Grüss Euch,
nachdem ich das Perrin Fusion One jetzt einige Wochen besitze und (für ein Fixed) relativ oft eingesteckt hatte, möchte ich mal meine bisherigen Erfahrungen schildern.
Ich trage fast immer Mid- und Full - Size - Einhandfolder, gerne aber auch mal ein kleines Fixed zusätzlich, wenn es passt oder passend erscheint
Für genau diesen Einsatzzweck habe ich mir das Perrin Fusion One gekauft.
Entwicklung des Messers:
Es ist eine Kollaboration von Fred Perrin und Michael Janich, zwei bekannten Größen in der Messerszene. Fred Perrin ist für seine schnörkellosen, eher kompakten Messer bekannt, Michael Janich für seine Wharncliffe-Klingen, und beide dafür, dass sie ihre Messer konkret auch im Hinblick auf SV und Messerkampf designen.
Technische Daten:
* Gesamtlänge: 15,9 cm
* Klingenlänge: 8,3 cm
* Klingenstärke: 6,6 mm
* Gewicht: 117 g
* Stahl: 440C
* Scheide: Kydex
Einsatzzweck:
Mit dem Fusion One schufen sie ein meiner Meinung nach ideales Back-Up-Messer für viele Schneidaufgaben und natürlich zur SV. Es liegt gut in der Hand, ist aber dennoch kompakt. Es hat eine alltagstaugliche Klingenlänge, ist ausreichend schneidfreudig, trotz der enormen Klingenstärke und in Summe klein genug, um es immer dabei haben zu können.
Die Klingenform ist nicht jedermanns Sache, aber ich habe Wharncliffe-Klingen in letzter Zeit sehr zu schätzen gelernt. Die gut kontrollierbare Spitze finde ich eine super Sache. Als Skinner kann man sie natürlich nicht einsetzen, aber man kann schließlich nicht alles haben …
Eine kleine Besonderheit gibt es noch an der Klinge: durch die große Klingenhöhe und dem nur leicht abfallenden Griff ist es möglich, die Klinge auch als Schaber benutzen, was sehr gut funktioniert. Durch die Klingenstärke von 6,6 mm nimmt es einem einen Missbrauch als Hebelwerkzeug auch nicht übel, solange man die fein ausgeschliffene Spitze schont. Durch die geringe Länge reduziert sich aber die Hebelkraft, sodass mir dafür kein praxisgerechtes Beispiel einfallen will.
Handlage:
Der Griff ist eher kurz, ich bekomme aber gerade noch so alle 4 Finger rauf. Durch die Materialstärke und die zusätzliche Paracordwicklung liegt es sicher in der Hand. Die Mulde für den Zeigefinger ist perfekt ausgeformt, sodass man weder in die Klinge abrutschen, noch nach hinten abgleiten kann. Dennoch ist genügen Material für ein gutes Griffgefühl vorhanden. Eine „Sollbruchstelle“ wegen zu wenig Material ist auch nicht zu befürchten.
Einziger Verbesserungswunsch ist hier eine feine Riffelung am Klingenrücken für den Daumen. Der sanft gerundete Klingenrücken fühlt sich zwar gut an, bei drückendem Schnitt rutscht mir der Daumen aber zu leicht nach vorne.
Das Paracord der Griffwicklung endet in einem langen, einfachen Lanyard mit mehreren Knoten. Ich habe ihn um rund die Hälfte gekürzt, da mich das Gebaumel störte. Evtl. könnte man daraus auch einen schönen Lanyard knoten, mir fehlt dazu der Wille.
Stahl und Wärmebehandlung:
Die Klingenwahl mit 440C finde ich ebenfalls praxistauglich. Als EDC sollte es schon rostträge sein, dazu ist er recht günstig, was den Messerpreis in Grenzen hält (rund 80 €), sodass man auch einen Verlust verschmerzen kann. Die Schneidleistung und Verschleißfestigkeit von 440C halte ich persönlich für ausreichend. Die Schärfbarkeit ist entsprechend einfacher, was ja auch nicht verkehrt ist.
Bzgl. Wärmebehandlung kann ich nichts konkretes sagen, relevante Fehler dürften dabei aber nicht aufgetreten sein.
Scheide/Tragemöglichkeiten:
Das beste Messer nutzt nichts, wenn man es nicht bei sich trägt/tragen kann. Ein gutes Scheidenkonzept ist für mich bei einem Fixed das Um und Auf. Das Fusion One kommt mit einer guten, zweiteiligen Kydexscheide. Das Messer sitzt darin fest und ohne zu wackeln, man kann es aber ohne Probleme ziehen. Eine Trageweise als Neck Knife wäre gut möglich, dafür wird eine Kugelkette mitgeliefert. Ich persönlich mag aber nichts um den Hals baumeln haben. So hab ich mir auf der einen Seite der Scheide einen Ulticlip (Dank an Micha und andere, dass sie dieses geniale Teil hier im Forum vorgestellt haben) und auf der anderen Seite ein Maxpedition TacTie 3“ montiert.
Den Ulticlip nehme ich, wenn ich es in einer Hosentasche trage, das TacTie zur Befestigung an Molle-Schlaufen (kam bisher aber noch nicht vor) oder zweckentfremdet als Gürtelschlaufe. Diese Befestigungssysteme sind aber immer noch kompakt genug, das ich sie dranlassen kann und, ohne dass das Messer aufträgt, z.B. einfach in eine Jackentasche stecken kann.
Fazit:
Wenn man Wharncliffe-Klingen mag und/oder einsetzen kann, ist dieses Messer definitiv eine Überlegung wert. Aufgrund der Größe würde ich es Outdoor maximal als Backup nehmen, als EDC im urbanen Bereich aber durchaus tauglich. Es gibt jedoch einige Aufgaben, die ich nicht mit einer Wharncliffe-Klinge erledigen möchte, wodurch ich es nicht als alleiniges Messer führen werde. Als Ergänzung zu einem Folder und für „hard use“ wird es mich aber sicher noch einige Zeit begleiten.
Beste Grüße, Hannes
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