"Aging" bzw. Leder-Patina erzeugen bei Fixed mit Lederscheibengriff

  • Hallo zusammen,


    ich habe mittlerweile doch recht viele Klingen mit stacked leather handles — und alle unterscheiden sich im Finish. Während z. B. das Bark River Boone ein recht glattes und sattes Lederfinish mit einer Art "Wax Buffing" zu haben scheint, ist z. B. der Ledergriff des Blackjack 125 eher hell und rau.


    Wie erzeugen die werten Mitforumiten hier Patina am Ledergriff? Ölen sollte man ja meines Wissens nicht zu sehr, da sich das Leder bei "zuviel des Guten" in Matsch verwandelt. Manche massieren nach Erwärmen SnoSeal ein, auch um für zusätzlichen Nässeschutz zu sorgen. Wieder andere wachsen den Griff und erzeugen durch Reibung mit einem Tuch Wärme, damit das Wachs einzieht.


    Die Eigenschaft des Nässeschutzes ist mir weniger wichtig. Eine schöne Patina ist gewünscht. Habe nur Bedenken, dass SnoSeal oder Wachs sich eklig anfühlen werden, wenn man das durch längeres Benutzen erwärmte Messer in der Hand hält.


    Ideen jemand? Und ja, die Methode "benutzen, benutzen, benutzen" ist mir klar. ;)


    Thanks

  • Ich hab bei Leder gute Erfahrung mit Ballistol gemacht. Vorwiegend bei den Bark River Scheiden verwendet, aber es sollte auch bei Griffen funktionieren. Dunkelt ziemlich und wenn man es nicht gleichmäßig aufsprüht sollte ein Patinaeffekt machbar sein. Ich würd es mal an Lederresten ausprobieren. :)

    Hoschferatu - Argentonaut - STANoholic - Spyderman

  • Ich nehme meinen Bienen einfach etwas Wachs weg, das bringe ich dann dick auf und föne es ein...geht auch mit nem Heissluftfön...nur, nicht zu warm stellen und etwas Obacht geben sonst verbrennt das Leder schnell...
    LG
    Norbert aka spunio

  • Wenns zu glatt und geschlosssen aussieht und eher "Used Look" gefragt ist: Tapfer einmal schlucken und mit nem Spülschwamm, rauhe Seite, mal drüber :)
    Und ich geb da auch mal Öl drauf, schnödes Pflanzenöl, nicht als Tauchbad, sondern mit nem getränkten Küchentuch draufgewischt. Weggematscht ist mir da noch nix.
    Und am besten natürlich: die Benutzung :)
    Geht nix über Fettfinger-Patina....

  • Hi, vielen Dank für euren Input. :thumbup:


    Das bislang Geschriebene ist mir bekannt, deshalb der Thread. ;)


    agentdan. Mit Ballistol habe ich auch einige Barkie-Scheiden behandelt. Das Leder dunkelt sofort stark nach, wird dann aber auch wieder heller, sobald der Geruch verflogen und die Soße eingezogen ist. Man braucht mehrere Durchgänge, um eine bleibende, dunkle Färbung zu erzielen. Pro Durchgang wird das Leder aber auch immer weicher. Bei Scheiden geht das ein stückweit, beim Griff möchte ich das nicht.


    spunio. Danke. Ist mir bekannt. Bienenwachs-Leder ist wunderbar konserviert, hat Nässeschutz und bekommt eine tolle Farbe. ABER, wenn man mit dem Messer länger arbeitet, wird das Wachs wieder viskos und hinterlässt einen schmierigen Film auf der Hand. Wie eingangs geschrieben...


    Micha M.. Die Öl-Experimente kenne ich alle aus der Panerai-Uhrenarband-Zeit. Pflanzenöl wird ranzig und mufft irgendwann. Am Handgelenk sicher schneller als am Messer in der Scheide, aber dennoch, das Öl verdirbt.


    Was geht, ist Kamelienöl. Das nehme ich nicht nur, um Karbohnstähle zu schützen, sondern auch für Leder. Aber ein schönes, glänzendes, glattes Finish bekommt man damit bei rauen Messergriffen auch nicht.


    Es sei denn, man haut ganz dick drauf. Dann erinnere ich aber an die Bark River Kunden, die das Waterproof Treatment bei Scheiden mitbestellt haben und sich dann gewundert haben, dass die Messergarage so schlabbrig war wie die Titten von Inge Meysel und die Nähte rechts und links hilferufend rausqollen wie Maden aus dem Speck.


    Dunkel, glatt, annähernd trocken im Handling ist das avisierte Ziel.


    Bei meinem Blackjack 124 bin ich da wo ich hin will. Durch Wachs, SnoSeal und Dauernutzen über Jahre.


    Der Griff fühlt sich an, als würde man die Dorfschönheit da anfassen, wo es sich anfühlt, als ob man ein Pferd füttert. Das muss doch auch artificial gehen...oder nicht? :huh:

  • Probier doch mal Ovatrol , das nehm ich immmer für Stiele von meinen Beilen Hämmern usw. her .
    Ist Ähnlich wie Leinölfirnis , bindet nur besser ab .
    MfG. NdG

  • Schau Dir mal "Fiebing's Oil Dye" an. Habe damit den Griff an meinem Ontario AFSK nachgedunkelt. Das funktioniert sehr gut und hält hervorragend.


    two is one - one is none

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  • Der Griff fühlt sich an, als würde man die Dorfschönheit da anfassen, wo es sich anfühlt, als ob man ein Pferd füttert. Das muss doch auch artificial gehen...oder nicht?

    Servus Hernandez,
    du hat mit mit diesem Spruch einen lauten Jauchzer vorgelockt. Ich habe zwar keine Lösung für dich, will mich aber für diesen Saug.... Spruch bei dir bedanken. Das Wochenende kann kommen.
    Danke, Bernd

    Es ist besser ein Messer zu viel als eins zu wenig zu haben.

  • Leinöl hört sich gut an, das dringt ein und verklebt an der Oberfläche, wo man es wegwischen kann, das sollte diesen Effekt von "old and used" (wenn ich auch bei der Begriffswahl Tränen lache) haben.
    Ich poliere die Griffe meist an der Polierscheibe, dann sehen sie aus, als wären sie bei dem Sturm auf -Höhe 13- mitgemacht.


    Persönlich halte ich von einölen nicht so viel, Öl zieht ein und löst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Verklebungen.


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

  • Moin


    Ich hab ja auch ein Fast noch "Jungfräuliches" Ka-Bar USN MK 1 ,ich werde den Griff Nicht Weiter Behandeln , Sondern es in Ruhe und Würde Alter Lassen .


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • Vielen lieben Dank @all. Ich glaube, wir kommen der Sache näher. Muss mich da erstmal in Richtung Leinöl, Fiebing's & Co. einlesen. Sagt mir bislang alles nichts.


    Großartiger Input. :thumbup:


    juchten: Mit was sind Deine Lederscheiben vorbehandelt, bevor Du beginnst zu polieren?

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  • ich kann leider nicht mit Geschichten von Wolfsgeifer und Bärenfett dienen, die Lederscheiben sind gar nicht behandelt. Vielmehr stellt sich die Frage, welches Leder man nimmt. Die besten Erfahrungen habe ich mit lohgarem (also in Eichenlohe gegerbtem) Sohlenleder gemacht.
    Was dafür zugerichtet wurde als Sohle von Schuhen zu halten, erschreckt nicht wenn es als Griff dienen soll, zudem dieses Leder schon eine, durch die Gerbung bedingte, braune Färbung hat.


    Das Leder wird in passende Scheiben geschnitten, das Loch für den Erl wird gebohrt, mit Locheisen ist es eine Plackerei.


    Verklebt wird mit Epoxyd, das heraustretende Epoxyd direkt mit Bioethanol wegwischen, Aceton geht auch, ist mir aber einen Tick zu chemisch, zudem in einer Schmiede mit offenem Feuer und Aceton zu arbeiten ist mir nicht recht.
    Verkleben kann man auch mit Holzleim, den kann man mit Wasser abwaschen, dazu würde ich tendieren.


    Wenn der Griff in Form geschliffen ist, dann fein schmirgeln, Schleifleinen ist besser als Bandschleifer, man kann garantiert keine Brandflecken im Leder bekommen.


    Jetzt kann man es polieren, mit braunem Polierwachs bekommt man eine schöne glatte Oberfläche und versiegelt das Leder.


    Steht keine Poliermaschine bereit, dann kann man entweder Lederfarbe oder Beize auftragen, danach mit 400er Schleifleinen schleifen und Lederfett auftragen.


    Falls man unbedingt diese Oberfläche haben möchte, die wie lackiert aussieht, dann Schellack, da fasst man später auch nicht nur Chemie an.


    Wenn das Messer regelmäßig in Gebrauch ist, dann fettet die Hand immer nach.


    Viele Grüße


    Roman

    panta rhei

    Einmal editiert, zuletzt von juchten ()

  • ...


    spunio. Danke. Ist mir bekannt. Bienenwachs-Leder ist wunderbar konserviert, hat Nässeschutz und bekommt eine tolle Farbe. ABER, wenn man mit dem Messer länger arbeitet, wird das Wachs wieder viskos und hinterlässt einen schmierigen Film auf der Hand. Wie eingangs geschrieben...


    Bist du sicher, dass du reines = natürliches Bienenwachs verwendet hast, oder eher das, was nur unter dem Namen verkauft wird? Natürliches Bienenwachs fängt wird erst über 40-45°C an, zu erweichen, schmiert ab ca. 50°C, schmilzt erst ab ca. 60°C. Das dürfte in einem Ledergriff, in den das Wachs mehr oder weniger tief eingezogen ist, nicht passieren. Das Wachs muss bis weit über 40°C formstabil sein, weil es sonst in den Bienenvölkern schon schmelzen würde, weil dort regulär 34,8°C herrschen, die in heißen Sommern auch überschritten werden können. Das nur am Rande, weil ich auch eher das Wachs aus meinen Bienenvölkern verwenden würde, als das zusammengepanschte Wachs aus dem Handel.


    Alternativ zum Schellack kann man auch Propolis als Grundierung nutzen. Man nennt es auch "Bienenkittharz", weil Bienen damit Fugen und Spalten auffüllen = verkitten, Höhlen abdichten und auch Schädlinge damit regelrecht festkleben und mumifizieren. Es enthält Baumharze und andere ätherische Bestandteile, ist desinfizierend, zu gewissen Teilen sogar zusammen mit Wachs als Emulsion nutzbar, da sich mitunter Wachs und Propolis als eine Masse "ernten" lassen.



    Nur ein Problem bringt es mit sich: es kann allergische Kontaktreaktionen verursachen, es wirkt unverarbeitet in Rohform wie ein Kontaktgift - eigene Erfahrung mit Rohpropolis. Da ich nicht weiß, ob die käufiche, aufbereitete Lösung auch noch so wirkt, wollte ich es als Warnhinweis gesagt haben. Seit ich das an den Händen hatte, bin ich damit vorsichtig und nutze es nur noch als Holzanstrich oder mit Wachs als Imprägnierung für grobes Holz. Ich habe es vor der allergischen Reaktion selbst an Leder verwendet und kann es von daher grundsätzlich als Alternative nennen, nur seit ich von Rohpropolis meine Hände mit Räucherschinkefinish live mumifizieren konnte, bin ich damit vorsichtiger. Das gilt speziell für Personen mit allergischen Hintergründen!
    Gruß Andreas

    Warst Du gerade auf einem Erbsenzählerseminar? Nein, dafür bin ich nicht zuständig, ich spalte ihre Haare!

  • Bist du sicher, dass du reines = natürliches Bienenwachs verwendet hast, oder eher das, was nur unter dem Namen verkauft wird?


    Nein, dafür kann ich meine Hand tatsächlich nicht ins Feuer legen. 100 % rein scheint es dann ja wohl nicht gewesen zu sein. Klasse Beitrag im Übrigen — wieder was gelernt.


    Vielen Dank juchten. Sehr zielführend und aufschlussreich. Wie immer bei Posts von Dir. :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von Hernandez ()

  • Gern geschehen :)


    Deine Beschreibung, wie sich das Wachs verhält oder verhalten hat, deutet darauf hin. Wenn du eine Imkerei in deiner Nähe kennst, oder von einer weißt, solltest du evtl. mal dort nach Deckel- oder hellem Bauwachs fragen. Seit dem Wachspanscher-Skandal vor drei Jahren sitzen viele Imker mit Recht auf dem Wachs ihrer Bienen, weil das wirklich sauber ist und problemlos wieder verwendet werden kann.


    Eine "handvoll helles Wachs" wirst du sicher bei jedem Imker zusätzlich zu einem dort gekauften Glas Honig bekommen können, wenn du den Sachverhalt beschreibst. Deckelwachs wird mit ca. 40€/kg gehandelt, mit ca. 50g kann man schon einige Lederstücke behandeln. Deckelwachs hat auch den Vorteil, so gut wie komplett pollenfrei zu sein, wodurch man ggf. Schimmelbildung umgehen kann. Man kann Wachs z.B. auch mit Leinöl, Rizinusöl und Glycerin selber zu einer Creme mischen, aber dann wird es wieder fettend bis ölig. Da müsste man ausprobieren, was einem selbst am Ehesten zusagt.


    Gruß Andreas

    Warst Du gerade auf einem Erbsenzählerseminar? Nein, dafür bin ich nicht zuständig, ich spalte ihre Haare!

  • Ich hole den Thread noch mal hoch. Anlass war einfach, dass mir der Lederscheibengriff beim Blackjack 125 zu blass und matt war.


    Um den Aging-Prozess künstlich zu forcieren habe ich mich letztlich für die @Idox-Methode mit Fiebing's entschieden. Dünn mit einem Fetzen Schwamm aufgetragen, trocknen lassen und mit einem hauchdünnen Film Resolene gefinisht. Zumindest mir gefällt das Ganze jetzt deutlich besser. :thumbup:





    Danke noch mal @ all für die rege Beteiligung und die vielen guten Tipps. :thumbup:

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