Messer von Special Forces und anderen Einheiten

  • Interessant bei diesen Messern übrigens: die Biegung der beiden Seiten des Parierelements.


    Bei der modernen Version aus Zlatoust ist sie ja "richtig herum" bei normaler Messerhaltung, beim traditionellen NR-40 ist sie aber anders herum gebogen, also wie bei Deinem WZ.55: oberes PE einwärts, unteres PE auswärts.


    Man liest zuweilen, das läge an der damals unterrichteten Kampf-Haltung Edge-up, also mit aufwärts gerichteter Schneide. Allerdings spricht der "Bauch" des Griffs gegen diese Haltung.
    Möglicherweise wurde das Messer als Gebrauchsmesser normal geführt und nur in einer Kampfsituation verdreht, aber selbst dann würde sich ein gerader unkonturierter Griff eher anbieten.


    Ich habe bislang nie herausbekommen, ob diese Edge-up-Geschichte sozusagen verbreitet wurde wie die Sache mit dem Eisen im Spinat oder tatsächlich so gehandhabt wurde...

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Das Fairbairn-Sykes Messer. Ein Messer über das nun wirklich schon Bücher geschrieben wurden und auch hier in Thread schon mehrmals erwähnt. Belege in der Literatur fand ich bis jetzt, leider, nur für den Zweiten Weltkrieg und dort für SAS und Commandos. Beispielhaft möchte ich hier anführen:
    • F. J. Stephens „Kampfmesser
    • Wolfgang Michel „Das Fairbairn-Sykes Kampfmesser“
    • V. Cowles „Den Gegner im Rücken“
    • Visier Spezial „Militärmesser“


    Die von mir gezeigten sind ein Nowill and Sons und ein R. Cooper. Beide meiner Meinung nach aus dem kommerziellen Verkauf.


    Andre






  • Als nächstes Messer das „Col Moschin“ des Herstellers Extrema Ratio. Dieses Messer wurde offiziell beim „9° Regimento d`Assalto Paracadutisti“ des italienischen Heeres eingeführt.
    Belege finden sich in der K-ISOM 5/2008 und bei Pohl „Messer im Kampfeinsatz“.
    Meines ist das handelsübliche Modell.
    Als das Messer seine Markteinführung hatte, wurde in einem Artikel geschrieben, dass das Messer seinen Namen zu Ehren des Gründers der Einheit Oberst Moschin erhielt. Soviel wieder zur Werbung.

    andre



  • Die Verwendung in der italienischen SE sowie auch deren Beteiligung an der Modifizierung des Vorgängermodells Doberman wurde mir mehrfach bei Besuchen in Prato ausdrücklich bestätigt, und es gibt Bildmaterial des Einsatzes dieses Messers bei Übungen der Einheit.
    Die militärische Version ist überwiegend rückenscharf.
    Das Messer folgt der Idee asymmetrischer Dolche, wie z.B. auch das Eickhorn GTK oder das Gerber Silver Trident.
    Eine der grundlegenden Überlegungen dabei ist es, daß zumindest bei der normalen Haltung des Messers mit aufrecht gehaltenem Klingenrücken (also nicht im T-Griff einer quer gehaltenen Klinge) sowohl ergonomische Vorteile einer asymmetrischen Haltung bestehen als auch die Bewegungsabläufe der Vor- und der Rückhand eben nicht symmetrisch sind.


    Für mich nach wie vor eines der besten professionellen Kampfmesser auf dem Markt.


  • Als das Messer seine Markteinführung hatte, wurde in einem Artikel geschrieben, dass das Messer seinen Namen zu Ehren des Gründers der Einheit Oberst Moschin erhielt. Soviel wieder zur Werbung.


    Zur Korrektur: die Assoziation "Col"= "Colonel" ="Oberst" in Bezug auf die Bezeichnung des Messers und der Einheit ist grundlegend falsch.
    "Col Moschin" ist der Name einer Anhöhe westlich des Monte Grappa. Die Sturmtruppen des IX. Reparto d'Assalto hatten hier während der Zweiten Paviaschlacht 1918 einen Durchbruch der österreichisch-ungarischen Truppen verhindert.

    People are tribal. The more settled things are, the bigger the tribes can be. The churn comes, and the tribes get small again.
    IG: @mgph.edc

  • Jetzt mal über den großen Teich und zu Messern aus den USA. Anfang macht das MK 3 der Navy. Dies soll wohl das offizielle Messer der U.S. Navy sein und wird in allen Einheiten verwendet.
    Belege finden sich Bohrer „US-Eliteverbände“, dort fälschlicherweise als M9 bezeichnet und bei Pohl „Messer im Kampfeinsatz“.
    Mein Messer hab ich im Handel erworben. Inwiefern es dem Original entspricht will ich nicht beurteilen, da es wohl einige Kopien gibt, die als Original angeboten werden.


    andre




  • Hier nun das Air Force Survival Knife M 1963. Dieses Messer gelangte ab 1963 in die Streitkräfte der USA. Die Konstruktion geht wohl auf ein Messer der Firma Marble zurück. Andere Hersteller fertigten das Messer jedoch günstiger und kamen so besser zum Zuge.
    Das Messer wurde jedoch nicht nur von Luftfahrzeugbesatzungen verwendet sondern auch von anderen Einheiten, gerade auch von Spezialeinheiten. Auch heute findet dieses Messer noch seine Anhänger und eine offizielle Ausgabe des Messers ist durchaus noch möglich.
    Belege fand ich bei:
    • Hartmut Schauer „US Navy Seals“, „US Air Commandos“ und „US Green Berets“
    • Pohl „Messer im Kampfeinsatz“
    • Nam Ausgabe 7 und 35.


    Das vom mir gezeigte ist von Ontario und im Handel gekauft.


    andre


    Einmal editiert, zuletzt von andre ()

  • Hier nun das Air Force Survival Knife M 1963.


    Das vom mir gezeigte ist von Ontario

    Das Air Force Messer ist für mich das, was für andere vielleicht das Glock FM 78/81 ist. Ein Arbeitstier für fast alles, obwohl es für jede Anwendung sicher ein Messer gibt das es besser könnte. Aber man hängt halt dran.
    Die offizielle Bezeichnung M 1963 kannte ich gar nicht.


    Kleine Anekdote am Rande: Vor längerer Zeit mal im Kroatienurlaub Leute getroffen, die gerade frische Austern gekauft haben aber kein Werkzeug hatten um die fachgerecht zu öffnen.
    Kurz überlegt und das Messer aus dem Auto geholt (damals durfte man mit der Klingenlänge noch unterwegs sein). Es hat sich rausgestellt das die Spitze des M 1963 zum Öffnen von Austern und anderem Meeresgetier nicht nur gut, sondern nahezu perfekt ist.

  • Die offizielle Bezeichnung M 1963 kannte ich gar nicht.[/quote]



    Auf diese Bezeichnung nagel mich bitte nicht fest. Ich habe sie aus dem Visierspezial übernommen. Zumeist wird das Messer nur als" aircrew survival Knife" bezeichnet.


    andre

  • Hallo deovolens


    Sehr schöne Kombinationen, vor allem das G3. :love:


    Hallo Greider


    Danke für den Link, mir gefallen die Schweden, kannte nur die von Mora. :thumbup:
    Da würde ich auch gerne zugreifen.


    Gruss


    suomi70

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

  • An dieser Stelle das US M 3 Messer. Dieses Messer wurde während des Zweiten Weltkrieges an Einheiten der US-Army ausgegeben und ist Ahnherr der später folgenden Bajonette. Es sollen, der mir vorliegenden Literatur nach, wohl 2,5 Millionen Stück während des Krieges produziert worden sein. Trotz dieser doch erheblichen Anzahl, fand ich bisher nur ein Bild welches den Einsatz in der US-Army belegt. Das Bild ist bei Terry White „Eliteverbände der Welt“ zu finden und zeigt laut Untertitel amerikanische Fallschirmjäger kurz vor Erreichen ihrer Absprungzone in der Normandie. Micha hat mir noch einen link geschickt der dieses Messer ebenfalls bei einem GI zeigt, danke nochmals. Leider sind Belege im Netz ja nicht unbedingt beständig, sodass ich mich lieber auf Literatur beziehe.
    Einfacher war es die Verwendung des Messers bei der französischen Fremdenlegion zu be-legen. Hier war Yers Keller mit seinem Buch „Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion“ sehr hilfreich, da sich anhand des Buches eine Verwendung von Indochina bis Kolwezi belegen lässt. Die K-ISOM Spezialausgabe Nummer 6 lässt sogar Raum für die Vermutung, dass das Messer auch noch deutlich länger verwendet wurde. Weiß jemand bis wann eine Verwen-dung bei der Legion erfolgte oder ob es noch verwendet wird?
    Auch eine Verwendung beim britischen SAS während des Weltkrieges ist nicht auszuschlie-ßen. Bei Peter Mcdonald „SAS im Einsatz“ finden sich zwei Bilder die meiner Meinung nach das M 3 zeigen.
    Das von mir gezeigte ist von Camillus und Anfang der Neunziger gekauft. Auf dem Knauf findet sich ein Stempel in Form einer explodierenden Granate.


    andre










  • Angeblich war übrigens einer der Gründe für die Wahl des M3, daß es im Vergleich mit dem als "KA-BAR" bekannten USMC Fighting Knife preisgünstiger und ressourcenschonender herzustellen war.


    Man lernt übrigens nie aus :)
    Ich besitze über 30 Jahre ein 3rd Pattern Fairbairn Sykes und war immer der Meinung, der Wechsel vom rautierten 2nd Pattern zum geringelten 3rd Pattern hätte auf Erfahrungswerten und Verbesserungswünschen der Anwender beruht, meinetwegen dem Wunsch nach einem etwas volleren Griff.
    In Artikeln von Wilkinson-Experten habe ich in den letzten Tagen dann wiederholt gefunden, daß im Gegenteil die Herren F&S gar nicht amused über den Wechsel waren, der nicht auf Anwenderwunsch erfolgt sei, sondern schlichtweg zum Sparen von Metall-Ressourcen (den 3rd-Pattern Griff kann man aus billigeren Metall-Legierungen gießen) und zur Reduzierung der Herstellungskosten.....


    Das ist eine zusätzliche Bestätigung für einen Blickwinkel, den wir hier schon hatten: Nicht immer ist das Ordonnanzmesser, auch nicht das von SEen, qualitativ ein Optimum, sondern oft einfach auch eine preisgünstige Lösung :)


    Das Messer wurde - wie ja auch das USMC-Knife - von diversen Firmen hergestellt, neben Camillus vor allem auch von Ontario, aber übrigens auch vom US-Zweig von Böker.


    Hier mal eins von Ontario zum direkten Vergleich...



  • [quote='Micha M.','index.php?page=Thread&postID=858848#post858848']Angeblich war übrigens einer der Gründe für die Wahl des M3, daß es im Vergleich mit dem als "KA-BAR" bekannten USMC Fighting Knife preisgünstiger und ressourcenschonender herzustellen war.


    Man lernt übrigens nie aus :)
    Ich besitze über 30 Jahre ein 3rd Pattern Fairbairn Sykes und war immer der Meinung, der Wechsel vom rautierten 2nd Pattern zum geringelten 3rd Pattern hätte auf Erfahrungswerten und Verbesserungswünschen der Anwender beruht, meinetwegen dem Wunsch nach einem etwas volleren Griff.
    In Artikeln von Wilkinson-Experten habe ich in den letzten Tagen dann wiederholt gefunden, daß im Gegenteil die Herren F&S gar nicht amused über den Wechsel waren, der nicht auf Anwenderwunsch erfolgt sei, sondern schlichtweg zum Sparen von Metall-Ressourcen (den 3rd-Pattern Griff kann man aus billigeren Metall-Legierungen gießen) und zur Reduzierung der Herstellungskosten.....


    Das ist eine zusätzliche Bestätigung für einen Blickwinkel, den wir hier schon hatten: Nicht immer ist das Ordonnanzmesser, auch nicht das von SEen, qualitativ ein Optimum, sondern oft einfach auch eine preisgünstige Lösung :)


    Das Messer wurde - wie ja auch das USMC-Knife - von diversen Firmen hergestellt, neben Camillus vor allem auch von Ontario, aber übrigens auch vom US-Zweig von Böker.


    Hier mal eins von Ontario zum direkten Vergleich...








    Wenn man Wolfgang Michel "Das Fairbain-Sykes Kampfmesser" folgt findet sich dort ein Zitat in dem Fairbairn das Dritte Modell sogar als "bedauerliche Katastrophe" bezeichnete.


    andre

    5 Mal editiert, zuletzt von andre ()

  • Einfacher war es die Verwendung des Messers bei der französischen Fremdenlegion zu be-legen. Hier war Yers Keller mit seinem Buch „Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion“ sehr hilfreich, da sich anhand des Buches eine Verwendung von Indochina bis Kolwezi belegen lässt. Die K-ISOM Spezialausgabe Nummer 6 lässt sogar Raum für die Vermutung, dass das Messer auch noch deutlich länger verwendet wurde. Weiß jemand bis wann eine Verwen-dung bei der Legion erfolgte oder ob es noch verwendet wird?

    Solltest Du bezüglich Verwendung bei der Legion hier nicht weiterkommen,vielleicht mal Thomas Gast kontaktieren, der in den 80ern und frühen 90ern beim 2eme REP war und unter seinem Namen einen YouTube-Kanal betreibt. Auch wenn ich verstehen kann, dass ihn vielleicht mancher etwas kontrovers sieht.


    Ich persönlich kenne einen Algerienveteranen der Legion, den ich aber nur sporadisch sehe und der gesundheitlich auch nicht mehr sehr gut beeinander ist. Aber der ist zumindest bis vor ein paar Jahren immer wieder mal nach Aubagne und hat sich in der hiesigen Amicale engagiert.
    Kann ein paar Wochen dauern bis ich den treffe und fragen kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mc Bain ()

  • Es gibt auch jede Menge Bild- und Filmmaterial, das die Verwendung des M3 beim Zweiten belegt, während bei den anderen Regimentern das Kastinger-Messer verwendet wird, das für die in Chamonix ansässige Firma in Italien hergestellt wurde.
    Auch hiervon gibt es Bildmaterial, z.B. aus Guyana.
    Das Kastinger ist sozusagen ein USMC-Fighting-Knife-Abkömmling mit Holzgriff.


    Von beiden Messern gibt es schöne Neuauflagen von Maserin, Sacha und Michael haben hier schon welche gezeigt.


    Nach den Bildern usw. sind beide Messer nicht nur dort in Verwendung, sondern Ordonnaz-Messer. So gibt es z.B. Bilder von Paraden mit Teilnahme von Leuten vom Zweiten mit dem M3 vorn links am Koppel....

  • Erstmal danke für die Hinweise zum M3. Mal schauen was sich noch finden lässt.


    Ein weiteres amerikanisches Messer aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges das V-42. Diese Messer gingen wohl bis auf wenige Ausnahmen an die „First Special Service Force“. Bei dieser auch als „Black Devils“ bezeichneten Einheit handelte es sich um ein kanadisch-amerikanisches Gemeinschaftsprojekt.
    Das V-42 wurde nur in einer Stückzahl von circa 3000 hergestellt. Einzige Quelle die ich fand ist das Visierspezial „Militärmesser“.
    Das von mir gezeigte ist aus moderner Produktion von Böker.



    andre




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