Ranger Training Namibia

  • Hallo Leute!


    Es gibt momentan viele Nachfragen bezüglich dem Ranger Training, welches über WI-Outdoor angeboten wird.
    Um einen Einblick zu gewähren möchte ich euch einen Tagebuch Ähnlichen Abriss des Basic Kurses nicht vorenthalten.


    Viel Spaß mit den Bildern und Impressionen.
    Sollte jemand Interesse an dem Kurs haben, so findet man hier alle Einzelheiten. Momentan sind noch 3 Plätze für den Kurs im Herbst frei (der natürlich nur mit Aufhebung der amtlichen Reisewarnung und unter Berücksichtigung der Corona Umstände stattfinden wird).





    Ranger Training Ondjou Day One:
    Nach der Ankunft am Airport in Windhoek wurden wir von unserem Host und Instructor Marco Grünert bereits in der Empfangshalle des Airports begrüßt.
    Nachdem die Koffer und das Gepäck verladen waren, ging es nach einer kurzen Fahrt samt Erklärungen zur Stadt (in den Safari Aufbau, bzw. in das andere Fahrzeug per Walkie Talkie) erstmal nach Klein Windhoek zu einer Tankstelle, an der sich die Teilnehmer nochmal mit Erfrischungen und Snacks versorgen konnten.
    Für viele war dies der erste Kontakt mit dem Links-Verkehr. Insbesondere für die Teilnehmer ohne Fernreise-Erfahrung, war bereits der Shop der Tankstelle aufgrund landestypischer Produkte und einer Fremdwährung interessant.
    Marco erklärte uns vor der Abfahrt auf einer Karte kurz die Route.
    Nun ging es auf eine landeskundliche Tour durch das zentrale namibianische Hochland bis hinauf in die Kunene-Region im nordwestlichen Namibia.
    Dabei durchquerten wird Okahandja, Outjo und Otjiwarongo, Orte, die wie kleine Inseln in der Weite der Busch - Savanne liegen.
    Während dieser Fahrt gab es bereits reichhaltige Informationen zum Land und es wurde auf viele naturkundliche Details aufmerksam gemacht.
    Bei zwei Stops wurde uns die Geographie erklärt und natürlich kamen geballte Informationen zu den bis dort erschienenen Wildtieren auf den Plan. Unter anderem waren
    Termitenhügel, Warzenschweine und Paviane zu sehen.


    50km vor unserem Ziel – dem Ondjou Wilderness Reserve – gab es einen letzten Tankstop im Dorf Kamanjab.
    Ab hier ist Ondjou nur auf einer ungeteerten Piste und danach für 17km über harte Offroad-Fahrwege erreichbar, welche ohne Geländewagen nicht mehr befahrbar sind.
    Einige genossen auf dieser Fahrt zum ersten mal Freiheiten, wie sie bei uns in Deutschland unüblich sind. Das Fahren auf der Pritsche und dem Safari-Gepäckträger der beiden Geländewagen durch die Wildnis zauberte ein dauerhaftes Lächeln auf die Gesichter der Teilnehmer.
    Irgendwann öffnete sich vor uns dann das Tor des Ondjou Wilderness Reserves.
    Eine Weile später trafen wir dann an der Unterkunft ein: Dem Ondjou Guesthouse. Das wunderschöne und liebevoll eingerichtete Gebäude verfügt über 4 Doppelzimmer mit Dusche und WC, sowie über einen Gebäudeteil mit einem Doppel- und zwei Einzelzimmern, zu denen ein Bad mit Dusche und WC gehört.
    Nachdem die Leute auf die Zimmer verteilt waren, trafen wir uns auf der Terrasse, hinter der die Innen-Veranda liegt, die die meiste Zeit des Jahres als Essbereich dient. Hier wurde uns zum Einstand ein köstliches Abendessen mit Oryx-Fleisch serviert.
    Im Anschluss gab es noch ein Bier am Lagerfeuer auf der Terrasse mit Blick in die Weite der unberührten Landschaft oder wahlweise in den Sternenhimmel, der von nun an aufgrund des abnehmenden Mondes von Tag zu Tag intensiver werden sollte.
    Unser Fazit:
    Besser kann ein Anreisetag nicht sein. Marco versteht es genau seine Gäste trotz der langen Fahrt nach dem Flug zu entschleunigen. Die Vorfreude auf die folgenden Tage wächst mit jeder Minute in seiner Obhut. Fundierte Informationen und Hilfe, sowie Tips in jeder Lage geben einem absolute Sicherheit und lassen einem sämtliche kleine Erlebnisse genießen.

  • Ranger Training Ondjou Day Two
    Wild Nature Expert: Eco System, Zoology, Botany, Geology


    Nach dem langen Flug und der Flut an Eindrücken am Anreisetag, hatten alle sehr gut geschlafen.
    Das Frühstück zum Sonnenaufgang war sehr gut und so ging es frisch gestärkt zum ersten Progammpunkt.


    Mit dem Geländefahrzeug fuhren wir ein Stück raus in die Savanne.


    Nun ging es zu Fuß weiter. Hier wurden die ersten Grundlagen zum Verhalten in der afrikanischen Wildnis erklärt.
    Welche Formation nimmt die Gruppe ein, welches Sichtfeld nutzt man und in welchem Tempo bewegt man sich? Essentiell für ein sicheres Dasein!


    Grundlage der Ranger-Arbeit, des Outdoor-Lebens und des Survival ist die Kenntnis der Natur und Wildnis - und dies sollte an diesem Vormittag Thema sein.
    Unterwegs wurden der Gruppe wichtige Einzelheiten zur Tier- und Pflanzenwelt gezeigt und die daraus resultierenden (über-)lebenswichtigen Elemente.
    Felsformationen und deren Entstehung waren Thema und als besonderes Highlight bekamen wir echte, Jahrtausende alte Felszeichnungen der frühen Krieger, Jäger & Sammler zu sehen. Für Marco sind diese Felsmalereien eine spirituelle Grundlage für seine Wilderness Academy im Ondjou Wilderness Reserve.
    Die Kleidung hatte dabei auch zum ersten Mal Kontakt mit der Hakendornakazie (Acacia mellifera), deren immense Wichtigkeit für das Survival in den nächsten Tagen noch deutlich werden sollte. Bezüglich der Botanik lag das Hauptaugenmerk jedoch auf dem Mopane-Baum (Colophospermum mopane), dessen Eigenschaften bereits in den kommenden Stunden die Messerklingen warm laufen lassen sollten.


    Grablöcher des Erdferkels, welches auch wir von nun an Aardvark (Orycteropus afer) nannten, können einem zwar das Fahrzeug zerstören, jedoch auch dienliche Hinweise zu Wasser- oder Insektenvorkommen geben. Die Löcher des Aardvarks müssen auf Spuren untersucht werden, bevor man sie genauer untersucht – gerne haben auch Schlangen dort ihren Unterschlupf.


    Das „Quaken: der Barking Geckos (Ptenopus ssp – vermutlich carpi occurs) signalisieren uns in der Nacht, dass alles OK ist. Wenn sie verstummen, ist Aufmerksamkeit anzuraten.


    Nach der Exkursion ging es zur täglichen Mittagspause, in der uns wieder ein köstliches Essen bereitet wurde.


    Am frühen Nachmittag ging es dann wieder raus. Nach Sichtung/Sicherung des Geländes waren alle dazu angehalten, sich einen etwa Schulter hohen Mopane Stock zu schlagen und zu schnitzen, an dem ein Seitenast als Zughaken vorhanden bleiben sollte.
    Dieser Stock sollte die kommenden zwei Wochen absolut substanzielles Tool sein. Wir lernten, wie wir mit Mopane-Rinde Schnüre herstellen und damit auch den Fanghaken am Stock einbinden können – eine der vielen nützlichen Dinge, die der Mopane uns gibt.
    Auch hier gab es immer wieder Hilfe und Tips von Marco, der natürlich auch mit Anekdoten und Informationen zum Thema nicht geizte.


    Am Abend wurde auf der Terrasse wieder das obligatorische Lagerfeuer aus getrocknetem Mopane- Holz gezündet und nun wussten wir welches Holz so gut riecht.


    Das Abendessen wird - trotz vorhandenem Gasherd der Küche - im Freien auf Feuertöpfen und Kohlen zubereitet – die Köchinnen vom Stamme der Damara verstehen dieses Handwerk sehr gut!
    Die Nudeln mit Thunfisch waren köstlich und selbst an Nachtisch mangelt es hier nicht.
    Mit Bier oder Weisswein begaben sich nun alle wieder in halbe Rückenlage um den Sternenhimmel zu sehen.
    Atemberaubend schön, so wie der ganze erste Tag in Savanne.

  • Ranger Training Ondjou Day Three (nicht mehr im Standard Programm enthalten, sondern nur gegen Erwerb der Decke des Rinds)
    Food Shortage Survival-Hunting; Carcass Processing; Carcass utilization (z.B. Hautverarbeitung, Gerätherstellung etc); Meat preservation.


    Einer der Gründe, warum Marco und Ich recht schnell aufeinander aufmerksam geworden sind, ist das Credo, sich bezüglich dem Thema Survival an der Realität zu bedienen.
    Bushcraft- Elemente sind geil, machen Spaß und ich betreibe dies gerne, jedoch ist das Thema Survival ein anderes.
    An diesem Tag ging es um die Nahrung. Auch hier gilt ganz klar der Fakt, dass insbesondere in einer langanhaltenden Notsituation kein Weg an tierischer Nahrung vorbeiführt.


    2018-2019 herrschte in Namibia eine gnadenlose Dürre. Auf Ondjou sorgen mehrere Solarpumpen dafür, dass die Wasserstellen nicht austrocknen, jedoch ist das schwindende Nahrungsangebot (Gras !) ein immenses Problem und so muss u.a. der Bestand an Nguni-Rindern reguliert werden.
    Dies bedeutet, dass gezielt in die Herden eingegriffen wird, so dass Kühe ihre Kälber durchbringen können und starke Bullen bestehen bleiben, während schwächere Tiere, welche die Dürre nicht überstehen werden, herausgenommen werden und so mehr Nahrung für die anderen bleibt.
    Vier Leute aus der Gruppe haben im Vorfeld ein Fell dieser beeindruckenden Tiere gekauft. Die Tiere wurden ausschließlich von Leuten mit Jagdschein erlegt und von unserer Truppe unter Wildnisbedingungen geschlachtet.
    Wir hatten es nun also mit insgesamt 5 großen Nguni Rindern zu tun, die in der Savanne verarbeitet werden mussten.
    Ich begab mich mit einem Teil der Gruppe an die Arbeit und nach deutscher Jäger-Manier arbeiteten wir recht vorsichtig, aber mit ordentlichem Vorankommen. Decke abziehen, Haupt entfernen, Bauchdecke öffnen, Schlund knoten, Schloss öffnen und alles sauber und ordentlich aus dem Tier entfernen. Bei 800 kg Gewicht unter der Sonne eine schweisstreibende Arbeit.


    Als wir fertig waren, gingen wir zum Rest der Gruppe, die von Marco und seinen Mitarbeitern vom Stamm der Damara unterstützt wurden. Präzise Schnitte mit weitaus größerem Krafteinsatz waren von den Namibianern zu sehen und die Tiere wurden sehr rasch komplett zerlegt.
    Mir wurde nochmals bewusst, dass ich mich hier in einer anderen Welt befand. Jeder der Schnitte, die dort zu sehen waren, hätten selbst eine starke Hirschdecke ruiniert, bei den Ngunis war es aber genau die richtige Arbeitsweise.
    Zum Schluss trennte einer der Mitarbeiter Marcos dann die Rippen neben der Wirbelsäule mit präzisen Machetenhieben heraus. Es war mir ein Fest bei so etwas zuschauen zu dürfen und mir wurde klar, dass es bei unserem Bullen noch eine Menge Arbeit sein würde, die Reste des Bindegewebes aus der Decke zu holen. Dies erledigten die Namibianer bereits beim Skinnen.
    Auch interessant: Es kommt zu so gut wie keiner Geruchsbildung und es waren keinerlei Insekten um uns rum. Das kenne ich bei diesen Temperaturen in unseren Breiten gänzlich anders.
    Nachdem die Tiere per Pickup abtransportiert waren, ging es zur Siesta zurück ins Gästehaus.
    Dort wurden dann die Klingen gewetzt.
    Am Nachmittag reinigten wir die Decken. Insbesondere der große Bulle war nun natürlich aufwändiger, als die von den Namibianern geskinnten Häute.
    Was dann noch folgte war die Herstellung von Biltong. Diese Art von Trockenfleisch ist in Namibia allgegenwärtig und auch bei Marco als dauerhaft haltbare Outdoornahrung genauso beliebt wie bei mir und anderen lang erfahrenen Outdoorern wie Anton Lennartz.
    Maria Auxamub, die Damara-Chef-Köchin von Ondjou, erklärte uns das Ausbeinen der schweren Keulen und Schultern. Auch hier sah man wiedermal eine Präzision, die im Grunde nur dann möglich ist, wenn nichts als Erfahrung dahinter steckt. Das Fleisch wurde nun in Streifen geschnitten, die dann für eine Nacht in eine Essig-Salz-Wasser-Mischung eingelegt wurden.
    Am nächsten Tag wurde das Fleisch nochmal nachgewürzt und zum Trocknen in das Fleischhaus gehängt.
    Kleinigkeiten sind es manchmal, welche die Dinge schöner machen. So hatte einer der Mitarbeiter von Marco vorab mal eben aus Draht die Haken geschnitten und gebogen, an denen das Fleisch nun zu hängen kam.
    Bei allem Komfort im und um das Ondjou-Gästehaus merkt man immer wieder, dass man hier wirklich draußen in der Wildnis ist und kein Baumarkt an der nächsten Ecke steht &WCF_AMPERSAND😉

  • Ranger Training Ondjou Day Four
    Dangerous Animal Survival
    Tag 4 stand ganz im Zeichen des „Jaw + Claw Survival Scouting“, also dem rechtzeitigen Erkennen und daraus resultierend, dem richtigem Verhalten bei Begegnungen mit potentiell gefährlichen Tieren, die entweder permanent oder zeitweise im Ondjou Wilderness Reserve vorkommen.
    Dabei handelt es sich vor allem um Elefanten, Leoparden, Hyänen, Löwen, Nguni-Wildrinder, Giftschlangen und Skorpione, aber auch tollwütige Schakale und Paviane können potentiell gefährlich sein.
    Es ist allgemein bekannt, dass Wildtiere, vor allem in Afrika, eine Gefahrenquelle für jeden sind, der sich in der Wildnis bewegt oder campiert. Deshalb finden Safaris meist in (relativ) sicheren Fahrzeugen statt. Jedoch hört man immer wieder neue Geschichten von Touristen, die es eiskalt erwischt hat. Sei es durch Raubtiere, Schlangen, große Huftiere oder Dickhäuter.


    Nicht nur in Afrika, sondern weltweit ist die Anopheles Stechmücke der Killer Nr.1 im Tierreich. Diese überträgt die Infektionskrankheit Malaria. Die WHO registrierte 2016 etwa 5 Millionen Fälle und daraus 445000 Todesopfer. Etwa 80% davon in Afrika. Im Basic-Kurs, an dem wir teilnahmen, wurde diese Problematik nicht tiefgreifend thematisiert, da das Ondjou Wilderness Reserve Malaria-frei ist. Prävention anhand von Lagerplatzwahl, Shelterbau bis hin zu „primitiven Methoden“ sind Themen, die über den Standard (Medikamente, Insektenschutz, Bekleidung, etc.) hinaus im Fortgeschrittenen Kurs unterrichtet werden.


    Dagegen ist das Thema Giftschlagen auch in der Ondjou-Trainingsregion von hoher Relevanz. Die WHO warnt sogar aktuell davor, diese Problematik nicht zu unterschätzen. Etwa 2,7 Millionen Menschen werden jedes Jahr gebissen und ca. 138000 Menschen sterben an dem Biss. Über 400000 behalten bleibende Schäden davon. Bei einem Vortrag im professionellen Lecture Room veranschaulichte Marco die lokale Situation vor Ort zunächst anhand von eigenen Bildern via Beamer und einem sachkundigen Vortrag.
    Die tödlichste Schlange Afrikas ist nicht zugleich die aggressivste oder giftigste. Es handelt sich um die Puffotter (Bitis arietans). Die Tiere bewegen sich verhältnismäßig langsam und werden nur etwa einen Meter lang. Kommt man ihr zu Nahe, so sendet das Tier ein hörbares Warnsignal (daher auch der Name) aus. Diese Viper verlässt sich auf ihre Tarnung und macht keine großen Anstalten zur Flucht. Entgegen der Klapperschlangen ist ihr Warnsignal auch nicht so laut und es passiert häufig, dass Menschen den Tieren zu Nahe kommen oder gar drauf treten. Das Hantieren in Laub, Hohlräumen der Erde oder in Baumstämmen, sowie unter Steinen ist entsprechend tückisch. Spätestens jetzt dürfte jedem klar geworden sein, warum uns Marco schon am ersten Tag einen Mopane-Wanderstock herstellen ließ. Dieser dient als verlängerter Arm, um im Busch sicherer vor Schlangen zu sein. Das Gift der Puffotter wirkt gewebezerstörend und hämotoxisch. Unbehandelte Bisse führen in der Regel zum Tode.


    Desweiteren in Namibia und auch auf Ondjou heimisch ist die Zebraschlange / Zebra-Cobra (Naja nigricincta). Diese Giftnatter macht bei Annäherung deutlich auf sich aufmerksam: Ihrer Gattung typisch, richtet sie den Kopf und einen Teil des Körpers auf und spreizt dabei den Hals, während laute Zischlaute die Drohung nochmals deutlich machen. Außerdem ist diese Schlange im Stande einen Giftstrahl über Strecken von 2 bis 3 Metern zielgenau in Richtung der Augen des vermeintlichen Feindes zu spritzen. Dies führt im Extremfall zum Erblinden. Ein Biss dieser Tiere kann insbesondere abseits jeglicher Hilfe schnell den Tod zu Folge haben. Bei dem Gift handelt es sich um eine Mischung aus neurotoxischen und gewebezerstörenden Bestandteilen. Die Tiere haben ihren Namen aufgrund ihrer schwarz - weissen Streifung.
    Eine weitere Kobra, die in Nord-Namibia und damit auch auf Ondjou vokommt ist die Angola-Cobra (Naja anchietae). Diese Tiere können in Ausnahmefällen bis zu 2 m lang werden und auch ihr Gift besteht aus einem Neurotoxin, sowie einem Cardiotoxin.
    Auch die Boomslang (Dispholidus typus), eine meist in Büschen und Bäumen lebende Giftschlange, kommt vor. Die Prävention besteht also nicht nur den Boden scharf im Auge zu behalten, sondern auch die Vegetation.


    Die schwarze Mamba (Dendroaspis polylepis) gilt allgemein als die gefährlichste Schlange der Welt und auch sie kann sehr gut klettern. Ihre Größe (bis zu 4 Meter lang), enorme Schnelligkeit und dazu ein hochpotentes neurotoxisch wirkendes Gift sind eine Kombination, der man unbedingt aus dem Weg gehen muss. Auf Ondjou leben diese Schlangen vor allem in den Felsregionen, wo sie den dort lebenden Klippschliefern (Procavia capensis) nachstellen. Diese Schlangen flüchten zwar in der Regel, werden sie jedoch in die Ecke gedrängt oder überrascht gelten sie als besonders aggressiv und beissen sogar mehrfach zu.


    Marco erklärte entsprechende Verhaltensweisen, um eine Konfrontation mit Giftschlangen zu vermeiden. Er hebt dabei immer wieder die Bedeutung von gutem „Jaw +Claw Scouting“ hervor, also der intensiven Nutzung aller Sinne und das richtige Scannen der Wildnis beim Bewegen im Busch. Insbesondere in Felsregionen ist Vorsicht geboten. Hier finden Schlangen Unterschlupf, Nahrung und Wasser, sowie exponierte Stellen um sich in der Sonne zu wärmen.


    In diesem Zusammenhang wurden auch die Skorpione genannt. In Namibia ist u.a. der Parabuthus villosus heimisch. Auch hier kommt es insbesondere aufgrund von Fehlverhalten jährlich zu sehr vielen Stichen. Insbesondere bei Unfällen mit älteren, geschwächten Menschen und Kindern kann ein solcher Stich tödlich enden, mit bis zu 5000 Toten pro Jahr. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Auch hier gab es entsprechende Bilder und dazu die passenden Anweisungen, wie man sich (relativ einfach) schützen kann.


    Auch wenn Elefanten (Loxodonta africana) jährlich „nur“ etwa 500 Menschen töten, so sind dies immernoch 497 Menschen mehr als beispielsweise der Grizzly in Nordamerika.
    Eine Vielzahl an Berichten bezüglich unliebsamer Kontakte zwischen Touristen und Elefanten lässt sich dazu finden. Aber vor allem die lokale Bevölkerung gerät immer wieder mit den Tieren in Konflikt und es kommt zu Toten. Auch in der Nachbarschaft des Ondjou Wilderness Reserves gab es schon einige Todesfälle, ausgelöst durch Elefanten, die hier und im gesamten Nordwest-Namibia umherstreifen.
    In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Projekt aufmerksam machen, dass Marco ins Leben gerufen hat und in dem er als Projektleiter tätig ist. Es wird unter anderem versucht das Konfliktpotential zwischen Mensch und Elefant zu minimieren: https://www.living-with-elephants.com/


    Elefanten werden ähnlich wie der Bär oftmals romantisiert. Jedoch hatten wir in Etosha selber die Gelegenheit zu sehen, was passiert, wenn Elefanten an eine Wasserstelle kommen. Sämtliche anderen Tiere verlassen diese. Selbst Vögel machen sich aus dem Staub, während andere Tiere, die dazu kommen, innehalten und warten. Diese „sanften Riesen“ wiegen bis zu 6 Tonnen und werden über 3,50m hoch. Kommt man ihnen zu Nahe und missachtet man ihre Drohgebärden, so kann man noch höchstens hoch auf Felsen oder im Berg Schutz finden (sofern verfügbar). Alles andere stellt kein Hindernis dar. Weder Bäume, noch Fahrzeuge oder normale Behausungen.
    Marco gilt im Land als Experte auf dem Gebiet der Elefanten und es war äußerst interessant die diversen Verhaltensweisen der Tiere vermittelt zu bekommen. Das „Jaw+Claw Scouting“ ist Grundstein um Eskalationen mit Elefanten zu vermeiden. Dazu gehört die entsprechende Kenntnis der typischen Warnsignale der Tiere.

  • Musste den Text aufgrund der Länge teilen - hier der Rest von Tag 4:


    Neben den Elefanten sind auch Löwen (Panthera leo) immer wieder auf Ondjou unterwegs. Der König der Tiere verursacht jährlich circa 300 Tote. Jedoch tut er dies nicht aus Mordlust. Marco hat Löwen schon häufig Auge in Auge gegenüber gestanden und so war es ein großes Anliegen der Gruppe zu vermitteln, dass die Tiere im Normalfall Respekt gegenüber dem Menschen haben und selber eine Konfrontation vermeiden wollen. Auch hier trifft der Begriff „Jaw+Claw Scouting“ wieder ins Schwarze, da die Toleranzdistanz nicht unterschritten werden sollte.
    Nicht zuletzt aufgrund des Filmes „Der Geist und die Dunkelheit“ war das Thema „Maneater - Menschenfresser“ kurz Thema. In diesem Fall gelten gänzlich andere Regeln.


    Wir haben Marco, der als Ranger schon von Berufswegen ein überzeugter Tierfreund ist, als unsentimental bezüglich der Realität in der Wildnis kennen gelernt. Ein Zitat zu dem Thema:
    „Ich würde mich schämen, wenn ich aufgrund eines eigenen Fehlers ein Tier im Angriff erschießen müsste – sogar um mein Leben zu retten. Egal wie gut der Schuss war, als Ranger hat man dann versagt.“


    Der Leopard (Panthera pardus) ist neben Büffel, Elefant, Nashorn und Löwe ein weiterer der Big Five. Die Großwildjäger setzten diese Big Five damals nicht aufgrund der Größe zusammen, sondern auf Basis der Gefahren bei deren Jagd. Leoparden sind zwar kleiner als Löwen, aber nicht umsonst extrem gefürchtet, wenn er zum Maneater wird (Bsp. Menschenfresser von Punani). Der Leopard findet auf Ondjou seit Urzeiten perfekten Lebensraum und lebt hier permanent. Mehrfach fanden wir frische Trittsiegel an einer der Wasserstellen.
    Marco erklärte uns das „Jaw+Claw Scouting“ bezüglich der genannten Großkatzen ausführlich.


    Auch Tüpfel-Hyänen (Crocuta crocuta) leben permanent auf Ondjou. Diese Großraubtiere sind effektive Jäger und reißen deutlich mehr eigene Beute, als dass sie von Aaß leben. Die Hyäne hat einen der stärksten Kiefer im Tierreich und ein beeindruckendes Gebiss. Sie sind bei den Afrikanern wegen der vorkommenden Todesfälle gefürchtet. Insbesondere zum Thema Hyänen gab es eine Menge Anekdoten und Erfahrungen zu hören.
    Der häufig vorkommende Schabrackenschakal (Canis mesomelas) ist abgesehen von seinen diebischen Ambitionen rund um ein Camp, an sich harmlos. Jedoch kann er im Falle einer Erkrankung an Tollwut, sehr gefährlich sein. Deshalb wurde auch er in den „Katalog“ des „Jaw+Claw Survivals“ aufgenommen.


    Ein weiteres Tier, welches dem Menschen Probleme bereiten kann, ist der Pavian – in diesem Fall der auf Ondjou heimische Bärenpavian (Papio ursinus). Insbesondere in Notlage begeben sich die Tiere in die Nähe menschlicher Behausungen. Aber auch in der Wildnis kann es zu unliebsamen Begegnungen kommen. Die Tiere haben ein riesiges Gebiss, die großen Männchen sind deutlich stärker als ein Mensch und dazu sehr intelligent. Sie arbeiten in Gruppen und können Menschen einzeln oder im Trupp gefährlich werden. – Aus Hunger sind starke Pavian-Männchen kurz vor und auch während unseres Aufenthalts in Hausnähe gekommen und haben Marco’s Angestellte angegriffen und auch ihn, bei dem Versuch sie zu vertreiben attackiert. Solche Tiere müssen leider getötet werden, da sie sonst eine zu große Gefahr darstellen und ohne Abschreckung ganze Häuser übernehmen und die Besitzer vertreiben.


    Nach der intensiven Theorie-Lektion und nach der Siesta stand dann das praktische Training im Busch auf dem Programm.


    Marco und seine Mitarbeiter hatten im Vorfeld zwei Parkours aufgebaut. Dazu wurden im natürlichen Lebensraum Foto-Scheiben von Leopard, Elefant, Schlange und Co drapiert. Wir folgten einer, durch einen Stock im Sand markierten Route entlang durch das Gelände, in dem diese Bilder positioniert waren. Es galt nun dieser Spur zu folgen und durch effektives „Jaw+Claw Scouting“ diese Tiere frühzeitig zu erkennen und ihnen richtig auszuweichen, bzw. bei Nah-Konfrontation so zu reagieren, wie wir es gelernt hatten.
    Es gibt kein Training, welches Praxisnaher sein könnte, als diese Durchführung im echten Lebensraum der Tiere, abgesehen von der Erfahrung einer realen Begegnung.
    Die beiden Gruppen führten dabei ein Gewehr ohne Munition mit. Während der Tourvorbereitung wurden zwar alle Teilnehmer am MSZU in die Handhabung von Feuerwaffen unterwiesen, jedoch hatten lediglich drei besonders vor-qualifizierte Personen die Autorisierung von Marco, ein geladenes Gewehr zu tragen, welches als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung diente.


    Dazu ist zu bemerken, dass Marco’s Wildnisschule zwischen den Trainingsmodulen Jaw+Claw Scouting und Jaw+Claw Survival Shooting unterscheidet. Erst im Folge Kurs werden die Grundzüge des Schießens in Notwehr trainiert.


    Dieser Ausbildungsteil war für alle äußerst spannend und erhöhte nochmals die ständige Situation-Awareness der einzelnen Teilnehmer. Wir sahen, wie sehr wir in der afrikanischen Wildnis auf unser Gefahren-Scouting, scharfe Sinne, ständige Aufmerksamkeit und auf das „Lesen der Wildnis“ bis hin zum Tracking/Spurenlesen, angewiesen sind, um gefährliche Konfrontationen mit den Bewohnern des Buschs zu vermeiden.


    Marco ist einer der Wenigen, die noch waschechte Fußsafaris in Regionen mit Grosswildvorkommen durchführen. Dies geschieht im Rahmen seiner Wildnisschule als auch für das Abenteuererlebnis. Eine entsprechende Vorbereitung ist da absolut sinnvoll und nach der Erfahrung in diesem Kurs nehme ich mir heraus, dass dieser die Grundvoraussetzung sein sollte, wenn man sich in solche Gefilde begibt.


    Nach dem köstlichen Abendessen (es gab Gehacktes vom Bergzebra und/oder Nguni-Rinderleber mit Zwiebeln) fanden wir uns auf der Terrasse ein und Marco wurde mit Fragen nach seinen Erfahrungen mit den verschiedenen Tieren gelöchert. Es folgten spannende, aber nicht reißerische Erfahrungsberichte aus seinen Jahrzehnten in der afrikanischen Wildnis, auch über seine Begegnungen mit Hippos, Büffeln und Krokodilen, die in anderen Regionen außerhalb seines Wilderness Reserves vorkommen.
    Die Gruppe würde am kommenden Tag draußen nächtigen und es war allen bewusst, wie wichtig das Jaw+Claw Scouting dabei sein würde

    Plan - Prepare - Execute

  • Ranger Training Ondjou Day Five
    Survival - Shelter


    Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Thema am Vortag, war allen Teilnehmern bewusst, dass eine Übernachtung im Freien einiges an Kenntnissen und Vorerkundungen bedarf, um Risiken zu minimieren.


    Bei unseren Seminaren predige ich immer wieder die immense Bedeutung einer ordentlichen Nachtruhe. Schlaf bedeutet Regeneration. Ohne diese schwinden die Kräfte. Dies führt zu Fehlern und kann im Survival-Fall die Situation weiter verschlechtern.
    Genauso fand auch Marco seinen Einstieg in das Thema. Während es in der nördlichen Hemisphäre in den allermeisten Fällen darum geht einen soliden Schutz vor Unwetter und/oder Kälte zu errichten, der einen in abgelegensten Gebieten natürlich auch vor größeren Predatoren schützt, so liegt in der Savanne das Hauptaugenmerk neben einem Kälteschutz (je nach Jahreszeit) auf dem Schutz vor den weitaus zahlreicheren und vielfältigeren Gefahren aus der Tierwelt. Deshalb auch hier wieder die Begrifflichkeit "Dangerous Animal Survival“.


    Zunächst erkundete die Gruppe einen möglichen Lagerplatz, der zum Einstieg bewusst in einer meist sehr sicheren Gegend des Ondjou Wilderness Reserve gewählt wurde. Dieser musste dennoch unter den Gesichtspunkten des Scouting vom Vortag in einem großen Radius auf Fährten oder Spuren von potentiell gefährlichen Tieren untersucht werden. In diesem Zusammenhang ist es übrigens auch wichtig zu beobachten, ob noch ein Riss in der Nähe liegt, von dem man sich auch bei der Bewegung in der Wildnis vorsichtig zurückziehen müsste. Zudem wurde ein Highpoint auf einer nahe gelegenen Felsformation genutzt um die Gegend nach Gefahren abzusuchen.
    Selbige wurde dann auch nach Spuren von Schlangen, sowie deren möglicher Beute untersucht, da wir in der Nähe campen wollten.


    Nun ging es daran, einen Typ der in Afrika üblichen Primitive Shelters zu bauen.
    Dafür wurden Mopane-Stämme samt Seitengeäst in den Boden eingelassen. Es ist absolut unmöglich in diesem Boden mit Holzheringen oder anderen Ankern zu arbeiten. Entsprechend wurden mit dem Messer oder anderen Werkzeugen, wie Machete oder einem Oryx Horn, Löcher ausgehoben. In diese Löcher wurden die Stämme eingelassen und mit Steinen, sowie dem Sand verkeilt und beigefüllt. Die Kronen dieser Stämme wurden nun mit Mopane-Rinde verschnürt, so dass eine Art Dach entstand. In die senkrecht verankerten Stämme wurden zusätzlich dünnere Mopaneäste waagerecht eingeflochten.


    Dieser Verschlag musste nun von außen mit der bereits erwähnten Hakendorn-Akazie bewehrt werden. Ein Raubtier (abgesehen von Maneatern oder völlig ausgehungert) wird sich in der Regel nur sehr vorsichtig einem solchen Dornverhau nähern. Die Verletzungsgefahr ist so groß, dass die Tiere kaum in die Versuchung kommen, den Schutz zu durchbrechen. Insbesondere die Lichter (Augen) sind Überlebensgarant der Raubtiere, die überwiegend bei Nacht jagen, und diese wollen die Tiere keinesfalls gefährden. Der Eingang wird mit einem separaten Busch aus der Hakendorn Akazie verschlossen.


    Dieser Shelter bietet Schutz vor Wildtieren, Wind (und damit auch ein wenig Kälteschutz) und wenn man das Dach mit ausreichend Laub konstruiert hat auch als Schutz vor der extrem starken Sonneneinstrahlung während des Tages. Sollte man also ein Lager beziehen und auf Hilfe warten müssen, so ist diese Art des Shelters sehr universell geeignet.


    Während der Siesta erklärte uns Marco, dass ein Zelt in der Wildnis Afrikas einen guten Schutz darstellt. Große Wildtiere empfinden ein Zelt als etwas extrem Natur fremdes und greifen es in der Regel nicht an, obwohl es nach Mensch riecht, einfach deshalb, weil sie beides nicht in Verbindung bringen. Deshalb sollte man auch wirklich unsichtbar sein, sich völlig still verhalten und das Zelt auch nichtmals einen Zentimeter weit geöffnet halten. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Zelt auch noch Moskitos, Tsetse-Fliegen, Schlangen, Skorpione, sowie andere „Krabbeltiere“ vom Schlafenden fern hält.
    Man muss dabei im Hinterkopf halten, dass sich die Tiere einem Zelt oder auch dem Primitive Shelter durchaus nähern, neugierig umkreisen und sogar daneben Platz nehmen können. Es vertreibt die Tiere nicht, gibt einem aber eine sichere Barriere, sofern nicht noch der Klotz Bacon unter dem Kopfkissen liegt.
    Falls das Scouting erhöhtes Risiko meldet, muss dann noch Vorsorge getroffen werden, dass man in der Nacht die entsprechende Behausung nicht verlassen muss - eine Weithalsflasche ist in diesem Falle hilfreich.
    Zwei Teilnehmer hatten ihr Zelt für diesen Trip extra mit einem Innenzelt versehen und so war es Ehrensache, dass dieses zwischen den Sheltern aufgebaut werden durfte, so dass die beiden dort drin nächtigten.
    Nach der Siesta wurden die Shelter fertig gestellt und von Marco nochmals inspiziert. Wir haben dann einen Vorrat an Getränken und Fleisch zu unserem Campground gebracht und dort das Abendessen am Lagerfeuer zu uns genommen. Einige haben nach der anstrengenden Arbeit von der Nacht draußen abgesehen und komfortabel im Gästehaus genächtigt. Die Flexibilität bei diesem Training ist einfach genial.


    Nachdem das Fleisch auf den WI – Grills und Marcos Machete zubereitet war, gabs ein Bierchen zum Essen. Das Lagerfeuer wurde aus getrockneter Mopane hergerichtet. Die Brenndauer dieses Holzes hat alle erstaunt und die Kohle glüht unwahrscheinlich lange und heiss, so dass wir den Grill abseits eines Lichtfeuers betreiben konnten. Dieses Glutbett nutze David nach dem Kochen weiter als wärmende Schlafunterlage. Mit Sand abgedeckt, hielt es ihn bis zum Morgen warm. Dies ist eine der bewährten Methoden in Afrika, um sich vor Kälte zu schützen und wurde auch später nochmals angewandt.
    Auch an diesem Abend wartete Marco wieder mit spannenden, Thema bezogenen Geschichten auf, die nochmals allen deutlich machten, wie wichtig das Thema ist.
    Ein solches Camp im Freien unter dem unglaublichen Sternenhimmel ist ein absolutes Erlebnis der Extra Klasse und die Bilder geben nur einen Hauch der entsprechenden Atmosphäre wieder.
    Drei Leute verbrachten die Nacht mit Marco (der wie immer ausreichend bewaffnet war) am Feuer. Dafür ist es zwingend nötig, dass man einerseits nicht in einen völligen Tiefschlaf verfällt, jedoch auch nicht von jedem Geräusch wach wird. Eine Balance, die sich erst mit vielen Jahren Erfahrung einstellt.
    Die Nacht verlief ungestört und ruhig. Dennoch war es hier eine völlig andere Erfahrung als das Nächtigen in gewohnten Gefilden.
    Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass die Messer an diesem Tag unwahrscheinlich stark belastet wurden. Die Mopane braucht etwa das 8 bis 10 fache an Hieben im Vergleich zu Laubbäumen aus unseren Landen. Das Graben ließ sich ebenfalls mit dem Messer am schnellsten erledigen. Alternativ wurden Pangas/Macheten aus Marcos Bestand für diese Arbeiten angeboten. Auch ein Grabstock oder ein Horn der Oryx-Antilope wurden genutzt und ausprobiert. Diese tools können, das für andere Arbeiten wichtige Messer entlasten, jedoch war insbesondere ich darauf erpicht das Fieldknife seiner Bestimmung zukommen zu lassen. Dazu gehört in diesem Fall eben auch Arbeit, die man fast schon als Missbraucht titulieren würde.

  • Basic Ranger-Trainingkurs - Ondjou Wildernes Reserve - Day Six
    Getting Lost-Survival


    Zunächst einmal möchte ich den Tagesanbruch nach der Nacht im Freien kurz beschreiben. Die gesamte Gruppe war im Grunde fast zeitgleich mit dem Sonnenaufgang auf den Beinen. Einige etwas früher, andere hat dann die Truppe automatisch geweckt. Das Feuer hatte die Nacht durchgebrannt und es war noch eine ordentliche Menge Glut übrig, auf der dann auch schnell die ersten Tassen mit Wasser für Tee und Kaffee standen.


    Pünktlich zum Frühstück waren dann alle wieder im Gästehaus und die gesamte Gruppe vereint.


    Frisch gestärkt ging es nun zum Thema "Getting Lost":
    Die meisten wissen, wie eingeschränkt die wilderen Gebiete in Europa aufgestellt sind. Insbesondere in Deutschland bewegt man sich im Regelfall auf Wegen oder zumindest Pfaden. In den Bergen ist das Verlassen der Wege größtenteils (sinnvoller Weise) verboten und selbst wenn man ein wenig mehr Wildnis sucht und nach Skandinavien oder nach Osteuropa reist, so sind größere Steppen oder gar Wüsten immer noch völlig andere Hausnummern, was das Thema „Weite“ angeht.


    Aber selbst in Deutschland, wo man eigentlich immer wieder auf einen Weg oder sogar auf eine Straße trifft, ohne dafür Tage- oder Wochenlang laufen zu müssen, geraten Menschen in Notlagen, da sie sich verlaufen. Insbesondere bei Schneefall im Winter, wenn Wege teils nicht mehr erkennbar sind, werden Vermisste irgendwann in einer Situation der Selbstaufgabe gefunden, was letzten Endes auch mit dem Mangel an anderen Kenntnissen zusammen hängt.


    Namibia ist nach der Mongolei das Land mit der dünnsten Besiedelung der Welt. Das Ondjou Wilderness Reserve liegt in der Region Kunene, in der es 0,68 Einwohner pro Quadrat Kilometer gibt. Zum Vergleich leben in Mecklenburg Vorpommern 68 Menschen/qkm und in Schwedens Norrbottens län immerhin noch 2,4 Menschen/qkm.
    In der Kunene-Region Namibias sind alleine in den 4 größten Städten etwa 24000 der 98000 Einwohner zuhause. Man kann sich nun auch noch per Maps ein Bild davon machen, wie die Wege oder gar Straßendichte dort aussieht. Ähnliche Weitblicke habe ich persönlich bislang lediglich im Anza Borrego State Park erhalten.
    Die Routenplanung und Navigation spielt eine entsprechend andere Rolle, als in den Gefilden, die man hier in Europa gewohnt ist.
    Im nun folgenden Ausbildungssegment „Getting Lost-Survival“ wurde der Fall angenommen, dass man die Orientierung verloren hat.
    Die Gruppe erhielt nun mehrere Unterweisungen:
    Zunächst wurde unter Marco’s Anleitung eine Backtracking-Übung anhand von Landmarken sowie der eigenen Fußspuren durchgeführt. Der erste Teil der Übung wurde mitten im Buschland, durchsetzt mit kleineren Felsenregionen, also unübersichtlichem Gelände durchgeführt. Dabei erklärte er, welche Landmarks man sich sinnvoller Weise merkt oder sogar selber schafft. Er ging auf ferne, mittlere und nahe gelegene Landmarks ein.
    Jeder einzelne sollte sich nun auf dem Bush-Hiking Trail soviele markante Landmarks wie möglich im Kopf behalten. Es war toll für mich zu beobachten, wie sich die Teilnehmer hier austauschten und der Sache mit vollem Ernst nachgingen.
    Nach einer kurzen Rast am Zielpunkt (bzw. dem Punkt, wo man im Ernstfall die Orientierung verloren hat) wurde dann umgedreht und die Teilnehmer übernahmen nacheinander die Rolle des Backtrackers. Jeder einzelne musste der Gruppe dabei erklären, an welchen Landmarks man sich orientiert hatte.


    Dabei bewegten wir uns in gewohnter Manier unter Einhaltung des Jaw+Claw Scoutings in ordentlicher Formation und mit der notwendigen Wachsamkeit, die auf Ondjou immer geboten ist.
    Es wurde nun deutlich, dass der Aufenthalt im Busch eine bestimmte Form des körperlichen und geistigen Multi-Tasking erfordert, so dass Wohlergehen und Survival sicher gestellt sind.


    Als nächste Übung wurde anhand einer ausgedruckten Karte des Ondjou Wilderness Reserves navigiert.
    Die feinste Karte der Kunene Region, die ich zu kaufen finden konnte, wurde 1996 für Shell gedruckt und hat eine Auflösung von 1:600000.
    Das Beste, was uns Marco also als „Karte“ von Ondjou zur Verfügung stellte, war ein Google Maps-Ausschnitt mit dem Kommentar „man muss im Survival mit dem arbeiten, was man hat, auch wenn es nicht optimal ist“. Also Survival und Outdoor-Life auch in diesem Fall mit improvisiertem Material.
    Ein Teil der Gruppe erhielt die Anweisung eine Felsformation als Highpoint zu erklimmen um markante Hinweise auf die Eigenposition zu erhalten. Dies nimmt aufgrund der Sicherung und Vorsicht insbesondere vor Schlangen entsprechend mehr Zeit in Anspruch als in anderen Gefilden. Der Rest der Gruppe sicherte währenddessen den Nebenarm eines Trockenflusses, in dem wir uns befanden und suchte insbesondere nach Spuren von potentiell gefährlichen Tieren.


    Nachdem die Karte eingenordet und unsere Position bestimmt war, wussten wir im Grunde bereits, was zu tun war um unser Ziel, die Wasserstelle „Hyena Water“ zu erreichen. Wir bekamen dazu noch weitere Ratschläge als Hilfestellung um z.B. durch das Nutzen von Wildwechseln unnötig schweres Gelände zu vermeiden um unser Ziel möglichst schnell und auf sicherem Wege zu erreichen. Das Folgen der Tierpfade sollte in der kommenden Woche beim Thema „Water Shortage-Survival“ noch eine gewaltige Rolle spielen.


    Gegen Mittag erreichten wir aufgrund einer guten Karte & Kompass-Naviagation das Hyena Water. Dort wurde als Beispiel für Primitive Navigation, also Navigation nur aus und mit der Natur, ein Sonnenkompass gebaut (Shadow Stick Method). Einmal von Marco vorgemacht und erklärt ging es in Zweierteams daran, einen solchen Kompass zu errichten und zu bedienen.
    Das Ergebnis ist sehr präzise und völlig ausreichend um sich entsprechend zu orientieren. Wir haben eine Karte anhand der Linien einnorden können und die Kontrolle mit dem Kompass ergab so gut wie keinerlei Abweichung.
    Nach der Siesta im Ondjou Guesthouse ging es wieder raus.


    Mit unserem Kartenausschnitt wurde nochmals das Einnorden und die Standortbestimmung geübt. Dazu fuhren wir an verschiedene Orte im Reserve, an denen anhand der eingenordeten Karte eine Positionsbestimmung nur anhand von Landmarks in Zweierteams vorgenommen wurde.
    Nachdem dies bei allen recht gut geklappt hatte, wurde die Gruppe für eine Abschlussübung an einem unbekannten Ort abgesetzt und bekam den Auftrag einen bestimmten, grob beschriebenen Geländepunkt auf der Karte anzulaufen, wo das „rettende Fahrzeug“ abgestellt war.
    Aufgrund des niedrigen Sonnenstands durfte dabei der Kompass zum Einnorden der Karte genutzt werden. Die Gruppe bewegte sich nun unter allen bis dato gelernten Aspekten der Navigation und des Jaw+Claw Survivals vorsichtig durch das Gelände. Zusätzlich wurde durch ein Zweierteam beauftragt, für ein zuverlässiges Backtracking anhand von Landmarks und Spuren zu sorgen, falls man sich trotz aller Bemühungen verlaufen sollte. Es ging durch Felsregionen, Trockenflüsse und Buschland Richtung Berge. Abwechselnd wurde navigiert, sich orientiert und ausgetauscht.
    Ich muss an dieser Stelle nochmal meine Begeisterung für die Gruppe zum Ausdruck bringen. So manche Firma muss für ein solches Teamwork viel Geld und Zeit investieren.
    Kurz vor erreichen des Ziels fanden wir die Reifenspuren von Marcos Pick up und konnten diese als frisch identifizieren. Wir folgten dieser Spur in die richtige Richtung und wurden dann von einem weit entfernten Hügel aus mit einem Spiegelsignal von Marco begrüßt. Diese Reflektion war ein winziger Vorgeschmack auf den folgenden Tag, bei dem es um das Thema „No Communication – Rettungssignale“ gehen sollte.
    Nach der holprigen aber landschaftlich wie immer wunderschönen Heimfahrt entlang einer Bergkette, überließ mir Marco die Gruppe um einige weitere Punkte zu erklären.
    So gab es Informationen zur Bestimmung der Himmelsrichtung anhand einer Uhr mit Ziffernblatt, sowie eine Unterweisung zur Bedienung eines Kompass. Im Lecture Room wurden die Details des Kompass sowie wichtige Informationen zu Kartenmaterial erklärt. Die Kreuzpeilung anhand von Geländemarken zur Standortbestimmung, sowie das Ermitteln der Marschkompasszahl zum erreichen eines nicht sichtbaren Ziels waren ebenfalls Thema.
    Zur Navigation per MKZ wurde vor dem Abendessen noch eine kleine Geländeübung durchgeführt.
    Dieser Tag war gespickt mit feinen Tricks und Kniffen. Jedes Detail hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Alle Teilnehmer hatten schnell begriffen, wie gefährlich die Orientierungslosigkeit dort sein kann und in den folgenden Tagen sollten alle noch wacher unterwegs sein.
    Am heutigen Tag glühten weniger die Messerklingen, aber dafür umso mehr die Füße, Köpfe und Bleistifte. Erstmals führten alle Teilnehmer ihre Notausrüstung in Form eines empfohlenen Survivalpacks und IFAKs, sowie 2L Wasser am Gürtel mit.
    Viele Teilnehmer hatten vorab den WI Ondjou Belt angeschafft und trugen daran die Prototypenreihe der WI Multi Purpose Pouch. Das Material hat sich als äußerst robust und praktikabel erwiesen. Lediglich Personen mit einer Statur, in der der Gürtel nicht auf dem Becken aufliegt, sollten bei voller Beladung ein Harness nutzen.
    Wiedermal gab es ein fantastisches Abendessen und nach einem herrlichen Sonnenuntergang kam der von Tag zu Tag klarer werdende Sternenhimmel hervor und faszinierte die Gruppe restlos bei Bier und Wein am Lagerfeuer auf der Terrasse des Ondjou Guest House.

  • Ranger Training Ondjou Day Seven
    No Comms Survival


    Ein Hilferuf kann Lebensrettend sein. Aber was tun, wenn keinerlei moderne Kommunikationsmittel vorhanden sind oder man in einer Gegend ist, in der ein Handy keine Adressaten findet?


    Dieses Thema war Inhalt des siebten Tages im Ondjou Wilderness Reserve. Natürlich wurde dieses Thema auch wieder Afrika – spezifisch behandelt.


    Nach dem Frühstück gab es eine Unterweisung im Lecture Room. Sämtliche Varianten an Specialized-, Improvized- und Primitive Methoden wurden erklärt. Zudem schilderte Marco uns nochmal Berichte zu Problemen, die auftreten, wenn keine Kommunikation nach Außen möglich ist. Jeder Notfall, der Fremdhilfe erfordert, bedarf einem Kommunikationsmittel. Und da sollte die Bandbreite groß sein.


    Wir fuhren also nun raus und traten zunächst nochmal eine kleine Übung zum Thema Orientierung, unter Berücksichtigung der bis dahin erfolgten Themen, an und erkundeten nochmal eine für uns neue Gegend auf Ondjou.
    Dann wurden Improvisierte Mittel erklärt und hergestellt. Wenn kein Signalspiegel vorhanden ist, so kann dieser aus dem Boden oder der ganzen Wand einer Konservendose hergestellt werden. So wurden die Messer nochmal etwas stärker beansprucht und die entsprechenden Dosenteile immer wieder auf Funktion geprüft.
    Interessant war zudem an diesem Tage, dass Marco immer wieder mal Bezug auf die Pflanzenwelt nahm. Insbesondere beim Backtracking hatten wir die Bezeichnung einiger typischer Baumarten erlernt. Dazu zählte der Shepherd Tree (Boscia albitrunca), der Balsambaum (Burseraceae), Kameldorn (Vachellia erioloba), und weitere. Am heutigen Tage waren es z.B. ein Strauch, aus dem sich Mineralien durch ein Zerreiben freisetzen. Dazu natürlich eine Menge wichtige Einzelheiten.


    Nach der Siesta ging es in einen Geländeteil mit sehr guter Fernsicht und einer prägnanten Erhebung. Die Gruppe erhielt nun den Auftrag auf einem Highpoint in felsigem Gelände ein Signalfeuer zu entfachen. Zudem musste mit den Signalspiegeln kommuniziert werden. Es kamen die Spiegel aus den Survivalpacks zum Einsatz, aber auch Handy- und Kamera Displays, sowie die vorab präparierten Dosenzuschnitte.


    Der Ausblick von diesem Highpoint auf das westliche Ondjou Gebiet war Atemraubend! In diesem Geländeteil, der in Richtung der Berge verläuft, waren eine Menge unterschiedlicher Wildwechsel vorhanden, anhand derer wir dann auch bezüglich der Tiere aufgeklärt wurden. Diese kleinen Intermezzos verfolgt Marco ständig und bewusst. Es schult das Auge des Teilnehmers und man lernt wirklich eine Menge bezüglich Fährten, derer Standorte und der entsprechenden Gegend in der man sich gerade befindet.


    Mit dem Sonnenuntergang kehrten wir zurück zum Guesthouse und wieder wurde der Gaumen verwöhnt. An diesem Abend war der Sternenhimmel wieder intensiver geworden und die gesamte Gruppe saß noch sehr lange bei Rotwein am Lagerfeuer.

  • Moin Raoul,


    vielen Dank für diesen ausführlichen Reisebericht. Es ist immernoch ein Traum von mir auf WI-Fernreise zu gehen. Bisher hab ich das terminlich nie untergebracht. Irgendwann klappts aber. Afrika wäre natürlich ein Traum, aber ich würde mich schon über einen Karpatentrip freuen.


    Wahnsinn was ihr da organisatorisch auf die Beine gestellt habt und was ihr den Kunden bietet.


    Ich freue mich auf den Bericht der 2ten Woche. :)

    two is one - one is none

  • Danke Danke - Idox: Auf bald! Wenn nicht im Ausland, dann vielleicht in Hellenthal ;)


    Fortsetzung muss ich leider auf Morgen vertagen :(

    Plan - Prepare - Execute

  • AFRICA SMILED
    – A poem by Bridget Dore, dedicated to Madiba (Nelson Mandela)
    Africa smiled a little
    When you left.
    “We know you,” Africa said,
    “We have seen and watched you,
    We can learn to live without you,
    But We know
    We needn’t yet.”
    And Africa smiled a little
    When you left.
    “You cannot leave Africa,” Africa said.
    “It is always with you,
    There inside your head.
    Our rivers run in currents
    In the swirl of your thumbprints;
    Our drumbeats
    Counting out your pulse,
    Our coastline,
    The silhouette of your soul.”
    So Africa smiled a little
    When you left.
    “We are in you,” Africa said.
    “You have not left us, yet.”



    Danke für die tollen Bilder. Da möchte man wieder die Koffer packen.

  • Moin Raul


    Ich würde zwar das Klima+laufen Nicht Aushalten , aber ein SEHR Geiler und Detalierter Bericht eines No Nonsens Trainings :thumbup:


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

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