Die Bedeutung von Messern in Nordamerika

  • Die USA ist ein Land zahlreicher rennomierter Messerhersteller und Messer- Innovationen. Dies liegt wohl nicht nur am exzellenten Marketing, sondern wohl auch an der historischen Bedeutung.
    Bei der Eroberung und Erschließung Nordamerikas durch die Europäer hatten Messer eine zentrale Rolle inne.


    Frühe Besiedelung
    Nicht nur für Trapper, Mountainmen und die ersten Siedler waren Messer für den Alltag unverzichtbar.
    Die Indianer erkannten die Vorteile von Stahlklingen gegenüber Obsidian und der Tausch von Messern gegen Felle war wesentlicher Bestandteil der ersten Handelsbeziehungen.
    Viele Felle wurden nach Europa exportiert und die für Europäer unvorstellbaren Bestände an Wild und Fisch begannen zurückzugehen.


    Expeditionen und Outdoorleben
    George W. Sears ( 1,6 Meter groß und 47 kg schwer https://en.wikipedia.org/wiki/George_W._Sears ), besser bekannter als „Nessmuk“, war Vorreiter des Ultraleichtcampings und hat erstmals systematisch beschrieben, wie man mit einem Fixed, einem Folder und einer Axt in einem Borrealen Wald relativ komfortabel überleben kann. Quasi die Geburtsstunde für Bushcraft.
    Später folgten Mors Kochanski, Ron Hood und viele andere inkl. eigener Youtube- Kanäle.


    Kriege
    Roger´s Ranger und Longhunters
    Robert Roger ( https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Rogers ) gründete mit den Rangers die erste Spezialeinheit der britischen Armee für unkonventionelle Kriegsführung. Besonders in den Kriegen mit Franzosen und Indianern (1754 – 1763) kam diese Einheit zum Einsatz. Dabei waren Messer, mit einer Klingenlängen zwischen 15 und 25 cm, ein wesentlicher Teil der Ausrüstung und wurden als Waffe und Werkzeug eingesetzt. Da längere Klingen populärer waren, wurde die Ranger und Longhunters auch als „Long Knives“ bezeichnet.
    Von den Indianern wurden die Kenntnisse im Umgang mit der Natur übernommen, dazu kamen noch 21 taktische Grundsätze die noch heute gelten. Die Truppe konnte autark in der Wildnis überleben, bzw. weite Strecken durch unwegsames Gelände ohne Nachschub überwinden. Ein bekannter Vergeltungseinsatz, der für Schrecken und Bekanntheit der Ranger sorgte, war der Überfall auf ein Indiandorf 1757. Eine kleine Einheit legte zu Fuß in 2 Wochen ca. 320 km in feindlichem und äußerst schwierigem Territorium zurück. In der Nacht wurden über 200 Indianer lautlos mit Messern getötet. Angeblich wurden dabei über 600 Skalps von weißen Siedlern gefunden. Dieses Ereignis trug wesentlich zur Verbreitung des Namens der „Longknives“ bei.


    Bis zur Erfindung von Wiederladern wie Colt´s Revolvern waren Messer auch als Waffen gebräuchlich.


    Einen besonderen Stellenwert erreichte dabei das nach ihm benannte, weil von ihm entworfene Messer von James Bowie. Angeblich wurde der Stahl mit einem Meteoriten legiert, die Klingenlänge betrug 9,5 bis 10 inch und die Clippointspitze an der Hinterseite war für Backcuts geschärft. Als er damit 1827 drei bewaffnete Männer tötete, die ihn umbringen wollten, entstand der Bowie Hype. Der Legende nach konnte sein Bowie hacken wie eine Axt, stechen wie ein Degen und schneiden wie ein Rasierer.


    Die Bowie Messer waren für lange Zeit äußerst populär und Ausgangspunkt für kleinere Messer mit Clippointform wie das Ka Bar, welches in der Armee eingesetzt wurde.


    Bis Ende des zweiten Weltkrieges gab es bei Messern keine wesentlichen Entwicklungen. Mit dem Aufkommen des Vietnamkrieges kam es zu neuen Anforderungen für Tactical- und Survival- Knives. Aber das ist eine andere Geschichte.


    (abschließender Hinweis: die meisten Inhalte stammen aus dem Buch The Tactical Knife: A Comprehensive Guide to Designs, Techniques, and Uses von James Morgan Ayres
    https://www.amazon.de/Tactical…ywords=james+morgan+ayres )

  • Sehr interessanter Beitrag, danke dafür!
    Hackt wie eine Axt, sticht wie ein Degen, schneidet wie ein Rasierer, so formuliere ich meinen nächsten Auftrag, sollte ich mir ein Messer machen lassen. Sehr schön!!!


    Gruß Eiserner

    SEX, KNIVES AND ROCK'N'ROLL

  • Ja ich fand ihn auch sehr intresant deinen Auszug Bergman.
    Danke dafür.


    Nicht nur bei Jägern und Waldläufer waren die "Bowiemesser " die einst von Jim Bowie erfunden worden sind.
    Auch bei den damaligen Glücks und Karten Spieler waren diese Messer sehr beliebt.
    Dort sind die etwas kürzeren sogenannten "Westentaschenbowies" entstanden.


    Nun ob die Clip Point Messer nun durch Jim B erfunden worden sind oder nicht.,
    jedenfalls tragen sie seinen Namen. Er Konte auch sehr gut mit dem Messer umgehen.



    Gruß Thomas

    Glück Auf

  • Es ist allerdings NCIHT verbürgt, daß "das" Bowie-Messer des Kampfes auf der Sandbank eine Clippoint-Form hatte oder z.B. im Spitzenbereich oben geschärft war.


    Mal Links hierzu:


    Tactical Bowies


    Insbesondere bis zur Bürgerkriegs-Zeit mußte ein "Bowie" viel eher groß sein als einen Entenschnabel aufweisen.
    Es gibt viele Bürgerkriegs-Modelle mit rückenspitzer oder mittelspitzer Form, auch z.B. auf alten Photos von Bürgerkriegs-Soldaten.


    Mittlerweile gilt als viel wahrscheinlicher, daß zumindest dieses erste Modell eine rückenspitze Form hatte, wie sie jetzt von Bark River mit dem Edwin Forrest Bowie wieder neu aufgelegt wird:


    https://barkriverknives.pixieset.com/edwinforrestbwiea2/


    Hier einmal ein Link zu den alten, unterschiedlichen ersten Bowie-Formen:


    https://www.relentlessknives.com/BowieHistory.html


    Für die gerade Form der ersten Modelle spricht auch die des "Rezin Bowie Knife", das noch schlüssig dem Bruder von Jim Bowie zugeordnet werden kann. Auch die Ausführungen zum "Jesse Clifft Bowie" und zum "Schively Perkins Bowie" im o.a. Link deuten auf eine gerade, einschneidige Form hin auch für das Messer des Sandbar-Fights 1827 bei Natchez.


    Ab ca. 1830 tauchen hingegen die Entenschnabel-Spitzen auf, die für unseren Sprachgebrauch heute typischerweise das "Bowie" ausmachen, heute unbeachtlich der Größe.


    Es muß dabei keineswegs so sein, daß diese Form eine Erfindung von Bowie oder eines für ihn tätigen Schmieds ist:
    Jahrzehntelang wurden damals viele in den USA benötigte Messer nicht dort hergestellt, sondern in England, z.B. bei Firmen wie Wostenholm in Sheffield.


    Entenschnabel-Spitzen KÖNNTEN ggf. auch dort "versuchsweise" an großen Messern für den US-Markt angebracht worden sein - sie entsprechen z.B. Messerformen, wie sie bei nordafrikanischen Piraten dieser Zeit durchaus unabhängig von der "Bowie"-Idee gebräuchlich waren.

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