Zum Einstieg gleich ein zeitsparender Hinweis:
Finish-Perfektionisten, Hype-Super-Steel-Fans, notorische Messschieber-an-alles-Anleger, Freunde des perfekten High-End-Juwels auf Samt hinter Glas: Lest nicht weiter. Das hier ist eher nicht Eure Erfüllung. Hier muß man zwar Kröten nicht unbedingt schlucken, aber nach einem Stündchen Zerren an die Wand schmeißen.
Dann taucht etwas für den Freund des „ausgewachsenen“ Messers als Begleiter für Outdoor-Touren und alle anderen Events auf, in denen man gern ein großes zuverlässiges Messer zur Hand haben will, das für viele dann durchaus ein Prinzen-Krönchen verdient haben könnte.
Also nix mit Schneewittchen, eher Froschkönig! Ein Messer, das bei aller vorhandenen Schönheit und Rassigkeit weniger zum Ausstellen verlockt als sehr zum gemeinsamen Trip in den Wald – und sich dort sehr gut macht!
Ich habe hier im letzten Jahr Tonys „Little Bowie“ vorgestellt, sozusagen den kleinen Bruder dieses Messers hier.
Condor / Lennartz "Little Bowie"
Eines der zentralen Themen seinerzeit war das Prinzip des „kleinen großen Messers“, erlangt nicht durch das sonst weitverbreitete „Kleinzoomen“ eines großen Modells (hier wesentlich des GBK, eines „ausgewachsenen“ Entwurfs von Tony), sondern des „Einkürzens“ der Klinge unter weitgehendem Erhalt von Spitzenform, Klingenhöhe, Griffhöhe usw. Das hat mich schon bei anderen Modellen fasziniert und überzeugt, bei der Konzeption von Messern wie dem GEK-EDC und dem Blade-Systems „MOZ“ habe ich dann eigene Vorstellungen ebenso umgesetzt gesehen wie beim Juchten „M1“ – und alle derartigen Messer haben sich sehr gut bei mir bewährt. Auch das „Little Bowie“ hat sich sehr gut bei mir bewährt, ich hatte es einen längeren Urlaub über in Gebrauch und Erprobung und habe es Euch überzeugt vorgestellt und empfohlen.
Das war einer der beiden Gründe, die mich sehr neugierig auf den „großen Bruder“ des „Little Bowie“ gemacht haben, das aus meiner Sicht konzeptionell aus diesem Modell und dem besagten GBK weiterentwickelte „Belgian Bowie“….
Der zweite Grund ist der Macher, Tony Lennartz, den ich seit einer Reihe von Jahren kenne und schätze.
Nicht immer im Mainstream, nicht immer „pflegeleicht“ in Positionen und Argumentation, mit Jahrzehnten eigener Erfahrung und durchaus sehr entschlossen in der Vertretung dieser Erfahrungswerte. Aber, und das ist bemerkenswert, nicht ohne Einsicht in mögliche Alternativen oder andere individuelle Präferenzen anderer Anwender, und das bis hin zur Gestaltung seiner eigenen Angebote. Ich habe andere Macher/Hersteller kennengelernt, für die ihre eigene Erfahrungswelt das Maß aller Dinge war und die jede Sachkritik als persönlichen Angriff aufgefasst oder zumindest geflissentlich ignoriert haben. Meist kurze Versuche der Kooperation….
Bei Tony habe ich über die Jahre bis in den Bereich annähernder „Alleinstellungsmerkmale“ die Bereitschaft kennengelernt, sich bei aller Überzeugung von der selbst präferierten Gestaltung nicht nur auf andere Vorlieben einzulassen, sondern sie beim Angebot seiner Messer den Anwendern auch alternativ anzubieten. Das war so bei den bei ihm absolut bewährten, aus den vollintegralen ersten GEKs entstandenen Rahmengriffen und ebenso bei den Tragemöglichkeiten seiner Scheiden, die längst auch Alternativen zu der bei ihm in seinem Anwendungsbereich völlig bewährten Cross-Trageweise zulassen.
Im Ergebnis habe ich schon jetzt KEINEN Lennartz-Entwurf, der mich in den Jahren der Anwendung ergonomisch oder im Gebrauch enttäuscht hätte, und alle lassen sich – wie ich das meist vorziehe- auch konventionell auf 3 Uhr oder „kavalleriemäßig“ auf 9 Uhr tragen.
Ich werde auf beide Punkte noch zurückkommen, insbesondere auch auf den Griff, dessen Kombination als Säbelgriff an einer weitgehend klassischen Bowie-Klinge für mich der Zentralpunkt dieses Entwurfs ist.