"Ausnahmezustand"

  • Ich höre grad "Black out" von Marc Elsberg und musste an diesen Thread denken. Ich weiss nicht, ob das Buch vielleicht schon hier erwähnt wurde, habe nicht den ganzen Thread verfolgt.


    Ist ein Roman, und behandelt was passiert, wenn "einfach nur" der Strom für längere Zeit großräumig weg ist.


    Das können sich manche wahrscheinlich garnicht richtig vorstellen, was da alles dran hängt. Ich versuche zu Hause ständig das Thema stärker in Beachtung zu rücken, aber das wird eher als "Panikmachen" angesehen und ist deshalb unerwünscht.
    Vielleicht sollte ich das Buch mal als Pflichtlektüre in die Familie schmeissen.


    Im Großen und Ganzen wird in Romanform erörtert, was hier beschrieben wird:
    Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften - am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung

    (http://www.tab-beim-bundestag.…ionen/berichte/ab141.html)


    Falls das hier schon vorkam, sorry, ansonsten vielleicht ganz interessant.

  • Hört sich wirklich interessant an, werde ich mit mal genauer betrachten...


    Danke fürs vorstellen creamneuron
    Gruß Robert

    Wer deutlich spricht, riskiert verstanden zu werden.

  • Ich find es erschreckend, wie wenig einem oft bewußt ist, was an Strom alles dran hängt. Ich hab mich selber oft sagen hören "och, auf Strom könnte ich gut verzichten", und dabei dachte ich - ach ja, keinen Computer, kein Internet, Licht aus Kerzen/Feuer, könnte ganz urig sein. Abenteuerurlaub....


    Aber den wenigsten ist bewußt, was wirklich passiert, wenn mal Strom länger weg ist. Los geht es damit, dass aus keinem Wasserhahn mehr Wasser kommt, ausser man hat eine eigene Quelle und pumpt mit Muskelkraft.. Genauso funktioniert auch das Abwasser nicht mehr. Das dauert nicht viele Tage und hygenische Zustände sind erreicht die die Seuchengefahr extrem hochtreiben.


    Selbst sensible Strukturen haben meist Notstrom für max. 48 Stunden, Danach muss neuer Diesel her, von sonst wo. Das nächste interessante: Keine Tankstelle wird ohne Strom funktionieren.


    Bauernhöfe: große industrielle Höfe, die Kühe halbautomatisch/robotisiert melken....da stehen nach 2 Tagen Kühe mit platzenden Eutern, die vor schmerzen schreien und drann sterben, und der Bauer kann nur zugucken oder nachhelfen. Nichtmal die Kadaver wird er danach "entsorgen" können....Seuchengefahr..


    Krankenhäuser: Entbindungssäle, Intensivstationen....Frühchenstationen....das wird nach 2-3 Tagen eine humaitäre Katastrophe, dessen Ausmaß stellt sich kaum einer vor.
    Altenheime.....Da werden die alten, die dringend auf Versorgung angewiesen sind, nach 2-3 Tagen ebenso elendig zugrunde gehen wie die Neugeborenen in den Krankenhäusern.


    und wenn die Zustände erstmal so ein Ausmaß erreicht haben will ich das Pflegepersonal sehen was noch am Arbeitsplatz ist, wenn zuhause die eigenen Familien ums Überleben kämpfen.


    Das sind nur einige Punkte von vielen, da hängt noch so viel mehr drann, Stromausfall für mehrere Tage großräumig ist so ziemlich "worst case scenario" glaube ich.


    Lebensmittellager/Kühlhäuser, da vergammelt das Essen und wieder...Seuchengefahr....


    kernkraftwerke.....einfach runterfahren geht nicht, da muss weiter gekühlt werden und nach 2-3 Tagen wenn die Dieselreserven alle sind gehen da die Probleme los.


    Wer meint sich da dann noch auf ein funktionierendes Vversorgungssystem seitens des Staates verlassen zu können.....glaube nicht, dass man sich da utopische Vorstellungen machen sollte.


    Diese Szenarios kommen jetzt aus der Idee, dsa der Strom europaweit fehlt und keine "Nachbarschaftshilfe" mehr stattfinden kann, wie sehr dieses Szenario gemindert wird, wenn es "nur" einzelne Länder betrifft weiss ich nicht.


    Ich kann das Buch nur empfehlen, es ist zwar nur ein mittelnässiger Thriller und das Hörbuch ist schrecklich, weil der Sprecher wirklich schlimm ist, aber dennoch...
    Man kann sich auch das paper zu Gemüte ziehen, aber das ist dann doch etwas trockener...

  • Ja, soweit denkt man in der Regel nicht, ist schon erschreckend was da für'n rattenschwanz
    dran hängt und zu solch einen Stromausfall kann es auch schnell mal kommen, das
    haben uns die Amis ja schon gezeigt ( gut die haben noch viele Freileitungen)... Als mal ein paar Großstädte strommässig
    einen Blackout hatten...

    Wer deutlich spricht, riskiert verstanden zu werden.

  • Aber den wenigsten ist bewußt, was wirklich passiert, wenn mal Strom länger weg ist. Los geht es damit, dass aus keinem Wasserhahn mehr Wasser kommt, ausser man hat eine eigene Quelle und pumpt mit Muskelkraft.. Genauso funktioniert auch das Abwasser nicht mehr. Das dauert nicht viele Tage und hygenische Zustände sind erreicht die die Seuchengefahr extrem hochtreiben.

    Das war für mich auch einer der Aha-Momente des Buchs.


    Eines meiner ersten Bücher war "Nach dem großen Feuer" von Hohlbein, seit dem bin dem Post-Apokalypse Genre verfallen. Seit einiger Zeit arbeite ich mich durch alles was mit Zombies zu tun hat. Bevor ich "Black out" gelesen habe war "Tagebuch der Apokalypse I+II" dran. Von der Struktur und Erzählweise her sehr ähnlich, nur eben mit Zombies. Und da merkt man erstmal den gewaltigen Unterschied, den es bedeutet, wenn anstatt einer romantisch verklärten Welt voller Zombies, in der man sich in Supermärkten und Autos frei bedienen kann, plötzlich die ganze Welt still steht und unserer auf kurze Lagerungszeiten getrimmte Logistik der Nachschub ausgeht, weil die Leute eben nicht zu Zombies werden, sondern normal weiter versorgt werden müssen.

  • Hehe genau, ich finde das Buch auch sehr "ent-romantisierend". Bisher konnte ich so einer Vorstellung immer noch irgendwas abgewinnen. (auch absoluter [post]apokalypse-Fan =)


    Eh schon makaber genug, dass der Stromkreislauf derart aufgebaut ist, dass wenn er erstmal weg ist, einfach wieder einschalten garnicht geht, und überschüssiger Strom schnell ein genauso grosses Problem sein kann wie fehlender Strom. Dann noch Stromerzeugende Kraftwerke, die GERADE, wenn sie abgeschaltet sind Strom brauichen um nicht durchzubrennen......Wenn so etwas ein Mensch erfinden und vorschlagen würde, den würde man doch lachend nach Hause schicken.....
    Nur irgendwie hat es sich doch dahin entwickelt.


    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es ja sogar so, dass wenn ich auf meinem Hausdach eine Palette Solarzellen habe, die mehr Strom erzeugen als ich verbrauche (und den Überschuss ins Netz speisen), dass bei ausgefallenem Netz ich nichtmal dann Strom hätte, da er erst ins Netz geht und dann wieder zu mir zurück kommt. Vielleicht könnte man dann mit dem nötigen technischen Know How das so umbasteln, dass man den Strom direkt abgreift, aber das muss man dann auch erstmal können.

  • Um ein wenig zum Ursprung zurück zu kehren... Dieses Szenario ist eines von vielen. Preparedness ist dann das Stichwort. Sei es die Möglichkeit anhand diverser Mittel längere Zeit autark leben zu können oder ein halber Bunker im Garten wie zu Zeiten des kalten Krieges. Die wichtigste Rolle spielt dabei die Psyche. Equipment und Vorräte werden da schon ne Menge Hilfe leisten. Aber wie im Bereich des Wilderness Survival macht es auch in diesem Fall Sinn ein Szenario mal durch zu spielen und vom Profi den ein oder anderen Trick zu erlernen. Ohne mit dem folgenden Kommentar prahlen zu wollen und so makaber es klingt - für mich hat es irgendwo was romantisches wenn ich dran denke dass die Gesellschaft mal wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wird. ;)

    Plan - Prepare - Execute

  • ja im Sinne eines "Neuanfangs" sehe ich da die Romantik. ;)
    Und ich glaube auch,anders geht sowas nicht. Nicht dass ich mir so etwas wünsche, aber eigentlich lieber früher als später. Je weiter die gesellschaft fortgeschritten ist und je abhängiger sie von der Technik ist - und je weniger ihr dies bewußt ist - desto schlimmer wird es werden.
    Bleibt nur zu hoffen, dass sollte so etwas mal passieren, dass auch draus gelernt wird. Für's nächste mal sozusagen...

  • Sorry für das OT, aber zum Thema Stromversorgung:
    Klein-Energietechnik ist das Stichwort, aber das funktioniert in Dtl. aufgrund der durch Lobbyarbeit entstandenen Gesetze nicht. Vorreiter findet man diesbzüglich u.a. in den USA. Solarpanels sind erschwinglich, Windräder im Kleinen sind auch kein Problem, damit hat man eine Grundversorgung unabhängig von den großen Spielern. Leider wird diesbezüglich auch die Forschung in Europa kaum betrieben.
    Nochmal sorry für das OT, ich reg mich darüber nur schon seit Jahren auf. :knueppel:

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc

  • Merc
    Klein-energietechnik schön und gut. Ich sagte das ja schon weiter oben. Das wäre sicher beruhigend für mich, mich in der Art versorgt zu sehen. Aber ich weiss es nur von einem Freund z.B., der hat sein Dach volelr Solarpanels, aber wenn Stromausfall ist, haben die trotzdem kein Strom.
    Aber wie gesagt, ich hab keine Ahnung was für ein technischer Aufwand das wäre, das zu ändern.
    Vielleicht auch ein Unterschied, ob man sich Panels aufstellt die nicht ans Netz angeschlossen sind, also unabhängig vom Stromnetz und den Versorgern.

  • warscheinlich weil die direkt ins Netz speisen....
    Schihütten habe aber Strom...die speicher in Bleiakkus, also wie deine Autobatterie
    drum haben die Strom ;)


    Survival is super, jedoch für Städter so ziemlich nutzlos...da kommt man eher noch durch
    wenn man zum Bauern fährt und dort Dealt....weil glaubst ned das die Kühe dem Bauern ein
    Körberlgeld einbringen, wenns in der großen Stadt um die Ecke nix zu fressen gibt :pinch:

    „Ein freier, denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt;
    oder wenn er bleibt, so bleibt er aus Gründen, aus Wahl des Bessern. “

  • Jo eine Stadt ist der letzte Ort wo ich in so einem Moment sein möchte, vor allem wegen der sozialen Komponente. Andererseits wird man in den Städten noch eher eine organisierte Versorgung des Staates erwarten können - wenn überhaupt.


    Zu den Bauernhöfen hatte ich auch schon überlegt, die werden in dem Moment enorm wertvoll werden, vielleicht so sehr, dass sie Probleme bekommen mit nicht zu bewältigen Mengen an "Besuch" von Leuten, denen das dann klar wird.
    Muss man sich als Landwirt Sorgen darüber machen im Notfall zum Ziel von marodierenden Plünderern zu werden?

  • Muss man sich als Landwirt Sorgen darüber machen im Notfall zum Ziel von marodierenden Plünderern zu werden?

    Jeder erreichbarer Haushalt wird zum Ziel marodierender Plünderer werden und wer ein Brot mit einer 500,- € wertigen Krügerrandmünze oder höherwertigem Barren bezahlt wird kein Wechselgeld erhalten sondern riskiert Alles.

  • Diese Bauernhof Idee werden ne Menge Leute haben. Parks und umliegende Wälder werden zum ultimativen Risiko, da sich einige zusammen rotten werden um das begehrte Feuer - oder Bauholz zu holen. Wenn dann irgendwo ein Säugling schreit weil kein Wasser oder Essen mehr da ist, kann es sein, dass halt nicht mehr wie nach WW2 geholfen und geteilt wird, sondern der Vater bei dir (seinem Nachbarn) zunächst fragt und dann gewaltsame Versuche startet. Da will ich weit weg und tief in der Wildniss sein!
    Ein interessanter Film, der zeigt wie schnell es zu einem Zusammenbruch und Plünderungen kommen kann: http://www.youtube.com/watch?v=yz9F-k4_M5c


    Gearillero: Ich gehe davon aus, dass du Wilderness Survival als sinnlos für die Stadt betrachtest. Ich denke die Grenze ist zu fliessend als dass man diese Behauptung aufrecht erhalten kann. Diese Urban Survival Geschichte ist in dem Sinne natürlich besser zu adaptieren, aber im Grunde findet man ne ungeteerte Straße vor, auf der es hilft ein Auto zu haben. Sei es nun ein Landrover oder ein Golf. Beides ist besser als zufuß zu gehen :D

    Plan - Prepare - Execute

  • Merc
    Klein-energietechnik schön und gut. Ich sagte das ja schon weiter oben. Das wäre sicher beruhigend für mich, mich in der Art versorgt zu sehen. Aber ich weiss es nur von einem Freund z.B., der hat sein Dach volelr Solarpanels, aber wenn Stromausfall ist, haben die trotzdem kein Strom.
    Aber wie gesagt, ich hab keine Ahnung was für ein technischer Aufwand das wäre, das zu ändern.
    Vielleicht auch ein Unterschied, ob man sich Panels aufstellt die nicht ans Netz angeschlossen sind, also unabhängig vom Stromnetz und den Versorgern.


    Das Problem dabei ist nicht, das es nicht funktioniert, sondern das die Gesetzlage diese Art der Anlage vroschreibt. Und das auch nur, weil die großen Konzerne da gute Lobbyarbeit betrieben haben. Da geht einfach Profitgier (und bei den großen Energieerzeugern sehe ich da die reinste Gier) vor eine vernünftige Absicherung der Bevölkerung bei Notfällen, wobei das heute ohne Probleme möglich wäre. Um den Wirkungsgrad zu erhöhen müsste zunehmend im Bereich Klein-Energietechnik geforscht werden, dann ist das Sich-Selbst-Versorgende-Haus keine Zukunftsvision mehr sondern bald Realität. Leider iwrd auch hier nur in die Großanalagenforschung Geld gesteckt.


    Ob es bei solchen Total-Zusammenbrüchen immer gut ist, aus der Stadt aufs Land zu gehen, zweifle ich stark an. Die sozialen Bindungen sind auf dem Land immernoch enger. Dorfgemeinschaften werden sich in so einem Falle wohl schnell wieder zusammenfinden, um ihre Pfründe gegen eindringende Stadtflüchtler zu verteidigen. Da dürfte das Überleben in gewohnter Umgebung, auch in der Stadt, einfacher sein. Risiko- & Gefahrlos ist in o.g. Fall gar nichts mehr.

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc


  • Das Problem dabei ist nicht, das es nicht funktioniert, sondern das die Gesetzlage diese Art der Anlage vroschreibt. Und das auch nur, weil die großen Konzerne da gute Lobbyarbeit betrieben haben. Da geht einfach Profitgier (und bei den großen Energieerzeugern sehe ich da die reinste Gier) vor eine vernünftige Absicherung der Bevölkerung bei Notfällen, wobei das heute ohne Probleme möglich wäre. Um den Wirkungsgrad zu erhöhen müsste zunehmend im Bereich Klein-Energietechnik geforscht werden, dann ist das Sich-Selbst-Versorgende-Haus keine Zukunftsvision mehr sondern bald Realität. Leider iwrd auch hier nur in die Großanalagenforschung Geld gesteckt.


    Wieso das gibts doch schon alles seit Jahren, Passivhäuser, überragende Wärmedämmung, Solaranlagen, Ofen mit Holzpellets etc.
    Warum die Energiekonzerne das nicht fördern? Warum sollten sie- für das Stromnetz ist das völlig irrelevant. Denn diese Häuser speisen nichts ein ins Stromnetz und was sie einspeisen ist eher Brutto- bei den tausenden und millionen kleiner Einspeiser braucht man schon gigantische Energie die Phasen des Wechselstroms anzugleichen. Da bräuchte man zig Kraftwerke für die nur dafür laufen. Das Problem aht sich schon durch Solar- und WIndenergie verstärkt da hier einfach mehr Stromquellen synchronisiert werden müssen. Abgesehen davon ist das keinesfalls eine konstante Einspeisung und schon garnicht zu Spitzenzeiten.
    Würden die Stromkonzerne das fördern würden sie ja die Energieerzeugung aus der Hand geben, kostenlos das Stromnetz stabilisieren und hätten keine Hoheit und Kontrolle über die Bereitstellung der Energie.
    Sowas sind ja nette Ideen für den eigenen Haushalt- aber für das Deutsche Stromnetz letztlich völlig unbrauchbar, gerade wenn man an den hohen Bedarf der Schwerindustrie (Metallverarbeitung) denkt.
    Die böse deutsche Energielobby sorgt jedenfalls dafür das wir Strom effektiv unter den reinen Produktionskosten in Deutschland erhalten, unsere Kraftwerke sehr sicher sind und es fast nie zu Engpässen kommt, wenn nur sehr lokal und kurzfristig. Da siehts in vielen industrieländern auch schon anders aus. Also so verkehrt kann das System hier nicht sein.

    Honey, I can't go to bed yet - somebody on the internet is wrong!!

    Einmal editiert, zuletzt von semaphore ()

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