Nachdem das Rescue Kiridashi in der feststehenden Messer Galerie Anklang gefunden hat und der Ruf nach einer Vorstellung des Messers laut wurde, möchte ich das Messer hier nochmal behandeln.
1. Wie alles begann
2016 war ich in einer geschlossenen Einheit der bayer. Ordnungshüter in München und habe zu dieser Zeit auch den Amoklauf hautnah mitgemacht.
Mit meinem Gruppenführer, welcher ebenfalls viel für qualitativ hochwertige Messer wie Spyderco und ZT über hatte, habe ich über manches Messerdesign während den Nachtschichten gefachsimpelt.
Irgendwann kamen wir auf das Böker Plus - Cop Tool zu sprechen. Ein kompaktes und dennoch vielseitiges Messer für den polizeilichen Alltag.
Irgendwie sind wir an dem Messer hängen geblieben und haben die Gedanken zu einer ganz eigenen Version zusammengetragen. Es sollte kompakter sein, da der Einsatzgürtel bei den meisten Polizeibeamten eh schon brechend voll ist. Dennoch sollte das Messer so wenig Schneidlänge wie möglich dadurch verlieren.
Ein Messer mit Fingerring ist kompakt, die Schneide kann schon auf Höhe des Zeigefingers beginnen. Dennoch hat man einen sicheren Griff und kann durch den Ring das Messer trotz schmieriger Hände nicht verlieren. Das Ringloch ist großzügig genug dimensioniert, um auch mit Handschuhen arbeiten zu könen. Die nach hinten gezogene, gerade Kiridashiklinge bietet dabei eine verhältnismäßig lange Schneide und ist für ziehende und drückende Schnitte gleichermaßen ausgelegt.
Der Klingenrücken ist bauchig. Das hat den Vorteil, dass die Frontschneide und Spitze weit genug wegstehen und dadurch Verletzungen vorgebeugt werden, wenn man im Rettungsfall körpernah einen Gurt durchschneiden muss.
Bei meinem ursprünglichen Design konnte man den Gurtschneider zusätzlich als Flaschenöffner verwenden. :beer:
2. Serienmesser in Eigenproduktion?
Nach diversen Zeichnungen und einem Holzmodell war die Idee, das Messer in Eigenregie zu produzieren. Die Rohlinge habe ich hierfür extern von einer Firma aus einer größeren SB1 Platte wasserstrahlschneiden lassen. Ich hätte nur noch die Kanten brechen und die Schleifarbeiten machen müssen. Allerdings stand ich dann beim Schliff des Gurtschneiders blöd da und hatte keine Idee, wie ich es anstellen sollte. Schließlich schickte ich sie zu NiceDice, welcher mir für einen Chisel Grind eine Tasche in die Gurtschneider fräste.
Dennoch kam ich nicht voran. Andere Messerprojekte und viel Privates kam stehts vor und so lag das Projekt prach.
3. Kontakt mit Böker
Bereits vor vielen Jahren, als ich noch als Reqisitenbauer tätig war, habe ich mal versucht, Böker ein Messerdesign schmackhaft zu machen. 2017 traf ich dann Marc Götzmann auf der IWA und er erinnerte sich trotz der langen Zeit an mich. Ich zeigte ihm das Design und was daraus letztlich wurde, seht ihr. Die Entwicklung hat doch recht lang gedauert, aber ich bin überglücklich, mein Logo auf einem Serienmesser sehen zu können.
4. Was ist anders zwischen meinem Design und dem Böker Plus Rescue Kiridashi?
Der Gurtschneider musste auf eine andere Weise geschliffen werden als von mir vorgesehen. Hieraus resultierte, dass an der Daumenrampe ein Höcker der Riffelung wegfiel. Dieser wäre zu scharfkantig geworden. Durch den neuen Schliff des Gurtschneiders fiel auch die Funktion als Flaschenöffners weg. (Ich habe es versucht, bin aber gescheitert und habe die Fase am vorderen Harken etwas lediert.) Dennoch muss ich sagen, das der Gurtschneider durch den neuen Schliff ausgesprochen gut funktioniert.
Meine Vorschläge für eine kompakte Kydexscheide wurden leider nicht umgesetzt. Meine Idee war, dass das Rescue Kiridashi zwischen Hose und Gürtel getragen wird. Hierbei schließt die Schneide des Messers parallel auf Höhe der Gürtelunterkante ab. Das Messer würde also diagonal getragen werden und lediglich der Griff würde über den Gürtel hinausstehen. Also eine schöne, verdeckte Trageweise für zivile Kräfte, aber auch ideal für die EInsatzkoppel der uniformierten Kräfte, die sich dadurch den Platz auf der Außenseite der Koppel sparen würden. Der Scheide hätte ich mit zwei Kydexharken am Gürtel fixiert.
Die Scheide von Böker Plus ist leider sehr groß ausgefallen. Beim Tragen geht der Vorteil des kompakten Messers leider verloren. Die Option, die Scheide in Eigenregie zu kürzen oder eine neue Scheide zu bauen liegt nahe.
Der Böker Plus Gürtelclip ist jetzt auch nicht das gelbe vom Ei. Bei meiner Version drehte eine Befestigungsschraube komplett durch und arbeitete das Gewinde auf... Da der Gürtelclip dennoch etwas schlanker als mein Teklok ist, verwende ich ihn weiterhin und habe die Schrauben gegen die meines Tekloks ausgetauscht. So ist es nun eine Kompromislösung, bis ich mir eine eigene Kydexscheide gemacht habe.
Aber seien wir ehrlich: Ein neuer Teklok liegt bei 15-19 Euro. Mit dem Rescue Kiridashi erhält man ein Messer aus 440c Stahl mit Scheide und Clip für knapp 30 Euro. Das wäre Jammern auf hohem Niveau.
5. Specs
Die Maße hängen sehr davon ab, wie das Messer hingelegt wird.
Von Böker werden die Maße wie folgt angegeben:
- Klingenlänge: 5,5cm
- Gesamtlänge: 12,5cm
- Stärke: 2,8mm
- Gewicht: 49g
Ich komme beim Messen auf folgende Maße:
Klingenlänge bis Fingerring gemessen: 4,8cm
Schneidlänge: 5,2cm
Gesamtlänge: 12,5cm
Die Frontschneide und der Gurtschneider sind in einem leichten Hohlschliff gehalten.
Der Oberfläche wurde ein stonewash Finish verpasst.
6. Griffoptionen
7. Messer mit Fotomodell