Moin,
hier mal ein kurzes, subjektives "Review" bzw initialer Ersteindruck zu meinem letzten Messerkauf, dem Cold Steel Range Boss.
wer kein Bock auf Dosenblech-Plastik-Folder hat, lieber nicht weiterlesen...
Maßgeblich für meine Einschätzung sind die folgenden (subjektiven) Anforderungen, die mich bei der Suche nach einem neuen Folder im Entscheidungsprozess geleitet haben:
- sehr preisgünstig (unter 60 Euro)
- sehr flach
- leicht
- dennoch ausreichend dimensioniert für Essen-Schnibbeln und Küchenarbeiten
- schneidfreudige Klingengeometrie
Primärzweck auch anvisiert zum Essen Schnibbeln und andere leichte Alltagsaufgaben.
Der Fokus auf Essen schnibbeln / Schneidfreudigkeit lässt empfehlenswerte aber "dicke" Folder mit zur Essenszubereitung unvorteilhafter Klingengeometrie a la Cold Steel SR1 Lite schonmal rausfallen.
Letztendlich unter den Alternativen wegen der schneidfreudigen Klingengeometrie und dem Tri-Ad-Lock dann für das hier vorliegende Range Boss entschieden.
Ich habe mir noch ein Exemplar aus der Tranche besorgt, wo sie deutschen 1.4116 verwendet haben. Dieser Stahl ist bei anständiger WB völlig ausreichend für Essen schnibbeln und leichte Schneidaufgaben. Das geht auch mal ohne CPM-Hastenichgesehn-Stahl. Und Pieksen sowieso. Zur Schnitthaltigekit vom Range Boss kann ich nach der kurzen Testdauer noch nichts sagen, wird sich zeigen. Ich habe einige alte Solinger Jagdmesser aus 1.4116, wo die SChnitthaltigkeit völlig alltagstauglich ist. Zudem schärfe ich auch gerne Messer...
Hier ein erster Blick:
Mit seinen 23,5cm ist es schon ein stattlicher Folder. Hier mal ein Größenvergleich mit einem ebenso flachen kleineren Fixed Blade, dem Spartan Blades Phrike:
Die Schneidfreudigkeit ist bei dem ganz nach oben gezogenen Flachschliff bei nur 3,5mm Klingendicke beachtlich. Dazu trägt auch der Anschliffwinkel bei, der unter 20 Grad auf jeder Seite ist und dünn genug ausgeschliffen ist, dass Essen schnibbeln Spaß macht und nicht peinlich wird. Das Messer war - wie beim Taiwan-Lieferanten von CS gewohnt -bei Anlieferung sauber und sehr scharf geschliffen. Nach 2 Minuten Abziehen auf den ultrafeinen Stäben von Spyderco war die Schärfe absolut rasierscharf. Der 4116 lässt sich fein ausschleifen.
TriAd-Lock bombenfest ohne Klingenspiel.
Keinerlei Verarbeitungsmängel.
Klinge perfekt mittig.
Die Clip-Point-Form finde ich sehr gelungen - optisch und in der Anwendung.
Sehr pieksig ausgeschliffen. Aus irgendeinem Grund scheint Lynn Thompson da durchaus Wert drauf zu legen...
Blick auf die Klingenspitze und Vergleich mit der Spitze vom Phrike:
Die Handlage ist bei diesem sehr flachen (ca. 9mm) Messer ein Kompromiss zwischen Ergonomie und komfortabler / verdeckter Tragbarkeit. Man merkt natürlich, dass man da jetzt kein Emerson oder Harsey mit full size Griff in der Hand hält, aber ich empfinde die Handlage für den angedachten Verwendungszweck als akzeptabel und zweckdienlich. Wer mit flachen Messern wie dem Spartan Phrike, CRKT Otanashi Noh Ken, Böker/ Nealy "Kwaito", dem flachen CS Kobun oder Ganzstahl-Neckies zurecht kommt, der wird es wahrscheinlich auch hier.
Die Flach-und Leichtbauweise führt einerseits zu Abstrichen in der Ergnonmie, andererseits macht sie den Folder sehr alltagstauglich / leicht und diskret tragbar ("concealed carry"). Ähnlich wie beim Otanashi Noh Ken merkt man selbst (und andere...) gar nicht, dass man einen sehr großen 4 Zoll-Folder trägt. Durch die Flachbauweise passt das Messer auch gut in einschlägige flache EDC-Pouches, bei denen ein dicker Folder das Ganze schnell zu stark "ausbeult". Dieses Kriterium der komfortablen und diskreten Tragbarkeit bei dennoch großer 4 Zoll Klinge war mir mit das Wichtigste bei dieser Anschaffung. Denn was nützt der beste 4 Zoll Folder, wenn er mangels Alltagstauglichkeit immer nur zuhause rumliegt, wenn man ihn braucht?
Hier ein Vergleich mit anderen extraflachen Foldern, die ebenfalls sehr komfortabel / diskret zu tragen sind.
Von links nach rechts: Range Boss, Al MAr Eagle Classic, CRKT Otanashi Noh Ken, Otter Mercator
Der riesige "Range Boss" Schriftzug auf der Klinge hätte jetzt natürlich nicht sein müssen. Den Schriftzug muss man sich halt weg denken und gut is. Ich nehme den Schriftzug schon gar nicht mehr wahr.
So mancher hat bei dem Modell Bedenken hinsichtlich der Stabilität, da unter den Zytel-Schalen keine Liner verbaut sind. Tatsächlich lässt sich an der schwächsten Stelle (in der Mitte) der Griff - wenn man es drauf anlegt - etwas zusammendrücken. Im Alltagsgebrauch merkt man das aber definitiv überhaupt nicht. Ich schneide meine Sachen auch nicht während ich gleichzeitig wie gestört in der Mitte den Griff zusammenpresse. Durch den bombenfest einrastenden TriAd-Lock braucht man auch keine Bedenken hinsichtlich Stabilität o.ä. haben. Ich glaube nicht, dass irgendjemand es bei normalem Gebrauch schaffen wird, das Messer kaputt zu bekommen.
Überhaupt fühlt sich das Messer durch den TriAd-Lock sehr vertrauenerweckend an.
Fazit: Bisher bin ich mit dem Dosenblech-Bowie in Bezug auf oben skizzierte Anforderungen und dem günstigen Preis von 57 Euro sehr zufrieden - das Preis-Leistungs-Verhältnis ist stimmig. Trotz 4 Zoll Klinge ist der Folder wunderbar komfortabel und diskret tragbar, so dass man immer einen stattlichen Folder zur Hand hat, wenn man ihn braucht. Für mich eine echte Empfehlung im Preisbereich unter 60 Euro.
Farblich passend zu anderen EDC-Sachen von Cold Steel in OD green:
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