1.jpeg
1. Design/Konzept
Das Messer bewegt sich mit seiner 11,9 cm langen 5mm starken Klinge zwar noch im legalen Rahmen, ist aber für meinen Geschmack fast zu groß und überdimensioniert für den täglichen Gebrauch, es sei denn, man ist ein Hardcore Individual. Die tiefe Droppoint Klinge und der große Schor lässt auch auf ein Einsatzmesser schließen, und die Satinierung passt wohl am besten in die Outdoor Ecke. Auf den ersten Blicken weiß man nicht genau in welche Schubladen man das Messer stecken sollte.
2. Umsetzung
Im Folgenden möchte ich auf die Umsetzung der vielen Designaspekte eingehen und doch versuchen das Messer einzuordnen und zu bewerten.
2.1. Klinge
Wie bereits erwähnt bewegt sich die Klinge mit ihren 11,9 cm gerade noch so im legalen Rahmen. Sie ist halb hoch flach geschliffen aber leider relativ dick an der Sekundärschneide was die Schneideigenschaften etwas einschränkt. Dieser Anschliff erlaubt zusammen mit der falschen Schneide für eine sehr Stabile Droppoint spitze, welche Hebelarbeiten gut wegstecken kann. Durch den geringen Winkel ist die Spitze sehr scharf und ermöglicht so eine tiefe Penetration.
Das Finish ist dem Macher sehr schön gelungen, es ist eine sehr feine Längssatinierung, die sehr sauber und gleichmäßig verläuft und den Aspekt der Handarbeit betont. Leider sieht man sehr schnell feine Kratzer. Soweit gefällt mir die Form und Ausarbeitung der Klinge sehr gut wäre da nicht mein zusammen mit dem etwas zu dicken Anschliff einzigster Kritikpunkt: Die Daumenriffelung.
Diese ist sehr grob und unsauber verarbeitet. Wahrscheinlich wurden sie gefeilt, denn es befinden sich in jeder Mulde noch sehr deutliche Bearbeitungsspuren, welche man beim Angesicht der sonstigen Verarbeitung nicht erwartet hätte. Ärgerlicher als diese kleine Unaufmerksamkeit ist jedoch die Tatsache, dass sie für meinen Geschmack viel zu aggressiv und groß sind. Selbst bei leichtem Schnitzen schmerzt so der Daumen recht schnell und es wird unangenehm mit dem Messer zu arbeiten. Diesem Problem begegne ich leider bei "taktischen Messern" immer häufiger und ich frage mich immer welcher Zweck mit diesem Unsinn verfolgt wird. Für welche erdenklichen Tätigkeiten ist es nötig eine solch grobe Riffelung zu haben? Es fallen mir keine ein, die ich nicht auch gänzliche ohne Riffelung nur mit einem unbearbeitetem Rücken viel angenehmer erledigen könnte.
Alternativ, falls das Messer, sollte man es als Einsatzmesser sehen, für den Gebrauch mit Handschuhen gedacht ist, sollte eine kleine "Entschärfung" sprich Abrundung der Riffelung den Nutzen dieser kaum mindern. Das Messer würde jedoch mit blanken Händen deutlich angenehmer zu gebrauchen sein.
2.2. Griff
Der Griff, bei meinem Vorliegenden Modell ist aus zweifarbigen Grau-Schwarzem G10, sehr fein geschliffen und auch etwas poliert. Das Muster des G10 lässt die Rundung des Griffes erahnen und passt Optisch sehr gut zu dem ausgewogenem Gesamten. Der Griff ist verklebt und von 4 Aluröchen verstärkt. Diese passen ebenfalls wie der Griff sehr schön zum Gesamtpaket.
Wie erwähnt flacht der Griff ab der Mitte gleichmäßig ab, sodass an den Rändern fühlbare Kanten entstehen. Beim ersten in die Hand nehmen war das Gefühlt etwas ungewohnt aber nach kurzer Zeit überraschend angenehm. Durch die Kanten wird ein Verdrehen des Messers effektiv verhindert und das beim Beibehalten eines sehr guten Griffkomforts. Selbst bei starken Schnitten etwa beim Schnitzen habe ich keine Druckstellen spüren können. Die Größe des Griffes ist sehr gut bei Handschuhgröße 9,5 und auch darüber hinaus noch ausreichend. Die Verarbeitung ist wie erwartet sehr hoch, keine Hotspots,keine Spalte, sehr gleichmäßig und sauber an die Klinge angepasst. Der Griff gefällt mir sehr gut.
2.3. Scheide
Die Scheide ist bei Messern ein sehr wichtiger Punkt. Das Clip Konzept ist gewöhnungsbedürftig und für diese Art von Messer meiner Meinung nach ungeeignet. Es ist für meinen Geschmack zu groß um in der vorderen Hosentasche getragen zu werden. Ein Teclok wäre wohl sinnvoller gewesen. Aber, dass ist ja das Tolle an Kydex Scheiden, sie sind sehr modular und man kann sie in vielen verschiedenen Weisen tagen. Bis auf den Clip gibt es an der Scheide nichts auszusetzen. Sie ist präzise an das Messer angepasst und hält es sicher und fest, wovon man sich jedes Mal beim zurückstecken mit einem satten *Clack* versichern darf. Die Rundungen am Scheidenhals ermöglichen ein sichere Ziehen des Messers. Leider ist die Scheide vernietet was die Reinigung etwas erschwert aber abgesehen davon gibt es nichts zu meckern, top!
3. Tauglichkeit
Selbstverständlich habe ich das Messer auch gebraucht. Der Test fing leicht, mit der Zubereitung meines Abendessens an. Brot, Butter, Käse und Salami stellten kein Hindernis da. Natürlich gibt es Messer die besser schneiden aber es funktioniert und ich wurde satt. Der nächste Test fand im Wald statt. Trockene Äste konnte das Messer gut schnitzen leider gibt es in dieser Disziplin auch bessere Kandidaten, welche dünner konvex ausgeschliffen sind und keine oder nur leichte Daumenriffelung haben. Beim Batoning hingegen schlug es sich dank der massiven Klinge recht ordentlich. Natürlich schränkt da die 12cm Klinge ein, aber bei kleineren Durchmessern schlug sich das Messer wie zu erwarten sehr gut. Ebenfalls funktionierte das Messer beim Hebeln hervorragend und es keimte zu keiner Sekunde ein Funken Zweifel auf, das Messer könnte nachgeben.
Outdoor Test also bestanden. Schärfen musste ich das Messer nicht, es hat selbst nach intensiver Nutzung noch eine gute Schärfe.
Zu der Tauglichkeit als Einsatzmesser kann ich leider aus Mangel an Erfahrung nur wenig beisteuern. Konservendosen bekommt es, wenn man sich traut das Schöne Finish zu verletzen, locker auf. Schädeldecken vielleicht auch. 
4. Fazit
Als ich das Messer bekam dauerte es etwas bis ich mit ihm warm wurde aber schon nach kurzer Zeit machte mir das arbeiten damit sehr viel Spaß. Als hobby Messermacher weiß man die Arbeit und Qualität in einem solchen Messer steckt sehr zu schätzen. Meine beiden Kritikpunkte, der etwas dicke Anschliff und die grobe Daumenriffelung lassen mich mit einem gemischten Gefühl auf das Messer blicken. Einerseits überzeugt die sehr gute Verarbeitung und der interessante Mix verschiedener Stile, andererseits gibt es für meine Bedürfnisse wohl geeignetere Alternativen.
Auch wenn sich das Messer in keine konventionelle Schublade einordnen lässt fühlt es sich am Gürtel oder in der Hosentasche ohnehin viel wohler.
Vielen Dank an G-Gear und Herrn Niemeier für die Bereitstellung und die Möglichkeit dieses besondere Messer testen zu dürfen.
Wenn ichs mir so überlege will ich es eigentlich behalten
Hier noch ein paar Impressionen der Schönheit:
P1040033.jpeg
P1040034.jpeg
P1040035.jpeg
P1040036.jpeg
P1040037.jpeg
P1040038.jpeg
P1040039.jpeg
P1040040.jpeg
P1040043.jpeg
Schöne Grüße Moritz