Kürzlich habe ich bei Bastian von Xpedition-Company unter anderem ein Kubey KB237 Tanto erworben. Um genau zu sein: Das hier vorgestellte Messer ist schon mein zweites Exemplar, aber nicht weil am ersten was kaputt gewesen wäre, sondern - und das möchte ich diesem Review ausdrücklich voranstellen - weil ich es für den Preis so gut fand, dass ich das erste einem Kollegen, der kürzlich seinen Dienst bei uns begonnen hat, zum Geburtstag geschenkt habe. Dann musste ich mir selbst natürlich ein neues bestellen
Ich habe das Messer nun privat und im Dienst ein paar Tage mit mir herumgetragen und gelegentlich benutzt und möchte euch jetzt meine ersten Eindrücke davon schildern.
1. Klinge
Die D2-Klinge ist als "American Tanto" gestaltet, weist also eine deutliche Sekundärspitze auf, welche die zwei Schneiden voneinander abgegrenzt. Das gefällt mir gut. Noch besser gefällt mir, dass die zwei Schneiden eben nicht schnurgerade sind, sondern beide einen leichten Bauch aufweisen. Das macht optisch gerade bei dem insgesamt doch recht kantigen Design einiges her, finde ich. Auch der gewählte Winkel zwischen den Schneiden ist in meinen Augen sehr gebrauchsfreundlich. Die vordere Schneide verläuft im Vergleich bspw. zum ZT0620CF steiler, wodurch bei geringerer Klingenlänge die hintere Schneide aber länger ist - wenn man versteht was ich meine... In der Klinge befindet sich beidseitig eine Rille, welche auch der Öffnung dient, was aber in meinen Augen funktional unnötig ist, da das Messer eigentlich ja ein Flipper ist. Und die Funktion der Rille als Öffnungshilfe ist auch eher suboptimal. Optisch macht die Rille aber was her, also passt das. Der Klingenrücken ist stumpf, aber als falsche Schneide ausgeformt, welche in einer "Harpoon"-mäßig ausgestalteten Daumenrampe endet. Kurz vor den Griffschalen befindet sich dort zudem ein einfaches Jimping.
Kubey KU237 - Tanto.jpg Kubey KU237 - Jimping.jpg
2. Griff
Die Achsschraube ist auf der einen Seite mit dem Herstellerlogo "KB" versehen, auf der anderen Seite befindet sich da eine Torx-Schraube. Daran gedreht habe ich noch nicht. Die Klinge steht mittig und läuft gut, weswegen ich noch keinen Grund dafür gesehen habe. In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist, dass die Griffschalen lediglich durch die Achsschraube und die Klinge sowie einen am Griffende positionierten Standoff voneinander getrennt werden. In die G10-Griffschalen sind von außen praktisch unsichtbar jeweils die Stahl-Liner eingelassen, von denen einer eben auch den Lock bildet. Das ist sehr elegant gelöst und in dieser Preisklasse der absolute Wahnsinn Der Liner auf der anderen Seite ist zudem zur Gewichtsreduzierung mit Bohrungen versehen.
Kubey KU237 - D2.jpg Kubey KU237 - Liner.jpg
Der Deep-Carry-Clip ist natürlich ein Traum. Bei längerem Arbeiten könnte er möglicherweise etwas unangenehm in die Hand drücken, aber das bleibt bei den meisten Clips nicht aus. Was mir hier vor allem gut gefällt ist die Tatsache, dass für die Befestigung des Clips am Ende der Griffschale eine Tasche ins G10 gefräst wurde, wodurch das Messer sich ohne verhaken im Stoff wirklich komplett "deep" tragen lässt. Lediglich der abgerundete Schraubenkopf steht heraus, aber trotzdem ist für normale Taschensäume ausreichend Platz. Auch der verstärkte Taschensaum meiner TAD Intercept PD Jeans passt problemlos. Die negative Seite davon ist, dass der Clip sich nicht umsetzen lässt.
3. Action
Die Action ist top! Der Detent-Ball ist gut abgestimmt und der Flippertab perfekt positioniert, wodurch man gerade bei push-button-Öffnung genügend Druck auf den Flipper aufbauen kann, bevor die Klinge aus dem Griff geschleudert wird. Natürlich funktioniert es auch bei light-switch-pull. Der Flippertab selbst ist sehr angenehm geformt, da die Kanten sauber gebrochen sind, und eignet sich daher besonders für die Pushbutton-Technik. Ein Traum.
Die Klinge "explodiert" nicht gerade aus dem Griff wie bspw. bei meinem ZT0801 und sie rastet auch nicht mit einem so satten "KLACK" in offener Position ein wie beim ZT0392, aber sie öffnet und verriegelt in jeder Lage zuverlässig. Der Lock befindet sich aktuell irgendwo zwischen vorderem Drittel und vorderer Hälfte. Das ist so in Ordnung, denke ich.
4. Handlage
Die Handlage ist sehr angenehm, forward wie reverse. Die Zeigefindermulde im Griff, die gebrochenen Kanten - auch die angenehme Mulde im Linerlock - das ergibt ein angenehmes Gefühl. Ein bisschen schlanker als das ZT0562 ist es, aber das ist auch bei meiner Handschuhgröße 10 kein Problem.
Kubey KU237 - Forward.jpg Kubey KU237 - Reverse.jpg
5. Fazit
Dieses in meinen Augen beeindruckende Gesamtpaket, an dem es in meinen Augen nichts, aber auch wirklich nichts zu meckern gibt, erhält man für - und das ist das eigentlich beeindruckende daran - unter 40 €. Und dank Foren-Rabatt bei Bastian spart man nochmal ein paar Euro.
Ich habe in diesem Review und auch schon andernorts im Forum den Vergleich zu ZT angestrengt. Vor allem, weil ZT-Messer den Schwerpunkt meiner kleinen Sammlung bilden. Aber auch weil ich finde, dass das KB237 Tanto manchem mehrfach teureren ZT-Messer jedenfalls in Design und Verarbeitung fast das Wasser reichen kann. Lediglich bei der Materialwahl hat man mit D2 und Stahllinern gespart - aber dadurch eben den so attraktiven Preis erreicht. Das ist in meinen Augen eine runde Sache. Wenn es ein ZT0562-Tanto geben würde - so sollte es aussehen.
Update, 09.09.21: Kürzlich habe ich entdeckt, dass das KB237 auch unter dem Namen "Carve" erhältlich ist. Das muss wohl als Produktbezeichnung eingeführt worden sein, lange nachdem dieses Review entstanden ist, ich habe den Thread-Titel entsprechend angepasst.