Böker Manufaktur Solingen „Cub“ – Burnleys Burner!

  • Super, wie schon so oft von dir!
    Hatte das Messer noch nicht auf dem Schirm, das hat sich aber jetzt geändert...



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  • Ich musste mir die Lektüre dieses großartigen Reviews über die Woche hinweg tatsächlich stückeln und konnte immer wieder nur ein oder zwei Kapitel am Stück lesen. Aber das hat sich gelohnt, denn allein der Aufwand, den du betrieben hast, muss ja mindestens durch Lesen belohnt werden. Große Klasse, Micha. Dabei ist das Messer auch so gar nicht mein Geschmack - wobei ich irgendwie nichtmal beziffern kann, warum. Dennoch hatte ich am Ende das Gefühl, dass ich zufrieden wäre, wenn ich es kaufen würde. Und das muss ein Review erstmal schaffen. Wenn du wöchentlich sowas raushauen würdest, hätte ich meine diversen Abonnements von Fachzeitschriften längst gekündigt - allein des Umfangs wegen.


    Zu den Themen Hohlschliff und Choil habe ich selbst gar keine allzu festgefahrene Meinung. Es muss zum Messer passen - dann ist es für mich in Ordnung. Hier passt es ja offensichtlich ganz gut.


    Danke für deinen ausführlichen Bericht - auch für mich ist es das Review des Jahres :thumbup:

    "Having a suitable light is analogous to being able to change the weather."
    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • Micha, auch ein großes Dankeschön von Böker und von mir persönlich, für den Aufwand, den Du da für ein feines Messer betrieben hast.


    Es adelt ein Messer in jedem Fall, wenn in ein Review soviel Zeit und Engagement gesteckt wird.



    Und aufgrund der positiven Resonanz würde ich gerne ein Exemplar für einen Passaround zur Verfügung stellen, allerdings ist mein Schreibtisch gerade seeeehr voll, was sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern wird.


    Gibt´s hier ein etabliertes Mitglied, das Spaß daran hätte, den PA auf die Beine zu stellen? Falls ja, einfach bei mir melden, dann können wir das mal in Ruhe besprechen.

    Marc Götzmann
    Produktmanager
    UMAREX GmbH & Co. KG

  • Die Cub sind zwar zur Zeit nicht verfügbar (die nächste Charge kommt zwar kurzfristig, ist aber schon komplett ausververkauft), aber ich kann trotzdem kurzfristig eins zur Verfügung stellen.


    Das Messer stellen so oder so wir zur Verfügung; wenn Du die Organisation übernehmen möchtest, dann wüßte ich das natürlich in guten Händen.


    Bis die endgültige Teilnehmerliste etc. steht, wäre das PA-Messer auf jeden Fall auch verfügbar.

    Marc Götzmann
    Produktmanager
    UMAREX GmbH & Co. KG

  • ja, Micha, Asche über mein Haupt, ich habe es erst jetzt gelesen, aber die letzten Wochen waren, wie Du weißt, ein bißchen bedrückend. Und dein Bericht über dieses Messer war ein einsamer Sonnenstrahl an diesem Morgen, der nur dadurch glänzt wenn das Licht sich auf den Regenpfützen spiegelt.


    Dein Bericht war, ich sage das einmal so, konsequent, gerade in Anbetracht darauf, dass es sich eigentlich um ein schnörkelloses Messer handelt. Über das verwendete Material verschwende ich kein Wort, Leder, Micarta und Stahl, daraus macht man eben Messer, und alle Materialien (auch der erprobte österreirische Stahl) sind bewährt.


    Das Messer erinnert mich an Loveless, aber offen gesagt erinnern mich viele Messer an Loveless, das ist fast ein Wortspiel. Ich wage mich mal weit aus dem Fenster heraus, kein anderer hat den Messern der Neuzeit so seinen Stempel aufgedrückt wie Herr Loveless. Wenn das Wort konsequent schon einmal gefallen ist, ich verwende es auch bei Loveless, Konsequenz hat sein Tun bestimmt. Erst selbst geschmiedet (verdammt, wo sind diese Messer geblieben, vermutlich in irgendwelchen Tresoren!?), dann kam das Schleifen an die Reihe. Wenn ein Mann von Messern leben muss, oder will, dann geht nichts mehr an der Schleifmaschine vorbei, man will ja nicht in einer Hütte mit einem Bohneneintopf tagaus und tagein leben, wie einst der gute Herr Henry D. Thoreau........


    sorry, es geht mir wie einst Hadschi Halef Omar, als er Kara ben Nemsi einen Brief geschrieben hat, und dafür mehrere Monate brauchte weil in der Wüste gerade keine Tinte aufzutreiben war, aber ich sitze gemütlich in der Küche und habe die Tasse Kaffee erneuert und die Pfeife wieder angezündet....


    Ich schweife ab, liegt wohl am Alter, also, "ad astra per aspera", Bob Loveless. Schnörkellose Messer, eigentlich auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches, aber im Gebrauch zeigt sich das Außergewöhnliche. So geht es mir auch bei diesem Messer, was Du so schön in Szene gesetzt hast.


    Das vorgestelle Messer hat keine "Zacken", keinen aufwendigen Anschliff (den man nur noch in einer Fachschleiferei für chirurgische Instrumente nachschleifen lassen kann), es ist eben ein Rundumpaket an der brauchbaren Vereinigung der verwendeten Materialien, das Endresultat eines konsequenten (ich kann mich heute Morgen anscheinend von dem Wort nicht trennen) Umsetzens.


    Und, obwohl es mich sehr an Messer amerikanischer Fertigung aus lang vegangenen Jahrzehnten erinnert, es ist, wie ich lese, schon ausverkauft. Und das in einer Zeit, wo man anscheinend nur noch Messer akzeptiert, deren Vorbild anscheinend "Landschiffpanzer" waren.


    Also, ungeachtet deines Reviews, das Messer findet augenscheinlich eine breite Akzeptanz, was wieder für die Schlichtheit spricht. Ich will es jetzt nicht in die "Retro-Ecke" stellen, die ja anscheinend momentan sehr in ist, solche Messer wie das -Cub- werden immer ihre Anwender finden, gerade weil sie das gut können was Messer eigentlich sollen, schneiden und stechen, ohne irgendwelches Beiwerk.


    Die Lederscheide, ich wollte ja nichts dazu schreiben, aber sie erinnert mich an ein Bild aus der Werkstatt von Loveless, dort hingen eine Unzahl von Schablonen für den Lederzuschnitt, schön geordnet und beschriftet, eine Homage an die Perfektion des "kleinen Mannes" (wobei es ist ein Witz ist dass ich von einem kleinen Mann spreche, bin selbst alles außer ein Riese und reiche Viga nur bis zum Rippenbogen).


    Also, um den Morgen nicht unnötig voll zu texten, ich bin kein großer Freund von Nachbauten von Loveless, nicht weil ich die Messer nicht mag, es sind nur soviele geworden. Das Messer spielt zwar für mich in dieser Liga, aber, jetzt versuche ich die Kurve zu kriegen um mir nicht Michas Zorn zuzuziehen, so wie ich die Bilder sehe ist es gelungen nicht nur in Richtung gebrauchsfähiges Messer erfolgreich umgesetzt zu haben, ich sehe vor allem auch ein Teil darin, dass die Umsetzung so perfekt in der Endbearbeitung gelungen ist, das es "finsihtechnisch" sich nicht hinter einem Loveless verstecken muss. Und, ich muss zugeben, für einen mehr als annehmbaren Preis, ich komme wieder auf die Lederscheide zurück, die macht die Sache mit ihrer Verarbeitung dann vollends rund.


    Nochwas, bevor mich jemand in die "Loveless-hater-Ecke" stellen will, ich leiste mir Gefühle, auch schlechte. Jedesmal wenn ich so ein perfektes Messer sehe werde ich neidisch, nicht nur bei Loveless, auch bei den von ihm insperierten Messern. Aber das beschleicht mich auch bei anderen Messern, ich gebs zu, ich mag Holger, Andreas und Markus auch nicht, hehe.


    Micha, es war mir eine Freude das alles zu lesen und auch die Bilder zu betrachten.


    Viele Grüße und einen nicht so regenreichen Sonntag
    Roman

    panta rhei

  • Ich glaube, diese "Perfektions"-Debatte und der augenzwinkernde angebliche Neid sind unnötig.
    Keine Ahnung, ob Loveless oder Scagel oder Randall "das perfekte Messer" bauen wollten. Ist ein Scagel "perfekt"?


    Sie haben aus ihrem Blickwinkel, mit ihrem Stil und Geschmack meinetwegen ein Messer so gut machen wollen, wie sie es hinbekommen konnten. Das reicht mir schon :) Vor allem, wenn es dann die ästhetischen und funktionalen Anforderungen vieler Anwender dann meinetwegen "perfekt" erfüllt. Aber das tun übrigens viele Deiner Messer auch, ich wüßte nicht, was man etwa am M1 "besser" oder "perfekter" hätte machen mögen. Anders sicher, besonders für andere Anwender. Man könnte auch an Scagel-Griffen einiges anders machen, an Loveless-Klingen und an Randall-Choils :)


    So gehts ja auch hier mit dem Burnley, das sehr gut ist.....aber "perfekt"? Auch hier kann man durchaus über Details diskutieren, und das habe ich ja auch gemacht. Klingenlänge, Schliff, Choil, Lasche der Lederscheide....überall Ansätze zum Fachsimpeln. Auch hier nicht in Richtung "Perfektion", sondern mit anderen Ansätzen für andere ästhetische oder funktionale Vorlieben.


    Meinetwegen sollen Loveless-Anklänge sichtbar sein, so wie ich welche in Richtung Harsey gesehen habe, vielleicht hat ja auch der den Staffelstab aufgenommen wie in Deiner wunderbaren Anmerkung über Scagel und Randall und....
    Burnley hat in breit ästhetisch konsensfähiger Form funktionale Formen und Gestaltungsdetails gewählt, gefällig, unauffällig-elegant, schnörkellos-funktional ohne den Panzer-Anstrich von Strider oder ER. Wer schon viel gesehen hat, und das hast Du, assoziiert sowas dann eben mit Loveless. Dann sei es so, als geübte Gotteslästerer würden wir auch den zur Diskussion stellen, wenn wir für manche Zwecke gern etwas anders gestaltet sehen würden :)


    Daher lasse ich auch nicht von meinen Änderungswünschen an der Lasche der Scheide ab, ob das nun so beim heiligen Bob an der Wand gepinnt ist oder nicht :)


    Lächelnd sehe ich allerdings, daß auch Du das Messer wohl auch schnell als gut gemachtes und wohlfeiles Produkt in einer bewährt-klassischen Gestaltung eingruppiert hast. Das "Zeug" dazu vermeinte ich ihm ja auch schon früh anzusehen, sonst hätte ich mich nicht so intensiv darauf einlassen wollen.


    Jetzt liegt es auf dem Wohnzimmertisch und kommt morgen mit, daneben liegt ein Wildsteer 3C-K, sozusagen der "Gegenentwurf", ungewöhnlich geformt, Biegungen, Ringe, Grifflöcher, exotisch ausgeklügelt....auch ein spannendes Ding. Nachsinnen über beide, mit jeweils ganz anderen Ansätzen, macht Freude an einem Tag, an dem es "natürlich" auch hier im Klötenkötterland mörderlich schifft :)

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  • Und, obwohl es mich sehr an Messer amerikanischer Fertigung aus lang vegangenen Jahrzehnten erinnert, es ist, wie ich lese, schon ausverkauft. Und das in einer Zeit, wo man anscheinend nur noch Messer akzeptiert, deren Vorbild anscheinend "Landschiffpanzer" waren.



    Nicht, daß da Mißverständnisse entstehen: die aktuelle Charge ist bei uns ausverkauft, aber es sind gerade letzte Woche wieder welche aus der Fertigung gekommen, die zumindest einen Teil der Vormerkungen abdecken. Und natürlich ist mehr im Anmarsch!

    Marc Götzmann
    Produktmanager
    UMAREX GmbH & Co. KG

  • Ich denke, dass es das Messer natürlich verdient hat. Die Aufmerksamkeit hat es jedoch Deinem überragenden Review zu verdanken. Von daher halte ich Dich für "schuldig" am schnellen Ausverkauf, zum Leidwesen Deiner Mitforumiten :)

    two is one - one is none

  • Während des letzten Wanderurlaubs hatte ich Gelegenheit, bei einem ebenfalls primär als Schneidwerkzeug ausgelegten Messer einmal im Direktvergleich und Praxisgebrauch zu ergründen, ob die zum Cub vorgebrachten Vorschläge zu einer moderaten Klingen-Verlängerung sowie zu einem Verzicht auf den Choil zugunsten einer normalen Schleifkerbe wohl wirklich einen Leistungsgewinn erbringen würden.


    Verglichen wurde das bekannte Spyderco Moran Droppoint in einer dem Cub sehr vergleichbaren Größe mit dem von Hatamoto gefertigten sehr gelungenen Hatamo-Ran, bei dem genau diese beiden Punkte vergleichbar umgesetzt wurden.



    Das Messer schneidet sehr gut, für mich eindeutig besser als das Vorbild von Spyderco.
    Dabei macht sich auch die durch das Hochzoomen der Maße ebenfalls gewachsene Schneidenlänge positiv bemerkbar. Hinzu kommt die durch das Weglassen des langen Choils gewonnene Schneidenlänge. Den Choil habe ich – bei einem Messer dieser Größe sicher für uns nicht verwunderlich – dabei bei keiner Gelegenheit vermisst.
    Die Spitze läßt sich z.B. bei einem seitlichen Umgreifen des Handschutzes, der dafür sehr geeignet gestaltet ist, bestens kontrollieren, da brauche ich keinen Choil. Zudem ist - wie beim Cub - bedarfsweise auch ein Übergreifen über den Handschutz und Auflagen des Daumens oder Zeigefinges auf den Messerrücken problemlos möglich.
    Und es ist sehr angenehm, direkt vor der Hand Schneide zur Verfügung zu haben.
    Das bekräftigt neben dem gewonnenen Einzelergebnis übrigens auch meine Einschätzung beim Böker / Burnley Cub, dass man dort vielleicht besser ebenfalls auf einen Choil zugunsten einer Lösung wie der von Hatamoto gewählten kleinen Schleifkerbe verzichten sollte!



    Im Unterschied zum Hatamo-Ran würde ich es beim Cub aber nicht über ein "Hochzoomen" der Gesamtkontur geregelt sehen wollen, sondern über eine reine Klingen-Verlängerung.


    Bin schon gespannt, wie die Teilnehmer des momentanen Passarounds diesen Punkt bewerten und ob sich welche dieser Idee anschließen....

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Episch triffts. Aber man merkt, dass Dir schreiben Spaß macht, und was einem Spaß macht macht man gut. :thumbup:


    Sehr schön und treffend geschrieben und dazu eines meiner liebsten Messer.

    Mir langt's, dass i woaß, dass i kannt, wenn i woin dad.

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