Die vorgeschlagenen Selbstschutzmaßnahmen des BBK zielen im Prinzip nur darauf ab, für einen nicht näher erläuterten Katastrophenfall grundlegende Vorkehrungen wie die Bevorratung von Lebensmitteln und Wasser zu treffen, um fünf bis zehn Tage daheim ausharren zu können. Von Selbstverteidigung und/oder Selbstbehandlung von nicht geringfügigen Erkrankungen und Verletzungen ist davon keine Rede, dies soll ja weiterhin Privileg der Bundesbehörden und Gesundheitseinrichtungen sein. Bei lokal beschränkten Ereignissen wie dem zuletzt in meiner Heimat gehäuften Auftreten von Hochwasser und schweren Gewittern ist dies auch völlig ausreichend, wie die Bearbeitung der Krisensituation seitens der Behörden und der ehrenamtlichen Helfer ja gezeigt hat. Der normale Bürger soll sich ja auch im Hintergrund halten und sich um sein rudimentäres Überleben selbst kümmern können, um den genannten Organisationen nicht zur Last zu fallen oder sie zu behindern.
Wie die aktuellen Vorschläge seitens der Regierung in einen politischen Zusammenhang passen und ob sich daraus eine erhöhte Gefährdungslage schlussfolgern lässt, und falls ja, wovon diese Gefahr ausgehen soll, ist ein heikles Thema, zu dem wir uns im Zweifel lieber vorsichtig bis gar nicht äußern sollten. Politik ist hier aus gutem Grund im Forum ein Tabuthema. Objektiv betrachtet halte ich allerdings nicht sehr viel von ausschweifenden Katastrophentheorien wie einem Bürgerkrieg oder von einer militärischen Auseinandersetzung auf dem Boden der BRD. Wahrscheinlicher sind eher in Anzahl und Ausmaß zunehmende, lokale Naturkatastrophen wie etwa die Fluten in Simbach am Inn oder auch - so schrecklich der Gedanke daran sein mag - ein terroristischer Angriff von ein paar radikalisierten Individuen wie z.B. in Paris vorigen Jahres. Und für all diese Fälle sind die empfohlenen Vorkehrungen seitens der Regierung de facto ausreichend.
Wenn man sich ansieht, wie die Behörden in München dem jüngsten Amoklauf begegnet sind, von dem man ja zunächst Grund zur Annahme hatte, es würde sich um einen terroristischen Anschlag mehrerer Täter wie damals in Paris handeln, so habe ich diesbezüglich absolutes Vertrauen in die involvierten Organisationen. Man sollte nicht vergessen, dass wir in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Teil Europas wahrscheinlich das am Besten funktionierende Krisenmanagement der Welt haben. Insofern sehe ich die Empfehlungen hinsichtlich der Selbstvorsorge nur als letzten Schliff in einem ansonsten gut organisierten System und als Hinweis an den (leider viel zu großen) Teil der Bevölkerung, die außer einer angebrochenen Packung Nudeln und einer zwei Monate abgelaufenen TK-Pizza gar nichts daheim haben.
Viele Leute aus unserem Forum, mich eingeschlossen, die sich für das hier angesprochene Thema interessieren, werden die empfohlenen Vorkehrungen ohnehin deutlich übertroffen haben und brauchen sich keine größeren Gedanken machen und sich insbesondere von dem verlinkten Artikel der SZ nicht verängstigen lassen. Davon abgesehen sollte das Aufbewahren von Wasser und Nahrung für zumindest fünf Tage daheim gar nicht besonders lautstark empfohlen werden müssen, da dies eigentlich so selbstverständlich wie regelmäßiges Zähneputzen sein sollte. Es genügt ja schon, wenn man in einem Single-Haushalt lebt und mal eine schwere Erkältung bekommt. Aber nachdem wir mehrheitlich aufgrund der Ubiquität von Lebensmitteln das Just-in-Time-Verfahren etabliert haben, verstehe ich die aktuellen Empfehlungen seitens der Regierung eher als "friendly reminder".