Klassische Taschenmesser / Classic pocket knives

  • Schön geschrieben, Andy. :thumbup: Und btw. thanks @all. Hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass ein derart untaktischer Klapper hier solchen Anklang findet.


    Es stimmt schon, sowohl das alte 112 als auch das Rigid sind verarbeitungstechnisch auf einem ganz anderen Level als neuere Bucks oder so manche "higher end" Folder im Allgemeinen. In den Oldies steckt noch das Streben nach Perfektion — das sieht und fühlt man. "A knife that lasts for generations" war in dem Fall weder Werbe-Bla-Bla noch untertrieben.


    Es ist eine wahre Freude, die Details am Apache zu entdecken, seien es die herrlich gerundeten Grooves, die leichte Coke Bottle-Hüfte der Palisanderschalen oder die Klinge, deren Semi-Hollow-Grind je nach Licht fast wirkt wie ein Fuller. Mal ganz davon abgesehen, dass das archaische *Klack* beim Einrasten noch im Nachbarort zu hören ist.


    Tolles Ding. Wirklich zu empfehlen, wenn man noch eines findet. Auch die Fixed mit ihren brachialen Clippoints kommen sehr cool daher. Der T-Rex von Rigid ist ein Bowie, das satte 1,7 kg auf die Waage bringt. Bei ebay US ist grade eines. Monströs...


    Immer wieder toll, bei ganz allgemeiner Messerrecherche auf solche Exoten zu stoßen. Die Würze der Sammelei.

  • Heute möchte ich euch mal wieder ein Buck 110 vorstellen — das Federal.


    Das Federal war eines von vier jeweils auf 500 Stück limitierten Messern anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Buck 110 in 2014. Die Messer sind nach jenen Straßen benannt, in denen Buck für eine gewisse Zeit produziert hat. Die Federal Street war der allererste Buck-Standort, weswegen das Buck 110 Federal auch den ursprünglichen Spirit des allerersten 110 aus 1964 aufgreifen soll.


    Die anderen Messer der Serie tragen die Namen Weld, Magnolia und Lochsa. Wobei z. B. die Lochsa Street der aktuelle Buck-Standort ist und das danach benannte Messer die Zukunft des Buck 110 abbilden soll. Mit Daumenpin, Clip, G10 usw...


    Das Federal ist für mich das interessanteste Messer der Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft-Serie, da es sich am V1V1 (Version 1, Variante 1) von 1964 orientiert. Und das nicht nur optisch. Auch der Fertigungsprozess und die Materialien sollten jenen von 1964 gleichen. Da die alten Maschinen längst verschrottet sind, wurde das Federal komplett von Hand gefertigt. Mit 440C Klingenstahl, Echtholz, 2-Pin-Construction, den Originalabmessungen (schmaler, kleiner, leichter), den typischen kantigen Bolstern, einem etwas längeren Clippoint, dem Markennamen auf der rechten Klingenseite und natürlich der schlankeren Gürteltasche.


    Interessantes Detail ist das Messing. Buck hatte dieses Material anfangs gegossen, danach geschmiedet und ab 1975 dann gesintert. So sind auch die farblichen Unterschiede bei Vintages im Vergleich mit neueren 110s zu erklären. Dies und modifizierte Materialmischungen womöglich. Beim Federal wurde das Messing auch auf traditionelle Weise hergestellt. Ob geschmiedet oder gegossen weiß ich leider nicht, da gehen die Meinungen auseinander. Witzig ist jedenfalls, dass das Messing bei meinem Two Dot 112 aus den Siebzigern so gut wie nicht anläuft, wohingegen neuere Bucks schon beim Anschauen Patina bekommen. Darum bin ich gespannt, wie es sich beim traditionell hergestellten Federal verhalten wird.


    Ich habe das Federal schon neben einem echten V1V1 liegen sehen und die Maße sind absolut identisch. Das Federal verrät sich nur durch den Nailnick, der 1964 wesentlich filigraner war sowie durch den BOS-Stempel, den robusteren Clippoint und eine insgesamt langlebigere Verarbeitung im Vergleich zu damals. Interessant am Federal ist auch, dass bei den Bolstern keine Nieten zu sehen sind, wie man das für gewöhnlich vom 110 kennt. Leider weiß ich nicht, wie diese Konstruktion zu erklären ist.


    Bei den Amis ist das Federal in Foren wieder einmal zum most wanted 110 überhaupt gewählt worden. Da selten, vintage pur und doch qualitativ auf dem neusten Stand. Für viele Sammler nicht ein Buck 110, sondern DAS 110. Und ich finde es auch verdammt sexy...


    Pics:






    Und Vergleichsbilder:







  • Moin
    und
    Frohes Neues....


    Ein absoluter Traum.
    Kann ich anderes nichts zu sagen.


    Und auch hier drängt sich wieder das Bedauern auf um den Wandel der Zeit.
    Moderner ist halt nicht immer besser.


    Für dich ist das gute Stück sicherlich ein Kronjuwel in der Sammlung. Wobei sich eine Alltagsnutzung bei den verwendeten Materialien eigentlich anbietet und allen Anwendungen gewachsen sein sollte.
    Mann Mann Mann, BOS gehärteter 440, wo findet man das sonst heut noch...


    Und wieder verspüre ich einen (positiv behafteten) Neid.


    Beste Grüße
    und
    schönes Restwochenende
    Andy

    Member of the "outer Bunch..."

  • Wunderschönes Messer! Vor allem dis Klinge finde ich wirklich sexy :)
    Auch wenn mans gar nicht leichtr und schlanker "braucht" als beim Serienmoodell oder auch wenn man die "rundgelutschten" schweren Bolster sehr mag, ist das eine richtig tolle Version!


    Danke für die gewohnt stilvoll-genussreiche Präsentation! :thumbup:

  • Thanks @all. :thumbup:


    Ja, Micha, braucht man natürlich nicht zwangsläufig schlanker und leichter. Aber so war das 110 eben anfangs. Und seit ich im vorigen Jahr das Two Dot 112 ergattern konnte, faszinieren mich die kantigen Bolster total. Wesentlich eleganter, stimmiger fürs Gesamtdesign oder vielleicht einfach nur schöner. Gab ja von zig Herstellern Derivate, die die Formsprache des 110 aufgegriffen haben. Einer der ältesten und IMHO gelungensten Ableger ist das Puma Game Warden. Es hat ebenfalls diese schlanke, kantige und gestreckte Designphilosophie, die ich an vintage Bucks so mag. Alles Goodies, die auch der Klinge zugute kommen, die, wie Du schreibst, verdammt sexy ist. Und natürlich die Ebenholz-Scales mit lediglich zwei Pins. Sieht einfach aufgeräumter aus.


    Unterm Strich ist das natürlich Fetisch, denn der Laie wird die (für mich) zahllosen Unterschiede gar nicht erfassen können.


    Und klar Stinkeputz, das Teil ist am Gürtel und wird benutzt. Wüsste nicht, was dieses Messer nicht können sollte. Allerdings, man kanns an einem der Gegenüberstellungsbilder vielleicht erahnen, ist die Klingenspitze, ebenfalls wie beim Vorbild, eine Nadel und wesentlich filigraner als heute. Bowdrill-Brettchen werde ich damit wohl keine bohren. :D

    Einmal editiert, zuletzt von Hernandez ()

  • Beitrag von Ramelius ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Beitrag von Ramelius ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Herrlich. Ich habe noch kein Canal Street gesehen, für wen auch immer gefertigt, das nicht qualitativ und optisch begeistert. Gerade die Kombination Kupfer mit rotem Knochen ist enorm geschmackvoll und seiner Zeit voraus.


    Ich stimme zu — wirklich sehr schade, dass die Dog's Head Reihe grade auf USMC Fixed Blades reduziert ist.


    Danke fürs Zeigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Hernandez ()

  • Heute ein Buck 110, das genau so alt ist wie ich. Ein 1972er mit wunderbar "ungelbem" Messing, einer 440C-Klinge mit Semi-Hollow-Grind und dem klassischen langgezogenen Clippoint der frühen Modelle. Verarbeitung mal wieder top notch, kein Klingenspiel, Spaltmaße vom Feinsten. :love:



  • Thanks. Nur ein altes iPhone 7 und passives Licht am Küchenfenster. Klick und ab, quasi.


    Trotzdem an der Zeit für eine kurze Bestandsaufnahme des 110.



    Nicht im Bild das 110 Pro. Das habe ich meinem Sohn geschenkt.

  • Hernandez


    Grüß dich,
    mich treibt derzeit eine Überlegung um, wenn ich mir dein jüngstes Bild so anschaue:


    Diese moderne 21er-Version vom 110 mit den Carbonscales hat ja ursprünglich einen Öffnungspin, welchen du auf dem Bild offensichtlich demontiert hast.
    Wenn ich andere Produktbilder richtig analysiert habe, ist der Pin lediglich an die Klingenoberseite "geklemmt" und lässt sich entfernen.
    Auf deinem BIld zu sehen hinterläßt er offensichtlich kein Loch, es sei denn auf der anderen Seite ein Sackloch...


    Auf den BIldern von den Sport110ern und 112ern im Neuigkeitenthread sieht der Pin genauso aus, also "angeklemmt", was ich persönlich für eine sehr elegante Lösung erachten würde.
    Das impliziert den Schluss, das sich diese ebenfalls spurlos entfernen lassen werden.


    Eine weitere Überlegung drängt sich mir noch auf:


    Die Scales aus Carbon an deinem Messer sehen ja so aus, als wären sie geschraubt und lassen sich durch lösen der Schrauben wohl abnehmen.
    Sport110er --> Schalen aus Green Micarta --> ebenfalls geschraubt --> ob die sich wohl tauschen lassen ??


    Wie schätzt du das ein?


    BG,
    Andy

    Member of the "outer Bunch..."

  • Hi Stinkeputz. Ja, bei Takedown-110ern sind die Schalen problemlos tauschbar. Grade das 21er Carbon Legacy wird in US häufig gemoddet. Mit Schalen und Klingen von anderen Takedown "Blade of the Month" oder Collectors Club Varianten. Bei Schalen gar kein Problem, bei den Klingen schon eher. Da passt eigentlich keine so richtig gut von einem anderen Messer (sticky oder Bladeplay).


    Zur Daumenrampe bei meinem Carbon 110 — die ließ sich problemlos mit einem 1,3er Innensechskant entfernen. Zurück blieb allerdings eine kleine Vertiefung (meinst Du das mit "Sackloch"?) auf der rechten Klingenseite. Im Thread, in dem ich das Messer vorgestellt habe, sind Bilder davon. Die Konstruktion des neuen Sport 110 scheint anders zu sein. Die Daumenpins sind beidseitig und gehen durch die Klinge. Die Öffnungshilfe ist definitiv nicht aufgesetzt. Leider...


    Vom Sport 110 gibts schon die ersten Bilder. Kann ich Dir bei Interesse gern per PN schicken. Urheberrecht und so...


    Gruß
    Boris

  • Ach ? Sieh an...! Komme ich also tatsächlich nicht allein auf derlei Ideen.


    Das bei dem neuen Sportmodell der Pin durchgebohrt ist, sieht man auf den Produktbildern nicht so genau.
    Der Pin ist da ja auch schwarz.
    Falls es aber so ist, verhindert das den Kauf durch mich. Ich kann das aber abwarten, bis es das Ding zu kaufen gibt und ich das dann verifizieren kann.


    Das mit der Vertiefung in der Klingenseite, wo der Pin sonst sitzt, hatte ich erst gesehen nachdem ich die Frage gepostet hatte.
    Das würde mich so auch nicht stören.


    Dank dir für deine ausführliche Antwort.

    Member of the "outer Bunch..."

    Einmal editiert, zuletzt von Stinkeputz ()

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!