Hi Leute!
Wie versprochen, stelle ich hier nun u.a. unsere Artikel vor.
Da die meisten hier doch ein recht großes Interesse an Messern haben, fange ich mal mit dem Field Knife an:
Das Field Knife. Die Qual der Wahl…
Im folgenden Text geht es um die Hintergründe zum Fieldknife, dessen Designeinflüsse und Merkmale, sowie um die Geschichte von der Recherche bis hin zum fertigen Entwurf.
Das wohl mit Abstand aufwändigste Projekt bislang…
Ein Messer in der Mittelgröße mit ca 16 – 17 cm Klingenlänge und Eigenschaften, die es im Bereich Survivalmesser ansiedeln. Robust, universell…
In diesem Fall war die Anzahl der gezeichneten Entwürfe und anschließenden Dummies bislang am höchsten.
Vom ersten Konzeptentwurf bis zum ersten Proto verging über ein Jahr.
Was hat die Sache so schwierig gemacht? Es standen eine Menge Optionen offen.
Es fingt bereits damit an, „wie“ und im Grunde auch „wo“ das Messer gebaut wird.
Die klare Definition von Fieldknife, ist meiner Meinung nach, dass ein solches Messer günstig, äußerst stabil und "Wartungsarm" sein muss.
Siehe KM 2000, KaBar, Mora oder andere Messer dieser Bauart, die an die Streitkräfte ausgegeben werden.
Die wirkliche Funktion, Ergonomie und persönliche Präferenzen spielen da eine geringere Rolle, als die Sicherheit und eine leichte Möglichkeit die Messer schnell zu beschaffen und/oder günstig zu tauschen.
In dem Preisbereich, in dem sich meine bisherigen Modelle bewegt haben, liegt man meiner Meinung nach bereits am oberen Ende des technisch sinnvollen.
Vieles was darüber hinausgeht, ist Veredelung und keine technische Raffinesse mehr.
Ein Messer zu bauen, dass die zuletzt genannten Bedingungen erfüllt wäre in meinem Fall nicht machbar gewesen.
Für sowas müssen ein Auftrag, eine hohe Stückzahl und ein für meinen Geschmack entsprechend liebloses Konzept her.
Entsprechende Hersteller sind nicht mein Ding und dazu kommt dann noch die Tatsache, dass ich letzten Endes nicht von meinem Credo abrücken wollte, dass ich das Messer ausschließlich für mich entwerfe und keinen Gedanken daran verschwende, wie man es Verkaufsfähiger hinbekommt. In diesem Falle ein gravierender Punkt.
Nun ging die Überlegung dahin, ob man nicht einen High End Stahl mit einer unzerstörbaren Beschichtung nutzt und diesen Prügel dann bei überstehendem Full Tang mit ein paar Micarta Platten beplankt.
Die ersten Entwürfe gingen genau in diese Richtung und es gefiel. Ich bin zwar mittlerweile bekennender Liebhaber und Nutzer klassischer Messerkonstruktionen, jedoch finde ich eine Vielzahl der taktischen Messer von Reeve, Strider, Spartan und co. in Form und Vollendung hervorragend.
Mir war also klar, dass das was da kommt niemals ein Fieldknife im modernen Sinne sein wird, eher noch wie damals die Randall Model 1 - ein hochpreisiges Messer, das wir uns als Enthusiasten leisten und auch gerne nutzen.
Den realen Einsatz als Fieldknife wird es vielleicht bei einigen an entsprechender Stelle sicherlich erleben, aber sicherlich sieht die Konzeption von einer Massenfertigung ab.
Stabilität und praktischer Nutzen stehen bei der Entwicklung absolut im Vordergrund und es ist mir bei der Sache das Wichtigste, dass man sich auf das Tool verlassen kann. In diesem Falle halt auch als Soldat im Feld.
In vielen Stunden des Planens und Überlegens, wie und wo man das besagte Konzept umsetzt, gingen mir zwei Dinge nicht aus dem Kopf: Einerseits, das äußerst beliebte Bridger, welches mit seiner Nadelfeinen Spitze seinen Dienst als Einsatzmesser auf diversen Kontinenten in unterschiedlichen Behörden mit Bravour geleistet hat und andererseits die Suche nach einer Lösung in der Umsetzung: Klassisch wie ein Ka Bar oder Randall, wie sie teils heute noch als Fieldknife Verwendung finden oder aber modern mit Micarta oder Wicklung…
Was folgte war nun die Anschaffung von Lektüre. Ich hab mich in das Thema vertieft und gefragt, was denn so in der jüngeren Vergangenheit Verwendung fand.
Vom 2.Weltkrieg bis hin zu Vietnam findet man immer die gesamte Bandbreite: Vom Leder KaBar, über klassische Dagger mit Stahlgriff - teils samt Schlagring. Es gibt verkürzte Bayonette, Grabendolche mit Holzgriff und insbesondere in der Vietnam Ära vermehrt Griffwicklungen aus Paracord oder Nylonschnur. Es gibt billigste Standardmodelle, bis hin zu einer Vielzahl an Handmades, die damals sicherlich nicht günstiger waren als heute.
James Williams ging bei einer Schulung mal auf das Thema ein, dass man von denen lernen sollte, die ihre Messer pausenlos benutzt haben und dass irgendwelche Neumodischen Ideen kaum eine evolutionäre Gestaltung einholen können. Genauso hat auch Anton Lennartz zu seinen Entwürfen immer wieder historische Erläuterungen griffbereit, die sich jederzeit in der Praxis bewahrheiten.
Bei all den unterschiedlichen Klingenformen und Griffarten haben die Messer aus dem genannten Zeitraum vor allem eines gemeinsam: Eine stattliche Größe. Betrachtet man z.B. die Messer, die Bo Randall für Soldaten während des 2. Weltkriegs herstellte, so findet man da in der Regel 7“ (17,8cm) Klingen.
Aus dieser Recherche wurde für mich eine gewisse Entwicklung ersichtlich:
Die aus den großen Seitengewehren in Richtung Trench Knives entstandenen M1 Bayonette und Dagger, sowie eine Vielzahl verschiedener Messer dieses Typs von Gerber und EK entwickelten sich in eine Richtung und wurden immer raffinierter. Die Fairbaine – Sykes Variante des V42 und die daraus folgende Variante Fairbains Schülers – Col. Applegate haben sich bis hin zu den Varianten von Spartan, Les George, Strider, etc. bis in die Moderne gehalten.
Besonders bemerkenswert finde ich, dass Entwürfe nach diesem Urbild immer wieder Preise auf der Bladeshow abräumen. U.a. 1996 in Form eines Folders von Gerber nach Entwurf von Bill Harsey im Applegate Stil und zuletzt in Form der V42 interpretation der Les George – Spartan Blades Colaboration.
In eine andere Gruppe würde ich die M3 Messer Bajonette als Abkömmlinge, bzw. Ersatz der Fairbain Dagger betrachten, die meiner Meinung nach in einer Gruppe mit den Camillus Mk2 – später KaBar als Urvater vieler Moderner Einsatz- oder auch Outdoormesser ihre Spuren hinterließen. Das M3 ging evolutionär noch als M4, M5, M6 und M7 weitere Wege. Über die SOG und Al Mar Varianten hinweg ist aktuell ein Remake des klassischen KaBar von Claude Bouchonville ein brandheißes Eisen. Aber auch in modernem Gewand sieht man Messer diesen Typs immer wieder. Bestandteil sind dann ein konturierter Griff, ca. 7“ Klingenlänge und eine Clip Point Spitze. Das KaBar wird nach wie vor mit nur wenigen Änderungen gebaut und erfreut sich vieler zufriedener User. Erwähnenswert ist hier sicherlich auch das Soviet Nr 43 der russischen Armee. Diese Messer haben ihren Hauptzweck nicht mehr als reine Waffe, sondern bedienen auch weitere Arbeitsfelder.
Als letzten Zweig würde ich persönliche Umbauten, Custom Messer oder in das Feld mitgenommene Wildnis- und Jagdmesser bezeichnen. Diese sind im Grunde somit schließlich auch „Fieldknives“. Besonders auffällig ist dabei, dass bei diesen fast immer das obere Parierelement fehlt. Seien es die „Native Handmades“ aus Vietnam, die als Kurzmachete durchgehen und mit Holzschalen in Stoffsheaths geführt wurden oder die K98 Bajonette, die oftmals gekürzt und single edged als Arbeitsmesser herhalten mussten. Einige USN Messer aus den USA, die dem KaBar sehr ähnlich sind, findet man ohne oberen Parierschutz. Diese Messer waren ehr darauf getrimmt Arbeitstiere zu sein. Teils wurden die reinen Fighter Eigenschaften zu Gunsten besserer Tauglichkeit als Arbeitsmesser entfernt (Spitz- lange Klingen abgerundet verkürzt, obere Parierelemente entfernt).
Nicht unerwähnt seien in diesem Zusammenhang die vielen kleinen Klappmesser, die ebenfalls eine Vielzahl an Aufgaben erfüllten. Oftmals wurde beides mitgeführt. Die Geschichte des Mercator „Black Cat“ ist dabei meiner Meinung nach besonders erwähnenswert.
Ende vom Lied:
Dieses Fieldknife wird sicher nirgends als Grundausstattung zum Koppel ausgehändigt. Nein – es ist ein Fieldknife, welches privat angeschafft wird, da es schlicht zu teuer sein wird, als dass es in Massen daher kommt. Es soll Geschichte in sich tragen und neue Geschichten mit seinem Besitzer sammeln. Edel genug für die Jagd, robust genug für den Nutzen als Outdoormesser. Es hat die Eigenschaften als Werkzeug herzuhalten, während es die Eleganz haben soll vererbt zu werden.
Nach der guten Erfahrung mit dem Griff des Behring WW2 Drop Point und der unwahrscheinlich großen Bandbreite an Messern mit einer solchen Griffkonstruktion, war dies meine erste Wahl. Auch wenn meine Recherche ergab, dass Griffwicklungen immer wieder an Messern diesen Typs zu finden waren und meine Erfahrung mit Strider und Behring Pro Lt Modellen durchaus positiv war, ollte es bei einer Bauart bleiben.
(...)