Beiträge von xplicit86

    Servus xplicit, danke für das umfassende, interessante und einwandfrei bebilderte Review!
    Das Messer ist schon ne Wucht! :)
    Eine Frage noch, was hast du für eine Handschuhgröße?
    Mit meiner 8,5er Größe empfand ich den Griff immer als zu voluminös was sich in psychische Hemmnisse ausgewirkt hat mit dem Ding mal ordentlich Vollgas zu geben :)


    Habe Handschuhgröße 9. Ich empfinde den Griff als etwas hoch aber nicht zu voluminös. Ist aber natürlich äußerst subjektiv.


    @Micha: Danke für dein Feedback! Ich stimme dir und Mike absolut zu!


    Bigpaddy: sehr gut zu wissen, das andere meine Eindrücke teilen!

    Es gibt Messer, mit denen liebäugelt man Jahre, bis sie schließlich den Weg zu einem finden. Kennt ihr das? Ich wette die meisten Messerfreunde dürften genau wissen, wovon ich hier spreche. In meinem Fall stand das ESEE Junglas, das schon seit einigen Jahren auf dem Markt ist, lange Zeit auf der Wunschliste. Ich besitze bereits einige recht ähnliche Messer und war immer am Schwanken, ob ich dem ESEE nicht doch mal die Chance geben sollte. Auf Grund meiner positiven Erfahrungen mit dem Hersteller in den letzten beiden Jahre (konkret ging es hier um die Modelle 4HM und 6HM), musste ich dann doch wissen, was man vom größten Modell im ESEE Line-Up erwarten kann - die noch längere Machete sei jetzt mal ausgenommen. Im Zuge meiner Bestellung des bereits vorgestellten LKW F1s, habe ich das Junglas bei Lamnia.com in Finnland gleich mitgeordert. Was mich bei diesem Shop wirklich begeistert hat, war die extrem schnelle Lieferzeit von gerade mal 3 Tagen - und das aus Finnland!!! Selbst bei einer Bestellung aus dem nahegelegenen Frankfurt warte ich nicht selten länger.



    Aber zurück zum Junglas! Liebhaber großer Messer haben es oft nicht leicht. “Wofür brauchst du denn so ein großes Messer?” oder “Das ist doch ein Ausgleich für andere Defizite” sind Bemerkungen, mit denen sich nicht nur Sportwagen-Fahrer konfrontiert sehen. Anhänger langer Klingen müssen sich häufig ähnliches anhören. Wofür man ein Messer mit brachialen 25 cm Klingenlänge in unserem urbanen Gefilde braucht mag berechtigt sein - ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Doch mit Logik kommt man bei unserer Leidenschaft ohnehin nicht weit! Also weg damit und her mit den Emotionen!



    Das Junglas ist wirklich ein Brecher! Zwar ist die Klingenstärke mit knapp unter 5 mm nicht gerade atemberaubend. Doch die schier nicht enden wollende Klinge mit einer Höhe von ca. 5 cm wusste dann doch zu beeindrucken. Irgendwie wirkt das Messer wuchtiger als alle anderen Klingen, die ich über die Jahre in die Finger bekommen habe. Definitiv ist das Junglas mit seinen Dimensionen am oberen Limit dessen, was sich noch anbietet mit nach “draußen” genommen zu werden. Alles andere ist dann doch zu lang, zu schwer, zu unhandlich. Doch das Junglas schafft es bei mir gerade noch in den Rucksack und hilft beim Campen in der Wildnis mit seiner Vielfältigkeit aus. Natürlich erledigt es das Hacken nicht wie eine Axt oder das Schnitzen nicht wie ein Schnitzmesser. Doch der Spagat, den das Messer hinlegt, kann sich sehen lassen. Durch den einfach zu schärfenden 1095er Kohlenstoffstahl wird das Messer ordentlich scharf, ohne dass es ein Hexenwerk wäre, diese Schärfe später wieder herzustellen. Auch wenn er gerne despektierlich behandelt wird, mag ich den 1095 sehr gerne. Gerade für ein Messer dieses Kaliber ist Kohlenstoffstahl meiner Meinung der einzige richtige Weg.



    Was die Qualität angeht, so spielt das Junglas in derselben Liga wie alle anderen ESEE Messer. Der Griff ist sauber verarbeitet und abgerundet, die Beschichtung - ohne die ich persönlich auch sehr gut leben könnte - ist vom Finish her tadellos. Der Anschliff ist für eine Klinge dieses Kalibers absolut adäquat. Auch die Scheide des Messers wirkt hochwertig. Nylon ist eigentlich nicht mein Ding. Tatsächlich entsorge ich die meisten Nylonscheiden nach einem Messerkauf direkt und fertige sogleich eine aus Kydex an. Doch hier ist mir ESEE zuvor gekommen. Denn die Scheide ist halb/halb. Das Messer steckt nämlich bereits in Kydex, das auf der Rückseite mit Nylongewebe verbunden ist. Der Nylonteil ermöglicht zum einen das befestigen des Messer mittels Schlaufe und Druckknopf an der Scheide. Darüber hinaus kann bei Bedarf auch ein Teil des Griffs ähnlich wie bei einer Kapuze von der Nylonscheide aufgenommen werden und mittels Paracordschlaufe verzurrt werden. Alles was über die Befestigung mit Druckknopf hinausgeht ist meiner Ansicht nach “Gimmick”, da bereits in der Kydexscheide ein mit Gummiplättchen unterfütterte Schraube eingearbeitet wurde, die hin und hergeschoben wird und je nach Position des Messer bereits absolut sicher im Kydex arretiert. Die zusätzlichen Sicherungsmechanismen stören allerdings nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass derart redundante Sicherungen für Fallschirmspringer in Streitkräften gedacht sind, damit sich das Messer auch wirklich nicht von seiner Scheide ungewollt verabschieden kann - aber nagelt mich hierauf nicht fest! Alles in allem empfinde ich die Molle-kompatible und 17 (!) fach vernietete Scheide als sehr hochwertig. Leichtes Klappern ist beim Schütteln vernehmbar, doch auf Grund des ordentlichen Gewichts des Junglas hält es sich in Grenzen.




    Kommen wir zum Eingemachten. Wie erwähnt ist das Messer wuchtig und auch sein Griff erweckt nicht den Eindruck von Tiefstapelei. Wie bei vielen Haumessern ist er recht lang, wodurch es dem Anwender ermöglicht wird das Messer kurz (für feiner Aufgaben) oder weiter hinten (für derbere Aufgaben) zu halten. Dabei sei erwähnt, dass mich das Junglas in beiden Handlagen durchaus verblüfft hat. Es war natürlich nicht überraschend, dass sich das Messer hauptsächlich für Hackarbeiten eignen würde. Doch dass die Kraftübertragung dann doch so “knackig” ausfällt, hat mich positiv überrascht. Aus Stöckchen und kleinen Ästen macht man im Handumdrehen “Kleinholz”. Auch bei dickerem Material beißt sich die Klinge tief ins Holz. Es wird beim Hacken wohl nie so effektiv sein wie eine Axt oder ein Beil, doch werden meiner Ansicht nach weder Axt noch Beil eine vergleichbar gute Figur abgeben, wenn man feinere Arbeiten gefragt sind. Und man mag es nicht glauben doch mit Einschränkungen, kann das Junglas diese auch bewältigen. Natürlich hängt hier bei allen Werkzeugen auch viel von der Übung ab.




    Einige Daten zum Messer
    Gesamtlänge: ca 42 cm
    Klingenlänge: ca. 26 cm
    Klingenstärke: rund 5 mm
    Gewicht: 635 g
    Stahl: 1095 C-Stahl


    Fazit
    Ich denke der Behauptung, dass das ESEE Junglas ein wirklich beeindruckendes Messer ist, wird kaum jemand widersprechen. Für manch einen wahrscheinlich zu groß oder schwer, doch in vielen Männern werden hier Urinstinkte geweckt. Wie gewohnt kommt das Messer natürlich mit der großzügigen ESEE Garantie, so dass man sich keine Sorgen machen muss, dass der Klopper irgendwann mal “den Geist” aufgibt.



    Verbesserungsfähig empfinde ich - wie so oft - den Abstand zwischen Griff und Beginn der Schneide. Zugegeben, bei einem Messer dieser Dimension fällt das bedeutend weniger ins Gewicht als es bei einem “kleinen”Messer mit 8-12 cm Klingenlänge der Fall gewesen wäre. Nichtsdestotrotz sehe ich auch hier keinen nachvollziehbaren Grund die rund 1,5 cm ungenutzt zu lassen.
    Auch der Querschnitt des Griffs könnte für mein Empfinden etwas runder ausfallen. Er ist so wie er ist allerdings durchaus im Rahmen. Weniger Griffhöhe und dafür dickere Griffschalen wären optimal gewesen. Dieses Konzept hat ESEE ja auch bei einigen ihrer neuen HM Messer erfolgreich angewendet.



    Abgesehen vom Preis, der selbst für ein Messer dieser Größe nicht gerade niedrig ausfällt, verfügt das Junglas für mich über keine signifikanten Schwächen - natürlich alles in Anbetracht dessen, was das Messer darstellen möchte. Wer an großen Klingen Freude hat, diese als Investition fürs Leben betrachtet - was es bis auf Verlust oder Wiederverkauf sein dürfte - und sich vom Design angesprochen fühlt, macht mit dem Junglas nichts verkehrt. Dass sich das Junglas auch sonst einer gewissen Beliebtheit erfreut, schließe ich von der Seriennummer, die mein Messer trägt: 16998! Es gehört sicherlich zu den Messern, die ich nicht mehr aus meinem Besitz geben werde.

    Das Fällkniven F1 ist auch nach über 20 Jahren eines der erfolgreichsten Outdoormesser auf dem Markt. Dazu verholfen haben ihm sicher neben dem pragmatischen Design und der kompakten Größe auch die hohe Schärfe und recht gute Schneidfreudigkeit, über die das robuste Messer verfügt. Trotz des Erfolgs - oder vielleicht gerade deshalb - hat Fällkniven eine “Pro” Version des F1 aufgelegt. Worin sich die beiden Messer unterscheiden und was man vom neuen Modell erwarten kann, soll im Folgenden erörtert werden.



    Unterschiede zwischen F1 und F1 Pro
    Auf den ersten Blick wird der Betrachter direkt ein paar optische Veränderungen am “Pro” entdecken. Besonders auffällig dürfte der Handschutz aus Edelstahl sein, der das Messer qualitativ und optisch aufwertet. Meiner Recherche zur Folge war bei den ersten F1 Pro Messern der Handschutz noch mit dem Erl vernietet. Auf Nachfrage wurde mir von Fällkniven mitgeteilt, dass der Handschutz mittlerweile mit dem Erl verschweißt ist. Offenbar hat Fällkniven hier nachgebessert, nachdem die vorherige Konstruktion zu Kritik geführt hatte.




    Ein weiterer Unterschied liegt im Klingenschliff, der sich beim Pro nicht mehr über die gesamte Klingenhöhe erstreckt, sondern als “Säbelschliff” ausgeführt wurde. Die Klinge erhielt zudem eine Fehlschärfe und verfügt über noch mehr Klingenstärke im Vergleich zum regulären F1. Der für Fällkniven typische Konvexschliff wurde beibehalten. Auch der Linienführung des Griffs ist man bis auf kleine Änderungen treu geblieben. Dafür wurde die Textur der Fischhaut für mein Empfinden erheblich aggressiver ausgeführt.
    Die mitgelieferte Zytelscheide, in Fachkreisen auch als Staubsaugerdüse bezeichnet, wurde etwas überarbeitet und bulliger gestaltet. Dafür sind im Wesentlichen zwei zusätzliche “Schlaufen” verantwortlich, deren Sinn sich mir bisher noch nicht erschlossen hat. Man soll dadurch wohl etwas “durchfädeln” können. Mir ist bisher nur nicht klar was (einen Gürtel?).




    Der wohl bedeutendste Unterschied zum regulären F1 ist das Stahl-Upgrade, das auch in erster Linie für den erheblich höheren Preis - wir sprechen hier vom Faktor 2 in Bezug auf das Standard F1 - anzusehen ist. CoS, so der Name des seltenen, kobalt-legierten Stahls, wird nur von sehr wenigen Herstellern verwendet. Insgesamt sind leider nicht viele Informationen über diesen Stahl vorhanden. Fällkniven verspricht verbesserte Schnitthaltigkeit und Schneidkantenstabilität, was nur Langzeiterfahrungen belegen werden. Um einen pulvermetallurgischen Stahl wie den von Fällkniven genutzten 3G handelt es sich beim CoS nicht. Der Vollständigkeit sei erwähnt, dass die Klinge des F1 Pro wie Fällkniven typisch aus einem dreilagigen Stahl besteht und nur die mittlere Lage tatsächlich aus CoS gefertigt wird. Zu beiden Seiten wird der CoS von einem weicheren und zäheren 420er Derivat umgeben, was zusätzliche Stabilität in die Klinge bringen soll. Tatsache ist jedenfalls, dass sich der CoS selbst mit einem günstigen Keramikstab recht ordentlich und einfach scharf bekommen lässt.
    Standardmäßig wird dem F1 Pro der DC4 Schleifstein von Fällkniven beigelegt, der sich gemeinsam mit Messer und Scheide in einer schwarzen Kunststoffbox befindet. Den DC4 finde ich für all diejenigen, die ihn noch nicht haben, als eine sinnvolle Ergänzung zum Messer.


    Das Messer in der Praxis
    Da die Zubereitung des Mittagessens anstand, habe ich das F1 Pro, welches sicherlich nicht in erster Linie für Küchenaufgaben konzipiert wurde, für diese Aufgabe herangezogen. Ein für mich taugliches Überlebensmesser sollte sich auch für diese Arbeiten eignen. Und das tut das F1 Pro, dank seiner äußerst scharfen Klinge sehr gut. Egal ob knackiges Gemüse oder Fleisch...das F1 gibt sich keine Blöße.




    Was braucht man nach dem Essen? Richtig, Zahnstocher. Auch entsprechend filigrane Arbeiten, wie beispielsweise das Herstellen eines geschnitzten Zahnstochers sind für das Messer keine ernste Herausforderung. Es lässt sich gut kontrollieren, so dass sich sowohl tiefe Schnitte, als auch feiner Materialabtrag erreichen lässt.
    Um das Feuer fürs Essen anzünden zu können eignen sich Featherstick. Für manch einen mag das eine triviale Aufgabe sein, doch ich finde, dass man daran recht gut erkennt, ob ein Messer zum Bearbeiten von Holz taugt oder nicht. Das Auffächern von Stöcken, sowie der Bau einer “figure 4 deadfall trap” gelangen mit dem F1 Pro gut. Die starke Klinge ist natürlich weniger schneidfreudig, als sie es beispielsweise mit nur 3 mm Klingenstärke gewesen wäre. Doch in Anbetracht der Dicke und mit ein paar kleineren Abstrichen geht es trotzdem ganz gut von der Hand.





    Seine Grenzen findet das Messer, in erster Linie bedingt durch die verhältnismäßig kurze Klinge, bei Aufgaben wie dem Batoning, dem Spalten dickerer Äste. Abhängig vom Durchmesser des Astes schafft das Messer natürlich auch diese Aufgabe. Man merkt jedoch, dass man hier recht schnell an die Grenzen des F1 Pro stößt. Es braucht wohl nicht erwähnt werden, dass man von Hackarbeiten mit diesem Messer absehen sollte. Robust genug wäre es zwar, doch es ist einfach nicht schwer und klingenlastig genug. Ich denke aber auch nicht, dass die letzten beiden Aufgaben für ein Überlebensmesser unbedingt notwendig sind und wer das anders sieht, für den hat Fällkniven ja auch noch größere Modelle im Angebot.


    Spezifikationen
    Klingenlänge: 10 cm
    Gesamtlänge: 21,5 cm
    Klingendicke: ca. 5 mm
    Stahl: CoS @ 60 HRC (Angabe durch den Hersteller)
    Gewicht: ca. 175g
    Scheide: Zytel


    Persönliche Einschätzung und Resümee
    Unterm Strich empfinde ich das F1 Pro gegenüber dem regulären F1 als das wertigere Messer, auch wenn mir nicht alle Änderungen zusagen. Da wären zum einen der halbhohe Klingenanschliff, die aggressive Fischhaut, die dickere Klinge (verglichen mit dem regulären F1) - ohne diese Modifikationen hätte mir das F1 Pro noch besser gefallen.




    Erstaunlicherweise wirken sich die Änderungen der Klinge auf die Schneidperformance allerdings nicht spürbar aus. Sie ist nach wie vor sehr gut.
    Als Begründung für die Überarbeitung der Klinge gibt Fällkniven die zusätzlich gewonnene Stabilität an. Nahliegend aber auch notwendig/sinnvoll? Ich selbst empfinde die Klinge in Anbetracht ihrer Länge als beinahe überdimensioniert und dabei zu kurz, um sie überhaupt vernünftig als Hebelwerkzeug einsetzen zu können bzw. größerer lateraler Belastung zu unterwerfen.
    Die Fischhaut des Griffs drückt sich mir beim festen Zupacken stark in die Haut, was ich als unangenehm empfinde. Das Problem hatte ich beim regulären F1 nicht (oder nur nicht bemerkt?); es dürfte sich allerdings mit mehr Benutzung auch legen.
    Den neuen Handschutz aus Edelstahl empfinde ich als netten Gimmick. Da der Griff sonst “nur” aus Thermorun (Gummi) besteht, wäre er für mich letztlich verzichtbar gewesen. Jedoch ist der Guard nun erheblich robuster und wenig anfällig gegen Abnutzung in einer Kydexscheide.


    All diese Änderungen, die insgesamt nur wenig Auswirkung haben, werden letztlich durch den verbesserten Stahl in den Hintergrund geschoben. Lange Schnitthaltigkeit, hohe Schärfe und eine bessere Beständigkeit gegenüber Klingenausbrüchen im Vergleich zum VG10 machen den CoS zu einem sehr interessanten Stahl. Zugegeben, um das letztlich wirklich auf lange Sicht verifizieren zu können, fehlt es mir noch etwas an Erfahrung. Hier werde ich bei Bedarf noch ein Update nachschieben. Meine initalen Eindrücke vom Stahl sind allerdings sehr gut.


    Eine Änderung die ich mir erhofft hatte ist leider ausgeblieben: Mehr Griffvolumen. Selbst mir mit Handschuhgröße-9-Händen gibt der Griff des F1 respektive F1 Pro nicht das Gefühl das Messer ordentlich packen zu können.




    Ob das Gros der Kundschaft bereit sein wird, für ein F1 Pro den Preis zweier “gewöhnlicher” F1 zu zahlen, wird die Zukunft zeigen. Aus meiner Sicht stünde dem F1 Pro ein wertigeres Griffmaterial (Leder, G10, Micarta, etc.) deutlich besser zu Gesicht und würden auch den happigen Preissprung nachvollziehbarer machen.


    Trotz der geübten Kritik, die in Anbetracht des hohen Kaufpreises härter ausfällt, als es bei einem 100 oder 200 € Messer gewesen wäre, darf nicht unerwähnt bleiben, dass mir das Arbeiten mit dem F1 Pro sehr gefallen hat und mich die Performance des Messers, abgesehen vom fehlenden Griffvolumen, absolut überzeugen konnte. Und darauf kommt es mir letztlich bei einem Messer an. Sehr zugesagt hat mir auch die saubere Optik, in der das Messer gehalten ist. Fällkniven ist auch hier seiner gewohnten Philosophie treu geblieben.

    LKW. Was bei den meisten Lesern den Gedanken an einen Brummi aufkommen lassen dürfte, ist ein 2013 gegründetes und seit dem stetig aufstrebendes polnisches Kleinstunternehmen. Die drei Buchstaben LKW stehen für “Libra Knife Works”. Der Mann mit dem Namen Radek, der 2007 mit dem Messermachen begann, steckt hinter dieser “one-man-operation”. Jedes seiner Messer ist handgemacht. Keine CNC Maschinen, kein Schneiden mit dem Laser oder der Wasserstrahltechnik.
    Die Klingen werden bei Radek mit dem Plasmaschneider einzeln aus dem Blech befreit und anschließend am Bandschleifer in Form gebracht. Letzteres gilt auch für die Griffschalen, die mal aus Micarta, mal aus G10 gemacht sind.
    Wer statt meiner Beschreibung lieber sehen möchte, wie man sich die Arbeit in der Werkstatt von LKW Knives vorzustellen hat, verschafft sich in diesem Video einen besseren Eindruck. Da ich nicht wusste, ob man das im Video gezeigte nun als die tatsächliche Herstellungsweise verstehen darf oder so nur bei der Herstellung von Prototypen verfahren wird, ließ ich mir die Herstellungsweise von der Firma Lamnia, über die ich das Messer bezogen habe, noch einmal bestätigen.
    Auf den Hersteller LKW selbst bin ich bei meiner stetigen Suche nach neuen Messern und Herstellern auf einer Social-Media-Seite gestoßen und wollte wissen, was man von diesen Messern erwarten darf. Bei meinem “LKW” handelt es sich um das Exemplar F1, das mir auf Grund seiner ansprechenden Linienführung sofort gut gefallen hat. Jetzt wo das Messer in den Händen gehalten habe, möchte ich auf meine neu gewonnen Eindrücke etwas genauer eingehen.



    Bereits der erste Auftritt des F1 ist ungewöhnlich. Es kommt nicht wie gewohnt in einem 0815-Pappkarton oder ähnlich langweiliger Verpackung. Nein, es wird in einer kleinen Nylon-Tasche im Camouflage-Look geliefert. Fand ich schon mal ganz gut, da es mir erheblich besser gefällt, mit der Verpackung später noch etwas anfangen zu können und sie nicht wie sonst üblich sofort dem Mülleimer anvertrauen zu müssen. Ich habe versäumt hiervon noch ein Bild zu machen. Kann bei Bedarf nachgereicht werden, wenn das Wetter hier wieder besser ist :-).


    Die Scheide:
    Entgegen meiner üblichen Reihenfolge möchte ich heute dem Messer mal die Scheide vorwegnehmen. Sie besteht aus Kydex und hält das Messer überwiegend spielfrei. Auch sie ist handgemacht. Zu bemängeln ist bei hier, dass eine Niete etwas aus der Reihe “tanzt”. Für mich ein Schönheitsfehler, der zwar vermeidbar gewesen wäre aber auch kein Beinbruch darstellt. Sicherlich auch abhängig davon, ob das F1 eine Safe Queen werden soll oder tatsächlich zum Einsatz kommt. Etwas mehr wird den Messersammler stören, dass die Klinge des F1 an zwei, drei stellen offenbar mit in die Kydexscheide geratenen Schleifpartikeln in Berührung kommt, was sich für gewöhnlich in kleinen Schleifspuren auf der Klinge äußert. Dieses Problem werden sicherlich viele hier kennen. Auf Grund des Klingenfinishs fällt das beim F1 zum Glück kaum auf. Nur wenn man diesen Mängel vermutet und genauer hinsieht, wird man ihn entdecken. Ich kenne dieses Phänomen selbst aus der Zeit, als ich mit Kydexscheiden begonnen habe. Allerdings musste ich dieses Problem auch schon bei sehr teuren Messern beobachten.
    Obwohl ich persönlich mittlerweile Lederscheiden anstelle von Kydex zu schätzen weiß, muss ich zugeben, dass Kydex zum Naturell des F1 zumindest optisch besser passt.




    Die Klinge:

    Das Messer, dass ich mittlerweile aus der Scheide befreit habe, ist ein Hybrid aus Fighter und Einsatzmesser...oder was ich mir als Laie zumindest darunter vorstelle. Die schlanke, langgezogene Klinge, die falsche Schneide, der robuste, rautenförmige Klingenquerschnitt; all das qualifiziert das F1 wohl als taktische Messer. Dabei bleibt LKW mit der Klingenlänge erstaunlicherweise bei relativ kurzen 12 cm. Erstaunlich deshalb, da die Klinge subjektiv wesentlich länger wirkt.


    Was vermutlich primär Messermachern beim Betrachten des F1 auffallen wird, ist die Tatsache, dass dieses Messer wie eingangs beschrieben nicht aus einer CNC Maschine gepurzelt ist, sondern in schweißtreibender Handarbeit hergestellt wurde. Trotz einer ordentlichen Verarbeitung des F1s geben vereinzelt Stellen Hinweis darauf, dass hier noch ein Mensch die treibende Kraft gewesen ist. Beim F1 erkennt man das z.B. daran, dass die Griffschalen nicht maschinell gefräst, sondern am Bandschleifer geformt wurden. Ich persönlich finde das sehr sympathisch, auch in Anbetracht des aufgerufenen Preises, da mir die entdeckten Spuren von meinen Messern bekannt vorkommen. Es ist einfach etwas anderes, wenn noch der Mensch die Finger im Spiel hat. Selbstverständlich gibt es auch beachtliche Präzision durch Menschenhand. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass diese jemals an die Genauigkeit moderner Maschinen herankommt. Muss sie aber auch gar nicht, da so für mich einfach mehr Seele in dem Produkt steckt. Einige werden diese Sicht vermutlich nachvollziehen können. Unterm Strich stimmt für mich die Verarbeitungsqualität und Präzision beim F1 aber. Die Fasen der Klinge wurden z.B. alle recht symmetrisch ausgeführt.



    Beim Stahl setzt Radek auf Böhler N690 Stahl, der aus meiner Sicht eine sehr vernünftige Wahl ist. Gute Schnitthaltigkeit bei recht guter Korrosionsbeständigkeit. Die Schärfe, mit dem das Messer im Auslieferungszustand aufwartet, ging für mich noch in Ordnung. Allerdings lässt sich da noch einiges mehr rauskitzeln.
    Persönlich hätte es mir - wie so oft - besser gefallen, wäre die Klinge feiner ausgeschliffen worden. Der Schneidleistung hätte dadurch - besonders in Anbetracht des relativ kurzen Anschliffs der Primärfase, der für LKW charakteristisch zu sein scheint - eine wesentliche Steigerung erfahren. Auch der Winkel der Sekundärfase ist für meinen Geschmack zu steil gewählt. Ein konvex verlaufender Anschliff über die gesamte Klinge, der sich nachträglich nur schwer anbringen lässt, wäre hier sicherlich eine elegante Lösung gewesen. Legt man sein Augenmerk allerdings auf Robustheit, ist man mit dem Anschliff im Auslieferungszustand durchaus gut bzw. ausreichend bedient. Ich selbst habe das F1 kurz über den Bandschleifer gezogen um so den “Rasierer” zu bekommen, den ich mir gewünscht hatte. Da die Messer von Radek einzeln gefertigt werden, könnte ich mir aber gut vorstellen, dass er auch auf entsprechende Kundenwünsche reagiert. Das ist allerdings nur Spekulation und sollte bei Bedarf abgeklärt werden.


    Der Griff:
    Was meine Aufmerksamkeit auf das F1 gelenkt hat, ist die elegante, nicht allzu häufig vorkommende Griffform, die nicht nur meinem ästhetischen Empfinden zusagt, sondern auch - entgegen erster Befürchtungen - sehr gut in meiner Hand liegt. Die Form erlaubt es das Messer in mehreren Positionen (reverse grip, kurz oder im hinteren Bereich des Griffs gefasst) sicher zu halten. Als Material für die Griffschalen hat sich LKW hier für schwarzes, verschraubtes G10 entschieden, das vermutlich durch Sandstrahlen leicht aufgeraut wurde. Es bietet jedenfalls mehr Grip als erwartet, doch kann es nicht ganz mit Micarta mithalten.



    Daten zum Messer:
    Gesamtlänge: 24,5 cm
    Klingenlänge: 12 cm
    Klingenstärke: ca. 4 mm
    Stahl: N690 @ 59-60 HRC
    Scheide: Kydex mit Kydex-Gürteladapter


    Fazit:
    Insgesamt bin ich vom LKW F1 sehr angetan. Das liegt sicherlich primär an der Tatsache, dass es handgemacht ist, womit ich mich gut identifizieren kann. Natürlich ist es auf Grund seiner taktischen Wurzeln kein Messer für den Campingurlaub oder die Küche. Denn Aufgaben wie Holz spalten oder das Schneiden dünner Gurkenscheiben gehören sicher nicht zur Königsdisziplin des F1. Es ist eher ein robustes Einsatzmesser, das bei Aufgaben wie dem Punktieren des gegnerischen T-Shirts - dank der “stechfreudigen” Klingengeometrie - gute Dienste leisten dürfte.
    Darüber hinaus haben es mir die verwendeten Materialien schon immer angetan: N690er Stahl und G10. Solide Kombi, mit der man meiner Meinung nichts falsch macht.
    Es würde mich sehr wundern, wenn wir in Zukunft nicht noch mehr von Radek und seiner Firma LKW Knives hören und sehen würden. Wer weniger auf Fighter steht, für den bietet Radek auch etliche Outdoormesser an, die häufig in Kohlenstoffstahl erhältlich sind.
    Wer sich fürs F1 oder LKW Knives im Allgemeinen interessiert, wird wie angedeutet beim finnischen Versandhandel Lamnia fündig. Radek hat darüber hinaus eine eigene Website, die soweit ich gesehen habe leider nur in polnischen Sprache existiert.


    Danke Micha!
    Zum Griff, den Eiserner und rumpeltroll nochmal angesprochen haben, kann ich nur erneut sagen, dass hier die Empfindungen - teilweise sogar unabhängig von der Handgröße - einfach sehr individuell ausfallen. Bei Messern, die ich selbst herstelle empfinde ich es auch heute noch, nach über 10 Jahren, als große Herausforderung, die richtige Griffform auszuloten - und das nur für meine eigenen Griffel. Da machen teilweise Nuancen sehr viel aus. Wenn euch die Messer der HM Serie interessieren, probiert sie aus. Man kann sicher mutmaßen aber nur übers Ausprobieren findet man wirklich heraus, ob einem der Griff taugt oder nicht. Ich komm sehr gut damit klar, jemand anderes vielleicht nicht. Ist das selbe bei Hosen, Frauen, etc. :-D.

    Moin Freunde,


    ja natürlich habt ihr Recht damit, dass die Härte wohl auch der Garantie geschuldet ist. In diese Richtung habe ich ja auch schon im Bericht zum 4HM spekuliert. Es ist gewiss auch nicht so, als wäre die Schnitthaltigkeit bei ESEEs mit Dosenblech vergleichbar.


    @ Micha: Was die Härte angeht, kann ich deine Argumentation nachvollziehen. Jeff und Mike sind keine Rookies und wissen sicherlich, was sie tun. Es muss auch nicht für jeden eine 60+ Härte sein und letztlich sagt diese auch nicht viel über die Qualität der Wärmebehandlung aus. Ich habe Macheten von Tramontina mit eher geringer Härte und bin jedes mal erstaunt, wie lange sie trotzdem scharf bleiben. Nichtsdestotrotz lasse ich selbst meine Messer höher härten und hatte damit bisher nicht mal bei D2, der ja gerne als schnell "chippend" verschrien wird, Probleme. Nicht mal bei einem versehentlichen Schlag auf eine Betonkante.
    Was den Klingenquerschnitt angeht, sehe ich die Begründung mit "Praxisnutzen" allerdings nicht. Ein in der Nähe der Schneidfase dünnerer Ausschliff hätte den Praxisnutzen meiner Ansicht erhöht. Vielleicht gehöre ich aber auch eher zu den Vertretern, die ein Messer primär für das nutzen möchten, wofür es ursprünglich mal vorgesehen war. Andere werden dem Aspekt der Robustheit einen größeren Wert zurechnen.
    Der Griff ist meiner Erfahrung wahrscheinlich der Punkt am Messer, der subjektiver empfunden und bewertet wird, als alle anderen Komponenten. Ich habe schon dermaßen gegensätzliche Aussagen zu ein und demselben Griff gehört, dass es für mich vielleicht klüger wäre dazu gar nichts mehr zu schreiben. Persönlich kam ich mit dem Griff des ESEE 6 nicht zurecht, da er mir zu hoch war und nicht besonders gut in der Hand lag. Das hat sich für mich mit der Variante "HM" verbessert. DIe Gefahr des Rollens habe ich beim Testen nicht entdecken können. Der Griff ist wie du sagst natürlich flacher, dafür aber deutlich dicker, so dass er mir sehr gut liegt. Wie angesprochen dürfte er aber in den ersten 2-3 cm etwas höher ausfallen. Bei feinen Arbeiten fällt das aber nicht ins Gewicht. Wenn mehr Bums benötigt wird, greife ich sowieso weiter hinten am Griff.
    Hoffe etwas mehr Klarheit verschafft zu haben. Bei Interesse würde ich das Messer einfach mal in die Hand nehmen. Das sagt mehr als 1000 Worte :thumbup: .


    Die Faszination für Messer von ESEE begann bei mir schon vor vielen Jahren. Zu Beginn waren es zugegebenermaßen in erster Linie Optik und Image, die mich an diesen Werkzeugen begeisterte. Die Messer, die damals noch unter der Marke RAT (Randall’s Adventure Training) verkauft wurden, waren in aller Munde, was vermutlich nicht zuletzt dadurch begünstigt wurde, dass sich das Unternehmen bereits mit diversen Überlebenstrainings eine Reputation verschafft hatte. Ihre Messer galten als extrem robust und kommen noch heute mit einer uneingeschränkten Garantie. Einigen typischen ESEE-Charakteristika wie z.B. den weit verbreiteten Choils oder für mich gewöhnungsbedürftigen Griffformen konnte ich allerdings mit zunehmender Erfahrung im Messerbereich nur noch wenig abgewinnen.



    Zur Freude gleichgesinnter hat sich ESEE mittlerweile der Überarbeitung einiger Modelle angenommen und für mich äußerst interessante Neuauflagen ihrer Klassiker geschaffen. Über das ESEE 4HM, das einer dieser neuen Vertreter darstellt, habe ich meine Meinung bereits zu Papier bringen können. Ein tolles Messer, das für mich, verglichen mit dem ursprünglichen ESEE 4, hinsichtlich der Handlage und Funktion in einer ganz anderen Liga spielt. Wer wie ich etwas größere Klingen bevorzugt, wird vermutlich erfreut sein zu hören, dass es nun auch vom “6er” eine überarbeitete Version gibt. Diese war bereits in ähnlichem Design und in Kooperation mit einem bekannten Vertreter der Outdoor- und Bushcraft-Szene lange als DC6 angekündigt worden. Doch bevor diese Variante endlich den Markt erreichen konnte, verschwand das Modell wieder sang und klanglos in der Versenkung. Glücklicherweise hat ESEE die Idee jedoch nicht gänzlich eingestampft und mit dem ESEE 6HM (= handle modified) eine, dem DC6 sehr ähnliche Variante auf den Markt gebracht.



    Klinge, Griff und Unterschiede zum Vorgänger
    Analog zum 4HM, das man als verkleinerte Version des 6HM bezeichnen könnte, verzichteten Jeff Randall und Mike Perrin erneut auf einen Choil. Ein solcher stört mich zusehends, doch wäre er in diesem Fall noch unnötiger gewesen als ohnehin schon, da der Benutzer, auf Grund eines fehlenden Handschutzes, das Messer sehr kurz fassen kann. Auf die Daumenrampe wurde ebenfalls verzichtet. Der Griff erhielt erheblich dickere und stärker abgerundete Griffschalen. Zudem wurde die Griffform drastisch verändert, so dass sich insgesamt ein ganz neues Griffgefühl ergibt.



    Zu meinem Erstaunen fällt die Gesamtlänge des 6HM spürbar geringer aus, wenn man es mit dem regulären ESEE 6 vergleicht. Trotz effektiv gleicher Schneidenlänge ist die neue Version nun also ein wenig kompakter. Der Griff kann problemlos im hinteren Bereich gefasst werden, da er hier auch am meisten Volumen aufbringt, so dass das 6HM für leichtere Hackarbeiten zu gebrauchen ist (s. Video am Ende). Durch die leicht abgewinkelte Linienführung des Griffs wird dies zusätzlich begünstigt. Trotz kürzerer Gesamtlänge beim 6HM muss man hinsichtlich der Funktion keine Abstriche machen.
    Im Gegensatz zum 4HM, das eine identische Klingendicke mit sich bringt, fällt die Klingenhöhe des 6HM größer aus, wodurch ein weniger keilförmiger Klingenquerschnitt resultiert. Das macht das Messer insgesamt etwas schneidfreuiger als seinen kleinen Bruder.


    Scheide:
    Wie beim 4HM kommt auch das 6HM mit einer Scheide aus dickem Leder. Diese ist als Steckscheide konzipiert, verfügt über eine Gürtelschlaufe und wirkt, als könnten noch meine Urenkel daran Spaß haben. Ich muss wirklich sagen, dass ich von der Lederscheide fast genau so angetan bin wie vom Messer - und das kommt selten vor. Gleichermaßen war ich auch von der Scheide des 4HM begeistert, weshalb ich dem Leser weitere Lobeshymnen erspare.



    Daten:
    Klingenlänge: ca. 15,5
    Gesamtlänge: ca. 28 cm
    Klingenstärke: 5 mm
    Stahl: 1095 Kohlenstoffstahl @ 57 HRC
    Scheide: dickes, robstes Leder


    Fazit:
    Die Qualität und Verarbeitung des 6HMs, sowie seiner Lederscheide entsprechen dem bereits vorgestellten 4HM und sind sehr gut. Wie bei jedem Messer, das ich bisher in den Händen hielt, finde ich auch beim 6HM Dinge, die ich anders gemacht hätte. Zum einen ist der Klingenrücken am Übergang vom Griff zur Klinge zu nennen. Der pingelige Messerfreund sieht hier, dass der Anschliff zu tief ausgeführt wurde. Schaut man auf den Klingenrücken äußert sich das durch leichte Absätze auf der Höhe des Anschliffs. Natürlich sind hier keine nennenswerte Auswirkungen auf die Performance zu erwarten und insgesamt ist das Ausmaß des Versatzes wirklich recht gering. Wer auf solche Feinheiten allerdings wert legt, wird hier das Haar in der Suppe finden.



    Darüber hinaus könnte ESEE-typisch der Anschliff an der Schneidfase feiner ausfallen und die Klinge etwas höher gehärtet sein. Auch ist für mein persönliches Empfinden das Griffvolumen am Anfang des Griffs - wie schon beim 4HM - minimal zu gering. Die Eliminierung dieser vier kleineren Punkte würde das Messer für mich perfektionieren. Doch auch so hat ESEE ein meiner Ansicht nach wirklich hervorragendes Produkt entwickelt, das das Gros der Anwender begeistern dürfte. Das Messer steht jedenfalls auf meine Favoritenliste ganz oben.
    Obwohl das 6HM noch nicht lange in den USA erhältlich ist, kann man es bereits in Europa z.B. bei outdoormesser.de oder lamnia.com beziehen. Am Preis hat sich erfreulicherweise gegenüber dem Vorgänger nicht wirklich etwas verändert - und das trotz wertigerer Lederscheide und dickeren Griffen. Könnte ich mir aktuell nur ein feststehendes Messer aus Serienproduktion zulegen, wäre es mit großer Sicherheit das ESEE 6HM. Mehr muss meinerseits wohl nicht mehr gesagt werden!


    Zum Abschluss noch ein kleiner Clip als Experiment - für all diejenigen, die es gerne etwas episch mögen. Es ist mein erstes YouTube Video - man sehe es mir also nach, wenn noch Luft nach oben ist ;).

    Auch in diesem Jahr gibt es wieder einige interessante Neuheiten auf dem Messermarkt zu entdecken. Auf der Suche nach neuen Modellen wurde ich mal wieder bei der Firma Linder fündig, die mit einigen sehr schönen Modellen den Messermarkt bereichert. Eines meiner Favoriten ist dabei das brandneue Linder Rehwappen Platterl Bowie 2, das mich sowohl durch das klassische Design, als auch den verwendeten “Zutaten” direkt angesprochen hat.
    Vollerlkonstruktion, Kohlenstoffstahl, Pflaumenholz, robuste Abmessungen. Das alles klang sehr vielversprechend und auch meine Erfahrungen mit Linder waren bisher sehr positiv. Ob allerdings auch dieses Modell wieder zu überzeugen weiß, soll im Folgenden beleuchtet werden.


    Der Markt bietet eine schier unüberschaubare Auswahl an sogenannten “Bowie” Messern. Dabei hat sich der Begriff seit den Zeiten von Jim Bowie, dem Namensgeber der legendären Bowie Knives, über die vielen Jahre hinweg sicherlich stark gewandelt. Die heutigen Vorstellungen, was man unter einem richtigen Bowie zu verstehen hat, gehen weit auseinander. Einige Eigenschaften werden allerdings gemeinhin einem klassischen Bowie zugeschrieben, die sich auch das Rehwappen Platterl Bowie zu eigen gemacht hat. Da wäre zum einen die wuchtige Klinge in “Clip Point” Bauweise, die ganz traditionell aus Kohlenstoffstahl gefertigt wird. Ein großes Parierelement schützt den Finger vor dem Abrutschen oder bei kämpferischen Auseinandersetzungen - wie man sie heute glücklicherweise kaum noch vorfindet. Auch der Griff, der einer simplen Linienführung folgt, ist beim Linder sehr klassisch gehalten.


    Die Klinge
    Beim Platterl Bowie wurde auf C60-Kohlenstoffstahl zurückgegriffen. Dieser ist zäh, verhältnismäßig einfach scharf zu bekommen und etwas pflegebedürftig, da er nicht rostfrei ist. Die üppige, knapp 5 mm starke Klinge wurde in Vollerlbauweise gehalten, so dass ausreichend Stabilität gewährleistet sein sollte. Zugegeben, wer sein Messer sachgemäß nutzt, benötigt nicht unbedingt einen Vollerl. Und letztlich bekommt man beinahe jedes Messer in zwei geteilt, wenn man sich nur genug Mühe gibt. Beim Platterl Bowie dürfte es allerdings schwer werden. Die massive Bauweise wirkt sehr vertrauenserweckend, ohne übertrieben dimensioniert zu sein.
    Das Schliffbild der Klinge ist pragmatisch gehalten. Sauber ausgeführt aber nicht auf Hochglanzpolitur gebracht - man möchte mit dem Messer ja auch Arbeiten können, ohne einen Schweißausbruch erleiden zu müssen, wenn die Spiegelpolitur Kratzer erleidet. Erfreulicherweise wurde das Platterl Bowie auch ausreichend scharf ausgeliefert, so dass man mit dem Platterl Bowie direkt loslegen kann. Selbst erstaunlich feine Arbeiten, wie das Auffächern von Holz, waren für das Bowie keine Herausforderung.



    Der Griff
    Linder hat in diesem Jahr einige Modelle in Pflaumenholzbeschalung auf den Markt gebracht und möchte so eine Alternative zu den zwar sehr schönen, doch ökologisch bedenklichen Tropenhölzern anbieten. Auch wenn der Anteil des Tropenholzes, das für Messergriffe aufgewendet wird vermutlich recht gering sein dürfte, ist es sehr erfreulich, dass Linder auf Naturschutz wert legt und seinen Teil dazu beitragen möchte. Das verbaute Pflaumenholz fällt jedenfalls recht dezent aus und erfreut dennoch durch eine schöne Maserung. Obwohl der Griff unheimlich kantig wirkt, liegt er überraschend angenehm und komfortabel in der Hand. Das ist sicher den gut abgerundeten Schalen in Kombination mit einem ordentlichen Griffvolumen zu verdanken. Da auch die Grifflänge großzügig ausfällt, dürfte das Messer selbst Menschen mit größeren Händen gut in der Hand liegen.
    Sowohl Handschutz als auch Griffnieten sind aus Messing gefertigt. Das passt hervorragend zum Messer, da Messing - wie auch Kohlenstoffstahl - mit der Zeit Patina annimmt, was dem Messer ein rustikales Aussehen verleiht. Selbstverständlich lässt sich auf Wunsch das Messer von der Patina mit etwas Politur schnell wieder befreien.



    Die Verarbeitung
    Wie ich es von Linder nicht anders kenne, war auch dieses Mal die Verarbeitung wieder vorbildlich. Lediglich an der Innenseite des Griffs, wo dieser ins Parierelement übergeht, sind leichte Unsauberkeiten zu erkennen. Diese kann man allerdings getrost als “Peanuts” bezeichnen, die dem positiven Gesamteindruck des Messers nicht schaden.
    Hält man sich den Preis des Linder Bowies, der aktuell bei knapp 110€ liegt, vor Augen, ist man wirklich erstaunt, welch ordentliche Verarbeitungsqualität man hier geboten bekommt. Erst recht wenn man bedenkt, dass es sich beim Messer um ein in Deutschland gefertigtes Produkt handelt und nicht um einen importierten Artikel aus dem Ausland.


    Die Scheide
    Linder liefert das Bowie mit einer optisch durchaus ansprechenden Lederscheide aus. Doch nicht nur optisch weiß sie zu gefallen. Genau wie ihre Nähte, ist die gesamte Scheide sehr sauber verarbeitet und macht einen soliden Eindruck. Warum der Verschluss der Scheide allerdings durch einen Klettverschluss und keinen stabilen Druckknopf gelöst wurde, ist mir unverständlich. Ein verlässlicherer und langlebigerer Verschluss hätte die Scheide abgerundet.


    Die Spezifikationen
    Klingenstahl: C60, 58-59 HRC (Auskunft der Firma Linder)
    Gesamtlänge: 32,9 cm
    Klingenlänge: 20,1 cm
    Klingenstärke: ca. 4,6 mm
    Griff: Heimisches Pflaumenholz


    Das Fazit
    Mit dem Linder Rehwappen Platterl Bowie 2 stellt die Solinger Messerschmiede erneut unter Beweis, dass man heute noch qualitativ hochwertige Messer aus deutscher Produktion zu anständigen Preisen finden kann. Neben dem klassischen Design und den verwendeten Materialien weiß auch die Verarbeitung zu überzeugen. Einzig und allein der Klettverschluss an der Lederscheide und die etwas unsauber ausgeführten Übergänge am Griff zur Klinge könnten noch optimiert werden. Gemessen am Gesamtpaket sind die beiden Punkte für mich aber durchaus akzeptabel. Unterm Strich ist das Linder Rehwappen Platterl Bowie 2 eine absolute Empfehlung wert und stellt für mich ein Highlight in der Messerwelt im Jahr 2017 dar.

    Das Modell Phoenix des deutschen Traditionsunternehmens Puma ist ein stattliches Messer. Die großzügig dimensionierte Klinge, glänzende Monturen und ein dunkler Holzgriff machen dieses Messer zu einem absoluten Hingucker. Ob das Phoenix auch hinsichtlich Verarbeitung und Funktion überzeugen kann, soll im Folgenden genauer untersucht werden.



    Der erste Eindruck


    Nachdem man das Phoenix aus seiner Scheide befreit hat, wird man von seiner langen und wuchtigen Klinge begrüßt. Zwanzig Zentimeter rostfreier 1.4116 Stahl wissen Eindruck zu hinterlassen. Dazu trägt die beachtliche Rückenstärke von 7 mm einen wesentlichen Teil bei. Doch auch andere Details, die das Messer mit sich bringt, lassen es zu einem Eyecatcher werden. Die sauber gearbeitete Fehlschärfe, der auf Hochglanz polierte Knebel und das dunkle Ebenholz harmonieren wirklich fantastisch und machen Lust auf mehr.
    Doch ein Messer muss selbstverständlich nicht nur gut aussehen, um den Anwender zu überzeugen. Um mir einen ersten Eindruck über ein Messer zu verschaffen, wird zu Beginn die Schärfe der Schneide an Hand eines Schnitts durch Papier überprüft. Nicht dass man ein Messer nicht selbst auf die gewünschte Schärfe bringen könnte. Eine anständige Schneide bei Auslieferung zählt jedoch zum A und O.


    Leider konnte das Phoenix den Erwartungen an dieser Stelle nicht gerecht werden. Den Schnitt durch Papier verweigerte das Messer stoisch, so dass ich also doch erst einmal das Schärfen des Messer angesagt war. Hierbei fiel noch auf, dass die Schneide leider nicht nur unscharf sondern auch mit einem äußerst derben Winkel versehen war. Natürlich muss ein Messer dieser Größe etwas robuster ausgeschliffen sein, als beispielsweise ein kleines Schweizer Taschenmesser. Ich empfinde es jedoch immer als lästig, wenn ein neues Messer nicht nur geschärft, sondern seine Schneide erst einmal auf ein angemessenes Maß ausgedünnt werden muss, damit man mit dem Messer vernünftig arbeiten kann. Denn erstens bedeutet es häufig unnötigen Aufwand bis ein passabler Winkel angebracht ist. Zweitens verfügt der durchschnittliche Messerkäufer in der Regel nicht über die notwendigen Gerätschaften, um ein schnelles Ausdünnen durchzuführen - zumindest nicht ohne dass dabei die Schneide überhitzt oder das Messer anderweitig beschädigt wird. Beim Schleifen von Hand vergehen schnell 1-2 Stunden, bis das Messer eine tadellose Schneide aufweist. Und dafür benötigt der Hersteller nur einen Bruchteil der Zeit. Drittens bedeutet ein Umschleifen eines zu steilen Winkels auch, dass die Schneidfase erheblich dicker ausfällt, als es notwendig und wünschenswert gewesen wäre. Natürlich ist es auch optisch nicht besonders schön anzusehen. Nun gut, alles kein Beinbruch nur eben nicht das Optimum.


    Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss...und so machte ich mich ans Werk. Insgesamt fiel dabei auf, dass der Stahl beim Schleifen durchaus Widerstand leistet, was auf eine anständige Schnitthaltigkeit hoffen ließ. Das Nachschärfen hat sich erwartungsgemäß dann auch wirklich ausgezahlt und das Messer verfügt nun über die gewünschte Schärfe!



    Die Klinge
    Abgesehen von der stumpfen Schneide hat mich die Klinge des Phoenix wirklich begeistert. Sie ist sauber und symmetrisch geschliffen, ihr Klingenrücken, sowie der gegenüberliegende, stumpfe Bereich des Ricassos sind spiegelpoliert und obwohl die Klingenstärke wirklich recht satt ausfällt, wirkt die Klinge insgesamt erstaunlich führig. Die eine oder andere Beschriftung auf der Klinge hätte man zu Gunsten der Optik weglassen können. Auf der linken Klingenseite findet sich der Puma-typische Abdruck, der von der Härtemessung rührt.



    Der Griff
    Während die Verarbeitung der Klinge überwiegend gut ausfällt, gab es am Griff leider ein paar Ungereimtheiten. Während der Fingerschutz auf Seiten der Klinge sehr ordentlich poliert ist, wurde der gegenüberliegenden Seite in Griffrichtung weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Zugegeben, man sieht sie auch weniger, doch der Ordnung halber wäre es schön gewesen, wenn der Fingerschutz von allen Seiten glänzt. Etwas unerfreulicher ist die Gestaltung des Übergangs zwischen Klinge/Erl und Fingerschutz. Hier weist das Phoenix deutliche Spaltmaße auf, was sich durchaus hätte vermeiden lassen. Insbesondere auf der Rückseite des Griffs wurde dem Übergang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das gilt auch für die Pins, die den Griff halten. Zwar sind sie sauber verarbeitet, doch bilden sie keine gerade Linie. Der erste Pin Richtung Klinge ist deutlich nach unten versetzt. Das alles trübt ein wenig die sonst so schöne Ansicht des Griffs.




    Die Handlage des Phoenix muss einem zusagen. Der Griff ist wie bei vielen Messern von Puma recht schmal gehalten und fällt etwas kantig aus. Würde man die Kanten stärker abrunden, hätte man vermutlich zu wenig Volumen um das Messer auf Dauer krampffrei in der Hand zu halten. Insofern wäre ein etwas höherer Griff mit großzügiger abgerundetem Schalen aus meiner Sicht eine Verbesserung, die dem Messer sehr gut tun würde. Da Ergonomie in vielen Fällen allerdings sehr unterschiedlich beurteilt wird, stellt dieses Detail vielleicht nur eine sehr subjektive Empfindung dar.


    Dass Holz ein Naturprodukt ist und auch mal reißen oder brechen kann, musste ich leider beim Ebenholzgriff des Phoenix erfahren. Nach ein paar kräftigeren Schlägen mit dem Messer auf Holz schienen sich die Griffschalen am Erl etwas zu lockern. Nicht extrem aber genug, dass schließlich die linke Griffschale riss.



    Natürlich etwas ärgerlich aber nicht unbedingt vermeidbar. Die Firma Puma nahm sich dem Problem wirklich sehr unkompliziert an und reparierte den Schaden ohne “wenn und aber”. Zusätzlich wurde das Messer komplett aufgearbeitet. Dabei wurde auch die Klinge, die durch das Umschleifen ein wenig gelitten hatte noch einmal mit einem tadellosen Finish versehen. Das hat mir sehr gut gefallen. Guter Service stellt für viele Käufer einen wichtigen Bestandteil bei der Kaufentscheidung eines Messers dar. Hier hat Puma sich keine Blöße gegeben und sehr gut reagiert. Nach ca. 2-3 Wochen Bearbeitungszeit hielt ich das reparierte Messer zurück - inklusive ausführlicher Dokumentation, was alles im Werk mit dem Messer gemacht wurde.


    [EMAIL="https://abload.de/img/7luu9n.jpg"]https://abload.de/img/7luu9n.jpg[/EMAIL]


    Die Scheide
    Dem Phoenix wird eine schöne Lederscheide beigelegt. Sie ist ordentlich verarbeitet und passt sehr gut zum Erscheinungsbild des Messers.



    Fazit
    Das Puma Phoenix hat mir trotz der erwähnten Mängel gefallen. Dazu tragen in erster Linie die tolle Form der Klinge und ihre ordentliche Verarbeitung bei. Hat man das Messer in einen rasiermesserscharfen Zustand versetzt, ist es ein beeindruckendes Gerät. Etwas Überarbeitung am Griff (mehr Griffvolumen und leichte Verbesserungen in der Verarbeitung) würden das Messer in eine andere Liga katapultieren und es zu einem wirklich erstklassigen Messer heranreifen lassen.


    Weil ich schon seit Jahren Messer mache aber nie etwas der Öffentlichkeit präsentiert habe, möchte ich das jetzt mal ändern. Beim Fotografieren ist noch Luft nach oben :-).



    30 cm Gesamtlänge; Becut-Stahl




    N690er mit knapp unter 3 mm Rückenstärke. Optisch taktisch aber schneidet wie der Teufel.




    25 cm Gesamtlänge; Becut Stahl.




    3 mm Niolox macht auch dieses Messer zu einem sehr schneidfreudigen Begleiter.

    Darf man fragen wo du das Messer gekauft hast? Irgend wie wächst der Wunsch in mir auch eines zu besitzen. :rolleyes:


    Ich habe das Messer direkt aus den USA importiert. Insofern kann ich nicht beurteilen ob es das Messer überhaupt schon in Deutschland zu kaufen gibt. Die großen Shops in den Staaten wie z.B. knifecenter.com haben es aber auf Lager.


    @Micha und Randall
    Ob da Harsey mit drin steckt weiß ich nicht. Genau so wenig weiß ich, wo es genau gefertigt wird. Bisher war mir nicht bekannt, dass SOG selbst nicht fertigt. Wer auch immer es herstellt, scheint zu wissen, was er tut :-).


    @Centurio
    Ich könnte mir vorstellen, dass Soldaten da in PX oder über andere Wege vergünstigt dran kommen. Die 190$ Straßenpreis werden aber sicher für den einen oder anderen noch machbar sein. Ein Massenprodukt wie ein Ka-Bar wird es jedoch vermutlich nicht werden.
    Dein Kommentar "Ästhetisch und ergonomisch fehlt hier natürlich der letzte Schliff" kann ich nicht nachvollziehen. Hast du das Messer denn schon einmal in der Hand gehabt? Oder sind das lediglich Vermutungen? Ich kann das mit der Ergonomie - bis auf die Jimpings - jedenfalls nicht bestätigen. Optik ist natürlich eine sehr subjektive Sache. Ich persönlich finde die Linienführung auf jeden Fall sehr gelungen. Geschmackssache.

    Die US amerikanische Firma SOG Knives ist seit gut drei Jahrzenten fester Bestandteil der internationalen Messerszene. Während seit jeher feststehende Einsatzmesser zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören, wurde das Portfolio über die Jahre durch Klappmesser und Multitools erfolgreich erweitert. Dass die Firma aus dem Bundesstaat Washington auch heute noch am Puls der Zeit ist, beweist der Hersteller mit dem neuen SOG Pillar, dem mit S35VN einer der modernsten pulvermetallurgischen Stähle spendiert wurde. Ob das Messer neben High-End Materialien auch durch Funktionalität punkten kann, soll in diesem Review untersucht werden.



    Der erster Eindruck
    Ich war sehr gespannt, was mich beim neuen SOG Pillar erwarten würde. Doch schon beim Befreien des Messer aus seiner Verpackung wurde klar: Das Pillar macht keine halben Sachen. Was die Verarbeitungsqualität anbelangt spielt das Messer in der oberen Liga. Hier wurde ein wirklich sehr hoher Maßstab bezüglich Fit & Finish angelegt. Asymmetrische Schliffe, ein Makel in den Oberflächen oder sonstige Fehler in der Verarbeitung sucht man hier vergebens. Das trifft erfreulicherweise auch auf die dem Messer beigefügte Kydex-Scheide zu, die das Messer spielfrei und sicher aufnimmt.



    Die Klinge
    Genau 12,5 cm ist die Klinge des Pillars lang, die durch ihre geschwungene Linienführung an vergangene SOG Modelle erinnert. Modern dagegen ist der verwendete CPM Hochleistungsstahl S35VN, der im Bereich der Klinge in einem Two-Tone Finish gehalten wurde. Dieses besteht aus einem Stonewash-Finish, das mit dem übrigen, maschinellen Schliffbild kontrastiert. Wirklich jeder Schliff scheint auf der jeweils anderen Klingenseite an exakt der gleichen Stelle zu verlaufen. Präzision ist definitiv eines der Schlagwörter, die das Pillar für sich beanspruchen darf. Das sieht man unter anderem auch an der sauber rausgearbeiteten Klingenspitze.



    Für diejenigen, die ein Messer und keine taktische Brechstange bevorzugen gibt es positive Nachrichten: Die Schneide des SOGs ist für ein Serienmesser sehr vorbildlich ausgeschliffen. Die sekundäre Fase ist kurz gehalten, ihr Winkel vernünftig gewählt. Im Gegensatz zu vielen Einsatzmessern auf dem Markt gibt das Pillar als Schneidwerkzeug wirklich eine hervorragende Figur ab, was nicht zuletzt der bescheiden wirkenden Klingenstärke von 4 mm geschuldet ist.
    Ein aus meiner Sicht sehr unnötiger Designaspekt stellt die zu groß geratene Aussparung in der Klinge zwischen Griff und Schneidenbeginn dar. Dieses Element, das auch als “Choil” bezeichnet werden könnte, hätte aus meiner Sicht getrost weglassen werden können. Die Aussparung ist nämlich so groß, dass man vom wertvollen Bereich der Schneide in Griffnähe einiges einbüßt. Darüber hinaus ist der entstandene Choil auf der Klinge zu kurz, als dass man beispielsweise seinen Zeigefinger darin komfortabel unterbringen könnte. Die Klinge ohne Choil und mit höchstens einer kleinen Schleifkerbe versehen, hätte für mich das Pillar zum absolut perfekten Allround-Messer gemacht. Zugegebenermaßen war mir dieses “Feature” bereits vor der Bestellung des Messers bewusst und somit keine negative Überraschung. Von manch einem Messerfreund wird diese Aussparung vermutlich auch begrüßt.



    Der Griff
    Trotz der moderaten Griffstärke von 16 mm liegt das Pillar in meinen Händen wie angegossen. Zugegeben, ich liebe das Gefühl von Canvas-Micarta in meiner Hand, doch es ist nicht nur das Griffmaterial, sondern auch die Form des Griffs, die das Messer sicher und angenehm in der Hand ruhen lassen. Den verschraubten Micarta-Schalen wurde an einigen Stellen durch eingebrachte Fräsungen zusätzlicher “Grip” verliehen. Diese Fallen allerdings recht sanft aus und wirken keinesfalls störend.
    Die Riffelung am Klingenrücken sind für meinen Geschmack allerdings zu aggressiv gewählt. Mit Handschuhen lässt sich das verschmerzen. Ohne wird es bei dauerhafter Benutzung dieser “Jimpings” definitiv zu Schmerzen kommen.
    Der Griffabschluss wird durch den großzügig überstehenden Flacherl gebildet, der über einen Durchbruch zur Aufnahme eines Lanyards verfügt. Mit diesem Bereich des Messers lässt sich aber auch ziemlich effektiv und punktuell auf Gegenstände wie z.B. Glas einschlagen.



    Die Scheide
    Wie bereits angesprochen, steht die Scheide dem Messers hinsichtlich der Verarbeitungsqualität in nichts nach. Das Kydex wurde sauber ausgefräst und vernietet. Befestigt wird die Scheide über einen mitgelieferten und bereits montieren Adapter aus Kunststoff, der sich nach dem Schließen zusätzlich auch noch verriegeln lässt. Dadurch hängt das Messer wirklich sehr sicher am Gürtel oder Rucksack. Als kleines aber praktisches Feature wurde die Kydexscheide in der Nähe der Scheidenmündung mit einer Daumenrampe versehen. So hat man ordentlich Haftung, wenn man das Messer mittels Daumen aus der Scheide drücken möchte.
    Einzig und allein der ins Kydex geprägte Schriftzug “SOG” scheint für mich falsch herum ausgeführt worden zu sein. Das ist natürlich abhängig von der Betrachtungsweise, doch werde ich den Verdacht nicht los, dass hier der Prägestempel verdreht angesetzt wurde. Ein Fehler, über den ich in Anbetracht der sonstigen Qualität gerne hinwegsehe.



    Fazit
    Das Sog Pillar ist ein Home Run “made in USA”. Fit & Finish, Materialien und Funktionen sind nicht nur aus Gründen der Effekthascherei gewählt worden, sondern machen das Pillar zu einem hervorragenden und außergewöhnlichen Messer. Es ist schneidfreudig, agil und dennoch robust. Auch die Handlage weiß zu begeistern.
    Der Choil zwischen Griff und Klinge hätte nicht sein müssen und schränkt die Vielfältigkeit des Messers ein Stück weit ein. Letztlich bleibt dieses Merkmal allerdings Geschmackssache und ist vermutlich auch dem Genre “Tactical” ein Stück weit geschuldet. Unterm Strich ist für mich das Messer trotzdem ein gelungener Hybrid aus Einsatzmesser und Allrounder. Ich kann es somit besten Gewissens empfehlen. Viel besser kann ein Serienmesser dieser Klasse für mich kaum werden.


    Danke Leute. Freut mich, dass euch das Review gefallen hat und über das positive Feedback. Ich hoffe 2017 noch ein paar mehr Messer vorstellen zu können.

    Bereits seit vielen Jahren gehört das von Tony Lennartz entworfene German Expedition Knife (kurz GEK) zu einer festen Größe im Outdoorbereich. Da es seit jeher von Solinger Unternehmen hergestellt wurde, kann man schon von einer Tradition sprechen, die seit 2016 von der Firma Böker fortgeführt wird. Neben der klassischen Variante mit stattlichen 16,5 cm Klingenlänge ist das Böker GEK auch in der Ausführung “EDC” (für every day carry). Dahinter verbirgt sich eine kompaktere Version des Messers, die eine interessante Alternative für all diejenigen sein dürfte, denen das große GEK im Alltag zu sperrig ist oder die nicht mit dem in Deutschland geltenden Trageverbot in Konflikt geraten möchten.



    Die Klinge
    Satte 5 mm Klingenstärke bei 11,3 cm Klingenlänge. Dazu ein Säbelschliff, der es gerade so auf 60% der Klingenhöhe schafft und eine Klingenspitze, die über ordentlich Material verfügt. Das macht das Böker GEK EDC zu einem enorm stabilen Messer, das so schnell nicht kleinzukriegen ist. Freunde robuster Klingen wird das begeistern.



    Wer seine Priorität allerdings auf Schneidfreudigkeit legt, wird nur mäßig befriedigt werden. So hätte es auch mir persönlich sehr gefallen, wenn das GEK EDC optional in einer Flachschliff-Variante angeboten würde. Denn als Freund der fein ausgeschliffenen Klingen fällt mir das Messer durch den Säbelschliff - gerade in Bezug auf die kurze Klingenlänge - zu robust aus.


    Was mir allerdings sehr zu gefallen weiß, dass ist die Güte der Verarbeitung, die Böker hier an den Tag legt. Beim vorliegenden Exemplar wurde wirklich ein hohes Maß an Qualität erreicht, was sich in einem tadellosen Finish und sehr symmetrischen Schliffen äußert.



    Ein kleiner Kritikpunkt stellt die Daumenrampe dar, die zwar ordentlich verarbeitet, jedoch für mein Empfinden etwas zu aggressiv ausgefallen ist. Man sieht es ihr nicht an, doch bei längerem Gebrauch drückt sie sich unangenehm in den Daumen. Hier heißt es also Handschuhe anziehen oder Hornhaut zulegen.
    Erfreulicherweise wurde beim GEK EDC der Abstand zwischen Griff und Beginn der Schneide relativ kurz gehalten, was sich vor allem bei kräftigen Schnitten als sehr positiv herausstellt. Ebenfalls begrüßenswert ist die Wahl des Klingenstahls, die mit dem Böhler N690 zwar nicht exotisch, dafür aber sehr vernünftig ausfällt. Er zeichnet sich durch gute Verschleißfestigkeit und hohe Rostträgheit aus. Scharf wird er natürlich auch und lässt sich im Gegensatz zu extrem harten Stählen mit den üblichen Mitteln gut schärfen.

    Der Griff
    Vom Werk aus wird das GEK EDC mit schwarzen, skelettierten G10 Schalen versehen. Diese sind zwar praktisch und ebenfalls tadellos verarbeitet. Für mein Empfinden lassen sich durchbrochenen Schalen aber generell nicht so angenehm fassen, wie das bei geschlossenen Schalen der Fall ist.



    Böker und Tony Lennartz haben sich hierfür aber bereits etwas überlegt und geschlossene Griffschalen aus Micarta als Zubehör entwickelt. Diese sind zwar aufpreispflichtig, doch wirklich jeden Cent wert. Man erhält hier nämlich wunderschön gemaserte Schalen aus Canvas-Micarta, die ganz hervorragend in der Hand liegen. Dazu dürfte die Konturierung beitragen, über die die Griffschalen verfügen. Zusätzlich zu den Schalen gibt es noch einen extra Schraubensatz sowie den benötigten Torx-Schlüssel.



    Die Schrauben greifen dabei nicht wie üblich in Gewindebuchsen, sondern in Gewinde, die in den Erl geschnitten wurden. So etwas sieht man selten und unterstreicht die Liebe zum Detail. Einziger Nachteil: Sollte eine Schraube abbrechen, wird das herausdrehen schwierig. Genau so etwas passierte mir nämlich, als ich die Griffschalen austauschen wollte.


    Ansonsten verfügt der Griff über einen überstehenden Erl, sowie einer zweiten Daumenrampe - sollte man das Messer “verkehrt” herum halten wollen.



    Die Scheide
    Beim Konzept der Messerscheide wählte das Gespann Böker/Lennartz einen etwas exotischen Ansatz. Während ein Messer in aller Regel vertikal am Gürtel hängt, wurde beim GEK EDC auf eine sogenannte Cross-Draw-Scheide zurückgegriffen. Das Messer ruht, sobald es in die Scheide gesteckt wurde, im 45° Winkel. Erstaunlicherweise bietet die Messerscheide keine alternative Trageweise, was sich durchaus zusätzlich hätte realisieren lassen. Somit muss der Kunde entweder den Cross-Draw mögen oder sich nach einer alternativen Scheide umsehen.
    Was die Verarbeitungsqualität angeht, kann die Scheide mit dem Messer leider nicht mithalten. Dazu sind die Nähte einfach zu minderwertig ausgeführt. Hier könnte noch etwas nachgebessert werden. Auch die Lasche, mit der das Messer in der scheide fixiert wird, ist nicht vollständig ausgereift. Sie ist beidseitig mit Druckknöpfen an der Scheide befestigt, was sie zwar für Links- und Rechtshänder kompatibel macht. Für den Fall, dass sich ungewollt beide Knöpfe öffnen, steht man allerdings ohne Lasche da und muss diese erst wieder suchen. Genau das ist mir passiert und insofern nicht nur ein theoretisches Problem.



    Details zum Messer
    Klingenlänge: 11,3 cm
    Klingenstärke: 5 mm
    Gesamtlänge: 23 cm
    Klingenstahl: N690
    Scheide: Leder, Cross-Draw-Modus

    Fazit
    Auch nach einiger Zeit, in der ich mich mit dem GEK EDC beschäftigt habe, hat sich an der Begeisterung für das Messer nichts geändert. Zwar wären ein Flachschliff, sowie eine wertigere Scheide wirklich sehr wünschenswert. Die hervorragende Verarbeitungsqualität, die außerordentlich schönen Micartaschalen mit ihrer erstklassigen Handlage und der gute N690 Klingenstahl machen das Messer aber in der Summe zu einem sehr hochwertigen Produkt - “Made in Germany”. Wie sich manch einer bereits denken wird, möchte das aber auch bezahlt werden. Trotz des gehobenen Preises ist das Böker GEK EDC empfehlenswert für all diejenigen, die ein kompaktes, dennoch sehr robustes und gut verarbeitetes Messer zu schätzen wissen.


    Das Unternehmen Silky aus dem japanischen Ono ist für seine erstklassigen Sägen bekannt, die den Anwender durch ein hohes Maß an Qualität, Präzision und einem hervorragenden Schnittverhalten überzeugen. Dass die Japaner nicht nur herausragende Sägen herstellen können, beweisen sie mit ihrer Haumesser-Serie “Nata”.
    Das Wort Nata steht für ein traditionelles Haumesser mit charakteristischer Klingenform, das bereits die Ureinwohner Japans genutzt haben sollen. Silky hat sich diesem klassischen Thema angenommen und es mit modernen Werkstoffen umgesetzt. Was dabei herausgekommen ist, kann sich sehen lassen, wie am Beispiel des Nata 210 gezeigt werden soll.



    Die Klinge
    Beim Nata handelt sich um ein durchaus ernstzunehmendes Arbeitsgerät, das mit dem nötigen Respekt behandelt werden sollte. Denn wo es einschlägt, wächst sprichwörtlich kein Gras mehr! Verantwortlich hierfür ist die, für ein Messer dieses Formats außerordentlich scharf abgezogene Klinge, die gepaart mit ihrem nicht unbeträchtlichen Gewicht und ihrer Länge eine enorme Durchschlagskraft aufzubringen vermag.
    In seinem Anwendungsbereich ist es als eine Mixtur aus Beil und kurzer Machete zu betrachten, weshalb das Nata auch behelfsmäßig Aufgaben eines Messers übernehmen kann. Verglichen mit einem konventionellen Beil ist es somit vielseitiger einsetzbar, wenn auch auf Grund der 5 mm Klingenstärke Abstriche bei der Spaltfreudigkeit gemacht werden müssen, was sich im Test bestätigte.
    Die Klinge ist sowohl beidseitig, als auch einseitig geschliffen erhältlich und kann in verschiedenen Klingenlängen, die sich von kompakten 15 cm bis zu ausgewachsenen 24 cm erstrecken, bestellt werden. Das Finish der Klinge ist ordentlich ausgeführt; der Anschliff sehr scharf. Wie für ein Nata typisch ist auch beim Modell von Silky der Ort abgeflacht. Eine Klingenspitze sucht man somit vergebens.



    Etwas rätselhaft ist die Stahlbezeichnung, die bei diversen Quellen unterschiedlich bezeichnet wird; häufig ist es SKS-51, gelegentlich findet sich aber auch SK4 oder gar “Stainless”. Vereinzelt lässt sich auch lesen, dass der Stahl hartverchromt wurde, was nicht unrealistisch erscheint, sich leider vor Veröffentlichung dieses Berichts aber nicht verifizieren lies.


    Der Griff
    Ungemein komfortabel fällt der große, voluminöse Griff des Messers aus. Er lässt sich dank seiner Länge vorne oder weiter hinten versetzt greifen. Wählt man letztere Position, spielt das Nata wie zu erwarten war seine volle Power aus - und die ist beachtlich.
    Obwohl er aus einem Gummi gefertigt wurde, lässt sich der aus zwei Teilen bestehende Griff problemlos und ohne Werkzeuge vom Erl abnehmen und anschließend ebenso einfach wieder draufstecken. Somit ist theoretisch das Auswechseln des Griffmaterials möglich. Die Konstruktion erlaubt natürlich auch Griffwicklungen oder das Anfertigen eines individuellen Griffs aus Holz oder Micarta, ohne den ursprünglichen Griff gewaltsam vom Erl lösen zu müssen. Entgegen der Tradition des Natas handelt es sich hierbei um einen durchgehenden Vollerl mit ungewöhnlich gezacktem Umriss.



    Die Scheide
    Optisch macht die Köcherscheide des Natas einiges her. Ihr Design greift dabei das Erscheinungsbild traditionell japanischer Messerscheiden auf. Die Tradition endet allerdings bei der Materialwahl, da hier kein Holz oder Leder sondern moderner Kunststoff verbaut wurde, der von gold-eloxiertem Aluminium eingefasst wird. Das sieht trotz der relativ gewöhnlichen Materialien sehr edel aus.



    Über eine abnehmbare Gürtelschlaufe wird die Scheide am Gürtel befestigt. Somit kann sie samt des Messer abgelegt werden, ohne dass dafür der Gürtel geöffnet werden müsste. Etwas bedauernswert ist, dass die Klinge in der Scheide nicht ausreichend eng anliegt, was sich bei Bewegung durch Klappern bemerkbar macht. Um sich nicht nach einer neuen Scheide umsehen zu müssen, ist Einfallsreichtum und Bastelarbeit von Nöten.



    Details zum Messer
    Klingenlänge: 21 cm
    Klingenstärke: 5 mm
    Gesamtlänge: 39,4 cm
    Stahl: SKS-51


    Fazit
    Das Silky Nata ist die gelungene Umsetzung eines japanischen Klassikers mit modernen Werkstoffen. Wie zu erwarten ist die von Silky gebotene Qualität über jeden Zweifel erhaben. Ein sehr angenehmer Griff gepaart mit einer ordentlich gefinishten und scharf ausgeschliffenen Klinge machen das Nata zu einem absolut empfehlenswerten Haumesser. Abgerundet wird es durch eine originelle Köcherscheide, die allerdings das Messer leider nicht spielfrei aufnimmt. Damit ist allerdings auch schon die einzige Schwachstelle an einem sonst großartigen Produkt aufgezeigt. Wer Verwendung für ein entsprechendes Arbeitsgerät hat, wird vom Nata begeistert sein. Zu beziehen ist es direkt bei Silky Europe.


    Hallo Leute,


    Danke für die netten Worte.


    Ein In-Hand-Foto werde ich gerne bei Gelegenheit nachreichen. Aktuell komme ich da leider nicht dazu. Ich bitte um etwas Geduld diesbezüglich :-).


    Der Griff des 4HM ist länger als der des regulären 4er. Verstehe somit nicht, weshalb das für Menschen mit großen Händen nachteilig sein sollte ;-).


    Ob man das 4HM nun als Modifikation oder als eigenständiges Modell betrachten mag, ist letztlich Geschmackssache. An den Qualitäten des Messers ändert das nichts.


    Ja 5mm sind schon etwas stark, wobei ich subjektiv keinen Unterschied zur Stärke des regulären 4er bemerke. Das 3HM dürfte dünner ausfallen - aber eben auch kürzer.

    Seit 2016 führt Eickhorn eine überarbeitete Version des “German Expedition Knife” (kurz GEK). Dabei wurde in erster Linie die Griffform neu entwickelt. Besonders interessant wird das aktuelle GEK aber vor allem durch sein Baukastenprinzip, das dem Kunden eine Fülle von Konfigurationsmöglichkeiten bietet. Dadurch kann das Messer weitestgehend nach den individuellen Vorlieben zusammengestellt werden. Das macht das GEK zu einem attraktiven Messer, das es durchaus verdient hat, einmal genauer betrachtet zu werden.




    Mögliche Konfigurationen
    Zuerst einmal ist es allerdings notwendig, die einzelnen Komponenten aufzuführen, aus denen sich das GEK letztlich zusammenstellen lässt. Dazu ist auch ein Blick auf die Website Eickhorns in jedem Fall empfehlenswert.

    Stähle:

    • 1.4110 (Professional)
    • Böhler N695 (Professional Plus)
    • Böhler K110 (Professional Enhanced)

    Klingenoberfläche:

    • blank
    • schwarz beschichtet

    Schneide:

    • glatt
    • Wellenschliff

    Griffschalen:

    • G10: geschlossen oder durchbrochen; in diversen Farben
    • Aluminium: durchbrochen

    Klingenlänge:

    • GEK mit 17,5 cm Klingenlänge
    • GEK EDC mit verkürzter Klingenlänge: 11,7 cm


    Der Käufer steht also vor der Qual der Wahl. Dieser Bericht basiert auf einer Variante mit blanker, glatter Klinge aus Böhler N695 mit sowohl schwarzen/geschlossenen, wie auch sandfarbenen/durchbrochenen Griffschalen aus G10.

    Die Klinge
    Während die Klinge des Vorgängermodells noch über einen sehr robusten Säbelschliff verfügte, hat das neue GEK einen deutlich höher gezogenen Flachschliff erhalten, der hinsichtlich der Schneideigenschaften eine spürbare Verbesserung mit sich bringt. Somit gehen auch dünne Schnitte - besonders für ein Messer dieser Klasse - beachtlich gut von der Hand. Filigrane Aufgaben werden zusätzlich durch eine recht fein auslaufende Klingenspitze begünstigt. Der hohe Flachschliff bedingt natürlich auch eine gewisse Gewichtsreduktion sowie eine etwas geringere Stabilität der Klinge verglichen zum “alten” GEK. Dieses musste auch noch bei recht Messer-untypischen Aufgaben aushelfen können – die Rede war beispielsweise von „Meißel, Steighilfe, Klemmkeil, Brecheisen…“ – wohingegen das neue GEK auf die eigentliche Aufgabe eines Messers, dem Schneiden getrimmt wurde.



    Eine weitere Neuerung ist die Daumenauflage, die sich früher am Klingenrücken befand und nun etwas weiter nach hinten in den Griff verlegt wurde. Sie ist sehr griffig ohne dabei unangenehm in den Daumen zu schneiden.
    Ansonsten wird die 17 cm lange Klinge, die für ihre Länge verhältnismäßig schmal ausfällt, mit einem ordentlichen Finish abgerundet. Lediglich Klingen- und Griffrücken wurden, wie schon beim vorgestellten Eickhorn Defender 130, nicht überschliffen, weshalb sich kleine Riefen erkennen lassen.
    Optisch weiß der langgezogene Übergang zwischen Ricasso und der Schneide zu gefallen. Er beeinflusst die Funktion des Messers allerdings nachteilig. Denn selbst wenn man den Griff so weit vorne wie möglich hält, beginnt die Schneide erst nach ca. 3 cm vor dem Zeigefinger bzw. der Hand. Der verhältnismäßig große Abstand wirkt sich negativ auf die Kontrollierbarkeit der Schneide und der Kraftübertragung aus. Ein radikalerer Übergang mit einem früheren Einsetzen der Schneide wäre in jedem Fall sehr von Vorteil gewesen.



    Sicherlich eine Ausnahme: Beim vorliegenden Modell ist im Bereich des angesprochenen Übergangs leider ein sichtbarer Schleif- bzw. Fräsfehler bei der Herstellung passiert und durch die Qualitätskontrolle gerutscht.



    Die drei zur Auswahl stehenden Stähle haben recht individuelle Stärken und Schwächen, wodurch insgesamt eine recht große Bandbreite an Vorlieben abgedeckt werden sollte. Lediglich eine Ausführung mit Kohlenstoffstahl, wie sie bei Messern dieses Typs nicht selten verbaut wird, fehlt im Angebot Eickhorns.
    Dass sich die Bezeichnung des jeweils verwendeten Stahls nicht als Aufdruck auf der Klinge wiederfindet, mag verwirrend erscheinen. Der Stahl lässt sie sich allerdings an Hand der Seriennummer bestimmen. Beginnt sie mit einem Buchstaben, handelt es sich um eine Version aus N695. Steht der Buchstabe am Ende der Seriennummer, wurde Böhler K110 eingesetzt. Eine Seriennummer ohne Buchstaben lässt auf den 1.4110 schließen.

    Der Griff
    Im Vergleich zum Vorgängermodell hat sich die Linienführung des Griffs deutlich verändert. Er fällt insgesamt recht lang aus und verfügt über zwei Fingermulden, in die der Zeigefinger Platz findet. Dadurch kann der Griff sowohl konventionell, als auch etwas weiter hinten gegriffen werden. Diese Haltung ermöglicht es dem Anwender das Messer beispielsweise auch zum Hacken verwenden kann, da durch den vergrößerten Abstand zur Klinge bei einem Hieb mehr Kraft auf die Klinge übertragen wird. Bedingt durch die jedoch nicht sonderlich schwere Klinge ist das Hacken nur in begrenztem Maß effizient und sinnvoll. Es bleibt ein kleiner Vorteil beim Batoning, da auch hier der Griff etwas weiter hinten und somit entfernt vom Ort des Geschehens gehalten werden kann. Menschen mit großen Händen dürfte die Grifflänge allerdings sehr gelegen kommen.



    Die G10 Beschalung des Griffs ist von Stahl-Linern unterlegt, die den Griffrücken durch ihre Riffelungen optisch sehr aufwerten. Obwohl die durchbrochenen Liner im montierten Zustand nur wenig zu sehen sind, wurden sie mit einem Stone-Wash-Finish versehen, was sie sehr hochwertig wirken lässt.



    Insgesamt kann man die Handlage des Griffs als befriedigend beschreiben. Das liegt vor allem daran, dass die verwendeten G10 Schalen nicht ausreichend gebrochen bzw. abgerundet wurden, was den Griff spürbar verbessert hätte. Wer möchte, kann das natürlich unter Zuhilfenahme einer kleinen Rundfeile oder mittels Schleifpapier beheben.
    Die geschlossene G10 Schalen lassen sich etwas angenehmer greifen, während der durchbrochene Griff das Messer vielseitiger einsetzbar macht. So kann das Messer mit durchbrochenen Schalen beispielsweise mittels Schnüren an einem Stock befestigt werden.
    Durch die skelettierte Bauweise des Erls ist auch eine Griffwicklung möglich.
    Als Schlagstück dient der überstehende Erl am Ende des Griffs




    Die Scheide
    Als durchschnittlich kann die Scheide des GEKs bewertet werden. Sie ist funktional und hält das Messer durch einen Druckknopf fest und sicher. Von der Qualität geht die aus recht dickem Leder gefertigte Scheide in Ordnung, auch wenn die Nähte - wie es heute leider bei vielen Lederscheiden der Fall ist - auf der Scheidenrückseite schöner und robuster hätten gearbeitet werden können.
    Durch einen hakenförmigen Ausläufer lässt sich die Scheide notfalls schnell in den Hosenbund klemmen und muss nicht zwangsläufig mittels der angebrachten Gürtelschlaufe befestigt werden.




    Details zum Messer
    Klingenlänge: 17 cm
    Klingenstärke: 4,8 mm
    Gesamtlänge: 30,7 cm
    Stahl: variabel (1.4110, Böhler N695 oder Böhler K110)

    Fazit
    Insgesamt ist das GEK ein solides Messer, das über eine Reihe von sehr positiven Eigenschaften verfügt. Dabei wären vor allem die zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten, die hervorragende Klingengeometrie, sowie ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis - bezogen auf das Basismodell - zu nennen. Auch die kleineren Details wie eine angenehme Daumenrampe und die optische Verzierung durch geriffelte Stahl-Liner machen das Messer interessant.
    Mein Verhältnis zum GEK wird allerdings durch zwei Aspekte getrübt. Zum einen fällt der Abstand zwischen Schneide und Hand zu groß aus, was sich nachteilig auf die Kontrollierbarkeit der Klinge und der Kraftübertragung auswirkt. Zum anderen empfinde ich den Griff des GEK als etwas zu kantig. Großzügiger gerundete Griffschalen würden hierbei unkompliziert Abhilfe schaffen.
    Wen diese Punkte nicht stören, kann mit dem neuen GEK jedoch viel Freude haben.