Es gibt Messer, die man viele Jahre "vom Sehen" kennt, ohne sie haben zu müssen oder überhaupt einen Bezug dazu zu haben.
Bei manchen steht oder kommt immer etwas dazwischen, manchmal ändern sich aber auch eigene Vorlieben....
In manches muß man auch ausgesprochen erst mal hineinwachsen, zumindest geht mir das so - ob nun Lederscheibengriffe, Musik von den Stones oder entspanntes Delegieren im Team.
Früher konnte es nicht modern und "tactical" genug aussehen. Jetzt ist der Tactical-Bestand mit zigfachem "Overkill" aufgefüllt, man ertappt sich als WDR-4-Zielgruppe und schaut kopfschüttelnd auf den ebenfalls kopfschüttelnden alten Zausel im Allibert. Messermäßig entspannt das ausgesprochen und erweitert den Horizont und hat mir in den letzten Jahren viele schöne eher klassische Gestaltungen beschert, von denen man dann auch ohne schwarzes G10 in der Hand übrigens auch schnell die Einschätzung gewinnt, daß sich auch so ein Scuba Demo oder ein 1-7 oder eben ein Juchten mit Ledergriff nun auch wirklich nicht vor den streng-schwarz-modernen jüngeren Brüderchen verstecken müssen. Außerdem braucht man fürs Wandern ja im 42a(bsurden) Land auch erklärungsfreie Wandermesser...
Messer für alte Säcke? F....k, ja klar, immer ran damit, wenn sie so ein Flair haben wie ein 1-7 oder ein Buck 110 oder ein NOKS Aviator
Dieses hier hatte ich nun schon längere Zeit in diesem - veränderten - Blick, hab mich aber nicht getraut, weil ich von erfahrnenen Leuten etwas über eine gewisse "Streuung" bei der Fertigungsqualität gehört hatte und über mögliches Klingenspiel usw....
Es geht um das Case Cheetah, hier in der Version "US Army", einen zweihändigen Backlock-Folder mit dreieinviertelzölliger Clippoint-Klinge und einem wunderschön altmodischen Swing Guard
Specs und ein paar Aussagen des Herstellers findet Ihr hier:
https://caseknives.com/product…y-black-synthetic-cheetah
Die wenigen Daten sind auch noch zuweilen falsch, das Messer ist geschlossen mit 11 cm knapp unter 4,5 Zoll lang, keine 5.25....
Die Klingenlänge beträgt 83 mm, also dreieinviertel Zoll.
Über den Stahl schreibt Case:
"Case Tru-Sharp Surgical Stainless Steel is a high-carbon steel. It offers excellent blade strength and corrosion resistance"
Also jedenfalls nix mit Hype oder CPM-irgendwasdingens, aber das muß ich auch gar nicht haben.
Ich mag auch den Buck 420 HC und muß immer schmunzeln, wenn jemand "darauf kommt", daß Randall seine rostträgen Messer ebenfalls aus einem bestimmten 420er herstellt, der einigen anspruchsvollen Messerfreunden hier selbst für die Getränkedosenherstellung sicherlich ungeeignet und minderwertig erscheinen würde
Case hat nach dieser Quelle hier
https://www.bladeforums.com/th…rp-surgical-steel.994084/
erklärt, es handele sich bei diesem Stahl ebenfalls um einen 420 HC, allerdings geringer gehärtet als bei Buck (58-59 HRC) mit 56-57 HRC.
Also kein Weltmeister an Schnitthaltigkeit, aber absehbar simpel scharf zu halten...
Das Messer ist auch nicht so ein erklärtes "Arbeitstier" wie meinetwegen das Buck 110 oder das SOG Tomcat, man sieht hier recht gut, wie viel schlanker das Case auftritt:
(Al Mar 3001-B, SOG Tomcat, Case Cheetah, Buck 110 Pro, Mercator K55K)
Da sehe ich also ohnehin den absehbaren Haupt-Einsatzbereich eher nicht als Old-School-Einsatzfolder, wie man sich das bei Buck und SOG vorstellen kann, oder beim solospielenden Outdoorfolder (für sowas hätte ich eher ein Gerber Parabellum oder ein Fox Forest), sondern eher als feineres Sekundärmesser, beim gemäßigten urbanen Gebrauch und/oder als Jausenmesser usw.
Dafür brauch ich dann auch keinen Super-Hype-Stahl, der auch nach 20 abgeschwarteten Wildsäuen noch rasiert - das hier wird absehbar eher Wildschweinsalami pellen, und das schafft es auch mit Tru-Sharp
Auch bewegt und in der Hand kann man das Messer hier finden und sich gleich auch mal einen Eindruck von den verschiedenen Griffmaterialien machen, die mit unterschiedlicher Klingen-Deko einhergeht:
https://www.youtube.com/watch?v=lpJXEY6_iuc
https://www.youtube.com/watch?v=Y1FKIhtWez4
https://www.youtube.com/watch?v=eIMwIm8uO20
Auch hier sieht man, daß das Messer nicht nur in den Pfannen-Pranken des Nozenuz-Burschen ein eher zierlicher kleiner Freund ist.
Und man sieht die Funktion des Swing Guards.
So etwas kennt man hier von einigen schönen schlanken alten Jagd- und Edelfoldern wie dem alten "Medici", in den USA gab und gibt es aber noch ein paar Modelle mehr davon.
Einige sind Springer, die schönsten davon leider für D zu lang (obwohl unsere "Schmutzfüße" sich eh viel lieber ihre OTFs oder Butterfly-Messer online aus dem Ausland ordern und gar keine Lust hätten, viel Kohle für nen altmodischen Cheetah-Springer auszugeben...).
Das System gestattet eben, einen wirksamen Handschutz im aufgeklappten Zustand zwischen Griff und Klinge zu bringen, ohne daß der im eingeklappten Zustand aufträgt oder sich verhaken kann.
Irgendwie ist die Sache trotzdem ein wenig außer Gebrauch geraten, es gibt sie freilich aber auch noch bei modernen Messern im Einzelfall, so wie hier beim SOG Quake:
https://www.sogknives.com/quake.html
Das sitzt beim Case ein- wie insbesondere auch ausgeklappt wackelfrei, hält die Hand sicher von der Klinge weg, ragt nicht unter der Außenlinie der Finger hervor und bildet damit kein zusätzliches Hindernis - und sieht imo ausgesprochen sexy aus
Wolfgang "Wolfster" hat mir hier eins ohne Klingenspiel aufgetrieben, ohne zumindest mir auffallenden Makeln an Passungen oder irgendwie unpassend erscheinendem Klingengang (ist nicht "fludderig" man muß beim Klappen schon ein wenig drücken bzw. ziehen, alles vertrauenerweckend...). Eingeklappt steht die Klinge nicht perfekt mittig, ausgeklappt aber schon - der für manchen Sammler mit Technikdiplom evtl. makelbehaftete Klingenstand des geschlossenen Messers ist mir wurscht und wäre mir ohne Wolfgangs vorherigen Hinweis nie aufgefallen....
Die Klinge ist sauber und gleichmäßig geschliffen und gut scharf.
Also sind meine Sorgen ausgeräumt
In der Hand liegt das Messerchen sehr schlank und auch ein wenig glatt, fällt aber hinten ein wenig nach unten ab, für den erwarteten Einsatzbereich reicht mir das absolut so hin und fühlt sich sehr angenehm an.
Das Messer hat - wie viele Klassiker - keinen Clip und wird auch nicht mit einer Messertasche geliefert, wegen der sehr schlanken Form und der glatten Gestaltung wird es absehbar "Fluchtversuche" aus Taschen unternehmen, gehört also vernünftigerweise sicher mitgeführt in tiefen / geschlossenen Taschen. Leider hat es auch keine Bohrung oder eine Öse / einen Bügel z.B. für eine Messerkette...
Das Cheetah, hier zwischen einem BJ AWAC und einem metallfreien Blackie-Collins-Brieföffner, ist ein schlankes, schön-altmodisches Messer mit Ausstrahlung und ziert ausgesprochen. Material und Gestaltung sind eher nicht auf gröbste Arbeiten ausgelegt, der rassige "Gepard" ist weder Löwe noch Hyäne. Aber er ist elegant wie sein Namens-Vorbild und wird sich in der Stadt, beim Vespern, als feineres Zweitmesser usw. absehbar gut machen. Also bei mir ein Mitbewerber zu den Mercator-Messern und vor allem auch zum NOKS Aviator und zum Maserin Caccia 155....
Mir selbst gefällt es jedenfalls im Ersteindruck so gut, daß es heute direkt aus dem Postpaket in meine Tasche "mußte", derzeit kaum aus der Hand will und sofort auch hier vorgestellt und gelobt werden wollte.
Nachbemerkung:
Die Version "US Army" weist die Klingenbeschriftung "Hit the ground running" auf, einen von den US-Fallschirmjägern stammenden Spruch, der nun auch anderweitig militärisch und auch bei Management-Beratern gern aufgegriffen wurde (wie auch Musashi oder Macchiavelli ). Er steht dafür, eine Aufgabe sofort mit Energie und Enthusiasmus anzugehen, von Beginn an mit voller Power durchzustarten...Da muß Oppa Micha also Gas geben, um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden