Cold Steel 4 Max extreme heavy duty Folder

  • @mundtolf
    Ich bin mal so frei, da ich auch die Erfahrung mit meinen Lionsteels gemacht habe:


    Die Klingen sind direkt hinter der Schneidfase recht stark und damit die Schneidfase recht hoch. Die Klinge kann zwar rattenscharf sein, gleitet aber dennoch nicht so gut durchs Schneidgut.


    Das ist nach meiner Erfahrung z.B. auch bei vielen PohlForce-Messern so.


    Wenn ein Messer auf maximale Stabilität ausgelegt ist und die Schneidleistung nicht ganz entscheidend ist, kann das durchaus schlüssig sein, bei kleinen Messern, die i.d.R. nur für feinere arbeiten verwendet werden möchte ICH möglichst dünn ausgeschliffene Klingen haben.


    Beim 4Max würde mich so ein typischer Lionsteel-Anschliff also weniger stören bzw. er würde durchaus Sinn machen.


    Andererseits: ICH habe auch bei dünn ausgeschliffenen Klingen noch nie größere Stücke aus der Schneide gebrochen...



    Grüße Alex

    Einmal editiert, zuletzt von alexfra ()

  • danke alexfra, richtig erklärt. Produkte von Lionsteel werden aus Überzeugung des Chefs von Lionsteel mit viel Material an der Schneidfase ausgeliefert. Er hat Angst vor Reklamationen, damit auf keinen Fall ein Lionsteel bei Tests ausbricht.


    Das bewirkt allerdings, dass selbst kleinste Messer wie das M1 nicht sonderlich gute Schneidteufel sind. Gerade erst hatte ich das für Tools for Gents hergestellte Lionsteel Spear Jack Roundhead vorgestellt in einem Video, dort war das auch so.
    Viel zu dicke Basis, als das so ein kleines, feines Messer zum Schneidteufel werden kann.


    Mit Engelszungen haben die Jungs von Tools for Gents auf Lionsteel eingeredet, dass er die zweite Auflage dieses Messers als Shuffler Version mit viel weniger Fasendicke rausbringt, was dann auch geschah, und die Shuffler schneiden um längen besser, eben so, wie man sich das für ein kleines Taschenmesser vorstellt.

    Ehre und Robustheit !

    Einmal editiert, zuletzt von geronimo ()

  • Mit Engelszungen haben die Jungs von Tools for Gents auf Lionsteel eingeredet, dass er die zweite Auflage dieses Messers als Shuffler Version mit viel weniger Fasendicke rausbringt, was dann auch geschah, und die Shuffler schneiden um längen besser, eben so, wie man sich das für ein kleines Taschenmesser vorstellt.

    Das ist ja mal eine interessante Info, die an mir vorbeigegangen ist. Könnten TFG ruhig mit in die Beschreibung setzen.
    Designtechnisch mag ich das Roundhead zwar lieber, aber die Schneidunwilligkeit nervt bei einem so kleinen Messerchen doch enorm...


    Grüße Alex

  • Ich hatte von Lionsteel schon einige (mittlere) Operas.
    Allesamt waren sie trotz Hohlschliff alles andere als Schneidteufel.
    Beim TiSpine meine ich, dass sie den Anschliff ganz gut hinbekommen haben...das Messer habe ich jedoch nur einige Male ausgiebig befummelt.
    Mein Pohl Mike Five (wird bei Lionsteel hergestellt) ist insgesamt als "Kleiner Panzer" ausgeführt. Hier passt die dicke Klinge gut zum Gesamtkonzept. Man kann mit der Klinge auch problemlos unter etwas Vorsicht im Holz hebeln und mit der Klingenspitze drin herumpuhlen.


    Das Phänomen tritt nicht nur bei Lionsteel auf, ich verweise hier gerne auf Fällkniven - die kriegen das noch schlimmer hin. ;)

  • Sehr interessantes Review, obwohl ich mich eher für das von dir früher vorgestellte SR1 entscheiden werde. Das hatt ich vor einigen Wochen in der Hand und war beeindruckt.



    Beim 4 Max ist aber noch ausreichend Spitze vorhanden, beim SR1 z.B. ist mir deutlich zu wenig Spitze ;)


    Wie meinst du das mit der Spitze?? :scratch:

    MfG, Joachim
    Nachrichten bitte per E-Mail.

  • Geronimo hat sich - wie zugesagt - sofort darum gekümmert, daß ich das Messer für einen eigenen Eindruck und vielleicht ein paar Bilder und ergänzende Angaben bekomme.


    Tjaaa, da ist er also nun, der Titanen-Schaufelschwert-Vierzöller, und ich möchte schnell mit einem Punkt anfangen, der mir n i c h t gefällt: Die Farbe ist wirklich nicht meins, passt allerdings zu Jagd-Sachen sicher ebenso wie in ein urbanes Umfeld. Ausgesucht hätte ich mir selbst was anderes....Und das hab ich hier schnell mal angebracht, weil es wirklich das einzige ist, das mir an dem Ding auf Anhieb n i c h t gefallen hat - alles andere ist sichtlich genau das richtige für den alten Micha, vom Ersteindruck her :)




    Fangen wir mal zum Größenvergleich und einem Blick auf Formen und ein paar Gestaltungsdetails mit einem Treffen von 2 "Ultras" an:


    4-Max und Juchten "M1"



    Beides äußerst stabil gebaut und neudeutsch "overbuilt", das Juchten mit immerhin 8 mm Klingenstärke, da hält nicht mal das 4-Max mit, wirkt aber auch mit seinen 5 wegen der mächtig hohen Klinge und dem felsenharten Tri-Ad-Lock subjektiv nicht weniger ultrarobust, eben im Rahmen dessen, was man da aus einem Folder herausholen kann...
    Das Messer wirkt ohnehin mit seiner Wuchtigkeit und der ohne jedes fühlbare Spiel auch bei heftigen Ruckelversuchen im Griff ruhenden Klinge subjektiv eher wie ein Fixed.




    "Kraftclub" - große Folder (ab 4 Zoll bis 5.5 beim CS Rawles Voyager....)



    Oben Cherusker LLC Magnum, ebenfalls vierzöllig und mit seinem Puzzle Lock (der ja eigentlich "auch nur" ein anders herum - nämlich oben - eingebauter Liner Lock ist) und seinen Stahlplatinen auch erstaunlich stabil


    Links CS Rawles Voyager, wie gesagt 5.5-zöllig und mit seinen Stahlplatinen und dem G10-Griff deutlich stabiler als die ersten Voyager vor 20 Jahren, deren Griff sich noch ein wenig verdrehen ließ. Dazu Tri-Ad-Lock wie beim 4-Max. Wer jemals ein großes Voyager in Betracht gezogen hat, hätte beim Rawles zuschlagen sollen - ich habs nie bereut.
    Dann das ER Nemesis - mein häufigster Einsatzfolder seit vielen Jahren, so sieht er ja jetzt auch aus....aber nur die Oberfläche ist ein wenig "abgenudelt", ansonsten ist das Ding mit seinem Alurahmen und dem Backlock mit optionaler Zusatzsperre für mich bislang die sprichwörtliche Folder-Robustheit und hat sich bislang immer bestens bewährt.


    Rechts von oben:
    Fox Forest 577PW, das große Modell mit 11cm-Klinge und Backlock. Für ein "normales" Taschenmesser ebenfalls sehr stabil, wenn auch, als einziger Vertreter hier, mit dem leichten horizontalen Klingenspiel, das früher für Backlocks als charakteristisch galt. Subjektiv aber auch eher ein "Falt-Fixed"
    CS 4-Max, vierzöllig mit hoher Klinge (anderthalb Zoll messe ich da, für die Freunde des "Royal mit Käse" und natürlich für Buchs sind das so ca. 38 mm...), Tri-Ad-Lock mit einem Klingenspiel wie das Schwert im Hermannsdenkmal, großer sicherer Griff, dazu später...Es passt in die Runde
    Und - durchaus eine Ehre für jedes Messer, das als robuster Folder antritt - das Gerber Parabellum, das für mich einer der besten Heavy-Duty-Folder ist, nach wie vor - und von dem ich nie begreifen werde, warum man je die Produktion davon einstellen konnte....


    Bei den Direktvergleichen fangen wir mal mit einem sehr verbreiteten Messer an: CRKT M16-14, hier noch aus einer der ersten hier erhältlichen Auslieferungen, noch ohne Lawks....mein erster "teurer" Folder :)...und noch immer "im Dienst" und mich nie enttäuschend auch ohne IKBS, Keramik oder Hyper-Stahl :). Auch ein Vierzöller und früher auch als "wuchtig" wahrgenommen gegen viele andere damals übliche Folder. Heute gegen das 4-Max zwar nicht anorexisch, aber schon schlank :)






    Und hier dann noch mal mit dem Parabellum, ein direkter Vergleich zeigt einige Parallelen, sowohl in der Klingenstärke als auch - ähnlich, nicht gleich - in der Klingenhöhe, die dem im Fixed-Vergleich kurzen Messer einige Wucht mitgibt, der Klinge Wirkung und dem Anschliff genug Höhe, um auch bei mehr als 3/16 Stärke....guuuuut, etwa 5 mm.....genug Schneidfreudigkeit bei gleichzeitig großer Stabilität der Klinge. Und beim Griff erkennt man Parallelen im Volumen und vor allem der tiefen Zeigefingermulde und dem davorliegenden unteren Handschutz. Das gibt auch im robusten Gebrauch eine sichere Handlage. Im militärischen Bereich wird extremer Wert darauf gelegt, daß sich die Kräfte nicht bei Werkzeuganwendungen vermeidbar mit einem Messer die Hand verletzen können, weil sowas schnell aus einem Schützen einen zu versorgenden Kranken macht, der mitgeschleppt werden muss....Aber es ist sicher auch im Privatgebrauch absolut vorzuziehen, sich auch im Stress, bei Ermüdung oder einfach auch "nur" bei harter, kraftvoller Anwendung so eine Klinge nicht innen über die Finger zu ziehen....:)
    Die Ähnlichkeiten der beiden Messer, bei denen man sich sicher in beiden Fällen sehr kundige Gedanken über solche Fragen gemacht und sehr fundierte Lösungen gefunden hat, finde ich jedenfalls bemerkenswert.







    Zeigefingermulde und Handschutz weist auch das Rawles Voyager auf, auch hier eher zum Schutz des Globetrotters als des Grenadiers, aber auch hier ebenso sinnvoll. Den Tri-Ad-Lock teilen sich 4-Max und Rawles Voyager, und in beiden Fällen ist das für mich eine ausgezeichnete Wahl. Der Lösehebel löst sich beim 4-Max "geschmeidiger" als beim Rawles und um Klassen leichter als z.B. bei meinem großen Hold Out. Aber mal ehrlich: Ich verfüge allenfalls über mittelmäßige Körperkraft, die meisten von Euch fitten jungen Leuten werden deutlch mehr Kraft im Griff haben. Aber mich hat es noch nie gestört, so ein schneidiges Schätzelein zum Zuklappen so richtig drücken zu müssen - und hinbekommen hab ichs auch noch immer, ob nun beim Hold Out oder dem ebenfalls sprichwörtlich harten Nemesis. Besser so und zuverlässig stabil als unanstrengend-watteweich und fluffig :)


    Die Handlage beider Messer ist ziemlich vergleichbar, im Auflagebereich der Finger durchaus auch der Umriss der Griffe.
    Wegen der sehr hohen Klinge wirkt das kürzere 4-Max trotzdem ein wenig kopflastiger als das Rawles, das zudem die größere Klingenlänge nach hinten durch mehr Grifflänge auspendelt. Ich WEISS, das ist keine Axt, und man muss nicht dauernd mit Foldern hacken, aber genug Masse vorn gibt ja auch Leistung im Hieb, wenn man keine Äste hackt...





    Um den Umriss und die Maße des 4-Max besser einschätzen und vergleichen zu müssen bei diesem ganz offensichtlich "für draußen" gemachten Folder, hab ich ihn hier mal mit 2 sehr bekannten und verbreiteten kompakten Fixed "für draußen" verglichen:
    Ontario RAT-3 und Spyderco Moran Droppoint. Da erkennt man schon, wie die 4x1,5 Zoll große Klinge so herüberkommt...





    Kumpel Hatamoto hat mit seinem "Hatamoran" für mich die Moran-Idee ja aufgegriffen und für noch mehr Performance und das Ausnutzen der 42-absurden Größengrenzen "hochgezoomt". Herausgekommen ist ein s e h r schneidfreudiger Moran-Abkömmling, dessen Klinge durchaus Ähnlichkeiten in den Maßen bzw. der Kontur mit denen des 4-Max aufweist. Weitere Parallele: Das "Hatamoran" ist für mich ein ausgesprochenes "Handschuhmesser", es liegt gerade in Winterhandschuhen sehr angenehm und sicher in der Hand - und das gilt, neben dem Parabellum, auch für das 4-Max, ich habs gerade extra auch noch mal ausprobiert :)






    Und hier noch mal ein für mich spannender Vergleich:
    Vor einigen Jahren habe ich mit Martin Stierlin von "Blade Systems" versucht, einem kompakten Messer möglichst viele Eigenschaften eines großen Messers zu verleihen, u.a. auch eine in Hackleistung und Stichwirkung vergleichbare Klinge. Das lief darauf hinaus, eine Klinge nicht "herunterzuzoomen", sondern sozusagen eine hohe, lange Klinge lediglich durch "Herausnehmen" des Mittelteils zu kürzen, ohne dem kompakten Messer an die Spitzenform zu gehen oder insbesondere auch Höhe wegzunehmen.
    Das hat sich dann später bei Messern anderer Hersteller ebenso bewährt und hat z.B. auch den Entwicklungsprozess des Eickhorn GEK-EDC nicht unwesentlich mitbeeinflusst. Man kann das eben auch anders machen als bei den Buck-Klassikern, die mit abnehmender Länge unter 6 Zoll leider dann auch viel niedriger werden...


    Auch beim Griff ergeben sich erstaunliche Parallelen des 4-Max zum Blade Systems. Und an dem BS-Griff habe ich damals ein Vierteljahr getüftelt und bin mir durch den Gebrauch über Jahre auch sicher, da in die richtige Richtung so gedacht zu haben, wie Martin es dann auch ebenso umgesetzt hat. Entsprechend überzeugend finde ich nun ebenfalls die Handlage des 4-Max.



  • Der hier muß noch sein :)


    Sozusagen Ost-West-Treffen robuster Vierzöller...4-Max begegnet einem meiner derzeitigen Lieblinge, dem NOKS Mangust-M.



    Zugegeben, in puncto Lock-Stabilität kann der russische-Liner-Lock, dem ich auch noch die Zusatz-Verriegelung geklaut hab, natürlich nicht mithalten, auch die Klingenlagerung ist absehbar schwächer als die des CS.


    Aber ich gebe gern zu, ich liebe das Ding trotzdem :)


    Und in einer Hinsicht liegt das Mangust im Direktvergleich ohnehin vorn:
    Es liegt in geschlossenem Zustand viel besser in der Hand als das 4-Max, das nur offen Sinn macht, sich aber geschlossen von mir kaum irgendwie sinnvoll umfassen läßt mit seiner weit aus dem Griff ragenden Klinge.
    Aber für Anwendungen mit dem geschlossenen Messer ist das CS, ohnehin ohne Glasbrecher/Schlagelement hinten eh nicht gebaut und gedacht....Das Mangust hingegen mit seiner hinteren zylinderförmigen Spitze "buffelt" gut und liegt dabei auch angenehm geschlossen in der Hand.


    Zudem sind die Öffnungsmöglichkeiten vielfältiger, da hätten sie beim 4-Max vielleicht auch über so eine Demko-Öffnungsplatte mit vorderer Kante nachdenken können, die wie ein Emerson-Wave funktioniert. Bei anderen Modellen hat CS das ja sehr erfolgreich eingesetzt. Beim Mangust funktioniert der groß dimensionierte Haken jedenfalls prächtig...der Flipper auch.

  • Danke für die Eindrücke.


    Interessanter hätte ich aber bei den ganzen Vergleichsbildern einen Blick auf den Klingen-/Griff-Rücken gefunden. Denn da unterscheidet sich - zumindest für mich persönlich - ein Panzer/Brecher doch am deutlichsten von einem "gewöhnlichen" Taschenmesser.


    Das Lionsteel SR1 fand ich in der Seitenansicht auch sehr massiv und war dann enttäuscht darüber, wie schmal es tatsächlich ist.

  • Hallo Micha,


    schön geschrieben und klasse Vergleichsbilder. Danke Dir dafür. Toll, dass Matthias Dir das Teil mal eben rumgeschickt hat :thumbup:


    Jetzt, wo das 4Max neben dem Melita-K liegt, wurde mir erst bewusst wie groß das Mangust-M eigentlich ist. Au Backe...


    Hat Spaß gemacht zu lesen. Viele Grüße
    Idox

    two is one - one is none

  • War noch nicht fertig, Grenni :)


    Es ging mir allerdings auch nicht darum zu zeigen, dass das 4-Max etwa das dickste Messer wäre. Das ist es nicht. Nen Viertelzöller hab ich ja selbst im Bestand und kenne auch die Versuche, 8mm-Folder auf dem Markt zu etablieren.
    Mir persönlich ist auch relativ egal und ich werde nicht herausfinden können mit meinen rein manuellen Möglichkeiten, ob es das "stabilste" Klappmesser der Welt ist.


    Derart Vollmundiges überlasse ich gern Lynn oder eben den Herren Medford oder Szczerbiak.


    Mir gings hier nur um die vergleichsweise Darstellung, dass das 4-Max jedenfalls äußerst robust gebaut daherkommt und nach meinem Eindruck durch manuell aufzubringende Belastung, wenn man es nicht gerade gezielt darauf anlegt, nicht kleinzukriegen sein wird. Aber natürlich ergänze ich die Darstellung nun (wieder nach Feierabend :) ) auch noch um die Ansicht von oben, um sich mal den Klingenrücken und den Bereich des Locks ebenso vergleichend anzuschauen; denn ich stimme Dir natürlich darin zu, daß dieser Eindruck auch zur Einschätzung der Stabilität der Bauweise wichtig ist - gerade bei Foldern. Denn da bricht das System unter Last ja eben nicht an der Klinge auseinander, sondern entweder im Bereich der Klingenachse, z.B. durch Rahmenbruch, oder durch mechanische Zerstörung des Locks. Hier also mal "entzückende Rücken" :)



    Zunächst mal in einer Gruppe, die überwiegend oben im "Kraftclub" schon mal dargestellt wurde:
    CRKT M16-14, ER Nemesis, Blackhawk / Dieter CQD Mark 1, CS 4-Max, Fox Forest 577 PW, Cherusker / Bram Frank LLC Magnum, Gerber Parabellum, CS Rawles Voyager.
    Im Direktvergleich sieht man jedenfalls schon in der Grupe, dass das 4-Max da schon auch im Rücken- und Lockbereich den Eindruck von großer Solidität und entsprechender Dimensionierung vermittelt.




    Direkt neben dem ER Nemesis wirkt der Backlock des CS 4-Max nicht "schmalbrüstiger", ist aber im Gegensatz zum ER wie die Achse zwischen stabilen Linern eingebettet, nicht "nur" in einem Rahmen aus Hart-Alu. Wo, ob durch mechanisch herbeigeführtem Maximaldruck oder durch die kurzen extem harten Impacts aus BFGs RAO-Testvideo, die großen ERs geschwächelt haben, war dann ja nicht zuerst der Lock, sondern das im Rahmen entstandene Spiel oder gar der Ausbruch aus dem Rahmen. Damit will ich die ERs nicht als "instabil" erklären, technisch ist dieser Unterschied im Aufbau aber unleugbar.



    Der Direktvergleich mit dem Rawles von CS zeigt, daß sie beim 4-Max tatsächlich zumindest in der Dimensionierung des Locks noch mal ein Schüppchen draufgelegt haben. Schon das Rawles hat sich im Praxisgebrauch als sehr stabil erwiesen...




    Der Unterschied zu einem "normalen" Taschenmesser wird natürlich beim Vergleich deutlicher, der mal ein paar schneidfreudige Schneidwerkzeuge neben den Taschenpanzer legt:
    ER Resolza, Spyderco Matriarch, CS 4-Max, Emerson Persian, Viper Maga.
    Ich schätze alle diese Messer, wohl gemerkt, und sie sind in ihrem jeweiligen Aufgabenzuschnitt wirklich sehr gut.



    Und selbst zwischen stabilen Fixed macht sich das 4-Max Schulter an Schulter nicht "zierlich" und wirkt nicht weniger stabil:
    Hier zwischen dem Eickhorn GEK EDC und dem Kizlyar DV-2, immerhin einem Fernspäher-Fixed, das ebenfalls darauf ausgelegt ist, möglichst nicht auszufallen, da es nicht schnell ausgetauscht werden kann. Dicker mußte es auch da offenbar nicht unbedingt sein.



    Aber natürlich k a n n man sowas auch noch breitschultriger bauen, hier beim Juchten M1 mit 8 mm - auf meinen speziellen Wunsch hin, nicht weil ich einen Viertelzöller kaputtbekommen hätte oder würde...


  • Machen wir mal in der Hand weiter mit dem Vergleich...


    6 Zoll, CS Ti-Lite



    Viereinhalb Zoll, Gerber AF Combat Folder



    4 Zoll schon auch in "fett", NOKS Mangust-M



    4-Max



    ....und zwei Messer in eher konventioneller EDC-Größe, hier mit 3,5 und 3 3/4 Zoll mit dem Kershaw Emerson CQC-10K und dem Buck 110 Pro



  • Womit wir - wenn wir das Messer grad mal in der Hand haben - auf die Ergonomie und Haptik kommen


    Die ist im normalen Forward-Griff sehr gut. Die Biegung entlastet das Handgelenk bei gerader Arbeit, die Konturierung und vor allem die tiefe Zeigefingermlde geben viel Orientierung und ein sehr sicheres In-Hand-Gefühl.



    Es fällt allerdings auf, daß die Schneide ziemlich weit vor dem Zeigefinger bei Haltung im Hammer- oder Säbelgriff beginnt. Das macht nichts beim Hieb oder beim Arbeiten mit dem vorderen Klingenteil, ist aber nachteiig, wenn man etwas sehr genau oder auch mit großer Kraft durchtrennen will - dann arbeitet man besser direkt "vor der Hand" - und das geht durch Vorgreifen um den Handschutz beim 4-Max.
    Bei meiner Handgröße geht das auch ohne wirkliche Verletzungsgefahr durch das Schneidenende, da wäre aber eine wenn auch noch so kleine Sicherheits-Fehlschärfe nicht schlecht gewesen....Wäre interessant, den Versuch mit dem Vorgreifen auch mal mit jemandem mit Handschuhgr. >10 durchführen zu lassen und herauszufinden, ob er sich dann auch noch sicher fühlt...




    Auch reverse liegt das Messer sehr gut in der Hand. Insgesamt fällt mir im Handling wirklich die Ähnlichkeit zum Blade Systems MOZ auf, und zwar angenehm.




    Was bei geneigten/gebogenen und insbesondere bei konturierten Griffen immer zum Problem werden kann, ist ein Wechsel auf "Edge-in"-Haltungen, also mit einer nach innen gewandten Schneide. Diese Haltung kann aber sehr sinnvoll sein z.B. zum Zerschneiden von Gurten und Seilen, beim Befreien von Verunfallten von Sicherheitsgurten oder Kleidung usw.....


    CS hat das hier sehr gut gelöst, die Haltungen sind sinnvoll und ohne Unbequemlichkeiten möglich, und man kann dann auch durchaus mit Kraft arbeiten. Gut gemacht!



  • Und ich hatte ja schon erwähnt, dass ich das 4-Max für sehr handschuh-geeignet halte, insbesondere bezüglich dicker Winterhandschuhe...




    Das liegt auch dann sehr sicher und definiert in der Hand.
    Und ein großer Vorteil der sehr hohen Klinge ist es, daß man selbst in Fäustlingen das Messer auch am Klingenrücken zweihändig aufziehen kann, während das Öffnen vieler Öffner mit Daumenknopf oder gar von Zweihändern dann zur üblen Fummelei oder unmöglich wird oder man irgendwann verzweifelt die Zähne zur Hilfe nimmt. Da sind Öffnungshilfen wie Flipper oder Wave eher wintertauglich....Danke, Herr Körting....Die hohe Klinge bekommt man aber gut auch in die behandschuhten Finger....


    Dafür ist die hohe Klinge eben ein Nachteil, wenn man etwas mit dem geschlossenen Messer machen will, ich erwähnte es...


    Übrigens hab ich in dicken Handschuhen kürzlich auch die diesbezüglichen Vorteile des Yurco Pocket Knife kennengelernt und darüber im Review berichtet :)

  • Ich bin ja noch nicht ganz durch damit. Hab ja derzeit Dienst und damit bislang zuwenig Zeit für den Wald. Da will ich SA noch hin...


    Das Messer hat einige sehr überzeugende und beeindruckende Aspekte und wenig Punkte, die man anders oder vielleicht sogar besser lösen sollte.


    Ich seh es derzeit primär im Outdoor- und jagdlichen Kontext, eher nicht als Einsatzmesser.


    Nach wie vor bleiben eben die Fragen, ob man nicht sinnvollerweise bei diesem Anforderungsprofil dann doch eher ein Fixed mitnehmen sollte, gerade in diesem Größenbereich und mit offener Tragemöglichkeit. Aber dann wären, um das klar zu sagen, auch ALLE anderen panzerstarken Outdoor-Folder "unsinnig", nicht nur das 4-Max. Und User-Präferenzen spielen eben auch eine Rolle, das sieht man im Einsatzbereich ja sehr prominent am RAO, bei dem sich dort dieselben Fragen ja ebenso stellten, ebenso bei den anderen großen Foldern von ER, Medford, Trident Strider und, und....


    Und die zweite Frage ist eben die der Preishürde und danach, ob der Aufschlag z.B. gegenüber dem Rawles etwas "erkauft", das man manuell noch spürt, nutzen kann usw......Aber auch das ist eine von vielen subjektiven Faktoren geprägte Frage, während es hier ja erst mal darum geht, ob das Messer wohl hält, was die gewohnt vollmundige Werbung verspricht - und man sich total darauf verlassen kann.

  • Servus Micha.


    Auf mich wirken die in Hand Fotos eher nicht optimal was die Haptik angeht. Ergonomisch der gleiche Fehler wie z.B. bei Pohl Force Messern.
    Der Finger Choil liegt nicht auf einer Linie mit dem Rest des Griffes. Dadurch steht der Zeigefinger im Vorgriff nicht in einer Linie mit den anderen Fingern. Auf Dauer wird das vermutlich eher ungemütlich. Also nichts zum langen schnitzen.


    Und beim normalen Griff scheint der kleine Finger ebenfalls nicht auf einer Linie zu liegen, da könnte ich mich aber täuschen.


    Auf mich wirkt das Messer ergonomisch nicht sonderlich durchdacht.

  • Ich finde den Griff nicht "ungemütlich", eher im Gegenteil.


    Wenn es negativ wäre, wenn kleiner und Zeigefinger "geschlossener" liegen als die anderen drei Finger, wäre ja jede Griffgestaltung mit einem unteren "Bauch" in der Griffmitte in der Wirkung negativ. Gerade solche Griffe werden aber sehr häufig als besonders bequem wahrgenommen, man denke an einige Barkies oder auch das Moran....
    Im Gegenteil erzeugt der enger schließende Zeigefinger doch bei vielen Messern erstens eine Entlastung des Handgelenks beim geraden Arbeiten nach vorn zur Klingenspitze hin, zweitens und vor allem aber gute Kontrolle über den Griff, man denke an alle Messer mit tieferer Zeigefingermulde, nicht nur ans berühmte Streat Beat oder andere Perrin-Entwürfe....


    Als ich den MOZ-Griff entworfen habe, hab ich mit formbarer Masse gearbeitet, die ich so lange im Detail in der Hand verändert habe, bis ich etwas erzielt hatte, das bei einer als natürlich und angenehm empfundenen Handhaltung bestmöglichen Kontakt mit dem Griff, gute Kontrolle und Kraftübertragung brachte. Und der Griff des MOZ und der des 4-Max sind schon bemerkenswert ähnlich.

  • Schon seit einiger Zeit schiele ich mit einem Auge auf Folder mit Triad Lock. DANKE für dieses grandiose Review mit Erklärungen, Bildern und Vergleichen. Ich bin begeistert.

    MfG, Joachim
    Nachrichten bitte per E-Mail.

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