Herstellungsbedingungen bei Messern und Taschenlampen

  • Hallo zusammen,



    keine Angst, ich möchte hier nicht die TF-Wollpulli-Birkenstock-Ecke aufmachen ;) :D.


    Mich interessiert nur wie ihr grundsätzlich zu dem Thema steht, bzw. ob jemand nähere Infos zu einzelnen Herstellern hat.


    Grundsätzlich :
    *Mir* ist klar das man als einzelner die Welt durch sein Konsumverhalten wohl nicht verbessern wird und dass es diesbezüglich auch keine breit angelegte Bewegung geben wird.


    Politisch korrektes Konsumverhalten ist definitiv ein Wald in dem man sich verirren kann und wer ernsthaft sein bestes gibt, wird wohl irgendwo fernab der Zivilisation als Eremit enden.


    Ich habe für mich so entschieden, dass ich versuche weitestgehend "unnötige" Produkte wie Kaffee, Schokolade oder halt eben auch das 50ste Messer oder die 20ste Taschenlampe so zu kaufen, dass nach Möglichkeit eher weniger Menschen durch die Produktion des Produktes auf der Strecke bleiben.
    Ich hab da z.B. bei in Europa, den USA oder Japan produzierten Messern oder Taschenlampen ein weniger schlechtes Gefühl.
    Ok- Stahl und Halbleiterbauteile als "Rohstoffe" stehen da natürlich auf einem anderen Blatt aber grundsätzlich werden Chris Reeve, Surefire und Co. keine Kinder an der Werkbank sitzen haben die für 2 Schüsseln Reis am Tag arbeiten müssen.


    Was mich interessiert :
    Weiß jemand wie es z.B. Spyderco, Böker bei ihren Zulieferern halten bzw. kontrollieren oder wie es bei den zahlreichen chinesischen Herstellern (sei es von Messer oder Taschenlampen) aussieht?
    Gibt es wenigstens irgendwelche Lippenbekenntnise in die Richtung oder ist das Thema (so wie ich es wahrnehmen) gar nicht präsent?


    Beim Thema Kleidung passiert nach den hinreichend in der Presse dokumentierten Todesfällen ja mittlerweile eine (zaghafte) Reaktion.


    Mich würden mal eure Meinungen/Standpunkte zu dem Thema interessieren, wobei ich selbstverständlich auch für jeden vollstes Verständnis habe, der sagt "es ändert nichts, wo soll man überhaupt anfangen - da kann ich es auch gleich lassen"


    Ich freue mich über jeden Beitrag :)


    Edit :
    Ich wollte die Diskussion gerade parallel in einem anderen hier viel gelesenem blau hinterlegten Forum starten und habe gesehen, dass dort ein aktueller Thread mit ähnlicher Thematik existiert und habe es dann gelassen.
    Mir ist es wichtig kurz die Reihenfolge zu nennen, damit ich hier nicht als Trittbrettfahrer gelte ;)

  • :rolleyes:
    Sowas artet hier eh wieder aus, wird zu politisch und wird an Ende eh von den Moderatoren geschlossen.

    In der Gülle schwimmt die größte Scheiße immer oben.

  • :rolleyes:
    Sowas artet hier eh wieder aus, wird zu politisch und wird an Ende eh von den Moderatoren geschlossen.


    Fände ich schade aber einen Versuch ist es doch wert ;)

    Warum nur Messer und Taschenlampen? Da gehören die "namhaften" Hersteller von Corduraprodukten ja wohl auch dazu.


    Guter Punkt.
    Klar wer Infos hat - immer her damit

  • Ich konsumiere gerne, aber mit bedacht weil ich auch geizig bin.
    So habe ich mir nie koks gekauft weil es teurer ist als Gold wobei ich nicht glaube, das eins von beiden korrekter ist als das andere.
    Ich kaufe meine verschleiß T-Shirts such im primarkt, damit ich mir hochwertige Schuhe und Stiefel kaufen kann. Zudem merke ich bei den t-Shirts kein Unterschied von 2,50€ zu 20€.
    Viel mehr gucke ich allgemein nach „the best bang 4 my bugs!“ dann kaufe ich überlegt und bin überzeugt das weniger unnötig auf dem Müll landet.
    Auch 2. Wahl, secondhand und Feierabend kurz vor MHD/verbrauchen bis Angebote kaufe ich nach Prüfung und bedarf.
    Z.b. Meine edc Fahrrad Möhre 100€ 2.hand und spart Rohstoff finde ich dann wieder voll Öko.

    Beste Grüße


    Kay

  • Ich finde das Thema ziemlich interessant. Bei Messern muss ich ehrlich sagen dass ich kein besonderes Interesse an Chinaware habe. Ich möchte in meiner Auswahl lieber Klasse statt Masse haben und schätze den schnellen Support der Hersteller aus Europa. Bei Neuanschaffungen ist das also nicht so sehr ein Thema.
    Allerdings fertigt Böker ja soweit ich mich recht erinnere die gesamte Plus Serie in Fernost. Also hat es schon eine gewisse Relevanz. Daneben hat man bei Taschenlampen ja fast schon keine Wahl - insbesondere wenn es in Richtung Elektronikkomponenten geht.


    Soweit ich das beurteilen kann ist allerdings z.B. Olight bei dem was in den Videos aus der Produktion gezeigt wird nicht besonders schlecht. So könnte eine Produktion auch in Deutschland aussehen. Über Löhne etc sagt das natürlich nichts.

  • Ich finde das Thema ziemlich interessant. Bei Messern muss ich ehrlich sagen dass ich kein besonderes Interesse an Chinaware habe. Ich möchte in meiner Auswahl lieber Klasse statt Masse haben und schätze den schnellen Support der Hersteller aus Europa. Bei Neuanschaffungen ist das also nicht so sehr ein Thema.


    Den "Vorteil" hab ich auch - da ist die moralische Geschichte sozusagen nur noch ein "Abstauben" :D


    Eine kleine Anekdote dazu was mir die Fernost-Folder von Pohlforce madig gemacht hat :


    Eines meiner Bravos hatte vertikales Klingenspiel entwickelt.
    Meiner Meinung nach (nach Demontage) war die Backlockfeder schuld.
    Also bei Pohlforce nach einem Ersatzteil gefragt.
    Messer sollte ich schicken - zurück gab es ein neues.
    Klar erstmal :
    Super Service :thumbup:.


    Aber dann kam mir so in den Sinn warum ein Bravo eigentlich ein Wegwerfprodukt ist was im Fehlerfall einfach komplett ersetzt wird anstatt repariert zu werden.
    Kann man sich dann denken was so ein Teil in der Produktion kostet (inklusive aller "Nebenwirkungen")

  • Hallo,


    Der Schluss meiner Überlegungen zu dieser Thematik ist pragmatischer Art:
    Geld ist Mittel zur Steuerung der Ressorcenverteilung, d.H. ein hoher Preis dient dazu den Zugang zu einem Produkt zu erschweren, dieser ist also nicht gewünscht, aber natürlich nicht verboten.
    Darum gibt es ja auch noch die Steuern, das Wort kommt wohl von die Nachfrage in eine gewisse Richtung steuern...
    Desweiteren sollten die Ressourcen optimalerweise sinnvoll genutzt werden, also eigentlich sollte (ein) hochwertiges Produkt dann nachgekauft werden wenn Bedarf besteht (Erstanschaffung, Defekt/Verlust) des EINEN vorhandenen Produktes im Sinne des Gedankens an spätere Generationen
    Sammeln (=Horten?) ist eigentlich pure Ressourcenverschwendung.
    Und spätestens hier dürften die (Messer und TaLa) Produzenten ganz anderer Meinung sein :whistling: :hit:
    Grüße, Jo

    2 Mal editiert, zuletzt von john_mayence ()

  • Meiner Meinung nach kannst du die Arbeitsbedingungen und die Lohnpolitik bei gear, Messer und Lampen 1:1 auf diese Berichte umlegen:
    https://www.theguardian.com/bu…sh-worker-pay-23p-an-hour
    http://www.spiegel.de/wirtscha…billig-sind-a-592711.html


    Nur mit dem Unterschied, dass die "namhaften" Hersteller im Gegensatz zum Diskonter 100te Prozente aufschlagen!
    Mal kurz drübergeschaut was bei der Hand ist: 5.11 und TT: Made in Vietnam Lowa: Made in Slovakia Helikon: Made in China Maxpedition: Made in Taiwan.
    Das Material kostet in Wahrheit nichts, dass wirklich teure daran ist einzig die Arbeitskraft und die Produktionsstätte, die Steuern, die Lohnkosten und die Lohnnebenkosten.
    Es ist schön, dass manche second hand kaufen - das Teil wurde aber schon von einer 12jährigen produziert. Es ist auch schön, dass keine Schokolade gegessen wird- wobei der Großteil dieser Produkte gerade mal die Farbe von echter Schokolade hat.
    In Wirklichkeit kann der Konsument unterm Strich nichts mehr ändern. Muss man akzeptieren oder eben irgendwie sein Gewissen beruhigen.

  • Wenn man es genau nimmt, muss man jegliches Konsumverhalten kritisch beäugen. Nicht nur Individual-, Spaß- oder Luxusprodukte, sondern auch das ganze "andere Drumherum", um sie überhaupt erzeugen zu können, nicht nur weit hinter dem Horizont...
    Auch den Aufbau erneuerbarer Energien sollte man nicht nur hochjubeln, sondern ganz besonders kritisch betrachten. Wenn man bedenkt, wieviel konventionelle Energie in verschiedener "Verfügbarkeitsform" dazu benötigt wird, um irgendwann "neutral" oder minimal invasiv Ernergie zu erzeugen, können sich einem mehr als nur die Nackenhaare sträuben... Ich habe das auf Arbeit lang genug aus erster Hand miterlebt, was da alles gefordert, zugestanden und bewegt wird...
    Da wird Geld ohne Ende reinpulverisiert, dass man Glauben könnte, Gelddruckmaschinen gäbe es bei amazon-prime zum Sonderpreis. Wann aber tatsächlich mal "neutrale Energie" erzeugt wird, weiß niemand so genau...
    Da wird lediglich mit viel Geld noch mehr Geld generiert, solang, bis die Blase platzt... :huh:


    Gruß Andreas

    Warst Du gerade auf einem Erbsenzählerseminar? Nein, dafür bin ich nicht zuständig, ich spalte ihre Haare!

  • Da ich Prakmatiker und Realist bin, gewinnen bei mir Produkte, die funktionieren; unabhängig von der Marke!
    Da die meisten globalen Themen die meisten Hirne überfordern, beschäftige ich mich damit auch nicht sonderlich!
    Die einzelnen Verflechtungen sind einfach zu komplex!
    Kein schlechtes Thema, aber für mich zu kompliziert und zu spekulativ!


    Gruß,
    Nico

  • Vielen Dank für Eure Antworten.


    2 Positivbeispiele zumindest aus der Outdoorbekleidungs - und - Taschen/Rucksackecke hätte ich anzubieten :


    Vaude gibt sich im Bezug auf die Fertigung in Asien zumindest angeblich Mühe.


    Der Chef von Osprey hat wohl einige Zeit im gleichen Dorf wie die meisten seiner Angestellten in der dortigen Fabrik in Vietnam gelebt um diesbezüglich nah dran zu sein.


    Insgesamt ist es aber vermutlich wirklich so, dass asiatische Fertigung (mit Ausnahme von Japan) einfach grundsätzlich nicht pc ist.
    Bestärkt mich dann doch nochmal bei Firmen mit mehreren Produktlinien wie zum Beispiel Böker die Produkte zu kaufen, wo der Lohn der MAs von IG Metall und Arbeitgeberverbänden ausgehandelt wurde.


    Aber nochmal für's Protokoll :
    Ich bin diesbezüglich natürlich auch maximal inkonsequent und meine Turnschuhe wurden vermutlich von Kindern im Grundschulalter zusammen genäht.
    Ganz frei machen kann ich mich als empathischer Mensch von sowas aber nicht.
    Nochmal danke für eure Gedanken zu dem Thema.

  • a) ich glaub das ganze macht sinn
    b) ich denke mir es wird sich bald wieder was ändern...sprich Gewinnerwirtschaftung kehr Zurück, ergo Kleinere Firmen bei Uns, Hochwertiges Zeugs
    c) Secondhand wie jeher => z.b Militärwaren, viel werden/wurden reginonal hergestellt, nicht in Übersee
    d) Selberbauen ;)


    E) FUCK, WENIGER KAUFEN!!!!!!!!!!!!!das is wohl unser größtes Problem, wir haben zuviel und verwenden es eh viel viel zu wenig!

    „Ein freier, denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt;
    oder wenn er bleibt, so bleibt er aus Gründen, aus Wahl des Bessern. “

  • Tach auch,


    Vaude gibt sich im Bezug auf die Fertigung in Asien zumindest angeblich Mühe.


    Klar, sind mit ihrer Produktion aus China weggegangen weil es dort mittlerweile Gewerkschaften gibt,
    sind jetzt in Vietnam ohne Gewerkschaften. :huh:


    MfG, IronDice

  • Also ich bezweifle stark, dass die IG Metall Arbeiter in China vertritt. Ebenso bezweifle ich, dass ein Herr Mike Pfotenhauer nach Vietnam fährt um den Arbeitern nahe zu sein. In dem Artikel steht klipp und klar, dass er dort war um die Arbeiter anzulernen - heißt auf Deutsch, dass er seinen Betrieb seinen von ihm verlangen Qualitätsstandards angepasst hat. Das hat nichts mit Menschenliebe zu tun sondern nur mit Gewinnoptimierung.

  • Ich glaube nicht, dass das konkret der Grund ist nach Vietnam zu gehen. Vietnam hat seit einiger Zeit doppelt bis drei mal so hohe Löhne wie Bangladesh oder Myanmar, die zudem noch in für die EU keinen Zoll zahlen müssen. Auch Vietnam hat inzwischen Arbeitsschutz der recht hart durchgesetzt wird. Ich denke einer der Vorteile von Vietnam ist, dass es in Bezug auf die Verarbeitung fester Stoffe schon recht viel Know How vereint (man denke mal an FlexFit-Caps - das ist eine Vietnamesische Marke) und gleichzeitig zollgünstig Stoffe aus anderen Staaten des asiatischen Handelsabkommens beziehen kann. Cordura wird z.B. inzwischen soweit ich weiß in Korea produziert, hochwertige Reißverschlüsse noch immer in Japan.


  • Diese Gewerkschaften bringen aktuell nichts.
    China ist ein kommunistisch-kapitalistisch regiertes Reich, das sämtliche Ressourcen nutzt, im Turbogang zulegt an Produktionen unter Billigstlöhnen, Menschenleben zählen nichts (siehe Peking und Krebsraten wegen Luftbelastung), das meiste ist nur auf Profit und Macht aus ohne anständige Arbeitsverhältnisse.
    Auch wenn sich die Qualität der Messer deutlich verbessert hat in den letzten Jahren, kaufe ich generell keine Schneidwaren aus China.
    Man kommt heute nicht drum herum chinesische Waren zu benutzen, besitzen, etc.
    Aber dort wo ich es beeinflussen und boykottieren kann tue ich es auch.

  • Das würde aber auch auf andere Staaten zutreffen, z.B. USA (Frackingwahn & Menschenleben?), GB (Thatcherismus, z.B. Niederschlagung des Kohlestreiks), DE (Drei Klassen Arbeitsgesellschaft), RU (Oligarchen Aufstieg unter Jelzin und deren Machtsicherung unter seinen Nachfolgern), um mal nur ein paar zu nennen. Viel Spaß beim Warenboykott. ;) Das ganze Problem allein auf China abzuwälzen, verkennt die Tragweite der Entwicklung und passt sehr gut ins aktuelle schwarz/weiß Denken. Aber damit wird die Diskussion schon politisch...


    Gruß Merc

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc

    Einmal editiert, zuletzt von Rorschach () aus folgendem Grund: Fullquote des direkt vorhergehenden Beitrages entfernt.

  • Mir fehlen einfach solche Dinge wie Tranzparenz, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, vernünftige Qualitätskontrolle etc.
    Bei Firmen wie Nikon, Canon, usw. (die mittlerweile das meiste ebenfalls in China fertigen lassen) hat man diese Qualitäskontrollen. Diese werden an den Endkunden weitergegeben, soweit ersichtlich verdienen die Mitarbeiter dort recht gutes Geld.
    Wo ist denn diese Tranzparenz bei den chinesischen Messerherstellern gegeben?
    Wechselnde Produktionsstätten; Designklau und Messerkopien aus der gleichen Fabrik wie das Eigenprodukt; Im Normalfall keine Liebe und kein Herzblut zu dem jeweiligen Messermodell, sondern zig verschiedene und schnell wechselnde Modelle. Das alles ist nicht meine Welt. ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von LatiBou () aus folgendem Grund: Fullquote des direkt vorhergehenden Beitrages entfernt.

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