Schmiedefehler beim Skrama Bush Knife - Frage an die Experten

  • Hi!


    Ich besitze ein Skrama in Carbonstahl und habe es jetzt nach dem Urlaub gereinigt und leicht abgeschliffen. Dabei habe ich auch die Beschichtung etwas abgetragen und nun darunter einige Schmiedefehler enteckt.
    Da ich mich damit aber nicht sonderlich gut auskenne würde ich gern mal die Experten hier im Forum dazu befragen. Muss ich mir jetzt Sorgen machen das die Klinge bei harter Beanspruchung eventuell versagt oder ist das vernachlässigbar?
    Die Bilder zeigen beide Seiten.


    Vielen Dank schonmal.....


    Grüße,
    Alex

  • Die Messerstähle werden nicht geschmiedet, sondern sind gewalztes Blech. Bei Böhler ist es kreuzgewalzt, bei anderen Qualitätsherstellern sollte es auch so sein.
    Oberflächenfehler können bei Blech immer wieder vorkommen, es gibt hier verschiedene Güteklassen für die Oberfläche.
    Bei einem Skrama würde ich nicht erwarten dass hier die höchste Oberfächengüte vom Hersteller bestellt wurde.


    Die Beschichtung ist übrigens nur die Zunderhaut vom Härten.


    Bei dem ersten Bild würde mich lediglich die dunkle Fehlstelle links oben interessieren, den Rest sehe ich als völlig unproblematisch an. Sind halt Oberflächenfehler vom Walzen.
    Ist die Stelle links oben sehr tief?


    Man könnte schnell eine PT-Prüfung an der Klinge machen und die Stelle unter dem Mikroskop ansehen. Wenn man das aber nicht selbst machen kann wäre das teurer als das Skrama…
    Ich würde mir keinen Kopf darum machen, so sehen günstige Bleche aus einfachen Stählen eben aus.


    Ein M390 Blech sieht schon besser aus, kostet aber auch ein klein wenig mehr...

  • Hi!


    Danke für die Infos!


    Also die Fehlstelle oben links ist nicht sehr tief, die scheint mir eher unproblematisch zu sein.


    Mir haben eben nur die kreisrunden Oberflächenfehler beunruhigt da ich befürchtet habe das sie tiefer gehen und eventuell die Stabilität beeinträchtigen. Schliesslich möchte ich mich ja auf das Messer auch verlassen können.
    Das die "Beschichtung" keine Wirkliche ist, hatte ich schon vermutet, dazu ging sie auch viel zu leicht ab.
    Ansonsten denke ich das Terävä schon einen recht brauchbaren Stahl mit einem guten Preis-Leistings Verhältnis verbaut.
    Sie schreiben ja auch auf der Varusteleka Seite das sie den Stahl speziell härten, so das er innen härter als aussen ist und so besonders zäh ist.
    Und das ich für den Preis keinen Hi-End-Stahl erwarten kann, ist mir schon klar.
    Ich habe nur eben nicht allzu viele Erfahrungen mit Haumessern/Macheten, ich habe nur noch außer dem Skrama 3 Macheten von Martindale und bei denen sind die Klingen fast makellos.


    Jedenfalls bin ich nun beruhigt das ich mein Skrama bedenkenlos weiter nutzen kann, vielen Dank nochmal dafür....


    Viele Grüße,
    Alex

    "Wenn Du fällst, werde ich da sein"
    Boden

  • natürlich ist auch der Stahl für dieses Messer geschmiedet worden. Das Walzen der Bleche ist nichts anderes als Warmumformung von Stahl, das nennt man schmieden, ob man das mit einem Handhammer oder mit großen Walzen macht ist kein Unterschied.


    Was diese ringförmigen Spuren sind weiß ich nicht, nach einem Härtefehler sieht es nicht aus, der sieht mehr nach Schlieren aus. Vielleicht wurde etwas auf dem Blech Platt gewalzt, wie gesagt, es bleibt spekulativ.


    Bei Löchern in der Klinge würde ich mir Gedanken machen, schwarzes Loch sieht nach zu hoher Erwärmung beim Härten aus. Ich komme mir zwar wie der Rufer in der Wüste vor, weil ich das so oft schreibe,
    Stahl verdirbt bei der Wärmebehandlung nicht nur durch zu hohe Temperatur, sondern auch durch zu langes Halten auf optimaler Härtetemperatur.


    Und weil ich gerade beim Rufen bin, für ein Haumesser ist der hier gewählte Stahl mehr als ausreichend. Wenn ich mir keine Gedanken um Korrosion machen muss , dann sind Stähle wie 80Cr2 schon die höchste Messlatte.
    Ein niedriglegierter Stahl wie C60 hätte mehr als ausgereicht, der springt bei entsprechender Wärmebehandlung mit über 66 hrc an,also mehr als ausreichend für das Anlassen.
    Und um das Gefüge von solchen niedriglegierten Stählen mit unter 0,8 % Kohlenstoffanteil muss man sich keine Gedanken um die Größe von Kabiden und deren stabilen Zusammenhalt machen, es sind so gut wie keine da.


    Und auch hier, alle "modernen" Stähle sind schon lange da, wir haben nur nicht in der Literatur nachgesehen. Bei Herrn Rapatz in seinem Buch "Die Edelstähle", Ausgabe 1942, sind die hochlegierten Chrom-, Wolfram-, Vanadiumstähle usw. bis in höchste Legierungsanteile beschrieben.
    Da die hohen Legierungsanteile zu unterschiedlichen Problemen in der Eisenmatrix führten war die Erfindung des PM-Verfahrens die Lösung dieser Probleme. Das wurde dann auch erfunden, nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern im Harz.


    Aber auch bei pulvermetallurgischer Herstellung braucht man eine Schmelze, es gibt nämlich keinen Stahlesel, der verschweißbares Ausgangsmaterial für PM-Stahl unterm Schwanz verliert.


    So werden wir alle glücklich mit den Stählen sein, die uns persönlich am besten zusagen. Natürlich dürfen wir sie weiter loben und als das einzig Wahre predigen, wieso auch nicht? Davon leben Diskussionen und man erfährt Neues.


    Zu den vielen proklamierten Superstählen von heutzutage fällt mir allerdings ein Satz von Herr Ulrich Gerfin ein, wie schrieb er so treffend vor 14 Jahren: "Da Stahl, wie ich immer betone, ein phantastischer Werkstoff ist, da fällt eine falsche Stahlwahl in der Regel auch nicht auf."


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

  • Natürlich wird sowohl beim Schmieden als auch beim mit Druck und Temperatur gearbeitet, aber dass Walzen und Schmieden vergleichbar ist muss ich nochmal versuchen meinen Kunden zu erklären, es würde meine Arbeit bedeutend einfacher machen :D
    Aber ich fürchte die Antwort des Werkstoff-Engineerings wird wieder sein wie immer und es wird auf den geschmiedeten Teilen bestanden, obwohl gewalztes Blech in der Beschaffung einfacher wäre ;(
    Es ist eben doch ein Unterschied ob ein Bauteil von allen Seiten umgeformt wird oder wie beim Blech-Walzen nur von einer. Beispielsweise sind bei einem Schmiedestück die Kerbschlagwerte bedeutend weniger von der Probenausrichtung abhängig als bei einem Blech.
    Ich bin beruflich hauptsächlich bei den hochwarmfesten Stählen unterwegs und zumindest hier wird ein riesen Unterschied zwischen gewalzten und geschmiedeten Produkten gemacht.


    Natürlich ist der Stahl von einem Skrama für die Anwendung sehr gut geeignet, nichts desto trotz ist er ein recht einfacher Stahl. Und dabei hat man halt gute Chancen dass der Stahl, wenn man es bei der Bestellung nicht weiter eingeschränkt, mit einer recht schlechten Oberflächengüte geliefert wird und er nicht oder recht simpel entgast ist.
    Bei einem sehr hochlegierten und damit eher hochpreisigen Stahl wird dieser in der Regel nur mit einer hoher Oberflächengüte angeboten, zudem ist er in den allermeisten Fällen recht aufwendig entgast, im Idealfall ESU.


    Natürlich kann man auch einen simplen Kohlenstoffstahl ESU-behandeln, habe ich schon machen lassen.
    Die Mindestabnahmemenge war allerdings 5 t und der Preis hat sich vervierfacht…

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