(Einhand-)Slipjoints von Böker, Hinderer, Spyderco (viel) und Kizer – Ein Reisebericht

  • Hi,


    um mal ein paar Inhalte abseits des Marktplatzes zu schaffen habe ich mir schon vor einiger Zeit überlegt, dass ich ja mal mit gutem Beispiel voran gehen könnte. Als Thema lag es nahe, was Slipjoints zu machen, denn ich habe in dem Bereich gerade viele Neuerwerbungen und einige Abgänge. Eine gute Gelegenheit also, die Gunst der Stunde zu nutzen und Euch mal in der gebotenen Kürze mitzuteilen, was ich von meinen Einhand-Slipjoints so halte!


    Disclaimer: Das Ganze ist kein echter Vergleichstest und stark subjektiv eingefärbt. Ich hoffe ihr könnt trotzdem die ein- oder andere Information aus meinem Bericht lesen. :)


    Die Liste meiner (Einhand-)Slipjoints:


    Böker XS OD (verkauft)
    Hinderer Slippy Spanto 2019
    Kizer Zipslip Ti S35VN (verkauft)
    Spyderco PITS Blue Titanium N690
    Spyderco Terzuola Slip It (verkauft)
    Spyderco Squeak Sprintrun Elmax with Ti Handle
    Spyderco Spy-DK
    Spyderco UK Pen Knife Lightweight CTS-BD1 (verschenkt)
    Spyderco UK Pen Knife Red G10 Heinnie Exclusive CPM30V
    Spyderco Urban Lightweight N690 (verkauft)
    Spyderco Urban Lightweight Sprintrun K390



    Die Kandidaten (nicht im Bild: Spyderco UKPK Lightweight, Spyderco Terzuola Slipit, Kizer Zipslip)


    Ich gehe einfach mal chronologisch vor und fange bei Spyderco an, weil es für mich der Ausgangspunkt meiner "Reise" war:


    Spyderco UK Pen Knife Lightweight
    Das UKPK mit FRN-Griff und CTS-BD1-Klinge war mein erster Einhand-Slipjoint und ist ganz objektiv ein tolles Messer. Für EDC nahezu optimale 175mm Gesamtlänge, 74mm Klinge mit schönem Flachschliff, sehr gute Handlage und sehr leicht (48g) mit einem guten Deep Carry Pocket Clip. Der Federwiderstand soll im Vergleich mit den alten G10-UKPKs zwar größer sein, ist im Vergleich mit meinen anderen Slipjoints aber eher niedrig. Ich persönlich empfand ihn aber als durchaus angenehm. Dadurch, dass man mit dem Zeigefinger in den Vorgriff gehen kann und so die Klinge stützt ist das Verletzungsrisiko eher klein. Was mich schlussendlich gestört hat, waren jedoch die FRN-Griffschalen und die Rückenfeder, die nur etwa den halben Griff abdeckt. Ich habe das Messer daher schon kurz nach dem Kauf an meinen Bruder weitergegeben – der hat es etwa zwei Jahre täglich dabei gehabt und schätzt es nach wie vor sehr.


    Klingendicke: 2,49mm (Ricasso), 1,6mm (etwa Mitte der Schneide), 0,67mm (Schneidfase)


    Anmerkung: Bei aktuellen Modellen kommt CTS-BD1N als Klingenstahl zum Einsatz.


    Fotos:






    Da fehlt doch was? Die Feder füllt nicht den ganzen Rücken.

    Trotz Slicerfähigkeit im Vergleich mit den Maniago-Spydercos eher üppige 0,67mm Klingendicke an der Schneidfase.



    Spyderco Urban Lightweight N690 / Sprint Run K390
    Direkt nachdem ich mein UKPK los war habe ich mir ein Spyderco Urban Lightweight mit N690 geholt. Anders als das UKPK ist es nicht in Golden Colorado hergestellt, sondern in Maniago. Ich persönlich bin ja ein riesen Fan Italienischer Messer, aber tatsächlich hat dieser Fertigungsort nach meiner Erfahrung bei Spyderco gleich mehrere Nachteile: Erstens hatte ich verstärkt mit Verarbeitungsproblemen zu kämpfen: Bei meinem ersten N690-Urban war der Anschliff nicht schön, ähnlich war es auch bei meinem ersten K390-Urban. Zweitens kann einem Spyderco für außerhalb der USA hergestellte Messer keine Ersatzteile zukommen lassen (beim Urban nicht ganz so problematisch, da die Schrauben und der Clip identisch mit dem UKPK sind). Drittens sind die Kanten der Klinge bei Maniago-Spydercos traditionell nicht gebrochen, was mich allerdings noch nie gestört hat. Positiv an den Maniago-Spydercos ist aus meiner Sicht, dass die Klingendicke hinter der Schneidfase im Regelfall deutlich geringer als bei Messern aus amerikanischer Fertigung ausfällt.
    Wie dem auch sei: Das Urban hat mich sofort überzeugt. Besonders erfreulich aus meiner Sicht: Beim Urban geht die Feder ganz durch. Dadurch ist das Messer ab Werk 9g schwerer (57g) als das UKPK Lightweight, obwohl es kleiner ist: Die Klinge ist 8mm kürzer (66mm) und auch der Griff ist kleiner (Gesamtlänge 154mm). Für mich ist es eher ein Dreieinhalbfingermesser als handausfüllend. Ich war dennoch ziemlich zufrieden. Das einzige was mir nicht gefiel war, dass sich der "Half-Stop" des N690-Urban nicht bei 90°, sondern eher bei 100° befindet. Die Finger waren zwar nicht gefährdet, aber ich fand es sieht doof aus. Offenbar handelte es sich ja auch wirklich um ein Versehen, denn soweit ich weiß sind nicht nur die K390-Sprintruns, sondern alle späteren N690-Urbans mit 90° Half-Stop.
    Für mich war dieser Makel Grund genug den Sprintrun zu kaufen. Und um dann auch dem FRN aus dem Weg zu gehen habe ich mir bei Cuscadi Griffschalen bestellt. Mit den Scales war das Urban schlagartig mein Liebling. Ein kleines Problem tauchte dennoch auf: Das Federdesign wurde geändert. Die Auflagefläche um die Klingenachse wurde kleiner und die textilen Teflonwasher von Cuscadi dadurch bei jedem Öffnen/ Schließen ein bisschen mehr zerfleddert. Nachdem man mir einmal kostenlos Ersatz geschickt hat habe ich nach einer Alternative gesucht. Über meinen Bruder bekam ich ultra-dünne weiße Teflonwasher. Mit denen hatte ich nie wieder Probleme. Das gepimpte K390-Urban ist nach wie vor ein Favorit und begleitet mich vergleichsweise häufig.


    Klingendicke: 2,84mm (Ricasso), 1,54mm (etwa Mitte der Schneide), 0,4mm (Schneidfase)


    Fotos:






    Die veränderte Washer-Auflage (oben:K390-Sprintrun unten:N690-Standardversion).



    Die veränderte Washer-Auflage nochmal ohne Cuscadi-„Washer“ (oben:K390-Sprintrun unten:N690-Standardversion).



    Spyderco Squeak Ti Sprint Run Elmax
    Das Squeak habe ich mir zugelegt, weil ich günstig dran kam und ein neues Messer brauchte. :thumbup: Es ist ein Handschmeichler und toll verarbeitet. Allerdings ist es mir mit seinen 51mm Klingenlänge und 128mm Gesamtlänge zu klein und für seine Größe mit 71g vergleichsweise schwer. Das Öffnen gelingt mit meinen Wurstfingern zwar ganz gut, doch die glatte Oberfläche führt dazu, dass ich eigentlich immer Sorge habe es könnte mir runterfallen. Vielleicht eher was für Damen/ Kinder mit grazilen Fingerchen.


    Klingendicke: 2,72mm (Ricasso), 1,55mm (etwa Mitte der Schneide), 0,42mm (Schneidfase)


    Fotos:






    Der Clip hinterlässt leider schnell Kratzer.

  • Spyderco PITS Blue Titanium
    Das PITS habe ich vor gut einem Jahr günstig bei einem finnischen Händler erstanden. Es ist ein tolles Messer und von allen Spyderco Slipjoints fühlt es sich am erwachsensten an, obwohl die Klinge mit ihren 75mm nur 1mm länger ist als die vom UK PK (Gesamtlänge 182mm, Gewicht 94g).
    Allerdings kann ich so ziemlich jeden Kritikpunkt zu diesem Messer voll und ganz bestätigen: Ja, es war ursprünglich extrem überteuert, ja, gerade angesichts des Preises ist der Klingenstahl (N690) nicht so toll, ja, das Loch ist scharfkantig (Maniago-Fertigung, siehe oben) und im geschlossenen Zustand sehr vom Griff verdeckt und ja, die Feder könnte in Hinblick auf § 42a (Griploc Entscheidung) problematisch sein und zwickt einen mitunter ganz böse. Aber über all das sehe ich gerne hinweg. Das einzige was ich wirklich erschütternd schlecht finde ist die Haltbarkeit der blauen Beschichtung. Ich schreibe bewusst nicht Anodisierung, denn auch wenn Spyderco behauptet, dass es anodisiert wurde, glaube ich das ehrlich gesagt nicht mehr. Es entstehen sehr schnell Spuren aller Art. Ich weiß noch, dass ich den ersten Kratzer in der Beschichtung hatte, als ich das Messer zum ersten mal in die Hosentasche gesteckt habe. Bei einer verdammten Anzughose aus Schurwolle. Nach ein paar Tagen sah das Messer "abgewichster" aus als jeder andere Titanfolder den ich jemals geführt habe. Bei Bladeforums hat jemand ein Bild von normalen Gebrauchsspuren gemacht - so etwa sah auch meines aus. Ich war wirklich nicht gerade glücklich darüber.
    Das Glück im Unglück: Ich fand durch Zufall heraus, dass sich die angebliche Anodisierung mit der Messerpflege von Benchmade (Bluelube Cleanser) einfach abwischen ließ. Ich finde es sieht so okay aus und ich war und bin noch immer zufrieden.


    Klingendicke: 3,10mm (Ricasso), 1,64mm (etwa Mitte der Schneide), 0,46mm (Schneidfase)


    Fotos:



    Mein nicht mehr blaues PITS.





    Vorsicht bissig! Die Feder geht beim Auf- und Zuklappen hoch und man sollte besser aufpassen, dass man da nicht mit der Haut zwischen kommt.



    Spyderco Spy-DK (Orange FRN)
    Das Spy-DK. Kein Einhand- sondern ein Zweihandslipjoint. Von der Größte liegt es mit zwischen UK PK und Urban. Das mag vielleicht verwundern, denn Spyderco gibt die Länge der N690-Klinge mit 59mm an. Jedoch misst Spyderco dabei offensichtlich anders als beim Urban das Ricasso nicht mit. Tatsächlich ist die Schneide bei beiden Messern etwa 59mm lang. Wenn man das Ricasso berücksichtigt komme ich beim Spy-DK auf 68mm Klingenlänge, also minimal mehr als beim Urban. Auch der Griff fällt beim Spy-DK minimal größer aus, das Gewicht ist mit 54g (Originalgriffschalen) trotzdem – wahrscheinlich aufgrund der flacheren Klingenform – niedriger als beim Urban.
    Die Federspannung ist die stärkste von allen Spyderco Slipjoints. Das Ding bekommt man wirklich nur mit zwei Händen auf. Mir persönlich ist die Federspannung zu stark. Ich bin generell mit dem Messer nicht warm geworden, obwohl ich ihm Cuscadi-Scales verpasst habe (die mir auch nicht gefallen :D). Jetzt ist es das abschreckende Beispiel in meiner Sammlung. Objektiv ist es sicher okay. Positiv ist, dass man es quasi überall tragen darf.


    Klingendicke: 2,83mm (Ricasso), 1,53mm (etwa Mitte der Schneide), 0,48mm (Schneidfase)


    Fotos:



    Mit den originalen orangenen FRN-Griffschalen.







    Spyderco Terzuola Slipit
    Irgendwann im Herbst 2018 wuchs dann der Wunsch nach einem neuen UK PK. Ich habe lange überlegt mir ein Sprintrun UKPK mit S110V-Klinge zu besorgen und dies mit Cuscadi-Scales und Spacer auszustatten. Letztendlich habe ich es dann aber doch nie gemacht, weil ich genau wusste, dass mich die kurze Feder nerven würde.
    Daraufhin habe ich beschlossen, dass ich mir ein G10 oder Titan-UKPK kaufen würde, sollte mir eines vor die Nase kommen. Es kamen dann auch einige, aber die Preise hielt ich für unerschwinglich. Dann bot sich die Gelegenheit günstig an ein Terzuola Slip It zu kommen und ich griff zu. Je nach Auslegung ein Glücks- oder Fehlgriff wie sich herausstellen sollte.


    Beim Terzuola Slipit gehen die Meinungen seit jeher weit auseinander. Einige finden, dass es das einzige Slipjoint-Spyderco sei, was ein bisschen taktisch aussieht. Tatsächlich verfügt das in Taiwan hergestellte Messer und nur 70g leichte Messer über im Vergleich stattliche 76mm Klingenlänge und eine Klinge aus CPM S30V. Doch andere bezeichnen es auch als hässliches Entlein – und irgendwie stimmt auch das. Man kann die Verarbeitungsqualität und den CF-Griff loben oder die hässlichen Vertiefungen für den Clip und die federfreie Mechanik bemängeln. Letztere basiert wie die des Viper Dan auf Detent-Balls. Das Tolle daran ist, dass man im besten Fall eine Art Slipjoint hat, das man aufflippen kann. Die Negativ-Seite ist, dass es sich erstmal einlaufen muss und dann irgendwann auch merklich nachlässt. Kritisch zusammengefasst: Ab Werk kratzig, nach Jahren des Gebrauchs ausgeleiert.
    Auch ich war etwas hin- und hergerissen. Ich mag Spearpoint-Blades und finde die Swedge wirklich ansprechend, aber die Mechanik und die Ergonomie hat mich letztlich nicht überzeugt. Erschwerend mag hinzugekommen sein, dass mein Exemplar in einem neuwertigen Zustand war. Das heißt neben der oben erwähnten "Kratzigkeit" des Detents vor allem, dass es noch diese unsägliche Lanyard-Konstruktion auf dem Rücken hatte. Bei allem Respekt für Sal, Spyderco und Terzuola. Das Ding hätte niemals so in Serie gehen dürfen. Dieses Lanyard-Ding ist in etwa so angenehm, als wenn man einen Legostein auf den Rücken seines Lieblingsmessers kleben würde. Nahezu jeder, der das Messer führt, entfernt dieses Ding. Doch als ich jemanden fragte, wie man diese OP am besten angeht, habe ich erfahren, dass das Messer inzwischen von Sammlern in dem Zustand durchaus nachgefragt wird. Im Endeffekt habe ich es daher nicht modifiziert und schließlich letzte Woche verkauft. Mein persönliches Fazit: Für Sammler interessant, zum Führen eher nicht.


    Klingendicke: 2,5mm (laut Hersteller)


    Fotos:







    Nicht sehr ergonomisch: Das "Lanyard-Ding" am Rücken des Messers.








    Spyderco UK Pen Heinnie Haynes Exclusive
    Mein bisher letztes Slipjoint von Spyderco ist das UK Pen Knife in der Dealer Exclusive Version von Heinnie Haynes. Von diesem Messer habe ich das erste mal vor knapp einem Monat gehört und ich war sofort Feuer und Flamme: Hergestellt in Golden Colorado, eine S30V Klinge, Bronze-Washer, rote G10-Griffschalen und eine - im Gegensatz zu den alten, mit schwachen Federn ausgestatteten und inzwischen echt teuren G10-Modellen der Vor-Lightweight-Ära - verbesserte Konstruktion mit Gabel-Feder und vierfach verschraubter, vollständiger Feder. Als dann der Preis bekannt wurde wollte ich es erst nicht glauben. Mit gut 100€ ist das Ding doch ein Schnäppchen schlechthin! Wer will schon die LW S110V-Variante für 110€ oder das Standard-LW für gut 70€ kaufen wenn es für gut 100€ inklusive Versand so ein Schmuckstück gibt?! :thumbup:
    Man hat die guten Seiten des UKPK übernommen, die Schwachpunkte beseitigt und die Stärken ausgebaut. Das G10 ist wie ich finde ein echtes Upgrade im Vergleich mit dem FRN-Lightweight. Das Gewicht ist trotz der vollen Feder, der extra Schraube und des G10 nur auf 63g gestiegen – das ist immer noch sehr leicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Klinge minimal dünner und damit ein noch besserer Slicer wurde? Die Federspannung ist hoch, für mich vielleicht sogar minimal zu hoch. Davon abgesehen gibt wirklich nichts was ich zu verbessern hätte. Besonders erfreulich finde ich auch das unauffällige Händler-Logo neben der Klingenstahlangabe. Kurzum: Es ist wirklich richtig toll!


    Klingendicke: 2,49mm (Ricasso), 1,47mm (etwa Mitte der Schneide), 0,58mm (Schneidfase)


    Fotos:






    Man beachte: Die "vollständige" Feder.

    Schön: "Nur" 0,58mm Klingendicke an der Schneidfase.

  • Kizer Zipslip Titan
    Das neue UK PK war dann auch der Grund warum mein Kizer Zipslip Titan wieder gehen durfte. Es war als Ersatz für ein UK PK gedacht und ich kaufte es kurz bevor ich von der Heinnie-Version des UKPK erstmalig las. Ich bin mir sehr sicher, dass es diese Aufgabe mit Bravour gemeistert hätte. Es ist insgesamt ein tolles Messer. Es hat Washer, sauber gefräste Titangriffschalen (das hat irgendwie was von Art Deco, oder?), einen schönen Deep Carry Pocket Clip, eine angenehme Federspannung und mit S35VN einen sehr schönen Klingenstahl. Die Verpackung und der Lieferumfang (Tasche!!!!) sind sogar besser als bei Spyderco. ;)
    Auch interessant: Der Rücken des Messers ist nicht die Feder. Diese arbeitet im Inneren. Auch beim Öffnen / Schließen kommt also nichts zwischen den Griffschalen hoch. Schließlich gibt es das alles zu einem sehr attraktiven Preis. Für mich wird es ewig das Messer sein, das mir gezeigt hat, dass die Chinesen echt tolle Folder bauen können. Trotzdem durfte es mich verlassen, denn mit dem UK PK von Heinnie Haynes bin ich erstmal angekommen. Vielleicht werde ich mir irgendwann doch nochmal eines zulegen. ;)


    Klingendicke: 30mm (Herstellerangabe)


    Fotos:










    Großzügige Verpackung. Die „Unboxing-Experience“ war viel besser als bei Spyderco. ;)



    Hinderer Slippy Spanto
    Angekommen? Ende der Reise? Naja, trotz der Liebe für das Spyderco UK Pen Heinnie Haynes Exclusive konnte ich an dem Angebot eines TF-Mitglieds einfach nicht vorbei gehen. Ich wollte länger schon ein Slippy haben und habe mir direkt nach Erscheinen des Modells auch schonmal ein Slicer genauer angeschaut. Doch ich habe es lange geschafft mir die Anschaffung auszureden: Zu teuer, zu wenig Federspannung, zu viele Schrauben, dämlich aussehende Öffnungshilfe, wackelige Klinge, Anschliff nicht nach meinem Geschmack (Slicer Klinge). Jetzt hatte ich Geld von dem Verkauf des Terzuola Slipits das schon fast eine halbe Woche langsam aber sicher von der fortschreitenden Inflation entwertet wurde, also musste ich es kaufen.
    Ich finde, das hat sich gelohnt: Die Öffnungshilfe mit ihrer winzigen Schraube und dem noch winzigeren Werkzeug ist zwar immer noch doof, doch als Zweihand-Slipjoint gefällt mir das Slippy auch aufgrund der jetzt eher starken Feder sehr gut. Die 7,5cm lange CPM 20V Spanto-Klinge gefällt mir optisch sehr. Trotzdem ist sie noch dünn und ausreichend schnittfreudig. Das Messer verfügt außerdem bereits über die neuen, größeren Washer - da wackelt nichts.
    Das Messer ist in Größe und Proportionen mit einem UK PK vergleichbar. Es ist aber etwa 40g schwerer als die Heinnie-Version (103g).
    Bei dem Exemplar was ich habe ist der Klingenstand schön mittig und wackelfrei – hier hat Hinderer wohl nachgebessert, denn das Slicer der ersten Generation, welches ich mal näher betrachten durfte hatte hier einige Probleme. Auch sonst ist die Verarbeitung tadellos.
    In Sachen Preis/ Leistung ist das Heinnie-UKPK zwar eindeutig besser, doch ich kann jetzt verstehen, wieso die Slippies so viele Fans haben. Ein schönes Messer.


    Klingendicke: 2,66mm (Ricasso), 1,61mm (etwa Mitte der Schneide), 0,73mm (Schneidfase)


    Fotos:







    Böker XS OD
    Last & Least: Das Böker XS OD war günstig und wirkte ordentlich verarbeitet. Allerdings hatte mein Exemplar (und anscheinend betraf das viele mit Stonewash-Finish) das Problem, dass man es mit einer Hand nur schwer auf bekam. Objektiv ist das Messer sicherlich okay, wenn man nach einem günstigen Einhandslipjoint mit Linern sucht. Ich mochte es persönlich aber gar nicht.


    Klingendicke: 2,90mm (Herstellerangabe)


    Fotos:








    Fazit
    Manchmal ist der Weg das Ziel, aber ich bin meinen persönlichen Vorlieben doch immer näher gekommen. Einen Favoriten zu wählen fällt schwer. Wahrscheinlich ist das K390-Urban mit den Cuscadi-Scales nach wie vor mein liebster Begleiter, aber im Moment machen das HH-UKPK und das Hinderer Slippy ihm gehörig Konkurrenz. ;)


    Falls ihr Fragen haben solltet freue ich mich darüber genauso wie über Eure eigenen Erfahrungen.




    Link zur gesamten Galerie bei Imgur: https://imgur.com/a/EwN4IbE

  • Danke für die tolle Übersicht, sind ein paar schöne Messer dabei.
    Von der Formensprache gefallen mir das Hinderer und das PIT am besten, aber das ist ja Geschmacksache.

  • Moin Nico,


    schöner Vergleichsbericht, danke für Deine Mühe. Deine subjektiven Einschätzungen sind durchaus nachvollziehbar, vor allem zum PITS. Ich finde es optisch ansprechend (vor allem in der blanken Variante). Ich kann aber bis heute keine Aussage darüber treffen, ob ich bereue, dass ich damals bei dem Angebot nicht zugeschlagen habe, oder nicht. Deine Erläuterungen machen das nicht besser ;). Naja, ich finde mich wohl einfach damit ab.


    Viele Grüße und schöne Feiertage
    Idox

    two is one - one is none

  • Vielen Dank für den tollen Bericht!
    Ich möchte mich bei balinzwerg anschließen!
    Das Hinderer und der Spyderco Pits Folder gefallen mir am besten!
    Beste Grüße Emil

    In Funken versunken!

  • Danke für die positiven Rückmeldungen.


    Das PITS ist schon ein schönes Messer mit viel Charakter. Ich denke nur manchmal man hat sich vom Original PITS entweder zu weit oder nicht weit genug entfernt: Der Thumbstud am Original funktioniert finde ich besser als das Loch. Da ein Spyderco ohne Loch aber irgendwie kein echtes Spydie ist hätte es auch ein leichter Ausschnitt im Griff getan, der mehr vom Loch freilegt. So gibt es da Abzüge in der B-Note.
    Allerdings gewöhne ich mich auch immer recht schnell daran wenn ich es mal wieder nutze und es sieht ohne Loch-Ausschnitt natürlich hübscher aus.


    Das Hinderer habe ich die letzten Tage immer dabei gehabt. Was mir daran nicht so gut gefällt ist, dass man es nach WIllen von Hinderer nicht zerlegen kann. Mir wurde mitgeteilt bei der Schlitzmutter der Achsschraube handle es sich um ein Spezialmaß, das Messer sei nicht zerlegbar. Tatsächlich passt ein Wera Spanner-Bit Größe 10 perfekt. Da ich jedoch gelesen habe, dass man rotes Loctite verwendet und der Versuch da rumzuschrauben regelmäßig zu größeren Schäden führt lasse ich es lieber. Derzeit steht auch alles perfekt. :D

  • Vielen herzlichen Dank für den Bericht :thumbup: Da schlägst du genau in eine Kerbe, die ja im Moemnt sehr interessant ist...auch für mich :)


    Ein bis zwei Dinge fallen mir zu deinen Messern auch noch ein:


    Zum UKPK:
    Mein Favorit in dem Bereich ist eindeutig das UKPK :thumbup: Ich habe mehrere Varianten davon (Bilder liefere ich gerne nach) und ich mag sie alle. Für mich ist die Federspannung ziemlich ausreichend und bei allen stärker als die eines "normalen" Vics (ohne Anrecht auf eine wissenschaftliche Korrektheit).


    Das Hinderer Slippie:
    Hatte ich schon häufiger in der Hand und schleiche immer wieder drum herum, aber aus meiner Sicht ist es ein wneig überteuert und was mich mehr stört ist die aus meiner Sicht geringere Federspannung als beim UKPK.


    Das Kizer SlipZip:
    Bin ich auch am Rumschleichen gewesen (war ja auch vor Kurzem auf dem MP), aber zum Glück habe ich es gelassen. In Schaafheim hatte ich es dann in die Hand genommen und, vielleicht war es auch ein Montagsmodell, die Federspannung war ein etwas besserer "Frictionfolder" :cursing: Also gefühlt war die Spannung wie bei meinem Vic Manager. Ich hoffe, dass es ein Montagsmodell war.


    Das PITS:
    Ist schon nett und hatte ich auch mal, aber für mich hat es keinen Mehrwert zu einem UKPK und deshalb habe ich sie gehen lassen.


    Zu deinen anderen Modellen kann ich nichts sagen, aber sie sind mir auch ein wenig klein (Hihi, für die, die mich kennen :D )


    Cheers
    Andi

  • Zum Slippy: Ich war vom Ur-Slippy auch nicht besonders angetan aber bei meinem jetzigen geht die Federstärke absolut in Ordnung. Ich würde sogar sagen, dass sie mir für Einhandbedienung fast schon einen Tick zu schwergängig ist. Da ich es aber als Zweihandmesser nutze finde ich sie optimal. :)

  • Netter Bericht über deine Erfahrungen zu den Messern.


    Hat die einhandöffnung beim Kizer bei dir auf Anhieb geklappt?
    Ich hatte es mal in den Flingern und mir tierisch ein abgebrochen. irgendwann ging es, aber auch nicht so flüssig wie man es sich wünscht.


    Imoment überlege ich wieder mir eines zu holen.


    Wenn du noch mal eines mit Daumenpin ausprobieren möchtest guck mal hier. :P


    https://www.lamnia.com/de/p/41…stech-junzi-taschenmesser




    Beim pits und der "anodisierung" kann sich auch ein tolles Bild ergeben, so eine Art used Optik. Ich habe es in blank und manchmal gedacht ich hätte die blaue nehmen sollen.

  • Ich hatte beim Kizer mit dem einhändigen Öffnen keine Probleme. Es gefiel mir vom Handling eigentlich sehr gut.


    Das Bestech hatte ich schonmal auf der Liste, aber ehrlich gesagt gefällt es mir optisch nicht so. Außerdem finde ich den Preis für das Gebotene ziemlich hoch. Ist wahrscheinlich Geschmackssache - im Moment bin ich was Slipjoints angeht sehr gut versorgt. :)

  • Vielen Dank für den klasse Bericht und die Auflistung der Einhand-Slipjoints! :thumbup:
    Wie du selbst bemerkst sehr Spyderco-lastig. Ich überlege gerade, welche Einhand-Slipjoints fehlen könnten, ohne sich jetzt in Details zu verrennen wie das UKPK ähnliche Byrd Tern oder die XL Version des Böker XS.
    Das Bestech Junzi wurde ja bereits genannt. Mir fällt da nur noch das Sanrenmu M1 ein, ohne das empfehlen zu können.


    Wenn ich nicht gerade auf den §42a pfeife, was bei uns - wir wohnen quasi mit einer Hand voll Leuten mitten im Wald - durchaus längerfristig möglich ist, mag ich Einhand-Slipjoints sehr gerne. Klar bietet eine feststellbare Klinge mehr Sicherheit. Sie kann (oder sollte) bedingt durch seine Bauart nicht versehentlich zuklappen. Ein bei mir häufig eingesteckter Vertreter wäre das Manly Peak.
    Aber beim §42a konformen Einhand-Messer gefällt mir, dass ich es halt - wie der Name es schon sagt - mit einer Hand schnell einsatzbereit habe, während ich mit der anderen beispielsweise das halte, was ich schneiden möchte. Ein mitgedachter "Halbfinger-Choil" (kann man das so bezeichnen?) wie beim UKPK verringert die Gefahr, sich durch eine unbeabsichtigt zuklappende Klinge zu verletzten.


    Ein paar Gedankengänge:


    Das Spyderco Spy-DK hat in meinen Augen durch die letzte Änderung im Dänischen Waffengesetz seine Daseinsberechtigung verloren. Ob diese Änderung nur eine Besserung oder Lockerung ist, sei mal dahingestellt. Jetzt ist zwar viel mehr erlaubt, die Kopplung an einen schwammigen „nachvollziehbaren“ Grund gab es meines Wissens vorher jedoch nicht. Da war es sehr beschränkt, aber eindeutig. Ich bin mir noch nicht 100%ig sicher, welche(s) Messer ich für den diesjährigen Dänemark-Urlaub einstecke. Das ist aber ein anderes Thema.
    Mir gefällt jedoch, dass Spyderco so ein Dänemark-Messer anbietet. Oder "Dänemark-bisher-Messer". Ich finde es auch nicht hübsch, aber war der Gesetzgebung geschuldet und schön ist unser §42a ja auch nicht. Gäbe es die Änderung im Dänischen Waffengesetzt nicht, hätte ich es mir wohl angeschafft.


    Das Kizer Zipslip Titan gefällt mir schon lange. Alleine die Zutaten S35VN und Titan. Dazu ist es ein wirklicher Hingucker und bringt sogar einen Deep-Carry-Clip mit. Und als extra die versteckte Rückenfeder. Mehrfach habe ich gelesen, dass die Einhand-Öffnung nicht so flutscht, aber ich denke trotzdem, das Messer wird irgendwann mal zu mir finden.


    Auch beim Böker XS gebe ich dir Recht. Ich habe auch die OD Version, werde aber irgendwie nicht grün (ha, Wortspiel ;)) mit dem Messer. Verdient hat es das nicht. Es ist vergleichsweise günstig, bietet mit 440C ein vernünftigen Stahl, der Choil ist genauso durchdacht wie beim UKPK, ja nicht mal die starke Federspannung stört mich. Aber irgendwie bekommt es nicht die Taschenzeit. Nicht sonderlich schön finde ich den Clip und wie weit das Messer aus der Tasche schaut. Ich habe mich damals mal auf die Suche nach einem passenden Deep-Carry-Clip gemacht, das aber dann doch verworfen.


    Das UKPK ist ein klasse EDC. Alles andere als ein Brecheisen, aber das sollten Messer eh nicht sein. Und es ist so federleicht, dass es nicht mal in der Badehose stört. Aber die Dealer Exclusive Version von Heinnie Haynes sehe ich gerade zum ersten mal und ich weiß gerade nicht, wie ich mich von einem Kauf zurückhalten kann. G10 ist klasse auch wenn ich die FRN Schalen nie schlecht fand, rot ist vielleicht nicht zwingend meine Farbe aber die vollständige Rückenfeder und damit mehr Federspannung ist sicherlich ein Gewinn. Dazu ein Stahl-Upgrade auf S30V.
    Und was mir besonders gefällt: Es kostet kein Vermögen extra wie viele andere Sonder-Modelle, sondern verglichen mit dem Standard UKPK nur einen vergleichsweise kleinen Aufpreis. Bei Heinnie Hayne kostet das Standard UKPK nur 15,00 EUR weniger.
    Ich meine den Aufpreis! Ein super Preis-Leistungs-Verhältnis möchte ich Spyderco nicht unterstellen.


    Wie soll man sich denn da zurückhalten? Ich habe es ja immer gesagt: Zu viel Lesen im Tacticalforum kann ein teurer Spaß werden.
    Dieses mal ist NicoColt1911 Schuld. Ich werde einen Teil der Rechnung an dich weiterbelasten :D

    3 Mal editiert, zuletzt von dischu ()

  • Moin Moin,
    Top Zusammenstellung.


    Also das Hinderer hat es mir auch angetan.
    Ein XM Slippy 3" Slicer 20CV Black/Green :love:


    Aber erst mal muss ich die Beine stillhalten, etwas was Erfahrungsgemäß nie klappt. :D

    „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,
    nicht mit schlechten.“


    George Bernard Shaw
    Irischer Schriftsteller

  • Vielen Dank für das ausführliche Review. :thumbup:


    Das Heinnie UKPK kannte ich bisher auch nicht.... Ich wollte doch nichts mehr kaufen... geordert :rolleyes:

    Hoschferatu - Argentonaut - STANoholic - Spyderman

  • Das normale UKPK ist in meinen Augen schon ein super EDC aber die Heinnie Haynes Exclusive Version ist - wie es in der Werbung eines bekannten Discounters heißt - supergeil 8)



    Danke für den Tipp!

  • Dieses mal ist NicoColt1911 Schuld. Ich werde einen Teil der Rechnung an dich weiterbelasten :D


    Dem kann ich mich nur anschließen. Wir sollten eine Sammelklage ins Auge fassen, da es in diesem Thread offenbar mehrere Geschädigte gibt. :D


    Ich habe mir heute auch das HH-UKPK bestellt. Alle Features gegenüber der Normalversion sind in meinen Augen wohldurchdacht und machen das Messer (abgesehen von der fehlenden Verriegelung) zu einem hervorragenden EDC, das sich in Zukunft mit meinem Spyderco Urban um den Platz in der Hosentasche streiten darf.


    Ein wenig hatte ich noch gezögert, weil rot nun gar nicht so meine Farbe ist, aber es ist ein schönes dunkelrot und das wird schon passen. Eine gut funktionierende Autosuggestion scheint hier im TF eh weit verbreitet zu sein, wenn man(n) sich trotz des Vorhandenseins zahlreicher Messer aller Art erfolgreich einredet, dass man DIESES EINE Messer nun GANZ SICHER auch noch benötigt. Jetzt, schnell, sofort. Das Ganze in dunkelblau wäre es gewesen, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.


    Länger wollte ich mit der Bestellung nun aber auch nicht warten, da das Messer hier und auf YT in den höchsten Tönen gelobt wird und ich befürchtete, dass plötzlich das "Sold out" 8| auf der Webseite erscheint. Nun gut, 104 EUR (incl. Versand ohne Tracking) sind raus und ich hoffe, dass es nächste Woche eintrifft.


    Danke an NicoColt1911 für diesen schönen Thread und seinen ausführlichen Bericht. :thumbup:


    Manix

    Messer sind gefährlich. Aber in den richtigen Händen sind sie ein ständiger Quell der Freude und Erbauung.

    Einmal editiert, zuletzt von Manix ()

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