Beim Böker+ Caracal Folder aus der Feder von Boris Manasherov war ich anfangs zugegebenermaßen ein wenig skeptisch. Der Griff wirkte optisch so wuchtig und die Klinge im Gegensatz etwas filigran, insbesondere im Vergleich zur wesentlich bauchigeren Fixed-Blade-Version. Als ich die neue Tactical-Variante des Folder sah, konnte ich kaum widerstehen, habe mich letztlich aber wegen eines günstigen Angebots für die originale Variante entschieden. Bezahlt habe ich etwa 70 €, was ungefähr 20 € unter der UVP liegt.
Das Messer kommt wie gewohnt im Böker-Klapp-Karton mit Schaumstoff-Inlay - mehr ist neben dem üblichen Garantie-Zettel nicht dabei.
Die Klinge aus D2 ist 8,7 cm lang - effektiv also etwa 3,5" und damit völlig im Rahmen EDC-tauglicher Folder. Sie weist an der stärksten Stelle etwa 3,5 mm volles Material auf. Durch die von der Spitze bis zur angenehm geriffelten Daumenrampe reichende falsche Schneide sowie die in die Klinge gefräste lange Rille samt Daumenloch wirkt das Messer sehr dynamisch.
Böker Plus Caracal Folder - Blade.jpg
Nicht wirklich dazu passen will dazu der voluminöse Griff. Hält man das Messer jedoch in der Hand, macht sich das Volumen bezahlt: die konturierten Griffschalen füllen die Hand angenehm aus, während es dank der teils abgerundeten Kanten kaum schmerzende Druckstellen gibt. Auch in die Hosentasche eingeclipt merkt man kaum, dass man das Messer dabei hat.
Bei längerem Arbeiten macht sich in der Hand lediglich der Taschenclip bemerkbar. Ich habe bisher aber auch erst wenige Messer in der Hand gehabt, bei denen das nicht auf irgendeine Weise der Fall gewesen wäre. Die Haltekraft des Clips ist ausreichend. Der Clip ist zudem elegant ins hintere Ende der Griffschale versenkt und dank entsprechender Ausfräsung auf der anderen Seite vermutlich problemlos umsetzbar. Am hinteren Ende befindet sich zudem ein griffiger Backspacer, der in ein wuchtiges Schlagelement übergeht. In diesem befindet sich zudem ein Lanyard-Loch.
Böker Plus Caracal Folder - Pommel.jpg Böker Plus Caracal Folder - Backspacer.jpg
Die kugelgelagerte Klinge steht im geschlossenen Zustand mittig und lässt sich zuverlässig mittels Flipper öffnen - egal ob push-button oder light-switch. Dank des strammen Detent-Ball lässt sich ordentlich Druck aufbauen und die Klinge schnellt nur so in Arbeitsposition. Dort verriegelt sie augenscheinlich zuverlässig mittels Liner-Lock. Dieser steht bei meinem Exemplar sauber im vorderen Drittel.
Böker Plus Caracal Folder - Flipper Tab.jpg Böker Plus Caracal Folder - Lock.jpg Böker Plus Caracal Folder - Liner Lock.jpg
Leider ließ die Schärfe im Auslieferungszustand etwas zu wünschen übrig. Das hat Böker beim Kihon G10 (ebenfalls D2-Stahl) schon besser hinbekommen. Aber es schneidet. Paketband, Klebeband, Kartons, Kabelbinder. Rasieren muss es bei mir im Dienst normalerweise eh nicht. Die Verarbeitung ist insgesamt ordentlich. Ich habe schon besseres Spaltmaß gesehen, aber nicht unbedingt in dieser Preisklasse. Sonst gibt es wirklich nichts zu meckern.
Es ist mir schwergefallen, im Review bis zuletzt nicht davon zu sprechen - jetzt muss es raus: die meines Erachtens große Ähnlichkeit zum Zero Tolerance 0562. Optisch teilen die Messer auf den ersten Blick nicht viel, aber als ich es zum ersten Mal in der Hand hielt, ist es mir sofort aufgefallen. Größe und Gewicht sind nahezu identisch, die Art der Anbringung des Taschenclips sowieso - die Klingengeometrie ist durchaus auch vergleichbar, insbesondere im Hinblick auf die Kontur der Schneide. Wenig überraschend ist die Handlage des Caracal aufgrund der konturierten Griffschalen etwas besser, aber da kann ein Framelock nicht unbedingt mithalten. Trotzdem ist der Caracal Folder ein eigenständiges Design - das möchte ich keinesfalls bezweifeln. Ich möchte vielmehr darauf hinaus: Wem das 0562 gefällt, dem gefällt vermutlich auch der Caracal Folder.
Böker Plus Caracal Folder - ZT 0562 & Böker Kihon.jpg Böker Plus Caracal Folder - Zt 0562 & Böker Kihon, Thickness.jpg