details bedient es also offenbar einen breiten Konsens.


    Dann gehen wir diese Details einmal durch, füllen in der Runde die Gläser auf und lehnen uns ein wenig nach vorn, um Blick und Hand etwas näher an den vielen guten Messern auf unserem virtuellen Kamintisch zu haben, vor allem am „Cub“…

  • 5. Griff


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    Der immerhin oben 117 mm lange, mittig ca. 27 mm hohe und extrem schlanke 12 mm „starke“ Griff bietet mit seiner klassischen Form sowohl meiner kleinen (HGr. 8 ) als auch großen Händen (Kollege mit HGr. 10-11) sowohl Platz als auch eine angenehme Griffposition. Selbst mit „Pranken“ findet man Platz, wird dann aber mit dem kleinen Finger eher um den kleinen Knauf greifen, sich dort aber wohlfühlen. Mit diesem Griff deckt Burnley also die Bedürfnisse der allermeisten Kunden ab.


    An der Grifflänge sollte man auch nichts verändern, da man sonst schnell das Problem bekommt, Interessenten mit größeren Händen nicht mehr zufrieden zu machen – wobei mir andererseits der Griff selbst mit meiner kleinen Hand nicht „zu groß“ erscheint.
    Will man bei vorgegebener Maximal-Gesamtlänge mehr Klinge und „spart“ an Grifflänge, zeigt sich ein Messer wie das Linder „Säbels“, ein typisches Jugend-Fahrtenmesser


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    (und natürlich prima für meine „Kinderhand“), oder man muß spezielle Formen wählen, die auch bei reduzierter Grifflänge hinreichenden Grip bieten, meinetwegen gebogene Griffe, Zeigefinger-Löcher usw. – all das auf Kosten einer maximal breiten Akzeptanz und Kompatibilität mit den Bedürfnissen einer möglichst großen Kundengruppe.
    Fragen zur Längenrelation Griff / Klinge, die sich beim „Cub“ stellen, werden wir also über die Klinge angehen und erörtern, der Griff ist sehr gut, wie er ist.


    Was auffällt, ist die Relation Höhe/Stärke des Griffs, das „Cub“ ist tatsächlich deutlich flacher als die meisten seiner Mitbewerber (selbst eines Izula mit Schalen), bis auf Bastinelli und Al Mar.


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    Bei 12 mm kommen immer wieder Bedenken auf, man hätte „nichts in der Hand“ – und man muß zwei Dinge richtig machen, um so etwas praxistauglich zu bauen: Um nicht so einen Effekt zu haben wie bei den alten Dawson-Spikes, die vielen Anwendern für den Praxis-Gebrauch nicht „geheuer“ sind, was Gefühl und Kontrolle angeht (mir selbst geht es nicht so), sollte man die geringe Stärke durch ausreichende Höhe ausgleichen. Das bringt Kontrolle und Sicherheit, und das Messer wird sich nicht mehr in der Hand verdrehen.
    Nealy zeigt, wie das geht, Williams mit Entwürfen wie dem Otanashi Noh Ken auch, einem meiner Lieblings-Folder.


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    Bastinelli, dessen Talent und Kreativität ich bewundere, hat es sich wohl so abgeschaut wie ich und setzt es noch organischer um und erfüllt damit Punkt zwei: Er rundet die Kanten der Schalen, beim „R.E.D.“ sogar noch die des Erls, so daß das Messer sich in der Griffhöhe seine Orientierung über die oberen und unteren Enden sucht, die aber nicht scharfkantig in die Hand drücken, wenn man widerstandsfähiges Schneidgut bearbeitet .


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    So macht Burnley das auch mit den vorn und hinten angenieteten (plus zweimal mit kleinen Stiften am Handschutz) grünbraunen Micarta-Schalen, es funktioniert bestens (siehe Haptik / Ergonomie und Verhalten in der Anwendung) und führt zusammen mit der gelungenen Scheide zu sowohl subjektiv angenehmen als auch objektiv sehr diskreten Tragemöglichkeiten…
    Übrigens gelten diese Überlegungen auch und vielleicht gerade für die Gestaltung von Ganzstahlmesser-Griffen, weil hier fast immer die Stärke gering ist. Hier ein Beispiel, wie man so etwas perfekt lösen kann: Das „Maiken“ von Andreas, einem der beiden „TCU“-Messermacher des Tacticalforums, das für mich den Modellen berühmter amerikanischer Messermacher-Stars in nichts nachsteht und zu den rassigsten Ganzstahlmessern gehört, die ich kenne. Auch hier Ausgleich durch Griffhöhe und Vermeidung von Kanten-Drücken durch sorgfältige Rundung:


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  • 6. Maße Klinge



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    Mit seinen 4 Zoll Klingenlänge (angegeben 96 mm, jedoch gemessen an der kürzeren Rückenseite) bei max. einem Zoll (26 mm) Klingenhöhe bewegt sich das „Cub“ ebenfalls gleichauf in einer sehr bewährten und üblichen Klasse vierzölliger EDCs, meist mit auch etwa vierzölligen Griffen. Wie oben angesprochen, ergeben sich 4 – 4,5 Zoll Grifflänge aus den Notwendigkeiten eines standardförmigen Vierfingergriffs (auch mit Handschuhen im Winter und auch für Leute wie Freund „Rumpeltroll“ oder „Viga“ mit zweistelliger Handschuhgröße).


    Die unteren 4 Zoll (10,2 cm) Klingenlänge – davon dank der 15 mm des „Choil“ 87 mm lineare Schneidenlänge – sind absolut im Klassiker-Bereich für EDC-Messer, zumindest in vor-messerhysterischen Zeiten.


    Bei einem als „Solospieler“ mitgeführten EDC ist das für mich persönlich immer noch eine gewünschte und einigermaßen ausreichende Länge, während Messer wie das ESEE Izula für mich entweder ein Notbehelf (meinetwegen auch als Zugeständnis an die Sheeple-Messerhysterie, wenn ich so etwas offen sichtbar meinetwegen in der Stadt trage) oder ein Sekundärmesser als „Teamspieler“ sind, also z.B. dann „Cub“ rechts, Izula links…


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    Wie beknackt übrigens die erwähnte Klingenlängen-Hysterie ist, zeigt ein Gedanke an das ausgezeichnete Blackhawk „Kalista“ mit Vierzollgriff und sehr kurzer Klinge, mit dem man im SV-Bereich ganz ausgezeichnet arbeiten kann, während es als EDC schnell auch an Grenzen des Unpraktischen stoßen könnte…


    Mit diesen 4 Zoll habe ich soviel Kontrolle über die Klinge wie beim Izula (bedarfsweise fasse ich das Messer um den vorderen Handschutz für ganz Feines….), kann aber erstens auch mal dickeres Schneidgut zerteilen und auch bei widerstandsfähigerem Schneidgut beim ziehenden Schnitt mehr Schneidenlänge ansetzen und damit mehr Wirkung erzielen. Auch Steakessen geht mit dem „Cub“ prima, sieht aber mit dem Izula ein wenig behelfsmäßig oder albern aus…


    Das „Gesamtpaket“ passt dann immer noch gut unter Bluse/Jacke (und trägt sich da ja auch sehr flach und bequem), bedarfsweise für die modernen jungen Leute auch in Bauchtasche oder Gear-Slinger.


    Man kann im Gegenteil darüber nachdenken, ob man nicht gern ein wenig mehr Klingenlänge gehabt hätte – sowohl aus ästhetischen als auch aus praktischen Gründen:


    Ein cm mehr Klingen- und damit Schneidenlänge die Wirksamkeit des Messers im ziehenden Schnitt noch weiter verbessern, obwohl es auch jetzt schon SEHR gut schneidet. Eine Steigerung würde jedoch jedenfalls eintreten und zu begrüßen sein. Auch FuwaForest-Films kommt in einem Gurtschneide-Test (den das Messer gut absolviert), zu diesem Ergebnis:


    https://www.youtube.com/watch?v=yGuH98ddmkg


    Vor allem aber würde das Messer dem mitteleuropäischen und amerikanischen „Schönheitsideal“ noch mehr entsprechen (schön ist es allerdings schon jetzt…):
    Dieses Ideal bevorzugt normalerweise Messer, bei denen die Klinge mindestens so lang ist wie der Griff, ist sie ein wenig länger, wird dies als noch „rassiger“ wahrgenommen.


    Sehr gutes Beispiel sind hier die oben gezeigten Messer von Moran und Al Mar, so ziemlich auch bei Brend: Klinge und Griff sind oder wirken optisch ziemlich gleich lang, beim Al Mar passt das bis auf den mm und wirkt wunderbar ausgewogen und stimmig.


    Wird die Klinge deutlich kürzer, kommt „drüben“ schnell ein Attribut wie „BullPub“, „SnubNose“ oder „Stubby“ auf, eine Assoziation mit Gedrungenem…


    Ausnahme bei diesem Ideal sind die nordischen Messer, bei denen – und das mit sehr ästhetischen Ergebnissen – die Klingen häufig kürzer als die Griffe sind und sich keiner daran „stört“.


    Burnley schert sich wenig um dieses Ideal, scheint es. Auch beim Custom Kwaiken / CRKT „Obake“ ist der Griff länger als die Klinge, obwohl es eine noch kürzere Alternativ-Version gibt und das „Obake“ mit einem halben Zoll mehr Klingenlänge traumhaft ausschauen würde.


    Nun, das „Cub“ bewährt sich, wie es ist (siehe weiter unten), es schneidet im EDC-Bereich bereits jetzt sehr gut. Selbst die Gurtschneidetests im Video gelingen ja, wenn auch mit mehr Kraftaufwand, um auch bei der begrenzten Schneidenlänge den Job zu packen. Man MUSS hier also nichts ändern – aber man KÖNNTE an eine Alternative denken….


    Ein halber Zoll mehr Klingenlänge würde die Gesamtlänge dank der sehr guten Trageeigenschaften m.E. nicht überreizen, das Messer bliebe führig bei noch verbesserter Schneidleistung. Und es würde bei ungefährer Parität von Klingen- und Grifflänge für unseren „mittelwestlichen“ Geschmack NOCH besser ausschauen.


    Mit seiner Klingenstärke von 3,5 mm liegt das „Cub“ für west-/mitteleuropäische EDC-Verhältnisse ebenfalls im Mittelfeld. Ohnehin ist das „Cub“ wohl nicht konzeptioniert, um damit groben Mißbrauch zu treiben, exzessiv zu hebeln (dazu ist die Klinge vorn auch zu fein ausgezogen) oder im Outdoorbereich Bäume zu fällen, obwohl es mehr „abkann“, als mancher ihm zutrauen würde. Aber es ist eindeutig ein Schneidwerkzeug, und DAS soll es sehr gut machen und tut das auch. Also „brauchen“ wir hier keinen Viertelzöller – wer so etwas sucht, wie ich zuweilen, findet andere entsprechende Modelle. Insbesondere bei Einsatzmessern muß man ja auch mal groben Mißbrauch einberechnen und wird dann eher bei einem Fulcrum C landen….Wer den Wald nicht verlassen kann, ohne ein Blockhaus-Fort erbaut zu haben, wird ebenfalls anderes bevorzugen, meinetwegen ein GEK EDC. Aber wer „einfach nur“ schneiden will, findet hier ein Messer, das schneidet „wie Hulle“, wozu natürlich auch der Hohlschliff (s.u.) sein Teil beiträgt.


    Aufgrund des Hohlschliffs ist die Klinge auch nicht Puukko-Freunden, Schneidteufel-Fans oder Liebhabern einer federleicht zu dirigierenden Klinge andererseits „zu dick“. Bei den Skandinaviern ist ja alles über 3mm schon „üppig“, und ich muß zugeben, daß ich mit einem normalen Mora Companion z.B. im Urlaub tatsächlich alle Schneidaufgaben meist problemlos gemeistert hätte bei gleichzeitig sehr guter Schneidleistung. Hier finden wir aber einen Hohlschliff und „Hecklast“ durch den langen Full-Tang-Griff, was die Klinge leicht wirken läßt.

  • 7. Schliff



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    Tjaaa, nun werden wir sicher ins Diskutieren kommen…


    Die Überschriften dieses und des nächsten Einzelthemas werfen die beiden Punkte aus, die das „Cub“ zumindest bei der deutschen Zielgruppe wohl überhaupt erst zu „geteilten Meinungen“ werden kommen lassen.


    Da ist zunächst der Hohlschliff, der es von seinen hier vorgestellten Mitbewerbern unterscheidet.


    Der ist nun nicht so ausgeprägt wie bei Lightfoot, Dan Certo von Relentless Knives oder Bill Luckett mit seinen „andererseits“ z.T. wunderschönen und aufregenden Customs, auch nicht wie bei Walter Brend zuweilen….


    https://i.pinimg.com/736x/87/7…2--blade--design-desk.jpg


    https://i.pinimg.com/564x/e5/a…tless-knives-tactical.jpg


    https://i.pinimg.com/736x/35/c…pit-viper-bill-obrien.jpg


    https://thehollowgrind.com/sto…M_BRND-Mar-TE_-_Front.jpg


    Und dieser Vergleich hat schon eine gewisse „Heimtücke“, denn da sind wir bei hoch anerkannten Machern mit viel Sachkenntnis und begehrten und hochpreisigen Schneidwerkzeugen….Man wird also kaum hingehen können und pauschal behaupten, bei allem außer Rasiermessern wäre ein Hohlschliff – mit welchen Radien auch immer – eben eine Fehlentscheidung und „Murks“….Und auch hier wieder die Tücke im Vergleich: Dass Rasiermesser dafür dann nämlich auch höllisch schneiden, wird man andererseits nicht bestreiten wollen….
    Und ja: Spaltarbeiten an Holz im Sinne von Fällen sind nichts für Hohlschliff, der bei Verkanten dann zu Ausbrüchen neigen wird, wenn er ZU fein ausgeschliffen ist, und außerdem zum „Einklemmen“ im oberen Anschliffbereich neigt.


    Aber – wir erinnern uns – das „Cub“ erhebt nicht den Anspruch, Pry-Bar oder Fällaxt zu sein, es soll und will Schneidwerkzeug sein, auch für härteres Schneidgut, und da bringt der Hohlschliff Schneidleistung, ohne bei der dann auftretenden Belastung zu versagen.
    Das Messer ist sehr gleichmäßig geschliffen und kommt heftig scharf aus der Box, es rasiert mühelos und schneidet bestens.


    Für diejenigen in der Runde, die noch immer pauschal meinen, ein hohlgeschliffenes Messer könne nichts taugen und keine „Karriere“ machen, dies hier:


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    Trotzdem, jeder Jeck ist anders, und ich werde diese Glaubensfrage – und es ist zuweilen eine – auch mit diesem Beitrag nicht abschließend gelöst haben. Für eine ganze Reihe sonst durchaus Interessierter könnte weiterhin der Hohlschliff ein „grundsätzlicher“ Ausschlußgrund sein, ein KO-Kriterium.
    Zudem würde bei unverminderter Klingenstärke und unverändert dreiviertelhoher Anschliffhöhe auch ein Flachschliff sehr gute Schneidleistung bringen, ohne Besorgnisse in puncto Stabilität, Scherlast, Ausbrüche bei Verwindung usw. zu erzeugen, ob das dann praktisch auch passiert oder nicht.


    Eine sehr interessante Option könnte daher eine – nennen wir es mal…- Hunter- oder Outdoor-Variante des „Cub“ mit Flachschliff sein, also meinetwegen ein „Bear-Cub“ oder ein „Hunters Cub“ mit einer Extraportion Stabilität.
    Dass das nicht an den Haaren herbeigezogen ist, zeigt die Entscheidung von Böker, eigene Klassiker wie ihr Vollintegral-Messer nun auch in Flachschliff-Versionen anzubieten:


    https://www.boker.de/fahrtenme…OQGF2JRrIRnTWxd5YY24zIZz6

  • 8. Choil


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    Bei vielen größeren Messern findet sich ein fehlscharfer eingezogener Bereich zwischen der Vorderkante des Handschutzes / Parierelements (nachf.: PE) und dem Hinterende der Schneide. Man kennt das z.B. in der geraden Form von Randall oder den diesem typischen Stil entsprechend nachfolgenden Messern, hier von Blackjack (Mod. 1-7 Commando Handle) und SOG (Scuba Demo), in der modernen Nachfolge natürlich auch von Strider (MT Mod. 10 Mawhinney). Oft ist dieser Bereich auch halbrund wie hier beim Paragon / Harley Battle Bowie. In manchen Fällen beträgt der Radius ca. 18 mm, das ist bei einer Flinte Kal. 12, und der Radius taugt zum Ausziehen klemmender Hülsen. Gerade dann nennt man diesen Bereich „Choil“.


    Bei 18 mm und mehr (dann oft typisch der Radius einer Zwei-Euro-Münze, das sind 23 mm), kann man aber insbesondere auch den Zeigefinger dort voll einlegen und das PE umfassen, dann nutzt man den Bereich als „Fingermulde“, ob nun gerundet oder gerade:


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    Bei größeren Messern kann das recht günstig sein für feinere, kontrollierte Schneidarbeiten. Man ist beim Vorgreifen um das PE näher an der Spitze, zur Kontrolle, und näher am Balancepunkt, der ja bei diesen Messern fast immer vor dem PE liegt, das nimmt „Vorderlast“ aus der Klinge und macht sie für viele leichter dirigierbar.


    Da Choil / Fingermulde fast immer auch als vergrößerte Schleifkerbe fungieren, was das Schärfen erleichtert, sieht man darin bei großen Messern auch nur selten Nachteile und akzeptiert diese Gestaltung oder begrüßt sie sogar, jedenfalls wohl mehrheitlich.


    Bei kleineren Messern, hier in der Klasse von 4-5 Zoll, scheiden sich jedoch die Geister.
    In den USA findet man auch in dieser Größenklasse viele Messer mit Choil,


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    hier in einer Gruppe mit dem „Cub“ das Ontario RAT-3, das Mercworx Golgotha, das Protech / Brend Companion, das Case / Blackie Collins Ridgeback Skinner und das Spyderco / Moran Droppoint Fixed.


    Beim RAT-3 und beim Ridgeback sind die Mulden so dimensioniert, daß man bei normal großen Händen wirklich einigermaßen bündig mit dem ganzen Finger umgreifen kann und das Messer dann sehr „kurz“ hält, zumindest bei dem Skinner kann das schon günstig sein, und Collins hat sich normalerweise schon viele kluge Gedanken gemacht, Mike Perrin ebenfalls.


    Bei den anderen Modellen, auch beim „Cub“, würde komplettes Umfassen heikel, die Mulden sind dafür zu kurz und als reine Schleifkerbe andererseits unnötig lang.
    Was bleibt, ist allerdings die Möglichkeit, mit den Fingerkuppen das PE zu übergreifen und vorn gegen das PE zu legen, ohne gleich auf eine Schneide zu kommen:


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    Auch so kann man, wenn auch mit weniger Kraft als beim kompletten Umfassen, näher zur Spitze und größere Kontrolle ausüben.


    Nun ist das „Cub“ aber ohnehin schon ein wenig „hecklastig“, für die Balance muß man da nicht weiter nach vorn. Bleibt also technisch nur die Präzision, die man für ganz Feines gewinnen kann….


    Die hat aber ihren „Preis“: Man kann nicht mit dem Schneiden direkt vor der Hand beginnen, z.B. bei kraftvollem Druckschnitt, und im Zugschnitt verliert man Schneidenlänge und damit Wirksamkeit. Schneidet man Schneidgut mit geringerem Durchmesser als der Choil und bringt zu früh viel Kraft auf die Klinge, gerät das Schneidgut zudem in den Choil, kann sich dort verhaken oder zumindest im Herausgleiten den Schnitt unruhig und unangenehm machen (siehe hierzu Seilschneiden in Ziffer 14!).


    Das ist der Grund für einen „Verzicht“ auf diese Gestaltung bei vielen Messern aus anderen Messer-Kulturkreisen, hier mit zwei skandinavischen Vertretern (Peltonen Sissipuukko M95, Terävä Jägermesser), dem japanisch inspirierten CRKT / Williams „Yukanto“ und einem Beispiel eines erklärten deutschen „Choil-Verächters“, des Anwendungsexperten und Messerdesigner Tony Lennartz, von dem ich über die Jahre ein wenig über sein „Messerbild“ lernen durfte, hier mit dem GEK-EDC, noch in der Eickhorn-Version.


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    Nun hat so eine „große Schleifkerbe“ allerdings auch eine ästhetische Funktion: Sie macht den Look rassiger, gestreckter, schlanker – man schaue sich ein Randall oder das SOG Scuba Demo an und wird zumindest verstehen, wenn nicht zustimmen….


    Ich habe in Ziffer 6 eine um einen halben Zoll verlängerte Version des „Cub“ vorgeschlagen. Würde man das aufgreifen, hätte ich persönlich gegen die Fingermulde in der jetzigen Dimensionierung im Hinblick auf ihren ästhetischen Reiz wenig einzuwenden und vermutlich bedarfsweise für ganz kraftvolles Druckschneiden auch noch ein entsprechend gestaltetes Sekundärmesser parat…
    Aber momentan ist von den eh nicht übermäßig langen 4 Zoll mehr als ein halber Zoll an Schneidenlänge „verschenkt“ (15 mm). Ein wenig davon wird man sinnvoll belassen müssen, ein Viertelzoll wird aus optischen und praktischen Gründen auf jeden Fall bleiben müssen – aber der andere Viertelzoll wäre als Verkleinerung der Mulde schon eine interessante Option und würde auch das besagte „Verhaken“ reduzieren.

  • 9. Gewicht, Balance


    Die 130 Netto-Gramm des „Cub“ sind ein für die Größe sehr üblicher Wert, das Protech / Brend Companion wiegt fast aufs Gramm dasselbe, das kleinere RAT-3 ist schwerer, Al Mar und Bastinelli „R.E.D.“ nur kaum fühlbare 10 g leichter.


    Dabei fühlt sich aufgrund der angesprochenen leichten „Hecklastigkeit“ des „Cub“ die Masse in der Hand subjektiv ein wenig größer an, das Messer liegt satt in der Hand. Der Balancepunkt liegt, es wurde schon erwähnt, knapp hinter dem vorderem Haupt-Niet und damit etwa zwischen Zeige- und Mittelfinger.



    Das macht die Klinge subjektiv leicht in der Führung, jedoch nicht irgendwie unangenehm „flatterig“.


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    Auch andere besonders führige Messer dieser Größenklasse balancieren dort, etwa das Brend und auch das Bastinelli, während das Moran wegen des leichten und vergleichsweise kurzen Griffs eher wie etwas größere Messer im PE balanciert.


    Für die Scheide kommen etwa 50 g dazu, die 180 Brutto-Gramm bemerke ich nach vier Jahrzehnten Gürteltrageweise der verschiedensten Messer gar nicht mehr.

  • 10. Material


    Böker hat für das „Cub“ ein bewährtes Material ausgewählt: den Stahl Böhler N 690, der von der in Mürzzuschlag (Steiermark, Österreich) angesiedelten Böhler Bleche GmbH hergestellt wird, einem Betrieb mit langer Tradition in der Erzeugung von Klingenstählen (bei einer Vorgängerfirma wurde u.a. das erste „rostfreie“ Messer Europas hergestellt). Erschmolzen wird die Legierung vorher im Stahlwerk von Kapfenberg. Interessante Details zum o.a. Betrieb und zur dortigen Stahlverarbeitung finden sich im Messermagazin 3/2005.


    Die Legierung hat einen hohen Chromanteil (17 v.H.), der sich sowohl auf Härte als auch auf Elastizität, daneben aber auch auf die Korrosionsbeständigkeit positiv auswirkt. Der Effektwird durch einen Molybdänanteil von 1,1 v.H. verstärkt, außerdem ist Molybdän gemeinsammit dem mit 0,1 v.H. enthaltenen Vanadium ein „Karbidbildner“, sorgt also im Material fürStrukturen, die für die Schneideigenschaften positiv sind. Der relativ hohe Kobaltgehalt der
    Legierung (1,5 v.H.) sorgt für eine feine und gleichmäßige Gefügestruktur im Stahl und besonders positives Verhalten bei thermischer Behandlung (Walzen, Härtung). Diese feine Gefügestruktur kennzeichnet das Produkt und führt zu einer guten Schärfbarkeit und Belastbarkeit der Klinge.


    Bis auf den Kobalt ähnelt ansonsten die Zusammensetzung sehr dem bekannten 440C, der bei Böhler folglich „benachbart“ Böhler N695 heißt und für mich noch immer eines der geeignetsten Materialien ist, aus denen man Gebrauchsmesser bauen kann, die auch tatsächlich regelmäßig benutzt werden und vom Anwender selbst auch angemessen nachgeschärft werden können sollen. Böker hat selbst sehr lange Erfahrung mit 440C und organisiert für dieses Material u.a. auch eine Wärmebehandlung von ausgezeichneter und gleichbleibender Qualität.


    Die Gleichmäßigkeit im Gefüge wird dadurch verstärkt, daß die „Bleche“ im Gegensatz zu anderen Betrieben bei Böhler längs und quer gewalzt werden, so daß sich der spätere Zuschnitt nicht mehr an der Walzrichtung orientieren muß bzw. durch „Querlagen“ Qualität des Produkts einbüßen könnte.
    Das Ergebnis ist ein Stahl von hoher Korrosionsbeständigkeit, der gut gehärtet werden kann und bei gleicher Härte schnitthaltiger als viele
    anderen Stähle ist. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Böhler N 690 bei der Messerherstellung für den professionellen Bereich (Kochmesser, Fleischermesser, chirurgische Instrumente) häufig verwendet.
    In Kombination mit einer entsprechenden Dimensionierung der Klinge sind diese Eigenschaften natürlich auch hervorragend für die Herstellung von Gebrauchs- und Einsatzmesserklingen geeignet.


    Daher hält das Material seit einem guten Dutzend Jahren zunehmend Einzug bei der Produktion im Custom- (z.B. Todd Begg, Andre de Villiers, Stefan Steigerwald und Armin Stütz) und im Serienproduktionsbereich (z.B. Extrema Ratio, Viper, Fox FKMD, Maserin, Ontario und eben auch Böker mit vielen Modellen).


    Hier einmal eine kleine Auswahl sehr brauchbarer Vertreter in N690 von Viper, Lionsteel und Extrema Ratio:


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    Ich bin bekanntlich kein „Fan“ von PM-Stahl, folge dessen Hype nicht und habe tatsächlich noch nie ein Messer erworben, WEIL es aus PM-Stahl gewesen wäre. Ich besitze welche, auch ausgezeichnete wie etwa ein Green Beret 5.5 von Reeve, aber das hätte ich auch in 440C sofort haben wollen.


    Hingegen besitze und verwende ich seit nun schon 3 Jahrzehnten z.B. ein Herbertz 727 aus 440C und führe seit mittlerweile einem Jahrzehnt ein Extrema Ratio Nemesis aus N690 als Einsatzfolder. Die Messer haben schon einiges geleistet und mich dabei noch nie enttäuscht.


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  • 11. Scheide


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    Die Scheide des „Cub“ besteht aus braunem Leder ordentlicher Qualität und Stärke. Flächen, Keder und Lasche sind ordentlich und stabil genäht, die Qualitätsanmutung ist für ein Messer dieser Preislage durchaus erfreulich.


    Hinten ist eine Lasche umgelegt. Ich hatte erst ein wenig Sorge, weil sie kleiner aussah, als sich dann im Versuch herausstellte: Sie faßt auch 50 mm breite Koppel, nicht nur normale Hosengürtel. Meine Gentleman-Beinkleider sind ja eher die von Nietzsches Gentlemen.


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    Das Umlegen ist nicht meine Lieblingslösung, besser hätte mir eine flach dahintergelegte oben und unten angenähte Lasche gefallen wie z.B. beim Spyderco Bob Lum Tanto Fixed. Das hat den Vorteil, daß es noch ne Spur flacher ist, vor allem aber bildet sich dann keine Biegestelle, in der sich durch Alterung, Trocknung und die Reibung harter Gürtelkanten möglicherweise nach Jahren Risse bilden können (...ich hatte so etwas schon...).


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    Böker weiß eigentlich, wie es geht, die dritte Scheide auf dem Bild ist die des Five-Five, bei der man erstens die Lasche auch oben flach angenäht hat, zweitens noch innen Klett eingefügt hat, durch den sich die Lasche an schmaleren Gürteln nicht mehr verschiebt und drittens und vor allem auch noch statt des Annähens unten zwei stabile Druckknöpfe befestigt hat, durch die man die Scheide ohne Gürtelöffnen an- und ablegen kann. Das kann für ein urbanes EDC sehr praktisch sein, z.B. wenn man in der Wirtschaft die Jacke ausziehen möchte und – warum auch immer – nicht als „Messerträger“ angesehen werden möchte, oft schief, schlimmstenfalls hysterisch. Dann ist so etwas natürlich bedarfsweise bequem abgeköpft und in die Innentasche gesteckt.


    Ich hab mal für einen anderen Solinger Hersteller eine „taktische“ Lederscheide entworfen, die ganz ähnlich aussah und heute noch vertrieben wird…


    Da hat Böker also vielleicht nicht konsequent zuende designt oder zusätzliche Kosten gescheut.
    Das sollte man bei einer Neuauflage ändern. Die Scheide ist nämlich ordentlich und im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern für mich voll praxistauglich. Man „spart“ also die Beistellung einer ordentlichen Scheide als Anwender, wenn man nicht gerade spezielle Wünsche hat. Das wäre mir den zusätzlichen Zehner wert, den solche Knöpfe in der Fertigung wohl maximal ausmachen würden…Ansonsten ist allerdings der Preis des „Cub“ m.E. so moderat, daß man auch eine Custom-Kydex ohne zu großen Schmerz noch nachrüsten kann, das Messer wäre das allemal wert.



    Das Leder beim Cub macht allerdings wie gesagt einen ordentlichen Eindruck, auch die Verarbeitung ist wirklich sauber, und das Messer sitzt prima und sicher.


    Übrigens haben Böker / Burnley bei der Gestaltung der Scheide ansonsten richtig pfiffig mitgedacht. Leider ist das ja keine Selbstverständlichkeit, und es gibt viel mehr gute Serienmesser auf dem Markt als wirklich gelungene Serienscheiden.
    Und insbesondere bei Lederscheiden scheinen ja manche Hersteller irgendwann vor VIELEN Jahren gedanklichen Aufwand aufgegeben zu haben.
    Da ich ja schon lang und immer noch gern und überzeugt behaupte, eine taugliche Scheide mache mindestens ein Drittel des "Werts" eines Gebrauchsmessers aus, zuweilen gefühlt eher die Hälfte, sehe ich diese hier wirklich mit Sympathie:


    Sitzt gut und flach am Gürtel, läßt auch breite Gürtel durch und ist seitenwahlfrei gestaltet:




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    Man kann das Messer also wahlweise links / rechts bzw. mit der Schneide nach vorn oder hinten tragen.
    Insbesondere die sonst so oft benachteiligten Linkshänder unter uns werden sich freuen und Zusatzkosten für eine zusätzliche Linkshänderscheide sparen, ich selbst mag rechts bei hoch auf drei Uhr getragenem Messer auch gern die Trageweise mit der Schneide nach vorn. Geht alles!


    Das Messer sitzt wackelfrei, der Ziehwiderstand läßt sich durch unterschiedlich tiefes Einschieben des Messers "verstellen", und tief eingeschoben würde das Messer auch bei Tipup-Tragen nicht herausfallen, auch ohne Zusatzsicherungen (die die Scheide auch nicht aufweist). Das alles gilt zumindest beim aktuellen Zustand der Scheide.

  • 12. Haptik / Ergonomie



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    Durch die gerade Form des Griffes und seine zwar konturierte, aber nicht allzu speziell ausgeformte Außenkontur läßt der Griff alle gängigen Griffhaltungen zu (Hammergriff, Säbelgriff; Forward-Edge-Up z.B. zum Kappen vön Bändern von der Unterseite her; Reverse, Reverse-Edge-In z.B. zum Kappen von Gurten von einer Person weg….) und liefert mit dem sorgfältig kantengerundeten glatten Micarta ein sehr angenehmes In-Hand-Gefühl.


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    Die Glätte wird ausgeglichen durch den moderaten Bauch in der Griffmitte, vorn einen moderaten Handschutz / Parierelement (PE) und hinten ein leicht heruntergezogenes Griffende, an oder bedarfsweise hinter das man sehr bequem den kleinen Finger legen kann.
    So ist der Griff trotz des handfreundlich glatten Materials selbst bei Druck und / oder Nässe zuverlässig sicher und definiert in der Hand.


    Das PE schützt hinreichend vor Abrutschen auf die Klinge,


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    überragt beim Umfassen aber nicht die Fingerlinie und ist damit kein Faktor für ein Verhaken des Messers beim Ziehen in der Kleidung usw. Außerdem läßt es sich, z.B. für ein Auflegen des Daumens oder des Zeigefingers auf den – nicht geriffelten – Klingenrücken mühelos und haptisch bequem übergreifen.


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    Auch der Knauf macht das Messer sicher und führt dazu, daß es auch nass nicht aus der Hand rutscht. Hier ein Versuch mit einem eingeölten Griff, beim Heben des 20l-Eimers wird das Messer trotzdem n i c h t aus der Hand gezogen:


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    Schon bei den Ausführungen über den Griff habe ich erwähnt, daß Burnley den für dezent-verdecktes und bequemes Tragen ideal flachen Griff „zum Ausgleich“ hoch gebaut hat, das Verhältnis beträgt etwa einen Zoll max. Griffhöhe zu einem haben Zoll Griffstärke. Und erwähnt wurde auch schon, daß so ein Querschnitt dazu neigen kann, sich bei kraftvollem Arbeiten an den Ober- und Unterkanten in der Hand bemerkbar zu machen – was Böker / Burnley durch sorgfältiges Runden der Micartaschalen in diesen Bereichen völlig auffängt.


    Beim Vergleichsgebrauch habe ich u.a. auch Seilabschnitte auf einer Unterlage geschnitten (siehe Ziffer 14). Dabei drückt man schon einigermaßen auf und würde Gestaltungsmängel mit haptischen Auswirkungen sofort wahrnehmen. Im direkten Vergleich wurde mit dem Mercworx Golgotha ein Messer mit dem sozusagen „gegenteiligen“ Griffkonzept des handfüllenden und im Querschnitt eher runden „Chili-Handle“ verwendet, das bei hoher Belastung in alle Richtungen voll und satt gegen die Hand drückt.



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    Das In-Hand-Gefühl des „Cub“ ist zwar anders, bei dieser Arbeit aber nicht schlechter. Der Griff ist zwar schmaler in der Hand, drückt aber auch bei entsprechendem Aufdrücken des Messers bei diesem Gebrauch nicht unbequem oder gar schmerzhaft in die Hand, harte Kanten hat das Messer nicht am Griff. Wie gesagt, das ist ein Messer für normale Schneidarbeiten, nicht zum Bäumefällen oder Fort-Erbauen. Und was da an Kraft, Andruck, Verwindung vom Messer über dessen Griff in die Hand arbeitet, macht sich eben trotz der flachen Form hier n i c h t unangenehm bemerkbar.


    Die ohnehin ja nicht übermäßg lange Klinge läßt sich mit dem gegebenen Griff und im Hinblick auf dessen Gewicht aus seiner Full-Tang-Bauweise sehr gut dirigieren, das würde sich aber auch bei einem halben Zoll mehr an Klingenlänge nicht ändern.


    Den Griff bewerte ich daher insgesamt als sowohl haptisch (vom Griff-„Gefühl“ her) als auch ergonomisch (mit der technischen Auswirkung der Formung bei der Handhabung) „trotz“ der tragefreundlich diskret-flachen Griffgestaltung als angenehm bequem, funktional sehr wirksam, sicher und damit insgesamt als voll gelungen.


    <Dateianhänge 78 und 47 siehe Folgebeitrag aus Kapazitätsgründen>

  • 13. Führen, Trageerfahrung



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    Während der Erprobung war das „Cub“ mein privates EDC, oben zusammen mit dem Izula, das mir allein als EDC nicht ausreichen würde. Das „Cub“ war überall dabei und hat alle Schneidarbeiten erledigt, und zwar sehr gut.


    Im Haushalt hat es neben dem obligatorischen Päckchenöffnen von morgens an…..


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    auch alle Jobs erledigt, für die Erprobung auch mal unter Jasmins strenger Aufsicht Gemüse zerkleinert, Knobi geschnitten und durfte auch mal zum Bewerten des Fleischschneidens eine Entenbrust „anfallen“


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    D a f ü r ist es natürlich eher nicht „gemacht“, schafft das aber auch gut, hier zeigt sich allerdings auch wieder, daß ein halber Zoll mehr Klingenlänge eben bei voluminöserem Schneidgut ein großer Gewinn wäre. Darum soll es aber eher weiter unten im Text gehen, h i e r geht es eher darum, daß das „Cub“ im Haus in jede Situation mit Schneidaufgaben sehr gut paßt.


    Draußen ist es dann wegen seiner flachen Bauart und der sehr tauglichen Scheide sehr diskret überall dabei. Es trägt sich sehr angenehm und wegen der Seitenwahlfreiheit der Scheide auch in verschiedenen Positionen, so z.B. sowohl „normal“ mit der Schneide nach hinten als auch höher mit der Schneide nach vorn, läßt sich in beiden Positinonen gut ergreifen und in die Anwendung bringen.


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    Wünschenswert hat sich hier die vorgeschlagene Modifikation der Scheide gezeigt, die Lasche nicht nur flach aufzunähen, sondern zudem unten mit 2 Druckknöpfen zu versehen, um sie ohne Gürtelöffnung an- und ablegen zu können. Ich trage ja häufig z.B. Koppel, die man zum Ausschlaufen aus den Gürtelschlaufen nicht nur öffnen, sondern teilweise auch noch die Schließe ausschlaufen muß. Das dauert und fällt auf und ist „mal eben“ in der Fußgängerzone kaum zu machen. Will man da bedarfsweise das Messer also mal vom Gürtel nehmen, hat man jetzt ein Problem. Natürlich könnte ich ein paar Löcher in die Schlaufen-Rückseite bohren und ein TekLok anschrauben, aber dann trägt das Messer auch schon wieder deutlich mehr auf.


    Ich habe das „Cub“ auch mehrfach in der Öffentlichkeit unter Fremden benutzt. Nun nehmen die ja schon mich selbst häufig ein wenig skeptisch wahr, grundsätzlich aber sicher auch sowieso Leute in Camo-Joppen, die ein Messer zücken. Die denken scheinbar zuweilen, man wolle definitiv jemanden schlachten, sobald man einen Messergriff in der Hand hat. Aber sie selbst schneiden ihren Lieben ja auch das Frühstücksbrot nicht mit der Laubsäge….Also denke ich da verwirrt immer daran, wie friedlich und harmonisch es hier bei uns zwischen unseren vielleicht 200 Messern zugeht, während meine Mit(Gut-)menschen ja offenbar immer beim Brötchenhalbieren selbst den Drang verspüren müßen, ihre Familie zu meucheln….Nun gut, Ihr kennt das.


    Jedenfalls habe ich festgestellt, daß das Messer wegen seiner zivil-klassischen Gestaltung offenbar auf eine relativ hohe Sheeple-Akzeptanz stößt, solange man es nicht gerade mit Kiai schwingt. Bei der Biergarten-Brotzeit wird man es – ähnlich einem Nicker – also eher nicht schamhaft verbergen müssen. Ähnlich habe ich das beim Linder Säbels wahrgenommen.

  • 14. Verhalten in der Anwendung I – normale Schneidaufgaben, Vergleich


    In der Erprobungszeit habe ich mit dem Messer alle im EDC-Bereich angefallenen Schneidaufgaben sehr gut erledigen können, es zeigt sich angenehm in der Hand und überdurchschnittlich schneidfreudig. Wie erwähnt, ist das Messer kein Spaltkeil oder Brecheisen, sondern ein Schneidwerkzeug, und diesen Job erledigt es wirklich sehr gut.


    Nun hatte ich nicht bei jedem Paketband, jedem Brötchen die Kamera in der Hand und möchte Euch die Eigenschaften des Messers im Gebauch daher in einer kleinen vergleichenden „Versuchsanordnung“ nahebringen.


    Hier das „Cub“ mit schneidfreudigen Mitbewerbern, dem Spyderco Moran, dem Case / Collins Ridgeback, am Rande einem Mora Dachpappenschneider (..ein wirklich wirksames Hawkbill….) und einem ausgesprochenen Schneidteufel, dem Boye Boat Knife aus „Dendritic 440C“, einem gegossenen Stahl mit interessantem Metallgefüge und einer sehr bissigen Klinge, die aus der Gefügestruktur angeblich so eine Art Mikro-Verzahnung aufweist…


    https://www.francineetchedkniv…ges/about-dendritic-steel



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    Vor den anderen Aufgaben erst mal ein Tomaten-Schnitttest mit dem „Cub“, den es mühelos mit sehr gleichmäßigem Schnitt ohne nennenswerten Druckaufwand meistert. Im Ergebnis Scheiben mit perfekt gleichmäßigen Schnittkanten. Man beachte insbesondere die Ränder der Haut, die keine Eindruckstellen oben oder Risse aufweisen:



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    Dann wurde geschnitten, insgesamt viel mehr Material, als hier die „Momentaufnahmen“ zeigen, die die Ergebnisse sozusagen nur exemplarisch wiedergeben. Begonnen wurde mit lose gehaltenem Papier, das vom „Cub“ von allen Vergleichsmessern am gleichmäßigsten, ohne Hängenbleiben usw. geschnitten wurde. Boye und Collins mögen etwas widerstandsfähigeres Schneidgut, für die größeren, klingenstärkeren Messer wie Strider, A&R Oprichnik oder Hill zeigten sich Probleme der asymmetrischen Kriegführung mit einem ausweichenden, fluddrig-beweglichen Gegner, auch und gerade sie ziehen mehr Widerstand vor.


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    Dann folgten Pappen, fünfmal mit Zugschnitt (Moran, Collins, Boye, Strider, Hill) zweimal mit Druckschnitt (Mora und ein Olfa-Cutter sozusagen als Druckschnitt-Referenzmodell bei der Pappe)


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    Beim Moran und beim Collins zeigen sich Risse an den Papp-Kanten, die entstehen, wenn das Messer beim Schneiden permanent angedrückt wird, beim neuen Zug dann aber nicht sofort bissig genug schneidet. Sie entstehen auch, wenn man den Choil ins Schneidgut zieht.


    Das passiert beim Boye nicht, das ersichtlich eine blitzsaubere Schnittkante aufweist ohne Einrisse. Die Pappe bietet etwas mehr Gegendruck, das liebt das Boye und beißt sich unbarmherzig durch.


    Strider und Hill schneiden sauber, haben aber den Nachteil einer breitschultrigeren Klingengeometrie, man muß mehr andrücken, und dadurch zeigen sich leicht wellenförmige Verläufe an den Kanten, man muß sozusagen den breiten Schultern der Einsatzmesser erst mal ihren Platz schaffen im Schneidkanal…


    Mora und Olfa trennen sauber auch im Druckschnitt, wie sie es sollen, der bodenständig/robuste skandinavische Handwerder dabei mit einer etwas rustikaleren Schnittkante als das Referenz-Olfa.


    Im Vergleich kann sich das „Cub“ wirklich sehen lassen:


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    Zweimal oben mit einer Schnittkante und in der Durchführung mit einer Leichtigkeit wie das bissige Boye, einmal unten im Druckschnitt mit nur ein wenig mehr Andruck als beim Olfa, aber einer durchaus vergleichbar glatten und sauberen Schneidgut-Kante.


    Danach waren Seilabschnitte vom Poly-Seil dran. Zuerst mal unfair reingegrätscht außer Konkurrenz mit einem Juchten „Old Merc“, das solche Seilabschnitte beiläufig und blitzschnell durch moderates „Draufklopfen“ erzeugt, das man noch nicht „Hacken“ nennen mag….


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    Dann mal ernsthaft und zunächst freihändig mit in einer Hand gehaltenen kleinen Schlaufen, die dann von innen im Zugschnitt durchtrennt wurden…


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    Das Olfa macht das souverän, noch ist das Schneidgut nicht ZU widerstandsfähig und voluminös; mit dem Mora muß man schon deutlich kräftiger ziehen, weil der Hawkbill schnell aus dem Zug- einen Druckschnitt macht, der mehr Kraft will. Das Boye macht kurzen Prozess, Seilschneiden ist ein Heimspiel für ein Boat-Knife, ob da nun eine Mikrozahnung vorliegt oder nicht: das Boye kappt das Seil problemlos. Ziehen wie mit dem Mora muß man mit dem Moran, 3 mm Klingenstärke und vollhoher Flachschliff hin oder her, das Boye hängt das Moran jedenfalls deutlich ab. Und dann ist da auch noch der Choil…


    Den hat auch das „Cub“, und bei d i e s e m Job hasst man ihn. Nix mit feinem Dirigieren der Spitze, man braucht für so eine Arbeit Andruck gegen das Seil – und das geht viel besser mit dem Griff „richtig“ in der Hand ohne Vorgreifen. Hat man dann Schneidgut mit kleinerem Durchmesser als der Choil und baut beim Ziehen zu früh zuviel Kraft auf, verhakt sich das Schneidgut im Choil. Beim Moran ist das richtig unangenehm, beim „Cub“ zieht man das Seil über die Hinterkante der Schneide…Aber wenn man ansonsten ein Messer hat, das schneidet wie der Teufel und dabei wie auf Schienen mit wenig Kraft durchs Schneidgut geht, empfindet man das Ruckeln bei so einem Festlegen doppelt so unangenehm. Hier also eindeutig ein Argument, das auf eine kleine Schleifkerbe zurückzufahren!


    Ist man mal aus der „Kuhle“ heraus, kappt das „Cub“ das Seil mit ähnlich geringem Kraftaufwand wie Olfa oder Boye, also bestens.


    Gleiche Schneidergebnisse absolut und im Vergleich zeigen sich auch bei aufgelegtem Zugschnitt vom liegenden Seil auf dem Schneidbrett. Hier fühlen sich auch die größeren und breitschultrigen Einsatzmesser wieder wohl, genug Widerstand, und punkten mit ihrer Schneidenlänge. Auch das Blackhawk / Dieter CQD Mark 1 mit seiner 440C-Klinge muß sich nicht von den anderen eine Scheibe abschneiden, sondern macht das souverän vom Seil. Klingenstärke ist hier kein Hindernis.


    Auch hier liegen Boye und „Cub“ gefühlt und mit dem Schneidergebnis ganz vorn und teilen sauber sowohl vorwärts wie rückwärts schneidend das Seil in einem Zug, Zeigefinger auf den Rücken und Scheibchen schnibbeln…


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    Am Ende dann noch mal vergleichend zum Beginn die andere Tomatenhälfte. Bei allen Schnitten hatte ich nur einmal an einer Stelle das Gefühl, ein wenig aufdrücken zu müssen, kann aber auch an dieser Stelle keine Risse oder Eindruckstellen an der Schnittkante entdecken, die Kanten und die Flächen des Schneidguts sind weiterhin sehr sauber und gleichmäßig.


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  • 15. Verhalten in der Anwendung II – härteres Schneidgut, gröbere Arbeiten


    Die bisherigen Versuche in Ziffer 14 waren solche mit normaler Kraft, normalem Schneidgut, trockenen Händen und ohne abrupte Hindernisse. Seien wir ehrlich: In den allermeisten Anwendungen der allermeisten Anwender hat es sich damit. Und selbst die eingeschworenen EDC-Träger, die nicht ohne ein Messer unterwegs sein wollen, stecken dann andererseits nie oder nur sehr selten bis zu den Ellbogen in einem Wildschwein, erbauen Blockhäuser oder müssen sich mit der Frage des Abstoppens des Klingenvortriebs durch Auftreffen auf Knochen beschäftigen (…Gottseidank!...).


    Aber natürlich wollen wirs trotzdem etwas genauer wissen, um der eigenen Ungeschicklichkeit auch bei normalen Anwendungen ebenso gelassen begegnen zu können wie dem unvermeidlichen Murphy, der einem auch im Alltag immer wieder mal tückisch ein Bein stellen kann. M e i n e prägende Erfahrung bezüglich Messergriff-Ergonomie bei benetzten / nassen Händen war auch keine mit Feindesblut im Kommandoeinsatz – sondern ganz prosaisch die mit dem Zerlegen eines Serrano-Schinkens, den wir allein nie geschafft hätten und mit Freunden teilen wollten. Was ich da mit glatten Küchenmesser-Griffen und Schinkenfett erlebt habe, war eine Lehrstunde…


    Mit dem „Cub“ habe ich z.B. probeweise mal serienweise reverse in ein Holzbrett gestochen. Im Normalzustand ist dabei das PE – wie schon vorher erwähnt – forward und reverse hinreichend sicher, obwohl es moderat geformt ist.
    Auch die Spitze hat keinen Schaden genommen und eine wirklich gute Penetrationsleistung auch bei widerstandsfähigerem Schneidgut gezeigt. N e i n , das ist nicht nur wichtig gegen den bösen Feind, sondern viel wahrscheinlicher und für alle von uns hoffentlich ausschließlich wichtig für dicke Blister-Folien, auch mal Konservenblech und andere Sachen, die standhaft unseren Alltag behindern..



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    Danach wurde der Griff eingeölt (wir erinnern uns noch ans Wildchwein und an den Serrano?)


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    Reverse ergab das keinerlei Probleme, da man im Zweifel eh besser hinten den Daumen umlegt und das bei diesem Griff auch sehr wirksam und beqeum tun kann:


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    Forward habe ich zur Sicherheit einen Schnittschutzhandschuh übergezogen, blieb aber komplett auf dem Griff:


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    Moderate Versuche mit bloßer Hand und eingeöltem Griff – das soll man NICHT nachmachen! – zeigten ab einer gewissen Wucht dann die Grenzen der moderaten Gestaltung. Der Stop-Impuls von Schwung auf Null in 5 mm ist aber auch eine heftige Belastung. Wir erinnern uns, daß andererseits selbst mit eingeöltem Griff ein Heben eines vollen Wassereimers in Knaufrichtung möglich war (siehe Ziffer 12).


    Dieses Anheben, diesmal in der gefährlicheren Richtung - also mit Zug nach hinten und möglicher „Gleitrichtung“ über das PE auf die Klinge – habe ich dann auch noch mal erprobt, zunächst mit trockenem Griff….



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    ….dann mit eingeöltem, zunächst wieder zur Sicherheit mit Schnittschutz:


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    Welches Vertrauen ich in das Messer bekommen habe, zeigt ein Geständnis mangelnder Professionalität und Vorsicht, also bitte NICHT nachmachen:
    Ich w e i s s jetzt, das geht auch ohne Handschuhe….


    Wo wir gerade bei „Unfug“ sind….Natürlich ist es fast immer unnötig, Konservendosen mit dem Messer zu öffnen, und nur die Allerhärtesten unter uns verspeisen dann anschließend den Eintopf mit dem Messer statt nem Löffel (…ein Insider-Scherz…).



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    Fast immer hat man eh auch noch ein SAK dabei (dieses hier seit 1983 in meinem Bestand), das so etwas viel besser kann. Das hier seltene NOKS-Tool, Attribut einer gewissen Sentimentalität, kriegt das auch irgendwie hin, aber mühsam….Zugegeben, der Dosenöffner an dem Card-Tool ist Ober-Murks, dafür hat es eine pakettaugliche Schneidkante und nen funktionserprobten Kapselheber…


    Also dann mal – man wills einfach sehen – mit dem „Cub“ ran an den Speck…äh, die Linsendose, ein älteres Exemplar aus panzertauglichem Weißblech. Und ich w e i s s , das macht man mit einem Schneidwerkzeug besser nicht, oder eben nur im Notfall.



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    Das „Cub“ macht das aber souverän.


    Und die Folgen sind absolut hinnehmbar. Nach dem halben Dosenumfang nur eine oder zwei mikroskopische Scharten in der sehr feinen Schneide, das spricht für eine ausgezeichnete Wärmebehandlung.


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    In dem Bereich, in dem es Blech geschnitten hat, hat die Schärfe gelitten, es schneidet jedoch normales Schneidgut weiter sehr gut, das Rasieren wird aber schwierig…


    Das ist aber mit Haushaltsmitteln in einer Minute behoben, eben hier selbst mit einem von vielen Messerfreunden vielleicht als „popeliger Küchenmesserschärfer“ verachteten einfachen Fiskars-Keramikrollenschärfer. Nix mit Profi-Werkzeug, nix mit Bankstein. Nicht das zeitraubende Gehampel, manche der hochgelobten PM-Stähle dann wieder bissig zu bekommen, wenn man nicht draußen „zufällig“ Diamantschärfer zur Hand hat….
    Das hier wär auch schnell mit nem noch einfachereren Wolframkarbid V-Schärfer wieder rasierscharf zu bekommen gewesen, mit dem Fiskars sah es nach der besagten einen Minute jedenfalls so aus:


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    Das schlanke hohlgeschliffene schöne „Cub“ kann also durchaus auch Anstrengenderes ab als Bändsel und Entenbrust! Sicher, man wird sich für primär mißbräuchlich-grobe Werkzeugarbeiten wohl für ein Messer mit „breitschultrigerer“ Klingengeometrie entscheiden – aber das heißt nicht, dass man dem „Cub“ nicht zutrauen sollte, bedarfsweise auch mal etwas mehr herangenommen werden zu können!

  • 16. Zusammenfassung


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    Das „Cub“ von Lucas Burnley, gefertigt in der Solinger Manufaktur von Böker, ist ein sehr gut aussehendes Messer in klassisch inspiriertem Erscheinungsbild, mit flotter Handschrift in unsere Zeit gesetzt. Wie es ist, sieht es klasse aus – mit ein wenig mehr Klingenlänge hätte man durchaus Assoziationen zu den Yachten von Stephens oder Herreshoff.
    Entsprechend wertig ist es auch gearbeitet.


    Der klassische Look von Messer und Scheide führt zu einer vergleichsweise hohen Akzeptanz in der Öffentlichkeit, das Messer gefällt auch Leuten, die ansonsten nicht so messer-affin sind. Zudem trägt es sich sehr flach und diskret.


    Es ist ein Schneidwerkzeug, kein mißbrauchstolerantes Allzweck-Hebelwerkzeug wie meinetwegen ein Fulcrum C, das im taktischen Bereich dann in dieser Größenklasse als Einsatzmesser sicher geeigneter wäre, wie bei überwiegend groben Arbeiten im Outdoorbereich vielleicht ein Terävä Jägermesser vorzuziehen wäre – beide beispielhaft für die jeweilige „Familie“, für die sie stehen.


    Als Schneidwerkzeug jedoch lag es in dieser Erprobung sowohl im Alltagsgebrauch als auch im Vergleichsgebrauch mit Mitbewerbern ganz weit vorn in der Leistung und lag dabei immer angenehm und zuverlässig in der Hand, wie man sich das wünscht. Die Klingenlänge – im Gegensatz zu der Gruppe der urban oft vorgezogenen Zweieinhalb- bis Dreizöller, reicht für einen EDC-„Solospieler“ für alle Schneidjobs aus.


    Das alles qualifiziert das schöne, in Mitführen und Handling stets angenehme und in der Schneid-Performance sehr überzeugende Messer insbesondere für Anwender, die (ob im urbanen Bereich, beim Wandern oder sonstigen „normalen“ Outdoor-Aktivitäten) ein EDC-Messer dieser Größengruppe als Schneidwerkzeug suchen.


    Look, Konzept, Dimensionierung und insbesondere auch Griffgröße erreichen dabei eine sehr breite Zielgruppe.


    Man müßte schon sehr genau schauen und mühsam suchen, um etwas ähnlich wertig Gemachtes und Gutaussehendes mit derselben Performance und Qualitätsanmutung für einen vergleichbaren Preis zu bekommen. Vor allem, wenn man bedenkt, daß man beim „Cub“ für den nach meiner Überzeugung sensationellen Preis von 100 Euro sofort auch eine Scheide mitgeliefert bekommt, die seitenwahlfrei und wirklich praxistauglich ist.


    Diskussionswürdig – und sei es einzelfallunabhängig einfach aus „Glaubensgründen“ – sind Klingenlänge, Hohlschliff und Choil. Auch in der vorliegenden Form begeistert mich „unterm Strich“ aber das Messer auch in der vorliegenden Form und erzielt nach dieser Erprobung eine überzeugte Kaufempfehlung für die bezeichnete Käufer-Zielgruppe.


    Die kontrovers diskutierten Punkte führen aber auf jeden Fall auch zum Wunsch nach Änderungen bei einer Neuauflage – viel besser aber vielleicht einem Alternativ-Modell, wie es sie ja auch für das sehr erfolgreiche „Kwaiken“ von Burnley bei Böker mittlerweile in diversen Ausführungen gibt:


    - Verlängerung der Klinge um einen halben Zoll (siehe Ziffer 6)
    - Angebot einer alternativen Flachschliff-Version (z.B. „Hunters Cub / Bear Cub / Outdoor Cub“) (siehe Ziffer 6)
    - Verkleinerung des Choil auf normales Schleifkerben-Maß, mindestens Verkleinerung um einen Viertelzoll (siehe Ziffern 7 und 14)
    - Veränderung der Gürtelschlaufe auf flaches Annähen, ggf. mit Druckknöpfen unten (siehe Ziffer 12)


    Dieses Review hat einigen Aufwand gemacht, nach längerer Zeit wieder einmal - und das Messer war jede Minute der Erprobung und Verschriftung wert.


    Das größte Lob zum Schluß, ich hab es mir extra dafür aufgehoben:
    Das „Cub“ gefällt auch meiner Frau Jasmin, die einen eigenen und unabhängigen Messergeschmack hat und sich von Namen, Preisen und sonstigen Insider-Appetizern auch nicht ansatzweise beeindrucken läßt. Während ihr die Bilder noch nichts sagten, hat sie das Messer dann nach dem Eintreffen hier sofort sehr gelobt und es, wenns in der Küche oder hier auf dem Tisch lag, auch ganz selbstverständlich selbst auch verwendet. Das adelt Burnley und das „Cub“ mehr als jeder andere Satz hier….


    Herzlichen Dank an Marc „Beagleboy“ von Böker für den mustergültigen Support.
    Und besten Dank wie so oft (und hoffentlich noch ganz oft und lange) an Jasmin für ihre außergewöhnliche Geduld und die „Marschverpflegung“ während der Arbeit….


    Und zuletzt meinen Dank an Euch für Euer Interesse und Eure Geduld. Trinken wir unsere Gläser aus, das Feuer im Kamin ist heruntergebrannt, die Messer räumen wir später weg….

  • Micha,Du solltest ein Buch über Messer schreiben - ich würd´ es kaufen !


    Klasse Vorstellung,interessante Fakten und Denkanstösse; die Fotos sind sowieso spitze...



    ...und eine Tasse Kaffee reicht nicht während des lesens. :coffee:


    Danke für die Arbeit,das lesen hat Spass gemacht !!!!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Rolf


    edit:Wär ich der Chef von Böker,würd´ ich Dir das Messer nicht nur schenken,sondern noch ne massgeschneiderte Kydex schicken...

    Einmal editiert, zuletzt von rumpeltroll ()

  • Micha, das ist kein Test sondern eine Enzyklopädie über das Cub. Das hat richtig Spaß gemacht beim Lesen und war wirklich episch.

    Michael
    T.I.T.A.N 0060 Kopportunist 0060

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