Condor / Lennartz "Little Bowie"

  • @Micha: Danke für das ausführliche Review, gespickt mit Erfahrung und Fachwissen!
    @ Tony: Danke für ein (mal wieder) sehr schönes und funktionales Messerdesign.


    Mit der richtigen Wärmebehandlung kann man aus diesem Stahl viel rausholen und die Erfahrungen mit genau dieser werden meine Kaufentscheidung stark beeinflussen. Alein vom Design her muss es zu mir!!!


    Gruß Eiserner

    SEX, KNIVES AND ROCK'N'ROLL

  • Moin Micha.


    Danke für Deine ausführliche Vorstellung.


    Sehr unterhaltsam und lehrreich. Wie immer....


    Das Design gefällt mir gut. Die verwendeten Materialien ebenso.


    Das wird teuer deses Jahr....

    Gruß George
    Sabbel nich, datt geit...

  • @Micha: Du könntest Verkäufer werden.
    Es sind schon einige Messer wegen Dir schon überraschenderweise ins Interesse gerückt, die sonst kaum von mir Beachtung gefunden hätten.
    Käufe waren auch schon dabei.
    Aber am meisten nehme ich Dir übel, dass Du mich mit Oldschool Tactical Foldern angefixt hast (Al Mar, Tomcat, etc.). Die sind echt selten und preisstabil wie ne Harley.


    Gruß,
    der Dude

  • Wie gesagt, meine Meinung ist absolut keine Garantie, sondern nur ein Hinweis.
    Auch das Cub, das mich persönlich wirklich begeistert hat, hat nicht ausschließlich Freunde gefunden....


    Daher ja auch die ausführlichen Begründungen, da mußt Du dann sehen, ob das was "in Deine Richtung" sein könnte :)


    Alte Folder: Die hab ich nie "aktiv" gesucht, sondern bin immer nur wach geblieben für entsprechende Angebote.
    Das hat mir mehrere schöne "Klassiker" für erträgliches Geld eingebracht, die hätten alle deutlich mehr gekostet, wenn ich sie zum Tag X unbeding hätte haben müssen.
    Jetzt zu erträglichen Kursen bei günstiger Gelegenheit zugeschlagen, sind das Messer fürs Leben, schön und zuverlässig - und die Kohle dafür ist besser angelegt als derzeit auf jedem Konto :)

  • Sehr schönes Knife. Hab das GBK von Eickhorn und der Griff ist ein Traum. Jeder der das Ding in die Hand nimmt, ist begeistert von der soliden Handlage. Der Griff des Little Bowie ist ja etwas abgeflachter. Mir fehlt der offene Griff bei dem Design:D
    Der Stahlwahl verstehe ich nicht, aber ich denke das kam von Condor.
    420 HC oder nen 440C hätte schon mehr Sinn gemacht.
    Wenn man in Küstennähe wohnt, ist Rost ein allgegenwärtiges Problem.
    Unter V4A brauchst eigentlich keine Schraube kaufen.

  • Das Messer ist auch heute dabei gewesen, übrigens auch im Schnee nass geworden usw.
    Hab heute den einen oder anderen Ast abgeschnitten, dann auch sehr gern wieder den Wanderpausen-Speck.
    Für längere Schnitz-Tests ist es derzeit ein wenig zu winterlich, aber das Abschneiden der gefrorenen Äste hat der Schärfe bislang jedenfalls keinen Abbruch und der Klinge keinen Ausbruch getan...



    Das Messer lag auch in Handschuhen prima in der Hand.


    Rahmengriff / Schalen : Auch da ist jeder Jeck anders. Ich mochte Tonys Griffkonturen immer, zog aber bei allen Modellen geschlossene Griffe vor.
    Und da fand ich übrigens auch bemerkenswert, daß Tony das problemlos "gelten ließ" und nicht gegen jede andere Meinung oder Vorliebe das "Steckenpferd" seiner Rahmengriffe reiten mußte, sondern sogar als Serienmodell beides offerierte. So würde ich mir das öfter wünschen...
    Aber wenn Du das GBK von der Form des Griffs her schätzt, solltest Du das "Little Bowie" jedenfalls mal probeweise in die Hand nehmen! :)

  • Jo, ich denke das Messer wird taugen. Aber ich wollte sagen, bei der Griffgestaltung hat Herr Lennartz definitiv ins Schwarze getroffen. Ich hab das GBK als Abfangwaffe immer im Kofferraum. Ab und an packt das dann einer aus.
    Die Konversation ist meist wie folgt.
    „ Was hastn damit vor?“
    „Jo brauch ich ab und an mal fürn Busch“
    Meist kommt dann irgend nen Spruch. Nach 2 Minuten rumfuchteln.
    „Boah das fasst sich echt gut an“
    Ist zwar jetzt keine wissenschaftliche Aufarbeitung der Thematik...

  • War mit Jasmin hier im Wald ohne Rucksack unterwegs-und ohne das kleine Gerber-Beil.
    An einigen Stellen waren an den gestürzten Bäumen Äste im Weg beim Übersteigen.
    Also mal Hackversuche, die sind freihändig bei einem Viereinhalbzöller meist nicht der große Bringer.
    Beim Little Bowie punktet da die hohe und damit massige Klinge, und man kann den Griff gut hinten um den gebogenen Knauf fassen.
    Wirklich erfreulich gute Leistung, und nach mittlerweile einigen derartig gekappten Ästen habe ich jedenfalls fühbar bislang kein Nachlassen der Schärfe feststellen können. Hab heute hier leider keine Tomaten zur Hand :)


    Nach mittlerweile einer Woche täglichen Führens draußen habe ich jedenfalls bislang ein größeres Messer nicht ausdrücklich vermisst und hier oben auch nur an einem Tag mal zwischendurch spaßeshalber das Kizlyar NR-18 mit etwas mehr Klingenlänge aus Neugier zum Ausprobieren mit gehabt.

  • Stinkeputz Micha M. Ich hatte jetzt auch so telekinetische Fähigkeiten im Kopf, die ich Micha durchaus zutraue (geschult in dieser geheimnisvollen russischen Kampfkunst, in welcher Gegner zu Boden gehen ohne physikalisch berührt worden zu sein...)
    :scratch: :voodoo:


    Schönes Messer übrigens. Praxistauglicher Exote; gefällt mir sehr gut! Test und Vorstellung; dem Thread Ersteller eilt der Ruf ohnehin voraus :hatsoff:

  • Ich werde ja zu Hause noch diverse weitere Versuche machen.
    Hier im Urlaub war es halt jeden Tag draußen mit dabei, hat Äste und Speck und Bänder geschnitten und sich dabei sehr gut geschlagen.
    Ich mag ja durchaus auch große Messer - umso bemerkenswerter, daß mir bei diesem hier ein großes bis jetzt nicht "gefehlt" hat.
    Natürlich schneide ich zu Hause noch Polyseil und Blech und schaue auf die Schnitthaltigkeit und Nachschärfbarkeit.


    Hier draußen ist es jedenfalls ein guter Gefährte und hat alle Aufgaben sehr gut erfüllt.


    Aber die Erprobung ist noch nicht beendet :)

  • Bevor wir zur Schnitthaltigkeit kommen, hier noch ein paar Vergleichsbilder mit anderen "Wandermessern" aus meinem Bestand, um Maße und Proportionen noch besser vergleichen zu können...





    Von oben:
    Böker Vollintegral Amboina, schneidet sehr gut, weniger vorderlastig als das Lennartz, etwas feinere Spitze
    Böker Martin T3, sehr robustes Outdoormesser, das mir auch bestens in der Hand liegt; auch hier weniger Vorderlast
    Beide liegen preislich allerdings auch mal eben beim gut Doppelten des Condor...
    Condor / Lennartz Little Bowie
    Linder Mark 1, ein Klassiker, der seinen Kultstatus absolut verdient hat
    Blackjack 124, schneidet ausgezeichnet, man muß halt den Ami-typischen großen Choil mögen, deutlich "leichtere" Klinge als beim Bowie
    Sheffield-Bowie, ein schönes Wandermesser für Romatiker, gehört zu den Neuzugängen und wurde bislang wirklich gern und lächelnd benutzt, Proportionen und Griff sehr ähnlich zu deutschen Klassikern wie dem Linder Säbels.
    Und das Böker / Burley Cub, viel schlanker natürlich als das Bowie, reines Schneidwerkzeug, kann aber mehr ab als man dem schlanken Ding "zutrauen" würde. Urban vielleicht ein wenig "dezenter" als das Bowie, dafür aber z.B. auch ohne freihändige Hackleistung....


    Ganz klar gesagt: Da ist für mich kein schlechtes Messer dabei, und ich würde mich schwertun, eines davon als "bestes" Messer zu klassifizieren. Sie haben jeweils ihre Stärken und sind alle nach meiner Meinung insgesamt sehr gelungen....



    Hier mal das Bowie mit zwei klappbaren Wander-Bowies, dem sehr zuverlässigen Slipjoint 20-20 von Böker und dem stabil-vierzölligen leider auf "discontinued" gesetzten CS-Zweihänder-Backlock Lone Star Hunter. Die machen draußen alle Spaß :)


    Und dann noch ein für mich erstaunlicher Direktvergleich:



    Das Little Bowie nach Tonys Entwurf und Ideen und das als Einzelstück für mich von Roman ganz unabhängig davon schon vor Jahren angefertigte "M1". Versteht Ihr nun, warum ich das Gefühl habe, das Little Bowie sei sozusagen für mich gemacht? :)
    Ja, das ist was für Micha! :thumbup:

  • Dann mal zur Frage der Schnitthaltigkeit und Nachschärfbarkeit....


    Im Wanderurlaub hab ich mit dem Little Bowie mehrfach bei Minusgraden Äste abgeschlagen und auch sonstige anfallende Schneidarbeiten erledigt, nachgeschärft wurde es in der Zeit nicht.


    Also mal geschaut, wie es sich danach bei einer Tomate schlägt....



    Die Idee dabei ist, mit dem Messer Tomatenscheiben zu schneiden, dann Polyseil und Blech zu schneiden und dann wieder Tomate.




    Tomate ist einigermaßen aufschlußreich....
    Schneidet man halbierte Tomate, tritt je nach notwendigem Andruck mehr oder weniger Flüssigkeit aus. Außerdem reißt bei notwendig "ruckeligem" Schneiden oder zuviel Druck die Schale ein. Bei einem ZU stumpfen Messer treten dann sogar irgendwann die Kerne oder Fruchtfleich aus der Tomate aus, oder die Scheiben wirken "gequetscht", was sie dann ja auch werden....


    "Disclaimer": Die Tomaten wurden nicht gequält und nach dem Test mit Genuß verzehrt :)


    Man sieht hier, daß nur sehr wenig Flüssigkeit ausgetreten ist, Kerne oder Fruchtfleich gar nicht auch die Schale ist nicht eingerissen, alle Ränder sind glatt und gleichmäßig.


    Also gute Arbeitsschärfe auch noch nach den beiden Wochen im Wald....


    Dann Polyseil, das stumpft Schneiden ab, weniger als Sisal, aber man merkt es mit der Zeit.
    Außerdem merkt man, ob man mit der Zeit mehr Druck in den Schnitt legen oder mehr ziehen muß.


    Und schließlich - rustikal und "untechnisch" - einfach mal Deckel aus Blechdosen schneiden.




    Nein, das ist nicht der Primärzweck eines Messers, aber so ein Allrounder für draußen muß das schon abkönnen, finde ich.


    Kann das Bowie auch!


    Nach Polyseil, Dosen und dann wieder Polyseil hatte die Schärfe ein wenig nachgelassen, bemerkbar am etwas größeren Flüssigkeitsaustritt durch etwas mehr erforderlichen Andruck beim Schneiden...siehe rechte Scheiben...



    Das war aber nur graduell und leicht, und noch immer ist nichts gequetscht, keine Fruchtmasse ausgetreten, keine Ränder beim Schneiden eingerissen oder ungleichmäßig...


    Dann mit einfachem Schärfer KURZ nachgeschärft...Das wäre auch mit einem Wolframkarbid-V-Schärfer sehr schnell gemacht gewesen, im vorliegenden Fall waren es einige Züge durch den einfachen Fiskars-Rollenschärfer.


    Und im letzten Bild sieht man an den neu geschnittenen Scheiben wieder einen extrem geringen Flüssigkeitsaustritt, man mußte wieder nur wenig andrücken. Das Messer hatte offensichtlich wieder die vorige Schärfe erreicht.


    Ich muß keine Wildschweine abschwarten, schon gar keine 3 hintereinander.
    Für mein Aufgabenspektrum überzeugt mich das und reicht mir abseits der Datenblätter für den Praxisgebrauch absolut so aus - und ich kriegs wieder hin, wenn ich es wirklich mal an was deutlichi abstumpfen müßte.


    Ich halte das für mein Aufgabenspektrum für sehr brauchbar.
    Trotzdem bleibe ich bei dem Vorschlag eines "Upgrades" auf 1095, da gelingt mir bei etwas mehr Schnitthaltigkeit das Nachschärfen noch ebenso problemlos.


    Und das ist ein individuelles und subjektives Votum! Wer ein Messer mit extremer Schnitthaltigkeit haben will und feldmäßige Nachschärfbarkeit weniger sucht, wird sich wohl anders entscheiden und findet in Messern wie den ebenfalls ausgezeichneten z.B. von Müller dann auch was Passendes!

  • Zusammengefasst:


    Das Messer spricht mich sehr an, konzeptionell ist es wirklich wie "für den Micha gemacht".
    Es hat seinen Schwerpunkt im Outdoorbereich, im urbanen Bereich wäre es vielleicht ein wenig "übersetzt", da würde ich schlankere Vertreter wie das Cub oder das Sheffield Bowie vorziehen.


    Aber draußen, unterwegs, leistet es mir ausgezeichnete Dienste. Die hohe Klinge entwickelt dabei beim Hacken auch ohne Schlagholz (um z.B. mal einen Stock zuzurichten oder einen Ast abzuschlagen) erstaunlichen Impact und läßt da viele Mitbewerber hinter sich.


    Und das ist sozusagen "typisch", denn das Messer transportiert einige positive Eigenschaften größerer Messer in dieses kompaktere Format.


    Haptik und Ergonomie überzeugen mich dabei umfänglich.


    Formveränderungen würde ich mir nicht wünschen, und das ist - wenn man mal bis ins Detail geht - schon eine Ausnahme beim Bewerten! Da könnte man allenfalls noch über ein zweites, vorderes Lanyard-Loch nachdenken, um bedarfsweise eine Schlaufe aus Flexcord "um" den Griff zu ziehen.
    Bei einer sehr großen Hand wären evtl. auch ein paar mm mehr Griff-Höhe bei gleichbleibender Stärke und Länge eine Überlegung wert - für mich persönlich ists aber wirklich bestens, wie es ist.


    Beim Material würde ich mir ein Upgrade auf 1095 wünschen. Da bliebe eine sehr gute feldmäßige Nachschärfbarkeit, und man würde Schnitthaltigkeit gewinnen, ohne Elastizität zu verlieren.
    Ist man aber nicht gerade PM- oder Datenblatt-Aficionado oder muß rudelweise Wildsäue schälen, macht der verwendte 1075 mit offenbar richtig gelungener WB schon einen sehr brauchbaren Job.


    Beim Hacken auch von Holz bei Minusgraden keine Auffälligkeiten, Schärfe gut gehalten - aber nach Blechschneiden eben auch wieder gut und schnell und einfach Schärfe reproduzierbar. MIR langt das so, trotzdem fänd ich 1095 erstrebenswert....


    Am meisten tun könnte und sollte man an der Scheide....so in Richtung Seitenwahl-Freiheit und Befestigungsmöglichkeiten kann man da ohne "Hexenwerk" etwas machen, siehe Beitrag 35!


    Wer die Idee des "kleinen großen Messers" für sich interessant findet, wird mit diesem hier sehr gut bedient, finde ich. Es wird einen Stammplatz in meiner Wandermesser-Rotation bekommen und bedient viele Wünsche, die ich an ein Outdoormesser habe, für mich wirklich SEHR gut bei insgesamt dann auch noch sehr vernünftigem Preis. Da hängt das Bowie preislich natürlich Mitbewerber wie Böker Vollintegral oder das sehr schöne Martin T3 dann deutlich ab....


    Tony, beweg die Condor-Leute zu einem Material-Upgrade und einer neu gestalteten Scheide :)
    Aber selbst in der vorliegenden Form bin ich wirklich sehr überzeugt von Deinem Entwurf und habe in Erprobung und Gebrauch sehr viel Freude damit gehabt und werde sie hoffentlich auch noch lange haben!


    Klasse gemacht, Chapeau! :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Guten Abend Micha


    Danke für deine Ergänzungen und Erfahrungen. :thumbup:
    Wenn Tony dich erhöht, könnte das Bowie ein Selbstläufer werden.


    LG


    Sacha

    „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“

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