Tach auch,
bis vor ein paar Tagen sagte mir der Name Scott McGhee nichts, bis ich durch Zufall
auf das Modell Piranha von Böker Plus stieß.
Das Design stammt von eben erwähntem Scott McGhee, der es und einige weitere Modelle
in seiner kleinen Manufaktur in der USA produziert.
Hier mal ein Auszug seiner Website, für dieses Review sicherlich nicht wichtig, ich
finde es persönlich aber immer interessant wenn man zu einem Messerdesigner ein paar
Hintergrundinformation hat. (Der Einfachheit halber übersetzt von Google):
"Bei GUINEA HOG FORGE fertigen wir Produkte, die sowohl schön als auch funktional sind.
Wir sind spezialisiert auf die Herstellung hochwertiger Messer aus Kohlenstoffstahl und
hochwertigen Edelstählen. Alle unsere handgeschmiedeten Messer sind wärmebehandelt,
gehärtet und getestet, um strenge Spezifikationen zu erfüllen und garantieren ein extrem
haltbares Kunstwerk, das eine Schneide hält, die die meisten Produktionsklingen einfach
nicht erreichen können. Unser ortsansässiger Schmied E. Scott McGhee ist sowohl Schmied
als auch ABS Master und schmiedet gerne historische Küchengegenstände, Werkzeuge und
einzigartige Kreationen, wenn er keine Messer herstellt.
Also, was in der Welt ist eine GUINEA HOG? American Guinea Hogs sind ein seltenes Erbe
Rasse Schwein aus dem Südosten der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2005 gab es nur 15 nachweisbare
AGHs in der Welt, aber dank der Bemühungen der American Guinea Hog Association und The Livestock
Conservancy hat sich die Zahl der registrierten Schweine im letzten Jahrzehnt dramatisch erhöht.
Amerikanische Guinea-Schweine machen ein nationales Comeback als Teil der langsamen
Nahrungsmittelbewegung. Guinea Hogs gedeihen auf Futter im Freien, haben eine natürliche
Resistenz gegen Krankheiten und schmecken absolut wunderbar. Ihr Fleisch ist rot, reich an
Geschmack und wenig gesättigtes Fett. Die Zeit von der Geburt bis zum Tisch ist länger als
bei der Produktion Schweine, aber das Endprodukt ist das Warten wert.
Warum also GUINEA HOG FORGE? Wir züchten American Guinea Hogs für unseren eigenen Tisch und wir
stellen unsere Produkte so her, wie wir unser Essen anbauen - mit alten Zeitwerten, modernem
Einfallsreichtum, harter Arbeit, Schweiß und nur den besten Zutaten. Unsere handgefertigten
Produkte brauchen Zeit, um zu produzieren, aber wie das amerikanische Guinea Hog, sind sie
das Warten wert."
So, genug des Pathos kommen wir zum Messer.
Mir gefiel das kleine 3-Finger Modell Piranha ganz gut, und als ich es dann noch als Rückläufer
im Marketplace des großen Fluß-Anbieter für schlanke 35,00 EUR fand, bestellte ich es.
Der Listenpreis von Böker liegt bei knapp 50 EUR, was soweit für ein Messer dieser
Größenordnung OK ist.
Ein original Piranha von Guinea Hog Forge liegt bei gut 200 US$, dafür aber mit S35VN Stahl,
statt wie 440C bei der Version von Böker, die original Damascus Version schlägt schon mit
375 US$ zu Buche.
So gesehen ist der Lizenznachbau ein Schnäppchen.
Link zur Seite von Guinea Hog Forge: http://www.guineahogforge.com/…il.asp?prod=PiranhaScales
Aber zurück du der von mir erworbenen Version. Mit einer Gesamtlänge von 15,5cm als 3-Finger
Messer konzipiert, bleiben 7,5cm Klinge für Schneidaufgaben, diese aber recht robust mit
knapp 4mm Klingenstärke und Flachschliff.
Mein Modell kam rasiermesser-scharf bei mir an und flog beim Papiertest nur so durch das Blatt.
Der Griff liegt mit 3-farbig laminiertem G10 sehr gut in der Hand, bzw. in den ersten drei Fingern.
Von Guinea Hog Forge wird übrigens noch eine One-Piece-Knife Version den Piranha ohne Griffschalen
angeboten und nennt sich dann 'Barebones Piranha Blackout' (liegt dann auch noch bei 175US$).
Vom Handling her gefiel mir das Piranha recht gut, nur der Design-Buckel auf dem Klingenrücken
sagte mir weder optisch noch griff-technisch besonders zu.
Und immer getreu dem Motto 'Ändere was Dir nicht gefällt' begab ich mich in den Bastelkeller
und begann den Frevel das original Design zu meinen Wünschen hin am Bandschleifer zu verändern.
Mit genug (Wasser) Kühlung und Geduld verschwand das von mir unerwünschte Designmerkmal sukzessive,
und nach einer abschließenden Feinbehandlung und Politur des Klingenrücken merkt man dem Stahl
das Fehlen auch nicht mehr an.
Und weil ich schon gerade am anpassen war wurde auch gleich noch eine Lederscheide für das Messer
gefertigt.
Ich kenne die original Kydexscheiden von Guinea Hog Forge nicht, aber die von Böker mitgelieferte
Version ist verarbeitungs- und materialtechnisch eher einfach gehalten, und passt nicht zu der
sauberen Verarbeitung des Messers.
Auch ist die Kydex nicht so konzipiert, das das Messer gerade aus dieser gezogen wird, sondern
erst leicht angehoben werden muss, um dann quasi schräg nach oben herausgezogen werden muss.
Die ist wohl auch der optionalen waagrecht getragenen Trageweise am Gürtel geschuldet.
Da ich meine Messer jedoch meist im Rucksack oder bei kleineren Modellen in der Hosentasche
verstaue, entschied ich mich für eine ganz klassische Stecklederscheide mit Gürtelschlaufe.
In dieser Form wird mich das Piranha die nächste Zeit mal als EDC- oder Backupmesser im Rucksack
begleiten.
Hier noch ein paar Praxisversuche aus der heimischen Küche.
Möhren schneide geht, aber aufgrund der Klingendicke nicht perfekt, da ist die Spaltwirkung einfach zu groß.
Aber so perfekt wie ein dünnes Küchenmesser mit Chisel-Grind kann das kaum ein Messer.
Aber auch dünne Schieben ließen sich realisieren, aber eben mit mehr Aufwand an Konzentration.
Das Zerwirken und Ausnehmen einer Paprika ging da schon viel angenehmer.
Ich sehe das Piranha als zweckungebundenes EDC Messer, Brötchen schneiden, Pakete öffnen, Stricke oder Seile
durchtrennen, usw. Klar kann ich im Falle eines Falles auch Gemüse zerschneiden, das kommt bei im Alltag aber
eher in der Küche vor, und da habe ich genug Küchenmesser.
So weit mal zu meinem Ersteindruck des Messers und ein wenig Background-Information.
MfG, IronDice