Sleipner vs. D2

  • Moin,


    ich wollte mir demnächst vielleicht ein neues Gürtelmesser fertigen lassen und erwäge den Sleipner Stahl dafür zu nehmen. Soweit ich das verstanden habe, soll er ja quasi eine bessere Version vom D2 sein?
    Mit D2 habe ich durchweg gute Erfahrungen gemacht, den Sleipner kenne ich aber nicht, also könntet Ihr mir vielleicht weiter helfen und schildern wie Eure Eindrücke zum Sleipner (im Vergleich zum D2) sind? Besonders was Schnitthaltigkeit und Rostbeständigkeit angeht, aber auch Zähigkeit.


    Danke schonmal und viele Grüße

  • Hallo,


    Sleipner von Lionsteel genutzt ist ne echt geile Sache. Beispiel am M7. Hält ewig scharf, auch nachdem ich einige Bäume damit gefällt habe. Hatte hier und da dezente Ausbrüche. Kann aber schneller rosten. Schockbelastungen etc hält es entsprechend auch problemlos aus.
    Das so als Kurzzusammenfassung von mir. Ich würde es dem D2 vorziehen. Aber auch nur bei einem Fixed.


    Gruß

  • Sleipner hat mit D2 wenig am Hut, es ist wohl mehr ein modifizierter A2 Carbonstahl. Der 1.2895 bekannt auch als Crucible CruWear oder Lohmann PGK kommt dem D2 schon viel näher, ist bei glächer Härte um einiges zäher, die Unterschiede bei der Schnitthaltigkeit sind minimal. Es ist aber ein Carbonstahl genauso wie Sleipner und D2.

    vae victis

  • Es ist aber ein Carbonstahl genauso wie Sleipner und D2


    Carbonstähle sind meiner Meinung nach unlegierte Stähle, wie zb. C75 und C100, und die haben mit dem vergleichsweise hochlegierten D2 nichts zu tun....

  • Sleipner und D2 sind sich in sofern ähnlich, das sie die gleichen Legierungselemente aufweisen. Jedoch in verschiedenen Anteilen. D2: C 1,55 / Si 0,4 / Mn 0,3 / Cr 11,8 / Mo 0,75 / V 0,82 Sleipner : C 0,9 / Si 0,9 / Mn 0,5 / Cr 7,8 / Mo 2,5 / V 0,5


    Beide sind Kaltarbeitsstähle, die Anwendungsgebiete denken sich auch z.T.


    D2 ist "rostträger" jedoch noch nicht als rostträge zu bezeichen. Der Stahl setzt mit der Zeit Patina an, aber deutlich langsamer als niedriglegierter C-Stahl ( 1.2235, C70, 1.3505 etc.)


    D2 ist nicht sehr zäh, zumindest nicht bei Geometrien die für Handmesser üblich sind. Der Sleipner schlägt sich da schon besser. Sowohl theoretisch, als auch in meiner persönlichen Erfahrung.


    1.2895 von Lohmann ist, soweit ich weiß, schmelz und nicht pulvermetalurigisch hergestellt, wie der CruWear bzw. VascoWear.


    Zusammensetzung C 1,15/Si 1,0/Mn 0,4/ Cr 8,2/Mo 1,5/V 2,0/ W1,5


    Der 1.2895 setzt also auf Vanadium und Wolfram, die sehr harte und verschleißfeste Karbide bilden. Wolfram wirkt hier wohl noch kornverfeinert.



    Ich habe alle drei Stähle schon verwendet und 1.2895 und 1.2379/D2 auch schon verarbeitet. Der Sleipner ist sehr anständig, in der feuchten Hosentasche im Sommer kann da aber schonmal Flugrost landen. Beim D2 kann das, je nach WB auch passieren. ( bei einem Eskabar BK 14 in D2 war das dauernd, bei meinem BM 710 nie, trotz des nachträglichen Stonewashed finish)


    Auf dem Papier würde ich den Sleipner nehmen, weil der zäher ist.


    In der Schnitthaltigkeit sollten sich beide Stähle nicht viel tun. Die Praxis zeigt, das sowas im Gebrauch eh wenig auffällt.


    Ist also eigentlich nur ne Geschmacksfrage.



    Zum 1.2895 : die Schnitthaltigkeit ist ähnlich D2, die Verarbeitung ist gehärtet aber langwieriger, deutlich. Die Schneide verträgt auch Winkel um die 25-30 Grad inkl.


    Mein "Worker" ist aus 1.2895 und damit Entgrate ich öfter mal Messing, Alu und V2A und das steckt das Messer selbst bei 62HRC locker weg.


    Leider schlecht ( garnicht ?!) in Abmessungen unter 5mm zu bekommen, aber trotzdem ein klasse Zeug.


    Grüße,


    Elric

    Einmal editiert, zuletzt von Elric ()

  • Die ewige Stahldiskusion,
    das kann man doch so pauschal garnicht sagen. Ich habe zum Beispiel etliche Messer in D2 von verschiedenen Herstellern, also mit unterschiedlicher Wärmebehandlung und die sind so verschieden in Schnitthaltigkeit, Rostträgheit und Zähigkeit als wären es unterschiedliche Stahlsorten.
    Gruß Eiserner

    SEX, KNIVES AND ROCK'N'ROLL

  • Für mich sind Carbonstähle alle Stähle die nicht rostträge sind. Rostträge Stähle sind eben rostträge und hochlegiert weil sie einen hohen Anteil, in diesem Fall über 14 % Chrom aufweisen müssen damit sie nicht so einfach wegrosten. Beim D2 ist das nicht der Fall, den der muss einen Mindestanteil an 11,3 bis 12,7 % Chrom aufweisen, trotzdem ist er nicht rostträge, er rostet sehr wohl und hier spreche ich aus Erfahrung. Der D2 wird übrigens auch schmelzmetallurgisch hergestellt, es gab einige Zeit vor allem in den USA auch einen pulvermetallurgisch hergestellten D2 aber so weit ich weiß wird er nicht mehr hergestellt weil dieses Herstellungsverfahren beim D2 nicht viel gebracht hat.


    Es gibt übrigens auch einen pulvermetallurgischen 1.2895 das wäre der Crucible CPM CruWear. Der Stahl ist übrigens auch bei einer Härte von 62/63 HRC um einiges zäher als der D2. Wenn das Messer auf Zähigkeit ausgelegt ist da würde ich dann einen 1.2604 oder 80CrV2 wählen.

    vae victis

    Einmal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • Für mich sind Carbonstähle alle Stähle die nicht rostträge sind. Rostträge Stähle sind eben rostträge und hochlegiert weil sie einen hohen Anteil, in diesem Fall über 14 % Chrom aufweisen müssen damit sie nicht so einfach wegrosten.


    14% Chromanteil ist nicht so nicht korrekt. Nach meinem Kenntnisstand ist 10,5% Chromanteil die Schwelle, ab der ein Stahl als "rostträge" geführt wird, wobei man allerdings auch davon abweichende Angaben findet, die dann irgendwo zwischen 10% und 12% liegen.



    Aber nicht alle Stähle unter dieser Schwelle sind Carbonstähle. Ein Stahl z.B. mit 8% Chrom ist nicht mehr rostträge, aber solange er legiert ist und einen entsprechenden Chromanteil hat, ist er kein Carbonstahl.


    Ein Carbonstahl enthält kein Chrom, wie z.B. 1095 etc.


    Daß D2 korrosionstechnisch grenzwertig ist, ist bekannt. Was auf die Korrosionsbeständigkeit einen mindestens ebenso großen Einfluß hat wie die WB, ist das Finish.


    Während eine polierte Klinge oder eine Stonewash-Klinge aus D2 eine sehr hohe Korrosionsresistenz aufweist, ist z.B. eine klassisch sandgestrahlte Klinge sehr viel anfälliger, da liegen Welten dazwischen.

    Marc Götzmann
    Produktmanager
    UMAREX GmbH & Co. KG

  • Servus!
    Für mich ist der D2 und der Sleipner überhaupt kein Thema! Durch ihre relativen "großen" Karbite (Ausbrüche) spielen die, m.E., erst ab einen Schneidewinkel +45° ihre Stärke aus.
    Grüße!

  • optimal, dann müsste jeder sein Manly Comrade, Peak or Whatever in D2 ja getrost beiseite legen können weil der Schneidenwinkel unter 45 Grad beträgt.

    Deshalb frage ich auch nach persönlichen Eindrücken in der Praxis. Mit D2 habe ich bspw bei feinen Schneiden, als auch bei größeren Haumessern überhaupt keine Probleme. Aber ich denke ich werde sowieso (wiedermal) Becut wählen, weshalb sich meine Frage im Grunde erübrigt hat. Danke für eure Antworten!

  • Beagleboy ich habe viele Messer aus verschiedensten Stählen und aus der Praxis heraus sage ich daß kein Stahl, der nicht mindestens 14 % Chrom aufweißt, nicht rostträge ist. Das habe ich nicht irgendwo gelesen oder gehört, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wobei, die Rostträgheit eines Stahls kann ich nicht nur mit einem hohem Chromanteil verbessern, der Nickelgehalt spielt auch eine große Rolle. Du wirst keine gängigen rostträgen Stähle mit 10,5 % Chrom und 4 % Nickel finden, so ein Stahl wäre sicher rostträge, er ist aber nicht verfügbar.

    vae victis

    2 Mal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • "D2 wird übrigens auch schmelzmetallurgisch hergestellt"......................alle Stähle werden zuerst geschmolzen, flüssig singen kann man sie nicht.


    Ansonst, was Carbonstähle sind, wer macht denn diese Einteilung, wie nennt man denn einen Stahl, der 1 % Kohlenstoff und 1 % Mangan hat, Manganstahl oder Kohlenstoffstahl? Und primär geht es bei chromlegierten Stählen nicht um Korrosionsbeständigkeit, sondern um zusätzliche Härte. Ob ein Stahl mit 8 oder 12 % Chrom legiert wurde hat keinerlei Bezug zu Korrosionsfragen, sondern dient dazu eine gewisse "Kohlenstoffeinschnürung" zu erzeugen, um eine sehr hohe Härte zu erzielen.


    Uddeholm hat schon vor Jahren Probleme bei D2 eingeräumt und den Sverker21 empfohlen. Ich sehe bei diesen Stählen keinerlei Vorteile, es ist vielmehr erwähnenswerter, dass die Pulvermetallurgie in der Zwischenzeit auch Fortschritte gemacht hat, die Gefüge immer feiner werden und die Verteilung der Legierungen immer gleichmässiger werden.


    Und Kibo, wenn die Pulvermetallurgie beim D2 nichts gebracht hat, dann würde ich gern mal eine Quellenangabe haben.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Juchten es ging um rostträge Stähle und gib mir mal eine Quellenangabe wo drinnen steht was der CPM D2 bei der Messerherstellung im Vergleich zum schmelzmetallurgischen Variante gebracht hat. Da würde ich dann gerne sogar Tabellen sehen, obwohl ich von denen nicht so viel halte weil sie oft in der Praxis bei der Messerherstellung nicht unbedingt viel Aussagekraft haben.

    vae victis

    Einmal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • Ich habe auf der Technikerschule gelernt das ein Stahl ab 12% Chrom als rostträge bezeichnet wird.
    Zum D2: D2 bildet relativ große Karbit und kann daher zu Ausbrüchen neigen, wie gesagt "kann". Das liegt aber Vor allem an der Wärmebehandlung. Ein Folder "Manly Comrad" ist natürlich nicht den Belastungen ausgesetzt als ein größeres Fixed. Niemand wird mit seinem Folder batoning betreiben. Von dem her wird man da wohl keine Probleme mit Ausbrüchen haben. Also nochmal: D2 kann zu Ausbrüchen neigen, muss aber nicht zwangsweise. Für ein großes Haumesser wäre es einfach m.M. nicht die erste Wahl. Da gibt es eindeutig geeignetere Stähle. Ein Messerstahl sollte sich einfach nach dem Zweck eines Messers richten. Für ein Fixed in normal größer ist D2 nicht unbedingt die schlechteste Wahl. Persönlich würde ich aber zu einem Böhler N690, Niolox oder Becut greifen. Wenn es etwas teurer werden darf gerne auch einen geeigneten PM Stahl. Bei rostenden Stählen gibt es natürlich auch viele sehr gute Kandidaten.


    Grüße von der Alb
    Jörg

  • Beagleboy ich habe viele Messer aus verschiedensten Stählen und aus der Praxis heraus sage ich daß kein Stahl, der nicht mindestens 14 % Chrom aufweißt, nicht rostträge ist.


    Velleicht habe ich mich mißverständlich ausgedrückt: ich rede hier nicht von der Praxis, sondern von der Bezeichnung "rostträge", und für welche Stähle (ab welchem Chromgehalt) die in der Industrie, im Handel und sonstwo verwendet wird.


    Es geht um die Terminologie, nicht um die Praxis. Und daß zwischen Theorie und Praxis oft ein deutlicher Unterschied besteht, ist keine Frage.

    Marc Götzmann
    Produktmanager
    UMAREX GmbH & Co. KG

  • In der Praxis ist auch der Handschweiß ein wesentlicher Faktor, gleiche Messer verhalten sich bei verschiedenen Anwendern unterschiedlich.
    Man sollte schon bei Beiträgen aufpassen dass man insbesondere bei Fachtermini nicht die fundierte wissenschaftliche Meinung mit persönlicher Einschätzung vermischt.

  • Rostträgheit, was ist das überhaupt für ein Begriff? Wenn ich das in der Suchmaschine eingebe kommen ellenlange Messergespräche. Die erste zitierfähige Internetstelle ist ein Auszug aus dem Buch -Die Edelstähle-, aber da wird das Wort Für kupferlegierten Stahl benutzt.


    Also, ich lasse mich gern belehren, wo ist eine zitierfähige Textstelle, wo man nachlesen kann was explizit mit -rostträge- gemeint ist.


    Kibo, Du verstehst mich falsch. Ich weiß, daß Stähle zuerst geschmolzen werden, nach der Schmelze kommt die Weiterverarbeitung, eine davon ist die pulvermetallurgische Herstellung von Stahl.


    Von CpmD2 habe ich gar nichts geschrieben, und ich weiß nach Ausführungen der Firma Uddeholm, das bei Ihnen (und nicht nur bei ihnen) hergestellter D2 schon in der Schmelze nicht zum optimalen neigt.
    Deshalb hätte es mich ja interessiert ob die Weiterverarbeitung im pulvermetallurgischen Verfahren Verbesserungen gebracht hat. Und wenn Du darüber brauchbare Informationen hast, dann wäre ich dankbar.


    Ansonsten ist mir D2 schnuppe.


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Juchten du weiß aber was mit Rostträgheit gemeint ist oder? Ich meine, ich bin nicht der einzige, der hier dieses Wort verwendet. Es hat sich einfach eingebürgert weil wir ja gesagt haben daß es einen rostfreien Stahl, das wird ja auch oft verwendet, nicht gibt. Wie sollen wir einen Stahl der sehr schwer rostet nennen? Das gleiche ist beim Kohlenstoffstahl, das hat sich auch so eingebürgert, im englischsprachigen Raum wird er Carbon Steel oder High Carbon Steel genannt. Die Frage ist, wie sollen wir solche Stähle nennen damit jemand, der kein Fachmann ist, versteht worum es sich handelt? Ich sage jetzt gleich, ich bin kein Fachmann, trotzdem bietet mir die Zusammensetzung des Stahls am meisten Informationen und mir ist es eigentlich egal wie jemand diesen oder jenen Stahl nennt. Da weiß ich dann schon was ich von dem Stahl erwarten kann. Ich weiß z. B. ob er schnell rostet oder langsam, manche rosten ja so gut wie nie, besser gesagt, sie rosten irgendwann.


    Was ist mir als User wichtig bei einem Stahl? Wichtig ist die Performance und ob sich da zwischen den Stählen bemerkbare Unterschiede ergeben oder nicht. Was die Weiterverarbeitung angeht, das ist für mich nicht wichtig weil ich ja das fertige Messer kaufe und nicht selbst Messer herstelle.


    Ich hoffe daß ihr jetzt besser versteht was ich gemeint habe.

    vae victis

    4 Mal editiert, zuletzt von Kibo ()

  • Servus!
    Für mich gilt: CPM 3V ---> m.E. die high end Version von dem O1/1.2510, den ich sehr schätze! Habe davon einiges und da rostet gar nichts, auch nicht nach lägerer Ruhepause.
    D2 Stahl ist Ansichtssache. Für mich hat der seine Stärke als Stanze, Schlagschere,...
    Grüße!

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