Warum wir unser „seltsames“ Hobby haben

  • Pete alias Cedric hat ein tolles Video gemacht, dass zum Nachdenken anregt.


    Warum mögen wir Messer so sehr ?


    Kinder machen aus Hölzern Schwerter und „kämpfen“ damit, gehen im Fasching als Ritter, Wikinger, Ninjas etc. (vorausgesetzt, dass dies in unseren Breitengraden überhaupt noch zulässig ist).
    Problematisch wird es zunächst, wenn man erwachsen wird und bei anhaltendem Interesse sich ein gesellschaftlich bedingtes Schamgefühlt entwickelt und Mann sich fragt, warum er sich immer noch so sehr zu Schneidwaren hingezogen fühlt.


    Noch dazu wo wir keine keine Eltern mehr haben die uns das Spielen mit scharfen Gegenständen verbieten können und wir plötzlich zusätzlich die Kaufkraft haben uns das, was wir eigentlich immer schon wollten, uns plötzlich leisten können.


    Eine Antwort darauf liegt wohl in unseren Genen. Körper und Geist sind trotz Bürojobs, Zeit für Freizeit, Papamonat, Versorgungssicherheit etc. seit ca. 200.000 Jahren Menschheit unter der Oberfläche noch immer nahe am Original. (So wie Hunde noch immer den Wolf als Vorgänger haben ?)
    Wenn wir diese Zeitspanne auf einen Tag zusammenfassen gibt es erst ca. 10 Minuten in denen es für die breite Masse nicht mehr üblich ist, stets mit einem Messer als Universalwerkzeug rumzulaufen.


    Obwohl statistisch gesehen ca. 14 von 100.000 Männern unter 35 Jahren als häufigste Todesursache an Selbstmord sterben, Krebs oder Verkehrsunfälle kommen danach, besteht ein Rieseninteresse an Survival und Messern, was zig hundert YT Kanäle belegen.
    Der Jahresumsatz der Messerindustrie beträgt anscheinend 6 Mrd. $.


    Onkel Lynn hat so gesehen die beste Selbstverwirklichung erreicht, indem er sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Er desingt, testet, spielt und lebt sehr gut davon.
    Die meisten von uns spielen mit scharfen Gegenständen vor dem Fernseher, öffnen Kartons, oder bereiten Essen zu, in Ausnahmefälle wird ein Lagerfeuer damit gestartet, was nur noch an wenigen Orten erlaubt ist.


    Kein anderes Werkzeug ist mit solchen Emotionen behaftet, niemand von uns wird sich jeden Tag zB. mit Schraubenziehern befassen. Die Suche nach dem perfekten Messer endet nie.


    https://www.youtube.com/watch?v=oNSIYyjBFHQ

  • Naja, jedes Hobby ist für DIE "seltsam", die dies NICHT haben?! :)


    Was mir persönlich aufgefallen ist, das Messersammler auch einen Faible für Uhren haben und umgekehrt.
    Wo da jetzt der Zusammenhang zu finden ist; keine Ahnung! :)


    Ist auch egal, da ich jedes Hobby toleriere.
    Wär schön, wenn man diese Toleranz auch seitens der Politik und der breiten Masse der Bürger erfahren würde. ;)


    Gruß,
    Nico

  • Hallo
    Super geschrieben. Werde mir das Video in ruhe und richtiger Stimmung ansehen.


    Aber der vergleich ist sowas von Treffend "Wie der Hund vom Wolf ... ". Es gibt Hunde und es gibt Teppichratten.
    Einen besseren vergleich habe ich noch nicht gehört. Im Bezug auf unser Hobby.
    Es gibt solche Männer und es gibt solche "Männer".......


    Auf jeden Fall hat es mich zum Lachen und Nachdenken gebracht.


    Gruß Brumbaer

  • Ich glaube es gibt ganz verschiedene Typen von Messersammlern. Es gibt Waffenfreaks die Messer gut finden weil sie eigentlich alles "Männerspielzeug" gut finden, aber ich glaube abseits vom Tacticalforum gibt es gerade im deutschsprachigen Raum auch viele Leute die einfach Spaß an schönen Dingen haben. Schließlich ist das reine Messersammeln eines dieser Hobbys, dem man einfach nachgehen kann indem man sich Messer kauft. Man braucht Geld, aber relativ wenig Zeit. Das ist bei vielen neueren Hobbys so. Ich vergleiche das immer mit dem Sammeln von Tastaturen und Tastenkappen - einem recht jungen Trend, der aber in den letzten 10 Jahren immer mehr Anhänger findet: Leute kaufen für viel Geld hochwertige Dinge, die eigentlich Jahre härtester Nutzung aushalten würden. Im Endeffekt benutzen sie die Dinge dann aber kaum, sondern machen nur ein paar Fotos und legen es dann weg oder verkaufen es weiter um das nächste Ding für ihre Sammlung zu kaufen.
    Ich glaube gerade bei Messern gibt es im Hintergrund vielleicht auch die mehr oder weniger unterbewusste Sehnsucht nach anderen Zeiten oder Orten.

  • Hobbies sind immer so eine Sache.
    Egal was es ist, wirklich egal was, immer gibt es einen im Umfeld der dagegen ist und einen der das cool findet.



    Ja Uhren gehören irgendwie auch zu einem Messer dazu.



    smoker lassen wir bitte das Thema Politik raus :D
    Hab grad selber paar Gedanken...... nee lassen wir das ;)


    Ist nun mal das was bei Frauen die Handtasche und Schuhe sind :D
    Auch wenn der eine oder andere hier mehr Taschen hat als manch eine Frau.


    Grüße
    Kostas

    „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,
    nicht mit schlechten.“


    George Bernard Shaw
    Irischer Schriftsteller

  • Habe d' Ehre.


    Ich möchte mal das Hobby generell auf Ausrüstung/Gear/Gadgets ausdehnen; wobei Messer/Tools etwas separat stehen.


    Obwohl der Begriff der "Tactical Community" eher jung ist, gab es wohl schon immer ein größeres Kollektiv an, eher Männern, die ein Interesse an diesen Gegenständen teilten.
    Sportschützen, Jäger, Hunde- und Pferdebesitzer/-sportler, Feuerwehr- und THW Angehörige, ... (Liste beliebig fortführbar, mit den aufgezählten habe ich aktiv oder passiv selbst zu tun); natürlich auch Soldaten, Polizisten, Zöllner und der private Sicherheitsbereich: mit einem "Schmaatz tun" , für Nicht-Bajuwaren also plauschen und fachsimpeln, über Messer/Tools, Stiefel (bin Bj. 82, da gabs Magnum Hitec oder wer Geld ausgeben wollte, die alten Adidas GSG9), Lampen,... läuft und lief man eigentlich immer offene Türen ein. Oft genug konnte und kann man neben dem reinen
    Bedarf auch eine gewisse Begeisterung raushören; redet man doch von Dingen die den Abenteurer und Selbstbehaupter tief drinnen in uns ansprechen.


    Eigene Gedanken zu Messern, Tools und artverwandten Schneidwaren:


    Im Laufe der Jahre, nicht zuletzt auch durchs TFDE selbstredend, haben sich mein Blick und auch die Vorlieben noch mal entwickelt; vor allem sieht man heute kritischer aber auch mit mehr Weitblick auf Messer. Stellvertrend in meiner persönlichen Entwicklung sei der HK Tanto Folder genannt; aus heutiger Sicht ein Fehlkauf, war man doch vor 15 Jahren ca. felsenfest davon überzeugt das es ein absoluter Kracher sei (warum und weshalb würde hier zu weit führen).


    Thema Budget: hier hat sich, ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, bei mir ein Mix etabliert. Im Bereich Multitools/SAK sollte man den bewährten Herstellern vertrauen und auch mal dreistellig investieren; während man bei einfachen Arbeitsmessern, sowohl klappbar als feststehend, auch deutlich unter 50 Euro sehr brauchbare Vertreter der jeweiligen Zunft findet.
    Ich benutze meine Messer immer wieder für untypische Aufgaben und schleife sie fast behelfsmäßig nach. Da würde mir ein teures Messer einfach leidtun.
    Beispiel im Nebenjob mal ne Türe oder Fenster aufhebeln, dann wieder nen Ast kappen der mich stört oder für n Hund zum werfen. Hultafors OK1. Bei Bedarf kurz über den Field Sharpener.
    Randnotiz: ich darf im Nebenjob beschriebene Tätigkeiten ausführen, ganz legitim und versichert :)
    Und da ich kein Handwerker bin der auf eine Fülle an Werkzeugen zurückgreifen kann, sondern mich zu Fuß dort bewege, brauche ich ein Messer das eben vieles leistet.


    Mich faszinieren gerade solche Klassiker wie Opinel oder auch das Glock Feldmesser, erstere sollen sogar in Französisch-Guyana gesichtet worden sein; letzteres ist dienstlich geliefert bei teilweise sogar prominenten Vertretern und war das erklärte Lieblingsmesser des jüngst verstorbenen Rüdiger Nehberg.


    Dank der wirklich großartigen Gemeinschaft hier im Forum kann man dann so viel weitere Einblicke gewinnen;
    Bark River, Messer aus dem Ostblock, Klassiker sämtlicher Coleur die längst nicht mehr erhältlich sind, auch etwas spezifisch-skurrile Messer wie das Browning Vanquish...
    Militär-und Behördenmesser mit tollen Hintergrundinfos dazu, dienstlich geliefert wie auch dezentral beschafft.
    ....
    Das hat alles gar nix und doch sehr viel miteinander zu tun. So wären die Eindrücke die auf mich in der jüngeren Vergangenheit so eingeprasselt sind zu schildern.
    Übrigens, kleiner Nebeneffekt: man kriegt meist auch viel an kulturhistorischem Wissen vermittelt.


    Gezeigt hat sich das manche Hersteller/Designer doch immer wieder für Überraschungen sorgen können, unsere Community aber auch Klassiker und vergangene oder exotische Messer wieder neu entdeckt.
    Für Außenstehende mag das gar nicht zu begreifen sein, welchen Umfang und gar Rattenschwanz (im positiven Sinne) das Thema Schneidwaren so bietet; da sind jetzt Lampen, Kleidung und Rucksäcke etc. noch kaum involviert.


    In diesem Sinne auch mal vielen Dank an Euch! :hatsoff:


    Beste Grüße

  • Wir haben kein seltsames Hobby.
    Über zig Generationen hinweg, über Jahrhunderte, waren solche Interessen völlig selbstverständlich, niemand hätte das "seltsam" gefunden.


    "Seltsam" ist vielmehr unsere hysterisch-neurotische und ideologisch verklärte Gesellschaft....und wer nicht selbst neurotisch-hysterisch ist, wirkt oft genug als williger Erfüllungsgehilfe zum Wohle der eigenen Karriere und aus Angst vor Ausgrenzung an JEDEM Blödsinn mit.

  • Vielen Dank für Eure Beiträge.


    Ja, wir nähern uns einer neuen Realität oder sind teilweise bereits darin angekommen.


    Das Zitat des Forumsphilosophen :"Über zig Generationen hinweg, über Jahrhunderte, waren solche Interessen völlig selbstverständlich, niemand hätte das "seltsam" gefunden."


    gilt nicht nur für Schneidwaren und deren Freunde.


    Dass Tastaturen gesammelt werden ist einerseits erstaunlich, andererseits, warum nicht ?

  • Und plötzlich ist die nächste Vitrine (oder wie bei mir der Koffer) voll. Leute, gebts zu, wir sind hier eigentlich eine semianonyme Suchtselbsthilfegruppe. Mit extrem hoher Rückfallquote (Insider sprechen vom Ka-Faktor).

    Die TF Sucht ist zu Ende!

  • Und plötzlich ist die nächste Vitrine (oder wie bei mir der Koffer) voll. Leute, gebts zu, wir sind hier eigentlich eine semianonyme Suchtselbsthilfegruppe. Mit extrem hoher Rückfallquote (Insider sprechen vom Ka-Faktor).



    Moin


    Werden Briefmarkensammler auch so Betitelt ??? Hmmmmmmmm :nocomment:


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • Gute philosophische Frage. Ist man lieber der nerdige Philatelist, der jeden Windhauch fürchtet? Dann doch besser mehr Messer. :thumbup:

    Die TF Sucht ist zu Ende!

    Einmal editiert, zuletzt von columbo ()

  • Ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finde: Dass es ein Fachwort für Briefmarkensammler gibt, oder das "columbo" es kennt...gibt es auch eins für Modelleisenbahner?
    Cheers :P

    Meine Bewertungen


    Du kannst es schon so machen, aber dann isses halt Kacke!
    "Dolor docet nos, sed timor nos commovet."

  • Vermutlich ist jedes Hobby für Außenstehende irgendwie merkwürdig. Insofern sind wir nicht bekloppter als Briefmarkensammler. Leider ist es aber mittlerweile in der Tat so, dass Nachbarn/Passanten sich beim Briefmarkensammler nichts denken, während die von aussen sichtbare Messersammlung oder das Reinigen der Luftdruckwaffe zu einem Anruf der besorgten Bürger bei der Polizei führen kann. :thumbdown:


    Natürlich kann man Messer, Taschenlampen und Uhren - im Gegensatz zu anderen Sammelobjekten - auch praktisch nutzen. Aber spätestens beim 100.Messer oder der 50. Taschenlampe tendiert der "Mehrwert" doch gegen Null.


    Woher insb. bei Männern die Faszination für Messer und taktische Ausrüstung herkommt, weiß ich nicht. Aber ich kann auch nicht erklären, warum Männer idR eher Actionfilme mögen und Frauen eher Liebesschnulzen...


    Fur mich persönlich ist beim Messersammeln ganz entscheidend, dass die Messer bei artgerechter Nutzung (also zum Schneiden und nicht zum Terrassenplatten hochhebeln :rolleyes: ) relativ wertbeständig sind. Wenn man sich ein neues Handy kauft, ist das ja nach spätestens 5 Jahren wertlos, weil es schon das übernächste Modell gibt und/oder es keine Updates für die Software mehr gibt.


    Ausserdem finde ich es sehr interessant, dass sich der persönliche Geschmack innerhalb von einigen Jahren komplett ändern kann. Während man anfags eher auf die Optik und den (möglichst günstigen) Preis schaut, kristallisieren sich später die persönlichen Vorlieben heraus und man investiert lieber mehr Geld in ein Messer als wenig in zwei - so war es zumindest bei mir. ;)


    Durch die persönlichen Vorlieben wird unser Hobby erst richtig interessant. Auch wenn wir alle auf Schneidwaren stehen, gibt es doch viele Messer, die einigen gar nicht und anderen dafür umso mehr gefallen - sei es wegen der Klingenstärke, der Form, dem verwendeten Stahl oder wegen persönlicher Zu-/Abneigung zum Hersteller.

    Einmal editiert, zuletzt von PzGrenOffz ()

  • BlackBull I aim to please. Nutzloses Wissen war schon immer hilfreich, um die Menschheit voranzubringen :D


    Ich habe bisher von keiner Höhlenmlerei gehört, in der Briefmarken zu sehen gewesen wären. Auch archäologische Funde verzeichnen spärlich das Auffinden von postalischen Markenmaterial (sind wshrscheinlich schnell weggerottet). Messer und Werkteug waren dagegen immer im Überfluss abgebildet und vorhanden. Sagt doch wohl alles. :thumbup:

    Die TF Sucht ist zu Ende!

    2 Mal editiert, zuletzt von columbo ()

  • Einige Beispiele für postalischen Service würde ich allerdings genau in diesem Zeitraum verorten....Bist Du sicher mit den Höhlenbildern?


    Eins ist übrigens putzig:
    Manche besonders Intellektuell-Kulturbeflissnen rümpfen ja die Nase über unser angeblich primitiv-atavistisches Hobby. Sie bekommen zwar wahre Anbetungs-Orgasmen bei irgendwelchen Inka-Masken (und blenden dabei gern aus, daß die liebend gern ihren Gefangenen lebend das Herz aus der Brust geschnitten haben und ihre Priester Umhänge aus der abgezogenen Haut ihrer Opfer getragen haben, aber die haben eben sooooo hübsche Sachen gemacht und gebaut.....) und sind in den Kunstsammlungen unserer früheren Herrscher ja sowas von zuhause (die die aufgrund der Ausbeutung ihrer Untertanen anlegen konnten, damit heute die selbstempfundenen Eliten so fein mit dem Champagnergläschen vor Ausstellungen posieren und vornehm-kunstwissendes Zeugs ablassen können....).
    Aber sie blenden dann gern aus, daß viele dieser anerkannt kunstsinnigen Landesherrn mit ebensolcher Begeisterung z.B. eben auch Prunkwaffen gesammelt haben, mit Entwürfen, die teils von großen Künstlern ihrer Zeit stammen, und in einer Ausführung, die kunsthandwerklich keiner Statue nachsteht....
    DAS ist dann auf einmal primitiv und atavistisch und verachtenswert....Nun ja...Filterblasen-Ideologie, aber leider die der meinungsmachenden Filterblasen.

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Gute philosophische Frage. Ist man lieber der nerdige Philatelist, der jeden Windhauch fürchtet? Dann doch besser mehr Messer. :thumbup:


    Dann sind wir ab sofort Culterkultisten.

    Wer seine Waffen zu Pflugscharen schmiedet, der wird für jene pflügen, die dies nicht getan haben.


    “We must reject the idea that every time a law’s broken, society is guilty rather than the lawbreaker. It is time to restore the American precept that each individual is accountable for his actions.” -- Ronald Reagan

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