Beiträge von xplicit86

    Die US amerikanische Firma ESEE gehört seit vielen Jahren zu den beliebtesten Herstellern von Outdoormessern. Die beiden Gründer des Unternehmens, Jeff Randall und Mike Perrin, sind zudem Betreiber einer bekannten Survivalschule (Randall’s Adventure Training) und greifen bei der Entwicklung ihrer Messer auf viel Erfahrung aus der Praxis zurück. Das ESEE 4 ist dabei eines ihrer ältesten Modelle und wird häufig als solides und kompaktes Messer für den Outdooreinsatz empfohlen. Für den Kauf eines ESEE 4 sprechen auch einige Gründe: Seine Klingenlänge liegt unter 12 cm, wodurch es auch in Deutschland legal geführt werden darf. Die verwendeten Materialien sind für draußen gut geeignet: Griffschalen aus Micarta sind sehr unempfindlich und benötigen wenig Pflege. Der etwas pflegeintensivere 1095 Kohlenstoffstahl wird relativ einfach rasiermesserscharf und ist bei guter Wärmebehandlung zäh und ausreichend schnitthaltig. Darüber hinaus kann sich auch die Garantie, die ESEE auf seine Messer gibt, sehen lassen: Sollte eines ihrer Messer defekt eingeschickt werden, erhält der Kunde ein neues – unabhängig davon, was zum Schaden geführt hat. Zuletzt wird auch die sehr saubere Verarbeitung durch die Firma Rowen Manufacturing, die die Fertigung im Auftrag ESEEs übernommen hat, ihren Teil zur großen Beliebtheit des “4ers” beitragen haben.
    Wie nicht anders zu erwarten ist, gibt es bezüglich des ESEE 4 nicht nur Fans, sondern auch Kritiker. Ganz oben auf deren Mängelliste dürfte der sogenannte Choil stehen, eine in die Klinge eingelassene Fingermulde für den Zeigefinger, die es ermöglicht, das Messer für feinere Arbeiten sehr nahe an der Schneide fassen zu können. Ein Choil ist allerdings gerade bei einem Messer mit kurzer bis mittlerer Klingenlänge, das sowieso schon über eine verhältnismäßig kurze Schneide verfügt, wenig sinnvoll.
    Darüber hinaus gab auch die Gestaltung des Griffs Anlass zur Kritik. Insbesondere im Bereich des Zeigefingers ist er durch eine recht eigenartige Rundung nicht wirklich komfortabel zu greifen. Letztlich ruft auch der vollzogene Wechsel beim Scheidenmaterial von Kydex auf eine kostengünstigere Spritzguss-Kunststoffscheide nicht bei jedem Kunden Euphorie hervor.
    All das ist wohl auch ESEE nicht verborgen geblieben, weshalb sich Jeff und Mike noch einmal hingesetzt und ein alternatives Modell No. 4 entwickelt haben. Entstanden ist dabei das vielversprechende ESEE 4HM (HM = modified handle).




    Der Griff
    Einer der auffälligsten Merkmale des neuen 4HM ist sein Griff, der mit einer komplett geänderten Linienführung aufwartet, was sich in erster Linie durch den Wegfall des Choils, sowie des Fingerschutzes äußert. Diese Änderungen einzuführen war eine hervorragende Entscheidung. Denn erstens ist es nun problemlos möglich, das Messer nahe der Schneide zu fassen, ohne dass dabei die Hand den Griff verlassen müsste. Und zweitens wurde somit der eigentümliche Radius im Bereich des Zeigefingers durch die neue Griffform eliminiert.
    Das Griffvolumen wurde zudem durch wesentlich dickere Micarta-Schalen spürbar gesteigert, was in Kombination mit den wunderbar abgerundeten Griffschalen zu einer beachtlichen Aufwertung des Griffs führt. Dadurch liegt das 4HM nun wirklich hervorragend in der Hand, die es dem Anwender vor allem nach längeren Arbeiten mit dem Messer danken wird. Einzig und allein der Anfang des Griffs, wo für gewöhnlich der Zeigefinger zu liegen kommt, könnte noch ein wenig höher und somit voluminöser ausfallen. Eine Kleinigkeit, die allerdings stark vom subjektiven Eindruck des Benutzers abhängen dürfte. Das Gefühl, das der Griff vermittelt ist unterm Strich sehr gut.



    Eine weitere, kleinere Neuerung ist auch, dass der Erl des 4HMs am Griffende nicht mehr übersteht, sondern mit den Griffschalen abschließt. Der für einen Fangriemen vorgesehene Durchbruch am Ende des Griffs wurde beibehalten.
    Ansonsten lässt sich hinsichtlich des Griffs keine Veränderung im Bezug auf das alte ESEE 4 erkennen. Das Griffmaterial besteht nach wie vor aus (Canvas-)Micarta und auch an der Verschraubung scheitn sich nichts geändert zu haben.




    Die Klinge
    Im Gegensatz zum Griff wurde die Klingenform weitestgehend unverändert übernommen. Einzig und allein die Daumenrampe des alten Modells ist einem glatten Klingenrücken gewichen. An dieser Neuerung dürften sich die Geister scheiden, denn Vorliebe und Abneigung einer solchen Daumenauflage sind relativ gleich verteilt.
    Die bereits erwähnte Beseitigung des Choils, den man sowohl dem Griff als auch der Klinge zurechnen kann, stellt natürlich die auffälligste und bedeutsamste Modifikation der Klinge dar.
    Keine Veränderung gibt es hinsichtlich der Klingenbeschichtung, des verwendeten 1095 Kohlenstoffstahls und dessen Wärmebehandlung zu berichten. Letztere gab in der Vergangenheit gelegentlich Anlass zur Kritik, da sie mit den erreichten 57 HRC für manch einen zu hoch angelassen wurde. Eine etwas höhere Härte wäre sicherlich auf Grund der dadurch gesteigerten Schnitthaltigkeit erfreulich gewesen. Das dadurch erhöhte Risko von Klingenbrüchen (bei starken Belastungen) wollte sich ESEE jedoch – insbesondere durch die großzügige Garantie – wohl nicht erkaufen. Bedingt durch die durchschnittliche Härte ist aber auch die Rasiermesserschärfe, mit der das Messer ausgeliefert wird, recht schnell und verhältnismäßig einfach wiederhergestellt. Die Schneidfase ist für ein Messer mit ca. 11 cm Klingenlänge ein wenig robuster ausgeführt worden, als es notwendig gewesen wäre. Das geht natürlich etwas zu Lasten der Schneidfreudigkeit, verleiht der Schneidkante aber im Gegenzug eine gesteigerte Stabilität.




    Die Scheide
    Erste Eindrücke der neuen Lederscheide, die ich mir auf Basis diverser Produktbilder gemacht hatte, ließen keine großen Erwartungen aufkommen. Vielmehr entstand die Befürchtung, dass man wie so häufig bei der Messerscheide den Rotstift angesetzt hatte – nachdem das alte 4er wie erwähnt noch mit einer sehr hochwertigen Kydex-Scheide ausgeliefert wurde. Aber wie so oft im Leben wird man bei geringer Erwartungshaltung letztlich doch sehr positiv überrascht. Zwar konnte der große ESEE Schriftzug, der bereits auf den Produktbildern nicht zu übersehen war, auch in der Realität nicht wirklich begeistern. Die restliche Scheide weiß den Kunden jedoch durchaus zu überzeugen; sofern die Ansprüche an Qualität im Vordergrund stehen. Die Steckscheide, in der das Messer recht straff sitzt, ist aus sehr dickem Leder gefertigt und kommt ohne zusätzliche Befestigungsmechanismen wie Druckknopf oder Klettverschluß aus. Das Geruch des Leders ist wirklich sehr angenehm, was mich intuitiv auf ein qualitativ hochwertiges Leder schließen lässt.
    Allgemein sagt mir die Verarbeitung der Scheide, auf deren Rückseite sich „Made in USA“ lesen lässt, sehr zu. Der Keder ist ausreichend dimensioniert, die Nähte sind sauber ausgeführt und wirken robust. So stelle ich mir eine schnörkellose, gut gemachte Lederscheide vor.




    Details zum Messer
    Gesamtlänge: ca. 22,7 cm,
    Klingenlänge: ca. 11,1 cm,
    Klingenstärke: 5 mm
    Stahl: 1095 Kohlenstoffstahl @ 57 HRC
    Griff: Canvas-Micarta

    Fazit
    Mit dem 4HM ist der Firma ESEE ein tolles Messer gelungen. Es handelt sich zwar „nur“ um eine modifizierte Variante des populären ESEE 4. Die in erster Linie den Griff betreffenden Veränderungen haben es allerdings in sich. Das Messer, das mit einer qualitativ hochwertigen Lederscheide geliefert wird, liegt bedeutend besser in der Hand, als es beim Vorgänger der Fall war. Zur vollendeten Perfektion hätte es nur noch einer etwas höher gehärteten und feiner ausgeschliffenen Klinge, sowie einem Hauch mehr an Volumen im vorderen Griffbereich bedurft. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass es sich beim 4HM um ein hervorragendes und absolut empfehlenswertes Gebrauchsmesser handelt, das für Outdooraktivitäten wie Wandertouren oder Camping bestens geeignet ist. Zu beziehen gibt es das ESEE 4HM wie üblich bei Manfred Rehmann unter www.outdoormesser.de.

    Die Solinger Messerschmiede Eickhorn bietet eine große Auswahl verschiedenster Modelle aus deutscher Produktion. Das Angebot konzentriert sich dabei primär auf die Bereiche Militär, Rettungswesen und Outdoor. Ein besonderes Renommee erlangte Eickhorn durch das von ihr produzierte Infanteriekampfmesser KM 2000, das unter anderem beim Heer der deutschen Bundeswehr ausgegeben wird. Doch auch dem zivilen Markt kann Eickhorn einiges bieten. Ein recht unkonventionelles Modell ist dabei das Defender 130, das als Hybrid aus Messer und Beil betrachtet werden kann. Auf Grund seiner kompakten Größe und der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten dürfte dieses Konzept vor allem den modernen Abenteurer ansprechen. Neben den üblichen Schneidaufgaben soll sich das Defender 130 auch für gröbere Arbeiten nicht zu schade sein. Inwieweit das Konzept aufgeht, soll im Folgenden betrachtet werden.



    Die Klinge
    Das Defender 130 ist mit seiner 18 cm langen Klinge das größte Modell einer dreiteiligen Serie, deren Vertreter sich lediglich in ihrer Klingenlänge unterscheiden. Mit seiner Stärke von 4,7mm und dem Säbelschliff wurde das Defender 130 sehr robust konstruiert. Diese Stabilität lässt sich auch in der Form der Klingenspitze widerfinden, die sich aus einem steilabfallenden Klingenrücken entwickelt. Sie sollte auch härteren Gebrauch weitestgehend schadlos überstehen.
    Dazu trägt auch der verwendete 1.4110 Klingenstahl bei, der bei vielen Herstellern häufig schlecht gehärtet und somit zu Unrecht despektierlich betrachtet wird. Er ist für ein Haumesser, das weitestgehend rostfrei und dennoch zäh sein muss, eine gute Wahl. Eickhorn härtet die Klingen der Defender durchgehend auf 56-58 HRC. Für Freunde von Carbonstählen, die für Haumesser normalerweise bevorzugt eingesetzt werden, wäre die Option auf einen “rostenden” sicherlich interessant gewesen.
    Die Schärfe, mit der das Testexemplar ausgeliefert wurde, ist zwar nicht schlecht aber doch verbesserungswürdig. Das liegt hauptsächlich an einem zu steilen Schneidwinkel; wird aber durch eine nicht ausreichend abgezogene Schneide (Gratbildung sichtbar) verstärkt. Letzteres lässt sich leicht beheben, ersteres ist ohne spezielle Ausrüstung zeitaufwendiger. Zugegebenermaßen mag sich der bevorzugte Anschliffwinkel von Anwender zu Anwender unterscheiden.
    Das Klingenfinish der wahlweise schwarz beschichteten oder blank belassenen Klinge wurde sehr sauber umgesetzt. Dass die Klingenflanken allerdings auf beiden Seiten nicht gleich weit hochgezogen wurden, kann bemängelt werden. Die Asymmetrie bewegt sich jedoch im vertretbaren Rahmen und hat funktionell keine Auswirkungen. Etwas auffälliger ist der recht rustikal belassene Klingen- und Griffrücken. Auch das ist - wenn überhaupt - nur ein optischer Mangel. Im Vergleich zum restlichen Finish verwundert es allerdings, dass die sonst so makellose Verarbeitungsqualität hier stiefmütterlich behandelt wurde.



    Der Griff
    Bei einem Messer, das kraftintensive Aufgaben wie Hacken und Hauen bewältigen soll, muss der Griffgestaltung eine besondere Bedeutung beigemessen werden. Denn entsprechende Arbeiten erfordern ein sehr festes Zupacken des Messergriffs. Damit der Umgang mit dem Schneidwerkzeug auch über längere Zeit weitestgehend ermüdungsfrei bleibt, muss sich der Griff angenehm greifen lassen. Sonst bekommt man es schnell mit erlahmenden und verkrampfenden Händen, sowie Blasen und Druckstellen zu tun.
    Beim Defender liegt das einzige ernsthafte Problem in der Gestaltung des Griffs. Ursächlich hierfür sind mehrere Faktoren. Zum einen fällt die Gesamtstärke des Griffs - gerade für ein Messer dieser Klasse - auf Grund zu schmaler Griffschalen zu dünn aus.
    Zum anderen wurden die Griffschalen nicht abgerundet, sondern nur etwas gebrochen, weshalb der Griff insgesamt recht kantig und wenig komfortabel anmutet.
    Ein Griff zum Messer und praktische Erfahrungen bestätigt diese Befürchtung. Schon nach kurzer Zeit ist der Griff unangenehm in der Hand. Das hätte sich durch etwas mehr Griffvolumen und großzügiger gerundete - vielleicht sogar konturierte – Griffschalen relativ unproblematisch vermeiden lassen. Die Haptik des Defenders wäre dadurch jedenfalls enorm verbessert worden. Eine zugegebenermaßen etwas bedauerliche Erkenntnis, denn die Grundform des Griffs bzw. die Form des Erls ist durchaus gut gewählt.



    Ebenfalls zu kritisieren ist die aggressiv strukturierte Oberfläche der G10 Schalen. Sie verleiht dem Messer zwar eine hohe Rutschsicherheit, bewirkt aber im Fall, dass das Defender ohne Handschuhe verwendet wird, eine schmerzende Hand.
    In das Ricasso, dem Bereich zwischen Griff und Schneide, wurde eine Mulde für den Zeigefinger integriert, so dass das Messer sehr kurz bzw. nahe an der Schneide gefasst werden kann. Diese Griffposition, die feinere Arbeiten ermöglicht, ist beim Defender recht angenehm zu greifen. Das Messer liegt so fest und sicher in der Hand.
    Am Griffende befindet sich ein Durchbruch, der die Aufnahme eines Fangriemens ermöglicht. Ein bei Haumessern sehr sinnvolles Zubehör, da das Messer so daran gehindert wird, beim Hacken unkontrolliert aus der Hand zu gleiten. Den Abschluss des Griffs bildet ein überstehender Erl, der zum Schlagen oder Zerstoßen genutzt werden kann.
    Unter den Griffschalen ist der Erl übrigens, abgesehen von den Bohrungen für die Verschraubung der G10 Schalen, nicht durchbrochen.



    Die Scheide
    Wie bei zahlreichen Messern heutzutage üblich, wird das Defender in einer recht unspektakulären Nylonscheide ausgeliefert. Diese erfüllt zwar weitestgehend ihren Zweck, bleibt aber sowohl optisch als auch funktionell deutlich hinter der Qualität des Defenders zurück. Ihre größte Schwachstelle ist im verwendeten Klettverschluss zu suchen, der das Messer sicher in der Scheide halten soll. Hier wäre ein Druckknopf wesentlich zuverlässiger und langlebiger gewesen.
    Immerhin klappert das Messer in der Scheide nicht, da sie statt mit einem Kern aus hartem Plastik, mit einer recht flexiblen, heftähnlichen Kunststoffeinlage versehen wurde. Wer auf MOLLE-Kompatibilität oder ähnliche Befestigungsmöglichkeiten wert legt, wird sich leider nach einer alternativen Scheide umsehen müssen. Denn die des Defenders verfügt ausschließlich über eine konventionelle Gürtelschlaufe.



    Details zum Messer (Herstellerangaben)
    Klingenlänge: 18,2cm
    Klingenstärke: 4,7 mm
    Gesamtlänge: 30,3cm
    Stahl: 1.4110 @ 56-58 HRC
    Gewicht: ca. 380g


    Fazit
    Das dem Defender 130 zu Grunde liegenden Konzept, ist für all diejenigen interessant, die auf der Suche nach einem relativ vielseitigen und dennoch kompakten Haumesser sind. Durch seine solide Bauweise erweckt es den Eindruck eines schier unverwüstlichen Werkzeugs, ohne dabei auf eine übertriebene Klingenstärke zurückgreifen zu müssen. Das kommt natürlich auch der Schneidfreudigkeit zugute. Respektable Ergebnisse liefern auch Hack- und Spaltarbeiten.
    Um dem Defender aber wirklich gerecht zu werden, müsste seine Griffgestaltung noch einmal überarbeitet werden. Ein gutes Ergebnis ließe sich dabei schon durch kleine Veränderungen (mehr Volumen, abgerundete Griffschalen) erzielen. Sie würden aus dem Modell ein hervorragendes Messer machen. Der Grundstein hierfür wurde durch eine ansprechende Klinge und einer soliden Grundform des Griffs bereits gelegt.


    Vielen Dank für die Blumen :thumbup: . Ja Linder hat hier wirklich ein tolles Produkt abliefert und ich freue mich, dass man sowas in Deutschland noch finden kann.
    Deshalb kann ich auch mit dem überdimensionierten Aufdruck mittlerweile ganz gut leben. Wer ihn entfernen möchte, sollte das in jedem Fall einen Profi machen lassen. Sonst zerstört man sich am Ende vielleicht noch das Finish der Klinge.

    In unserer schnelllebigen Zeit gerät das Althergebrachte allzu häufig unter die Räder der Moderne. Dieses Phänomen macht natürlich auch vor dem Messerbau nicht Halt. Zwar sind moderne Errungenschaften wie Verbundswerkstoffe oder pulvermetallurgische Stähle faszinierend, doch werden wir mit immer neueren Formen und Materialien förmlich überhäuft, was viele die alten Schätze vergessen lässt. Klassische Messer, die auf traditionellen Mustern und Werkstoffen beruhen, wirken dabei häufig wie eine beruhigende Abwechslung vom sonst hektischen Alltag.
    Aus diesem Grund hatte ich mir - als Ergänzung zum kürzlich präsentierten Linder M390 Karelia Hunter - ein großes Haumesser im klassischen Stil gewünscht. Selbstverständlich hätte ein Schneideisen mit modernem Aussehen auch gar nicht zum klassischen Erscheinungsbild des Karelia Hunter gepasst. Fündig wurde ich bei meiner Suche erneut bei der Firma Linder, die mich bereits in der Vergangenheit von ihrer Qualität überzeugen konnte. Aus ihrem Angebot, das viele klassische Modelle beinhaltet, fiel meine Wahl dabei auf das Linder Crocodile Hunter.
    Bedingt durch seine enorme Klingenlänge ist es in erster Linie ein Modell für Liebhaber ausgewachsener Messer. Ich zähle mich zu diesen, weshalb mir das Crocodile Hunter auch beim Auspacken ein ebenso ausgewachsenes Lächeln ins Gesicht zauberte. Da mir das Modell bis vor kurzem nie aufgefallen war, möchte ich es nun im Folgenden einmal genauer vorstellen.



    Die Klinge
    Vermutlich das auffälligste und zugleich beeindruckendste am Crocodile Hunter ist die schier nicht enden wollende Klinge. Sie ist ziemlich genau 26 cm lang, ordentliche 5 mm stark und trägt den Aufdruck “Solingen Germany, Carbon Steel”. Als Klingenmaterial findet der Kohlenstoffstahl C60 Verwendung, den man häufig auch in Beilen und Äxten antrifft und der mit 58-59 HRC eine vernünftige Härte vorweisen kann. Es ist ein äußerst zäher Federstahl und somit für Haumesser eine gute Wahl. Leider fällt die Schneide beim vorliegenden Exemplar für mein Empfinden etwas zu robust aus. Ein feinerer Anschliffwinkel hätte die Schneide sicherlich noch vertragen, ohne dass dabei die Schneidkantenstabilität in Gefahr geraten wäre. Ein balliger Anschliff hätte in meinen Augen der Klinge die Krone aufgesetzt. Zugegebenermaßen tun sich allerdings viele Anwender beim Nachschärfen eines solchen Anschliffs schwer. Glücklicherweise lässt sich die Schneidfase aber mit etwas handwerklichem Geschick und den nötigen Schleifutensilien individuell anpassen.
    Ansonsten gibt es an der Klinge nichts zu beanstanden. Das zweckmäßig satinierte Finish wurde ordentlich ausgeführt und die Klinge ist auf beiden Seiten symmetrisch geschliffen.
    Die Klinge findet ihren Abschluss in einem Gewinde, durch das sie mit dem Knauf verschraubt ist. Auf Nachfrage bei Linder wurde mir mitgeteilt, dass man den Erl weich belassen hat. Somit sollte die verwendete Konstruktion eine ausreichende Stabilität mit sich bringen.




    Trotz des Säbelschliffs, der sich nur über knapp 50% der Klingenhöhe erstreckt, beißt sich das Messer beim Hacken tief ins Holz. Für feinere Schneidaufgaben eignet sich das große Messer natürlich weniger. Dabei sei aber erwähnt, dass ein geübter Anwender mit entsprechender Technik auch unter zur Hilfenahme großer Klingen noch erstaunlich feine Arbeiten erledigen kann. Wie für jedes große Messer sollte man dem Crocodile Hunter für filigrane Arbeiten aber besser einen kleinen, schneidfreudigen Compagnon zur Seite stellen.




    Der Griff
    Das Crocodile Hunter wurde mit edlem und trotzdem belastbarem Cocobolo-Holz als Griffmaterial ausgestattet. Es liegt auf Grund seines großzügigen Volumens sehr satt und angenehm in der Hand. Die aus Neusilber gegossenen Monturen werden vom Holz durch Lederscheiben getrennt. Der Handschutz ist überraschend massiv ausgeführt und verleiht dem Messer ein hervorragendes, sicheres Griffgefühl. Dieses wird durch den Knauf, der für meinen Geschmack ein wenig voluminöser hätte ausfallen können, etwas gedämpft. Zwar ist er nicht vollkommen unterdimensioniert. Ein bisschen mehr an Fülle hätte das Griffgefühl, insbesondere beim Hacken allerdings spürbar verbessert. Für einen Fangriemen, der das Problem im Ansatz hätte kompensieren können, fehlt es leider am dafür benötigten Durchbruch im Knauf. Der Fairness sei allerdings erwähnt, dass eine Vergrößung des Knaufs dem Messer optisch geschadet hätte. Vielleicht wurde insgesamt ein guter Kompromiss zwischen Haptik und Optik gefunden.



    Die Scheide
    Für den Transport ist dem Crocodile Hunter eine Scheide aus Rindsleder beigelegt. Sie ist ordentlich verarbeitet und ausreichend passgenau. Was an der Scheide sehr positiv auffällt, ist ein kleines, doch häufig übersehenes Detail: Das metallene Gegenstück des Druckknopfes, das im geschlossenen Zustand am Holzgriff des Messers anliegt, wurde durch ein kreisrundes Stück Textilgewebe abgedeckt. Dadurch werden unansehnliche Macken im schönen Cocobolo-Holz vermieden. Es ist erfreulich zu sehen, dass bei einem solchen Detail mitgedacht wurde und es dem Anwender erspart bleibt, noch einmal selbst Hand anlegen zu müssen.




    Der Used Look
    Schon nach kurzer Zeit sind die Monturen des Crocodile Hunters mit einer leichten Patina überzogen. Schützt man die Klinge nicht, zum Beispiel durch einen dünnen Ölfilm, wird ihr das gleiche Schicksal im Handumdrehen blühen. Das ist bei einem Blick auf die verwendeten Materialien des Messers allerdings auch nicht überraschend. Wer eine Patina und den damit einhergehenden “Used Look” zu schätzen weiß, kommt beim Crocodile Hunter voll auf seine Kosten. Wer mit oxidierenden Materialien allerdings nichts anfangen kann, sollte sich den Kauf des Messers sicherlich zweimal überlegen. In jedem Fall muss man dem Messer ein gewisses Maß an Pfelge zukommen lassen.
    Persönlich finde ich, dass gerade einem Messer wie dem Crocodile Hunter eine Patina hervorragend steht. Sie verleiht ihm ein authentisches Äußeres und erzeugt das Gefühl, als stamme das Messer aus einer anderen, längst vergangenen Zeit. Insbesondere die anfänglich sehr gold-glänzenden Monturen rücken mit der Zeit durch die Oxidationsschicht dezent in den Hintergrund. So kommt auch das wunderschön gemaserte Cocobolo-Holz, das hervorragend mit dem restlichen Messer harmoniert, noch mehr zur Geltung.


    Verarbeitung
    Mit dem mir vorliegenden Exemplar des Crocodile Hunters hat Linder - insbesondere beim “Fit und Finish” erneut hohe Qualität abgeliefert. Griff und Klinge sind sauber gearbeitet; Spaltmaße sucht man vergebens. Insgesamt macht die gebotene Verarbeitungsqualität dem Messer-Standort Solingen alle Ehre.



    Ein kleiner Exkurs
    Das Modell Crocodile Hunter kann schon eine Tradition vorweisen. Das wird spätestens dann offenkundig, wenn man die Bildersuchmaschinen mit dem Begriff “Linder Crocodile Hunter” füttert. Als Ergebnis wird man nämlich nicht selten auf ein leicht abgewandeltes Modell der Firma Kershaw stoßen. Dieses führt den Zusatz “Solingen Germany”, was etwas verwirren mag. Ursache für diese Kuriosität ist eine Partnerschaft, die die Firma Othello (Anton Wingen jr.), die früher das Crocodile Hunter im Programm hatte, mit dem Unternehmen Kershaw eingegangen war. Das Crocodile Hunter wurde scheinbar aus Deutschland importiert und in den USA unter dem Label “Kershaw” vertrieben. Die Firma Othello ist seit Mitte der 1990er Jahre leider nicht mehr im Geschäft. Seit wann das Crocodile Hunter bereits in Solingen produziert wird, ist ohne weiteres leider nicht herauszufinden. Durch die Bewerbung des Messers in einem alten Katalog lässt sich allerdings mit Sicherheit sagen, dass dieses Modell seit mindestens 1988 erhältlich ist.


    Daten zum Messer
    Klingenlänge: 26 cm
    Klingenhöhe: 4 cm (beginnend mit 3,5 cm nach dem Ricasso)
    Klingenstärke: 5 mm
    Gesamtlänge: 38,5 cm
    Stahl: C60 @ 58-59 HRC


    Fazit
    Das Crocodile Hunter ist mittlerweile das dritte Messer der Firma Linder, das sich in meinem Besitz befindet. Und wie bereits seine beiden Vorgänger kann mich auch das Crocodile Hunter in seiner Gesamtheit vollkommen überzeugen. Zwar hätte der Knauf vielleicht etwas üppiger und der Anschliff etwas feiner ausfallen können. Doch beides kann den Eindruck des Messers nicht erschüttern. Man erhält mit dem Crocodile Hunter ein stimmiges Produkt, das sowohl hinter Glas, als auch im tatsächlichen Einsatz eine gute Figur abgibt. Für die richtig harten Aufgaben, ist es mir dann aber doch zu schade.
    Wer ein Faible für Messer dieses Kalibers hat, trifft mit dem Crocodile Hunter eine sehr gute Wahl.


    Der Ort Mora in Schweden verfügt über eine sehr lange Tradition in der Herstellung von Schneidwaren. Bereits im 17. Jahrhundert stellten die Menschen in dieser Gegen Messer her. Das dort ansässige Unternehmen Morakniv selbst produziert seit über 100 Jahren Messer, die sich für gewöhnlich durch einen sehr günstigen Preis und hoher Qualität auszeichnen. Sehr wahrscheinlich ist diese Kombination der ausschlaggebende Grund, weshalb sich die Messer aus Mora solch großen Beliebtheit erfreuen. Ein für diese Messer typisches Charakteristikum ist die Steckerl-Konstruktion, auf der die Messer aufbauen. Bei dieser zieht sich der Stahl, aus dem die Klinge gefertigt ist, nicht bis zum Griffende durch. Dass diese Bauweise zu schwach sei, um für ein wirklich stabiles Messer tauglich zu sein, wird gerne von Kritikern der Mora-Messer angeführt. Um dieser Ablehnung zu begegnen hat Mora nun ein Modell entwickelt, das dem Typus eines robusten Messers noch gerechter werden soll: Das Garberg, bei dem der Erl am Griffende - wie als Beweis - sogar noch ein Stückchen übersteht.



    Bereits beim Auspacken des Garbergs werden diejenigen, die mit anderen Modellen des Herstellers vertraut sind, eine spürbare Gewichtszunahme bemerken, mit der das Messer daher kommt. Man muss zugeben, dass sich das Garberg tatsächlich solider, ja beinahe vertrauenserweckender anfühlt. Dass anderen Modellen von Mora dabei eine mangelnde Stabilität zu unterstellen sei, kann dabei keinesfalls behauptet werden. Aber das Garberg liegt im Vergleich zu seinen Geschwistern einfach satter in der Hand. Es ist wirklich erstaunlich, was ein “bisschen” mehr an Stahl im Griff bewirken kann.


    Die Klinge
    Beim Betrachten des Messers fällt die für Mora-Verhältnisse etwas üppiger dimensionierte Klinge auf. Das vorliegende Exemplar ist 11 cm lang, knapp 2,3 cm hoch und 3 mm stark. Natürlich sind das keine Dimensionen eines Rambomessers. Das Garberg stellt aber auch gar nicht diesen Anspruch. Es sind vielmehr die Maße eines Messers, das den Kompromiss zwischen Robustheit und Vernunft sucht. Allzu weit hat sich Mora von seinen sonstigen Klingenabmessungen (verglichen z.B. mit dem Bushcraft Black) dabei nicht entfernt.



    Beim Klingenstahl setzt das Garberg auf den 14C28N der Firma Sandvik, die diesen als die ultimative Kombination aus Härte und Korrosionsbeständigkeit bewirbt. In jedem Fall genießt der Stahlproduzent Sandvik in der Messerwelt ein hohes Ansehen und konnte in der Vergangenheit stets durch Qualität überzeugen. Im Gegensatz zu einigen modernen “Superstählen” lässt sich der 14C28N relativ leicht schärfen und kann auf eine ordentliche Schärfe gebracht werden. Beide Eigenschaften passen hervorragend zu einem Outdoormesser. Positiv hervorzuheben ist dabei auch, dass zumindest das vorliegende Exemplar des Garbergs vom Hersteller äußerst scharf geliefert wurde. Die Schneide weist dabei eine kaum wahrnehmbare Sekundärphase auf, die dem Scandi-Schliff mehr Robustheit verleihen soll.



    In der Tat beisst sich die Klinge, trotz eines derberen Winkels als man ihn von Mora sonst gewohnt ist, ordentlich ins Holz. Noch steiler hätte man den Anschliffwinkel allerdings auch nicht wählen dürfen. Insgesamt ist er für feinere Aufgaben, wie sie zum Beispiel in der Küche anfallen, weniger geeignet. Eine Zwiebel wird beispielsweise eher gespalten, als geschnitten. Das ist allerdings bei einen Scandischliff auch nicht überraschend.
    Freunde des Kohlenstoffsthals dürften beim Garberg etwas enttäuscht sein, da dieses aktuell ausschließlich im rostfreien 14C28N erhältlich ist. Wer pflegeleichte Messer bevorzugt, fährt mit dem 14C28N allerdings gut.


    Der Griff
    Insgesamt kommt das Garberg, das auf Grund des Vollerls schon eine gewisse Zäsur in der Geschichte Moras bedeutet, relativ schlicht, beinahe unscheinbar daher. Dafür kann das Garberg mit einem neu entworfenen Griff aufwarten, den es bei anderen Mora Modellen bisher noch nicht gegeben hat - wohl aber zukünftig geben wird. Er liegt voluminös in der Hand und kann in verschiedenen Griffpositionen angenehm gehalten werden. Die Haptik ist dabei aber insgesamt Mora-typisch geblieben und erinnert mich ein bisschen an die des Mora 510.
    Erfreulicherweise verfügt das Griffende über einen Durchbruch, so dass bei Bedarf ein Fangriemen durch den Griff gezogen werden kann. Sicherlich keine lebensnotwendige Eigenschaft aber für einige Anwender sicherlich ein “nice to have”. Wie eingangs erwähnt, ragt ein Teil des Klingenstahls über das Griffende hinaus. Dessen Kanten sind verhältnismäßig scharf geschliffen worden, was das Anreissen eines Feuerstahls ermöglicht. Für diesen Zweck ist allerdings der ebenfalls im 90° Winkel gehaltene Klingenrücken wesentlich besser geeignet.
    Ob es sich beim verwendeten Griffmaterial des Garbergs um einen neuen Kunststoffmix handelt oder ob letztlich auf den altbewährten zurückgegriffen wurde, ist für mich nicht nachvollziehbar. Jedenfalls besteht er laut Herstellerangaben aus den beiden Komponenten Polyamid und TPE Gummi. Eine spürbare Veränderung im Vergleich zu den alten Mora-Griffen kann subjektiv jedenfalls nicht festgestellt werden.



    Die Scheide
    Einen starken Kontrast zum gewöhnlichen Erscheinungsbild des Messer bildet das neu entwickelte und modular aufgebaute Scheidensystem des Garbergs, das als Multi-Mount-Scheide bezeichnet wird. Auf den ersten Blick muss der anwender schon etwas grübeln, wie nun die einzelnen Teile zusammenpassen und wofür sie gedacht sind. Das Grundgerüst bildet ein düsenförmiger und den üblichen Mora-Scheiden recht ähnlicher Plastikköcher, in den das Messer beim Hineinstecken einrastet. Am Köcher, der an der Basis über zwei Löcher zum Wasseraustritt verfügt, lässt sich wahlweise eine übliche Gürtelschlaufe oder eine Lederschlaufe anbringen, die den kompletten Griff umspannt. Hervorzuheben ist, dass beide Schlaufensysteme wiederum an der Plastikscheide einrasten und somit sicher mit ihr verbunden sind.




    Als Zugabe legt Mora eine Schiene bei, die beispielsweise an einem Fahrrad montiert werden könnte. Sie nimmt das Messer mittels Klettverschlussband schnell auf, was dessen Transport erleichtern soll. Das komplette Scheidensystem ist für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet. Optional ist das Garberg aber auch mit einer klassischen Lederscheide erhältlich.




    Preisgestaltung
    Nachdem Mora mit dem Garberg endlich die Kritik eines fehlenden “Full Tang” Moras abstellen konnte, hat sie sich mit der Preisgestaltung des Garbergs bereits im Vorfeld erneuter Kritik ausgesetzt. Wie bereits erwähnt, zeichnet sich Mora für gewöhnlich durch sehr günstige Messer aus, die für gewöhnlich im Bereich von ca. 7 bis 40€ angesiedelt sind. Beim Garberg peilt Mora allerdings in Richtung 100€, was bereits im Vorfeld schon zu heftigen Diskussionen in diversen sozialen Medien führte. Die Kunden waren so einen Preis von Mora bisher nicht gewohnt. Das Argument, dass vergleichbarer Produkte anderer Hersteller häufig zu ähnlichen oder sogar höheren Preisen gehandelt werden, konnte viele kritische Stimmen nicht besänftigen. Unbeachtet blieb häufig auch, dass entsprechende Produkte der Konkurrenz nicht selten aus Niedriglohnländern importiert werden, während Mora durchweg im vergleichsweise teuren Schweden produziert. Das Garberg ist sicherlich - entgegen vieler Mora-Messer - kein Schnäppchen mehr. Dafür sind die Änderungen am Messer im Vergleich zu anderen Mora Modellen einfach nicht groß genug. Wäre das Messer jedoch von einer anderen Firma auf den Markt gebracht worden, hätte es die empörten Aufschreie vermutlich nicht gegeben.


    Daten zum Messer
    Klingenlänge: 11 cm
    Gesamtlänge 23 cm
    Klingenstärke 3 mm
    Klingenstahl: 14C28N
    Gewicht: ca. 169 g (Angabe des Herstellers)


    Fazit
    Bis auf wenige Ausnahmen bleibt sich Mora mit dem Konzept des Garbergs treu. Zwar hat das Messer nun den von vielen lang erwarteten Vollerl und ist darüber hinaus mit dem neu entwickelten Scheidensystem erhältlich. Bei den verwendeten Materialien ist man aber recht konservativ geblieben. Die bewährte Kombination aus Kunststoffgriff und Sandvik-Klinge ist auch beim Garberg beibehalten worden. Statt des 12C27 wird nun allerdings der 14C28N Stahl verbaut. Eine Variante in Kohlenstoffstahl ist leider bisher nicht verfügbar.
    Auch optisch bricht das Garberg nicht mit der Tradition und reiht sich still und leise ins übrige Portfolio der Firma ein. Unterm Strich erhält man mit dem Garberg für sein Geld sicherlich ein sehr robustes und wie gewohnt qualitativ ordentliches Mora-Messer.


    Die Firma Linder aus Solingen gehört zu den wenigen noch bestehenden, deutschen Traditionsunternehmen, die auch heute noch Messer “Made in Germany” fertigen. Dabei kann sie auf ein reichhaltiges Angebot blicken, das sich vom traditionellen Trachtenmesser bis hin zum modernen Jagdmesser erstreckt. Neben einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Modelle besticht Linder mit einer großen Auswahl an Griffmaterialien und Klingenstählen. Für diesen Bericht fiel die Wahl auf ein besonders schönes Fabrikat der Messerschmiede: das Linder M390 Karelia Hunter, das aus sehr hochwertigen Materialien besteht. So wurde der Griff aus dem besonders schönen Holz der karelischen Maserbirke gefertigt. Die lebhafte Maserung des Holzes fällt selbstverständlich bei jedem Exemplar individuell aus und macht es so zu einem Unikat. Als Klingenstahl wurde auf den erstklassige pulvermetallurgischen Böhler M390 zurückgegriffen, der momentan zu einem der begehrtesten “Superstählen” zählt.
    Gute Gründe sich das Messer also mal etwas genauer anzuschauen.



    Griff und Klinge
    Fühlt man das Karelia Hunter zum ersten Mal in die Hand, stellt man sofort das verhältnismäßig geringe Gewicht des Messers fest. Diese Leichtigkeit wird dem Anwender bei feineren Aufgaben, für die das Messer in erster Linie konzipiert wurde, sicherlich entgegen kommen. Verantwortlich für das geringe Gewicht ist neben des verwendeten Holzes sicherlich auch die Steckerl-Konstruktion, auf der das Messer aufbaut.
    Das Karelia Hunter liegt durch seinen voluminösen Griff sehr gut in der Hand, was ein langes, ermüdungsfreies Arbeiten ermöglicht. Das verwendete Holz macht das Messer zu einem warmen Handschmeichler, was sich insbesondere bei kälteren Temperaturen als durchaus vorteilhaft erweisen sollte. Einem versehentlichen Abrutschen der Hand in die Klinge wird durch einen Fingerschutz aus Edelstahl vorgebeugt. Diesem schließen sich mehrerer Zwischenlagen aus vulkanisiertem Fieber und das karelische Birkenholz an. Trotz der glatt geschliffenen Oberfläche ist der Griff nicht rutschig. Das Holz wurde vom Hersteller gewachst und anschließend poliert. Um die Schönheit des Griffs möglichst lange zu erhalten, empfiehlt Linder die Verwendung eines transparenten Holzwachses. Seinen Abschluss findet der Griff in einer ebenfalls aus Edelstahl gefertigten Montur, die über einen Durchbruch verfügt und somit das Anbringen einer Fangschlaufe ermöglicht.



    Als Klingenstahl setzt Linder beim Karelia Hunter auf den erstklassigen Böhler M390, der eigentlich als Kunststoffformenstahl konzipiert wurde und durch Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit glänzt. Er wurde, wie der Klingenaufdruck bereits verrät, auf 60 HRC gehärtet. Das Nachschärfen des Messers ging trotz der Verschleißfestigkeit des Stahls recht gut von der Hand. Hier kommt man auch ohne Diamant-besetzte Schleifutensilien gut zurecht.
    Besonders positiv hervorzuheben ist, dass die Schneide des Messers ausreichend dünn geschliffen wurde. Selbstverständlich muss eine Schneide über etwas Material verfügen, damit die Schneidkantenstabilität gewahrt bleibt. Andererseits gibt es bezogen auf eine Klinge kaum etwas lästigeres, als wenn sie zu dick ausfällt und aus dem Messer einen “Spalter” macht. Die Balance zwischen zu dick und zu dünn ist beim Karelia Hunter aber genau richtig gewählt worden. Das Messer ist insgesamt sehr schneidfreudig und kommt “rattenscharf” vom Hersteller. Somit entfällt auch das häufig obligatorische und lästige Nachschärfen eines neu erworbenen Messers vor dem ersten Gebrauch.



    Bedingt durch die Klingenlänge von ca. 9,7 cm, bei einer effektiven Schneide von knapp 9 cm, ist das Karelia Hunter sicherlich sehr gut für den jagdlichen Einsatz geeignet, auf den der Name des Modells auch abhebt. Wer diesen Zeitvertreib nicht praktiziert, findet in der Natur sicherlich viele andere Verwendungszwecke, um sich an der Performance des Messers zu erfreuen. Es muss sicherlich nicht erwähnt werden, dass das Karelia Hunter keineswegs für gröbere Arbeiten wie Hacken oder Holzspalten ausgelegt ist. Dafür ist die Klinge an der Spitze zu fein ausgeschliffen und die Steckerl-Konstruktion nicht geeignet. Darüber hinaus wäre das Messer für derartig grobe Einsatzzwecke natürlich auch viel zu schade.



    Qualität des Messers
    Die Verarbeitung des Karelia Hunters ist auf einem sehr hohen Niveau. Der Holzgriff weist keinerlei übrig geblieben Schleifspuren auf und auch der Griffabschluß sowie das Parierelement verfügen über ein makelloses Finish. Erfreulicherweise sind zudem die einzelnen Übergänge zwischen den Griffbestandteilen wie Parierlement, Zwischenlagen, Holz und Griffabschluss sauber und spaltfrei verschliffen worden.
    Solch eine Aufmerksamkeit und Präzision machen Freude und unterstreichen die Hochwertigkeit des Produkts. Einzig und allein an der Klinge findet der penible Erbsenzähler zwei Ungereimtheiten: Zum einen verläuft beim vorliegenden Exemplar der Schliff kurz vor dem Ricasso minimal bogenförmig. Das könnte möglicherweise auch gewollt sein. Eindeutiger dagegen sind die Zwischenräume der geriffelten Daumenauflage am Klingenrücken, die etwas unsauber belassen wurden. Sie trüben das sonst so tadellose Äußere allerdings nur in geringem Maß. Abgesehen davon kann die Verarbeitungsqualität des Karelia Hunter guten Gewissens als hervorragend bezeichnet werden.




    Die Scheide

    Die mitgelieferte Steckscheide kommt im Gegensatz zum Messer recht unauffällig daher. Aus braunem Leder und in ausreichender Stärke gefertigt, ist sie für mich ein adäquater und zweckmäßiger Aufbewahrungsort für das Messer. Was Aussehen und Qualität betrifft, so spielt die Scheide sicherlich nicht in der selben, hochklassigen Liga wie das Messer. Eine hochwertigere Scheide hätte sicherlich aber auch einen nicht unerheblichen Aufpreis des Messers bedeutet.



    Optik, Preisgestaltung und Service
    Die Optik des Karelia Hunters lässt sich selbstverständlich nur subjektiv beurteilen. Persönlich gefällt mir das Erscheinungsbild des Messers sehr gut, was vielleicht daran liegen dürfte, dass es zwar traditionell aber nicht altbacken daher kommt. Zugegeben ein etwas dezenterer Klingenaufdruck hätte dem Messer sicherlich besser gestanden. Als besonders störend empfinde ich ihn jedoch nicht.
    In Zeiten, wo synthetische Materialien wie G10, Micarta oder Titan immer beliebter und häufiger anzutreffen sind, ist die karelische Maserbirke eine äußerst frische Abwechslung.
    Das Karelia Hunter ist aktuell für um die 150€ zu haben, abhängig vom jeweiligen Händler natürlich. Zieht man in Betracht, welchen Gegenwert man für sein Erspartes erhält, ist das Messer fast schon als Schnäppchen zu bezeichnen. Dafür sei nur einmal auf den hohen Preis des M390 Stahls verwiesen, der bereits ein Vielfaches dessen kostet, was für konventionelle Stähle aufgewendet werden muss. Vergleichbare Messer mit entsprechenden Stählen sind für gewöhnlich erheblich teurer. Auch die karelische Maserbirke lässt sich tendenziell zu den kostspieligeren Hölzern zählen. Linder hat beim Material also nicht gespart. Zudem werden beim Karelia Hunter auch noch einige Arbeitsschritte von Hand ausgeführt. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren wird klar, dass das Messer zu einem wirklich sehr attraktiven Preis zu haben ist.
    Natürlich nicht auf das Karelia Hunter begrenzt aber trotzdem erwähnenswert ist der hervorragende Service der Firma Linder, den ich selbst schon erleben durfte. Dieser hat mich damals sehr beeindruckt und mein Vertrauen in das Unternehmen gestärkt hat. Sollte es einmal Grund zur Beanstandung geben, wird man bei Linder nicht im Regen stehen gelassen.


    Daten zum Messer
    Klingenlänge: 9,7 cm
    Schneidenlänge: 9 cm
    Gesamtlänge 21 cm
    Klingenstärke 4 mm
    Klingenstahl: Böhler M390 @60 HRC
    Parierelement und Abschlusskappe: Edelstahl
    Gewicht: 142 g (Angabe des Herstellers)




    Fazit

    In der Summe ist das Karelia Hunter ein wirklich tolles Messer. Dabei kommen nicht nur die hervorragenden Materialien zum Tragen, die bereits sicherlich die Herzen vieler Messerfreunde höher schlagen lassen, sondern auch die sehr ordentliche Verarbeitung, die wenig Platz für Kritik lässt. Abgerundet wird das Ganze durch das Prädikat “Made in Solingen” und einem, für die gebotenen Leistungen sehr günstigen Preis. Das Karelia Hunter ist für mich ein Geheimtipp.


    Qualität und Verarbeitung

    Ein Blick auf das Skrama stellt klar, dass das Messer keinen Platz in der Vitrine beansprucht. So wurde auch das Finish der Klinge zweckmäßig gehalten. Es ist größtenteils im rustikalen Zustand nach dem Härten belassen worden. Eine schwarze Schicht aus vermutlich eingebranntem Öl ziert das Messer. Mir gefällt das, da es zum Gedanken des Messers passt. Wozu ein hochglanzpoliertes Finish, das beim ersten harten Einsatz - und dafür ist das Messer ja vorgesehen - sowieso Blessuren davon trägt?! So wie es daherkommt hat der Anwender keine Scheu das Messer richtig ranzunehmen.
    Einen Kontrast erzeugt der angeschliffene Teil der Klinge, der ein recht ordentliches Schliffbild aufweist. Einzig und allein im Schneidenbereich direkt an der Spitze wirkt der Schliff des vorliegenden Exemplars als sei ein Fräser verrutscht. Allerdings ist das wenn überhaupt nur ein ästhetische Problem und stört die Funktion des Messers in keinster weise.


    Im besonders scharf angeschliffenen Bereich der Klinge vor dem Griff scheint der Anschliff sogar poliert zu sein, was der Schneidfreudigkeit sehr zu Gute kommt. Insgesamt kann das Skrama mit einer erstaunlichen Schärfe “out of the box” glänzen. Für Menschen, die ein Messer selbst zu schärfen wissen, wird das nicht das wichtigste Kriterium beim Messerkauf darstellen. Eine derartige Schärfe findet man bei industriell hergestellten Messern eher selten und lässt beim Benutzer den Eindruck von Qualität und Sorgfalt entstehen, der sich im Übrigen durch das gesamte Produkt zieht.
    Der Anschliff des Skramas wurde flach und nicht ballig gewählt. Ein konvexer Schliff wäre zumindest im Bereich, der für die gröberen Arbeiten ausgelegt ist, sicher noch besser geeignet. Allerdings hätte das vermutlich den Preis nach oben getrieben und ist für meine Begriffe auch entbehrlich.


    Das Skrama ist grundsätzlich in zwei Ausführungen erhältlich. Der Kunde hat die Wahl zwischen einer rostfreien und einer Carbon-Stahl Variante. Für mich war die Entscheidung schnell getroffen: 80CrV2 Kohlenstoffstahl. Korrekt wärmebehandelt zeigt sich dieser Werkstoff äußerst tolerant gegenüber Schockbelastungen, kann mit Schärfe brillieren und wird verhältnismäßig schnell und einfach scharf. Die idealen Voraussetzungen also für ein Outdoormesser. Apropos Wärmebehandlung. Das Skrama wird von niemand geringerem als der finnischen Firma Laurin Metalli für Varusteleka produziert. Lauri wird insbesondere Freunden skandinavischer Puukkos und Leukos ein Begriff sein. Sie steht für Qualität und kann auf viele Jahre Erfahrung im Umgang mit 80CrV2 zurückblicken. Eine optimale Wärmebehandlung des Stahls darf also unterstellt werden. In der Praxis wird diese Vermutung auch bestätigt. Trotz derber Hack und Spaltarbeiten, kann die Klinge nach einer kurzen Säuberung subjektiv empfunden mit der gleichen Schärfe wie vor dem Test aufwarten. Ausbrüche oder eine umgelegte Schneide sucht man vergebens.


    Wie der Anblick vermuten lässt, verfügt das Skrama über einen durchgehenden Erl. Dessen Konturen wurden so gewählt, dass der aufgespritzten Gummigriff fest mit dem Erl verbunden ist. Insofern wird es nicht verwundern, dass laut Varusteleka bisher keine einzige Beschwerde über einen losgelösten Gummigriff eingegangen ist. Insgesamt wirkt der Griff solide und belastbar. Das verwendete Griffmaterial ist besonders für Haumessern auf Grund seiner schockabsorbierenden und griffigen Eigenschaften geeignet.
    Der Stahl hat durchgehend eine Stärke von 4mm, was in Bezug auf Stabilität beim verwendeten 80CrV2 vollkommen ausreichend ist.


    Die optional erhältliche Lederscheide hinterlässt einen stabilen und funktionellen Eindruck. Doppelt vernäht, sowie an einigen Stellen durch Nieten verstärkt, sollte das Messer für viele Jahre sicher aufgehoben sein. Insgesamt ist die Lederscheide ein spürbares Upgrade und wertet das Messer deutlich auf. Deshalb kann sie klar empfohlen werden. Dass man für den geringen Aufpreis keine Scheide in "Custom"-Qualität oder Optik erwarten kann, sollte eigentlich selbstredend sein. Nichtsdestotrotz entspricht sie meinen Anforderungen und passt optisch gut zum Messer.




    Der geschwungene Erl des Skramas ist am Übergang zur Klinge abgerundet, was die Bruchgefahr bei Schockbelastungen deutlich reduziert.


    Nice to know

    Einige zusätzliche Informationen, die ich vom Erfinder, sowie dem Hersteller Lauri erfahren konnte:


    • Die Idee hinter dem Skrama Bush Knife, das bereits Mitte 2013 veröffentlicht wurde, entsprang der Feder des Finnen Stefan Melander, einem ehemaligen Soldaten und angestellten der Firma Varusteleka, der gerne seine Freizeit in der Natur verbringt. Das spiegelt das Messer wider.
    • Um das Skrama erfolgreich industriell in Serie herstellen zu können, holte sich Stefan Unterstützung bei Timo Lauri von Laurin Metalli. Dieser zeichnet für technische Aspekte wie der Materialwahl verantwortlich.
    • Mehr Informationen zur Entstehungsgeschichte des Messers können auf der Website von Varusteleka gefunden werden.
    • Entgegen meiner ersten Vermutung weist das Skarama keine differentielle Härtung auf, sondern ist laut Informationen von Lauri Metalli durchgehend auf ~59,5 HRC gehärtet.
    • Um eine optimale Wärmebehandlung zu erreichen, wurde laut Aussagen der Firma Lauri mit Herrn Juha Perttula (Doktor der Metallurgie) zusammen gearbeitet, der in Finnland scheinbar zu DEN Stahlpäpsten zu zählen ist.
    • Im skandinavischen Raum scheint es bereits eine größere Fangemeinde des Skramas zu geben. Insgesamt konnte das Messer laut Varusteleka bis heute bereits mehrere 1000 Male verkauft werden.


    Spezifikationen des Messers

    Klingenlänge: 240 mm
    Klingenbreite: ca. 46 mm
    Klingenstärke: 4 mm.
    Grifflänge: 190 mm
    Klingenstahl: 80CrV2 @ 59,5 HRC
    Gewicht: ca. 525 g (Angaben des Herstellers)


    Résumé


    Eine ausführliche Begutachtung und Prüfung des Messers lässt erkennen, warum das Skrama so erfolgreich ist: Für den Anwendungsbereich wurde ein optimaler Stahl gewählt, der dem Messer äußerste Robustheit verleiht. Die anglo-sächsische Redensart “tough as nails” ist hier absolut zutreffend. Auch die Verarbeitung und Funktion des Messers, sowie seiner optional erhältlichen Lederscheide kann überzeugen. Abgerundet wird das Ganze durch einen sehr attraktiven Preis.


    Den Vergleich mit ähnlichen Produkten anderer Hersteller braucht das Skrama mit Sicherheit nicht zu scheuen. Es ist ein hervorragendes Werkzeug, das für Arbeiten “draußen” bestens geeignet ist. Insofern kann es allen Bushcraftern, Survivalisten, Outdoorfreunden und Liebhabern großer Messer aus meiner Sicht nur wärmstens empfohlen werden. Während bei etlichen vermeintlich innovativen Messern der Eindruck entsteht, dass das Produkt nicht konsequent zu Ende gedacht wurde, so zeigt sich das Skrama nicht nur vielseitig, sondern auch in sich stimmig.

    Für so manch einen Freund großer Messer dürfte dieses Exemplar noch Neuland sein: Das Skrama Bush Knife. Wenngleich nicht gänzlich unbekannt, so scheint sich das Messer im deutschsprachigen Raum bisher noch keiner allzu großen Bekanntheit zu erfreuen. Grund genug sich das Skrama, das exklusiv vom finnischen Armee- und Outdoorhändler Varusteleka vertrieben wird, einmal genauer anzusehen.


    Form, Haptik und Funktion


    Der erste Blick auf das Skrama verrät bereits, dass es sich hierbei um ein einzigartiges Design handelt. Der “Anderthalbhänder” mit stattlichen 19 cm Grifflänge, die leicht gebogenen Klinge mit robuster Spitze in Sheepsfoot-Form, sowie die übergroße Fangriemenöse am Ende des Griffs verleihen dem Messer ein charakteristisches Erscheinungsbild. Doch nicht nur die Form, sondern auch die Funktionsweise, die hinter dem Skrama steckt, ist äußerst interessant.
    Der Griff des Messers ist so konzipiert, dass er prinzipiell zwei Grundhaltungen vorsieht: Möchte man es zum Hacken oder Spalten nutzen, wird der Griff im hinteren Bereich gehalten, woraus überraschend kraftvolle Schläge resultieren.


    Wird der Griff im vorderen Bereich gepackt, kann das Messer für feinere Arbeiten genutzt werden. Zwei weitere Faktoren begünstigen das zusätzlich: Zum einen ist die Schneide in den ersten 5 Zentimetern vor dem Griff in einem feineren Winkel (laut Hersteller 25°) angeschliffen, wodurch dieser Bereich noch einmal schärfer als die restliche Schneide (mit 34°) ausfällt. Zum anderen wurde der Schwerpunkt intelligent gewählt: Bei Haumessern erschwert in der Regel das üppige Gewicht der Klinge feine Arbeiten im Bereich unmittelbar vor dem Griff. Da beim Skrama allerdings der Schwerpunkt direkt vor dem Griff liegt, können feinere Arbeiten leichter beziehungsweise mit weniger Kraftaufwand ausgeführt werden.
    Dazu sei allerdings folgendes angemerkt: Hält man das Messer in der Position für feinere Arbeiten, drückt die Ausbuchtung des Griffs etwas in die Handinnenseite. Das fällt allerdings nur bei sehr festem Zugreifen ins Gewicht, was bei feineren Arbeiten nicht notwendig sein sollte.




    Das Skrama wurde mit einem sehr angenehmen und rutschfesten Gummigriff versehen. Die ersten fünf Zentimeter der Klinge wurden besonders scharf geschliffen und eignen sich somit für feinere Arbeiten.




    Hacken, Spalten, Schnitzen. Haupteinsatzziel des Skramas sind gröbere Arbeiten. Es lassen sich allerdings begrenzt auch feinere Aufgaben erledigen.


    Dass das Skrama nicht primär zum anfertigen filigraner Arbeiten konzipiert wurde, sollte auf den ersten Blick erkennbar sein. Die Idee hinter dem Produkt ist vielmehr die eines Allrounders, der dem Träger das Leben draußen erleichtern soll. Der Fokus liegt klar auf Hack- und Spaltarbeiten. Bedingt durch die oben beschriebene Konstruktion des Messer lassen sich allerdings begrenzt auch feinere Arbeiten, wie das Anfertigen von aufgefächertem Holz (Feathersticks) oder das Anspitzen von Ästen bewerkstelligen. Selbstverständlich geht das mit Abstrichen einher. Doch es geht erstaunlich gut.
    Ein klarer Vorteil des Messers gegenüber dem Einsatz eines Beils, ist die Möglichkeit mittels Batoning Holz wesentlich sicherer zu spalten. Dadurch lässt sich so manche Verletzung verhindern. Sollte unvorhergesehen der Bedarf an einem Ziehmesser bestehen, kann mit dem Skrama auch hier improvisiert werden. Für mein Empfinden ist die Idee einer “One-Tool-Option” sehr gut umgesetzt worden.


    Geliefert wird das Messer normalerweise in einer einfach gehaltenen Plastikscheide, die ihren ihren Zweck z.B. beim Transport des Messers im Rucksack erfüllen sollte. Sie liegt mir allerdings nicht vor. Wer dagegen ein paar Euro drauflegt, der kann sich eine funktionelle Lederscheide (mit Plastik-Inlay) in schwarz oder braun dazubestellen. Dank eines “Danglers” lässt sich die scheide samt Messer dann bequem am Gürtel tragen. Der Verschluß, der mittels Druckknopf funktioniert, hält das Messer fest in der Scheide. Er trägt außerdem dazu bei, dass das Skrama in der Scheide nicht klappert. Diese Tatsache hinterlässt einen sehr positiven Eindruck. Das geräuschlose Mitführen eines Messers in der Scheide sollte zwar selbstverständlich sein - doch die Konkurrenz überzeugt einen recht häufig vom Gegenteil.




    Das Skrama sitzt fest in seiner optional erhältlichen Lederscheide. Durch einen Druck mit dem Daumen gegen die Scheide lässt es sich leicht herausziehen. Der Druckknopf, der das Messer in der Lederscheide sichert, ist wesentlich langlebiger und zuverlässiger als ein Klettverschluß.

    Schweizer Taschenmesser sind weltbekannt und erfreuen sich außerordentlich großer Beliebtheit. Die Sackmesser, wie sie in der Schweiz genannt werden, sind enorm vielseitig einsetzbar, von guter Qualität und passen in der Regel in jede Hosentasche. Für alle Freunde der Schweizer Messer gibt es nun Anlass zur Freude. Denn mit der Firma SWIZA, die bereits seit 1904 besteht und mit dem Fertigen von Uhren begann, gibt es nun einen neuen Hersteller der kleinen roten Multitalente.


    Was die neuen Messer können, wo Stärken und Schwächen liegen und ob die Messer den Produkten des renommierten Herstellers Victorinox das Wasser reichen können, soll im vorliegenden Bericht untersucht werden. Als Ausgangsbasis für die Erstellung dieses Reviews dienten die beiden Modelle SWIZA D02 und SWIZA D03. Für technische Details (Abmessungen, Werkzeugumfang, etc.) bitte der jeweiligen Verlinkung folgen.



    Das SWIZA Schweizer Messer D02.



    Das SWIZA Schweizer Messer D03.


    Beim Öffnen des Paketes waren Spannung und Erwartungen groß. Was wird SWIZA abliefern? Revolution oder am Ende nur ein Imitat der bereits etablierten Schweizer Messer? Hält man ein Sackmesser von SWIZA in der Hand, fällt einem sofort das Material der Griffschalen und deren Haptik auf. Die Schalen sind vollständig aus einem gummiartigen Material gefertigt, das durch seine leicht raue Textur einen anständigen Halt beschert. Ein Vorteil dieses Materials im Vergleich zum ansonsten bei Schweizer Taschenmessern häufig verwendeten Cellidor ist darüber hinaus die reduzierte Anfälligkeit für Kratzer, wodurch die SWIZA Messer länger neu wirken.


    Sehr wahrscheinlich eines der überzeugendensten Argumente sämtlicher Taschenmesser von SWIZA ist die verriegelbare Klinge, mit denen die neuen “Klapper” standardmäßig ausgestattet werden. Die Idee einer feststellbaren Klinge ist sicherlich - auch bei Schweizer Taschenmessern - nicht neu und bereits an einigen Victorinox Messern zu finden. Nichtsdestotrotz ist es sehr erfreulich, dass man bei SWIZA vor dem Kauf eines Messers nicht recherchieren muss, ob das gewünschte Modell über einen Feststellmechanismus verfügt oder nicht. Vorzüge einer Verriegelung liegen auf der Hand: Es schafft Vertrauen und erhöht die Sicherheit beim Arbeiten mit dem Messer, wenn einem ungewollten Einklappen der Klinge vorgebeugt wird. Ein Merkmal was wahrscheinlich etliche Verletzungen verhindern wird.
    Beim Ausklappen der 7,5 cm langen Klinge rastet der Verschluß ein, der diese feststellt. Die anschließende Entriegelung ist kinderleicht und funktioniert durch einen Druck mit dem Daumen auf das Schweizer Kreuz, wodurch ein sogenannter Linerlock-Mechanismus die Klinge frei gibt.



    Die Klingenverriegelung des D02.


    Die Auswahl an Werkzeugen bei SWIZA Messer ist bisher noch überschaubar. Es gibt prinzipiell 4 verschiedene Grundmodelle, die widerrum in vier verschiedenen Farben (rot, blau, schwarz und weiß) erhältlich sind. Dadurch wächst das Portfolio von SWIZA auf letztendlich 16 Modelle an, so dass für jeden etwas dabei sein sollte. Eine Säge wie man sie z.B. bei vielen Schweizer Taschenmesser von Victorinox findet, sucht man bei SWIZA (noch) vergebens. Da die Firma im Bereich der Herstellung von Taschenmessern allerdings noch brandneu ist, wird die Zukunft sicherlich weitere Modelle mit sich bringen.


    Auch beim Ausklappen der Klinge wird man positiv überrascht. Man erhält eine vielfältig einsetzbare und äußerst schneidfreudige Klinge. Diese fällt im Vergleich mit der eines 91er Modells von Victorinox deutlich größer und lässt diese unterdimensioniert wirken. Wie alle Werkzeuge eines SWIZA Sackmessers ist die Klinge mit einem stonewashed Finish versehen und lässt sich durch den angebrachten Klingendurchbruch gut öffnen. Dafür werden allerdings zwei Hände benötigt, was wiederrum einen rechtlichen Vorteil mit sich bringt, wenn man das Messer gerne im Alltag mit sich führen möchte (Stichwort §42a). Einzig und allein der Klingenschliff ist etwas unsymmetrisch angebracht. Betrachtet man den Klingenrücken und die Schneide, wird einem diese kosmetische Unsauberkeit deutlich. Für die Praxis sollte das aber absolut keine Rolle spielen und letztlich nur dem Messerenthusiasten etwas aufstoßen. Der Fairness halber sei erwähnt, dass einem solche Unsauberkeiten auch bei Messern von Victorinox unterkommen können. Die Klingen des D03 und D04 kamen scharf, wurden allerdings nach ein paar Zügen über einen Keramikstein noch wesentlich schärfer, so dass sich das Messer nun geradezu ins Schnittgut beißt. Wie es beim verwendeten 440er Stahl zu erwarten war, ging das Nachschärfen recht schnell und unkompliziert.



    Am Klingenanschliff kann SWIZA noch etwas nachbessern.


    Die im D03 enthaltenen Werkzeuge Dosenöffner und Flaschenöffner wirken kräftig dimensioniert. Der Dosenöffner hat einen sehr steilen Anschliff, wodurch das Öffnen von Dosen etwas schwerer geht, als man das vielleicht von Victorinox Messern gewohnt ist. Auch ist der Anschliffwinkel etwas zu derb. Insgesamt wirken die Werkzeuge aber ordentlich verarbeitet. Im geschlossenen Zustand stehen Dosenöffner und Flaschenöffner deutlich aus dem Griff hervor und können in die Handinnenseite drücken, wenn man z.B. die Messerklinge längere Zeit verwenden möchte. Dafür müsste man das Messer aber auch sehr fest greifen. Wer das Taschenmesser nicht gerade für längere Schnitzarbeiten verwenden möchte, sollte damit aber keine Probleme haben. Die Stechborhahle ist im Gegensatz zu Flaschen- und Dosenöffner ordentlich scharf aber recht dünn gehalten. Inwieweit sich die Ahle allerdings für gröbere Belastungen eignet, bleibt abzuwarten. Sie wirkt etwas fragil.



    Dosen- und Flaschenöffner ragen im geschlossenen Zustand deutlich aus dem Griff des SWIZA D03 hervor.


    Alle SWIZA Taschenmesser kommen mit einer Pinzette. Diese mutet durch ihren rudimentären und etwas scharfkantigen Kopf zwar etwas einfach gehalten an, kann aber die an sie gestellten Aufgaben meistern und es ist mit Sicherheit ein nicht zu unterschätzender Vorteil generell ein solches Werkzeug an seinem Messer zu haben. Möglicherweise erfährt die Pinzette in Zukunft ja noch eine Überarbeitung. Bei dieser Gelegenheit könnte man dem Messer auch noch einen Schlüsselring oder ähnliches verpassen, um es z.B. an einer Schnur befestigen zu können. Ein Clip wäre ebenfalls denkbar.



    Die Spaltmaße des SWIZA D03.


    Bei den vorliegenden Messern fiel auf, dass die aus Edelstahl gefertigten Platinen ein gewisses Spaltmaß haben. Dies ist vermutlich wieder in die Kategorie “kosmetische Unsauberkeit” einzuordnen und für den Praxisalltag nicht von Relevanz, sollte aber der Vollständigkeit halber erwähnt sein. Genau so wie die Tatsache, dass der Korkenzieher des Modells D04 an der Platine schleift, wenn man ihn ausklappen möchte. Das kann natürlich auch nur auf das vorliegende Exemplar beschränkt sein. Stören tut es in jedem Fall nicht besonders. Ein großer Vorteil der SWIZA Messer stellt die vom Hersteller beworbene Spülmaschinenfestigkeit dar, wodurch eine gelegentliche Reinigung einfach und schnell von der Hand gehen sollte.



    Der Dosenöffner/Schraubendreher des D03.


    Fazit: Die Tatsache, dass es neben Victorinox wieder einen Konkurrenten gibt, nachdem Wenger vor einiger Zeit vom Markt verschwand, ist sehr erfreulich. Konkurrenz belebt das Geschäft und SWIZA bringt mit Sicherheit frischen Wind in den Taschenmesser Markt. Ob man nun letztendlich zum SWIZA oder dem altbekannten Victorinox greift, wird eine Glaubens- und Geschmacksfrage bleiben. Ungeachtet der Tatsache, dass in Sachen Verarbeitung Victorinox die Nase einen Hauch vorne hat, kann SWIZA als gute Alternative und ernsthafter Konkurrent angesehen werden, der mit frischem Design daherkommt. Preislich bleibt die Firma SWIZA fair. Das Einstiegsmodell liegt bei rund 28€, das teuerste kommt auf knapp 37€. So ist für jeden etwas dabei. Zu beziehen sind die Schweizer Messer über den deutschen Distributor, die Firma Herbertz.


    Vielen Dank fürs Lesen und beste Grüße,
    XP

    Hallo Leute,


    es freut mich wirklich sehr, dass euch das Review gefallen hat.


    Es ist richtig, dass es das Messer in vielen Konfigurationen gibt. Das hätte ich der Vollständigkeit noch erwähnen sollen. Möglicherweise sind gerade nicht alle Varianten vorrätig/erhältlich. Einfach mal bei Casström anfragen. Netter Kontakt, kann aber etwas dauern, bis man eine Antwort erhält. Die Leute scheinen vielbeschäftigt zu sein :-).


    @Micha: Würde ich gerne mal sehen, wie man mit Mädchenhänden böse Jungs fängt :-D.
    Ich teile deine Meinung bzgl. der "Balance": entweder kürzerer Griff oder längere Klinge. Aber auf der anderen Seite wollen manche vllt. nicht mehr als 10 cm, haben aber Pranken wie Paddel. Ich sehe das Casström als gute Alternative zum Enzo Trapper.


    @Knüt: Casström verschickt es auch direkt aus Schweden an dich. Rumpeltroll hat ja die URL der entsprechenden Website netterweise angeführt.


    Soulfly: Wie ich auf das Messer aufmerksam geworden bin, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau. Wars Google Bilder? Oder wars auf in einem britischen Forum? Oder Youtube? War damals aber noch der Vorgänger dieses Messers.

    Ray Mears, Mors Kochanski und Cody Lundin. Diesen drei ist nicht nur gemein, dass sie wohl zu den prominentesten Vertretern der in den letzten Jahren sehr populär gewordenen Bushcraft-Szene gehören, sondern auch ihre Vorliebe für Messer mit skandinavischem Schliff. Dieser verfügt meist über keine Sekundärfase, verleiht dem Messer eine enorme Schärfe und wird - wie es der Name schon nahelegt - häufig in nordischen Messern verwendet. Persönlich schätze ich diesen Schliff, da er nicht nur äußerst scharf ist, sondern auch relativ einfach nachgeschärft werden kann.
    Viele kennen ihn von den Messern der Firma Mora, die besonders auf Grund ihrer Qualität und geringen Preises bevorzugt Einsteigern im Messer- und Outdoorbereich empfohlen werden. Vielen Nutzern sind allerdings die dünnen Klingen oder die teilweise billig wirkenden Plastik- oder mit roter Farbe überzogene Holzgriffe der Moras ein Dorn im Auge. Sucht man etwas Robusteres und Hochwertigeres mit Skandischliff <100€, dann lichtet sich das ansonsten reichhaltige Angebot der Messerindustrie spürbar. Ich wünsche mir beispielsweise bei solch einem Messer einen Flacherl mit 3 - 4 mm Klingenstärke und Micarta-Beschalung. Bei der Suche nach solch einem Messer bin ich unter anderem auf die Firma Casström aus Schweden gestoßen.





    Das “Casström No. 10 Swedish Forest Knife”, welches vom besagten Unternehmen Casström AB angeboten wird, gibt es seit Herbst 2012. Seit Anfang 2014 gibt es das Messer bereits in einer aktualisierten und deutlich modifizierten Version, über die ich im Folgenden berichten möchte. Anzumerken ist noch, dass die Neuauflage des No. 10 jetzt auch in flachgeschliffener Ausführung erhältlich ist.



    Form und Haptik


    Bereits beim Auspacken fiel mir der deutlich abgewinkelte Griff des Messers auf, was ich in der Form bisher noch bei keinem “Bushcrafter” gesehen habe. Natürlich ist es auf den Produktbildern zu sehen aber das Ausmaß war dann doch überraschend, als ich das Messer in den Händen hielt. In die Hand genommen, fällt der Knick nicht so stark auf. Man hätte diese stilistische Eigenart meiner Meinung nach aber lieber gelassen. Darüber hinaus wartet das Messer mit einem teilweise üppigen Griffvolumen auf - im Vergleich zu den Maßen des restlichen Messers. Gepaart mit dem relativ langen Griff ist das Casström wohl besonders für Menschen mit größeren Händen konzipiert worden. Zum Griffende hin werden die Griffschalen immer dünner, um dann Kurz vor dem Griffabschluß wieder dicker zu werden. Ob das dem Handling nun tatsächlich zuträglich ist oder eher aus optischen Gründen gemacht wurde, kann ich nicht wirklich beurteilen. Der Griff sieht im Verhältnis zum Messer eher etwas überdimensioniert aus.




    Was mir sehr entgegenkommt: Der Abstand zwischen Klinge und Griff ist beim No. 10 sehr kurz gehalten. Hier ist kein Platz oder wertvolle Klingenlänge “verschenkt” worden, was sich auch positiv auf den Hebel auswirkt. Natürlich erhöht das andererseits auch die Gefahr mit dem Zeigefinger, für den am Griff eine Mulde eingebracht wurde, versehentlich in die Klinge zu rutschen - Vorsicht ist also wie immer geboten.
    Für meinen Geschmack ist das Micarta zu wenig abgerundet, was mir beim in die Handnehmen des Messer ein wenig das Gefühl vermittelt, als hätte ich einen rechteckigen Griff in der Hand. Hier muss der Hobbybastler also bei Bedarf etwas Material mit Feile und Schmiergelpapier abtragen. Für mich wäre diese Modifkation kein großes Problem, für manch anderen aber vllt. ein K.O. Kriterium.





    Nach Rücksprache mit dem Designer des Messer wurde mir die Information gegeben, dass das Griffdesign absichtlich so gewählt wurde, da man sich von dem normalerweise runden Design der skandinavischen Messern abheben wollte. Zudem soll das rechteckige Design dem Benutzer auch bei Dunkelheit eine Orientierung geben, wie er das Messer hält. (Im Dunkeln oder bei schlechter Sicht mit einem scharfen Messer zu hantieren wäre mir allerdings zu gefährlich.)



    Funktion


    Bedingt durch seinen Schliff ist das Casström No. 10 Swedish Forest Knife eher für das Schnitzen von Holz und dem Schneiden von faserigem Material in der Natur geeignet. Vom Spalten oder gar Hacken sollte auf Grund der feinen und anfälligeren Schneide abgesehen werden, da man sich diese sonst schnell ruiniert. Apropos Schneide...die war bei der Auslieferung zwar anständig scharf - für mich geht es aber meistens noch schärfer als das, was die Firmen ausliefern. Deshalb habe ich nach dem Anfertigen der ersten Fotos und einigen Tests erst mal die Klinge rasiermesserscharf geschliffen.
    Die Standardaufgaben, die man an ein solches Messer stellen würde, hat es in meinen Augen recht gut absolviert. Das Schnitzen und Auffächern von Holz ging - abgesehen von der bereits angesprochenen “eckigen” Handlage - wie erwartet recht gut. Natürlich sind Messer mit einer Klingenstärke von 2-3 mm etwas schnittiger. Hier müssen eben Abstriche gemacht werden, wenn man eine etwas robustere Klinge haben möchte.
    Um die Belastbarkeit des Messers und die Anfälligkeit für Schäden an der Schneide etwas auszuloten, habe ich etwas auf Holz gehackt und gespalten. Sollte man wie gesagt nicht machen, hat der Schneide allerdings keine Ausbrüche oder sonstigen Schäden beschert - und das nachdem ich die Schneide bei ca. 2x11° auf 0 ausgeschliffen hatte!
    Das Casström wird in einer schwarzen Lederscheide geliefert. Ohne viele Vergleiche oder Erfahrungen mit Lederscheiden zu haben, würde ich sie als “den Zweck erfüllend” beschreiben. Soll heißen: sie wirkt etwas rustikal verarbeitet und die Nähte sind nicht besonders elegant. Die Gefahr, dass die Scheide auseinander fällt, das Messer nicht sicher hält oder man sich den Keder bzw. die Scheide beim Zurückstecken des Messers “zerschneidet”, sehe ich allerdings nicht. Von daher bin ich mit ihr zufrieden.





    Qualität und Verarbeitung


    Allgemein würde ich die Verarbeitungsqualität des Messers als recht gut einordnen. An der Klinge gab es für mich nichts auszusetzen. Der Schliff wurde beidseitig symmetrisch angebracht und verfügte bei Auslieferung über eine leichte Sekundärfase.
    Am Griff fielen mir vereinzelnd winzige aber dennoch mit dem Auge erkennbare Spalte zwischen Erl und Griffschale (bzw. deren schwarzen Linern) auf. Aus diesem Grund bin ich geneigt anzunehmen, dass entweder kein oder etwas zu wenig Kleber auf den Erl aufgetragen wurde. Ich bezweifel allerdings, dass das negative Konsequenzen (=Rost unter den Griffschalen) nach sich ziehen wird.
    Ansonsten ist auch der Griff, der mit Messing vernietet wurde, ordentlich verarbeitet und das Schliffbild der beiden Griffschalen als nahezu identisch zu bezeichnen.
    Als kleine Anmerkung: Mir ist einigermaßen wichtig zu wissen, woher meine Messer stammen. Also habe bei der Firma Casström, genauer gesagt bei Herrn David Cassini Bäckström nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass Casström das Messer extern fertigen lässt, allerdings sowohl Herstellung als auch Materialien aus Europa stammen, was mir persönlich sehr gefällt.





    Spezifikationen


    Gesamtlänge: 22 cm
    Klingenlänge: 10 cm
    Grifflänge: 12 cm
    Griffdicke: max. 2,2 cm
    Klingendicke am Ricasso: 3,2 mm
    Griff: Grünes Micarta
    Klingenstahl: Böhler K720 (@58-60 HRC, Herstellerangabe)


    Resumée


    Bei meinen Vorbereitungen zu diesem Review habe ich den Eindruck gewonnen, dass das Casström No. 10 ein bisher zu wenig beachtetes Messer im deutschsprachigen Raum zu sein scheint, denn Erwähnung findet es so gut wie nirgends. Doch besonders Menschen mit großen Händen, denen die Messer der Konkurrenz zu dünn bzw. deren Griffe zu kurz sind, sollten mal einen Blick auf das No. 10 werfen, das mit einem sehr niedrigen Preis daherkommt. Zu beziehen ist es entweder direkt über den Hersteller in Schweden oder seinen britischen Distributor. Mit dem No. 10 erhält man ein sehr solides, gut verarbeitetes und praxistaugliches Messer.






    Ich hoffe euch hat mein erstes Review gefallen. Sollten noch Fragen offen sein, bin ich natürlich gerne bereit, diese zu beantworten - soweit es mir möglich ist.



    Viele Grüße,
    J5



    Anmerkung:
    - Wie mir Casström auf Anfrage mitteilte, wurde die für mich etwas ungewöhnliche Griffform aus Balance-Gründen gewählt. Kann man wahrscheinlich so machen. Ich hätte es allerdings durch Bohrungen im Flacherl und dünnere Griffschalen gelöst.
    - Normalerweise scheint das Messer in der Gegend des Ricassos auch die ca. 4 mm aufzuweisen, die ich dort erwartet hatte. Scheinbar gab es bei dem Batch, aus dem das mir vorliegende Messer stammt, in diesem Punkt eine Abweichung..

    AccuBond


    Danke für den Hinweis. Allerdings wird das keine rentable Lösung darstellen.


    derLichtschalter: Danke für den Hinweis, ich gehe diesem Vorschlag nach


    lenzmitz: Was gibt es denn da nicht zu verstehen :D ? Rost am Messer ist nicht sexy. Klarlack? Hast du da ein spezielels Produkt im Kopf? Ich musste letztes Jahr leider feststellen, dass einige Klarlacke auf blankem Stahl nicht so wirklich gut haften. Allerdings hatte ich vllt. auch nicht den richtigen...


    teachdair: Hast du da ein Produkt, das du empfehlen kannst (Marke, Artikelbezeichnung)? Klingt interessant

    Hallo Leute,


    ich weiß, dass das Thema Rost unter den Griffschalen auch hier im Forum (geschweige denn in anderen) schon oft durchgekaut wurde. Häufig heißt es dann "die Schalen mit 2-Komponenten-Kleber verkleben"...das ist aber nicht akzeptabel, wenn man Griffschalen hat, die abnehmbar bleiben sollen (also mit Schrauben fixiert wurden).
    Kaltbrünieren wäre auch eine Option aber irgendwie hätte ich lieber etwas einfacheres, was auch nicht die Farbe des Stahls verändert. Also hätte ich gerne was durchsichtiges, was man auf die Griffschalen auftragen kann wie Öl, Wachs oder ein Schmierfett...allerdings sollte es auch an heißen Tagen nicht zu dünnflüssig werden und unter den Schalen herauslaufen.


    Hat jemand eine Idee oder sogar Erfahrungen mit einer Lösung, die zu meinem Problem passen könnte?



    viele Grüße und Danke im Voraus,
    XP

    Hallo Leute,


    kürzlich hatte ich Zeit am Bahnhof totzuschlagen. Also bin ich in die dortige Rossmann-Filiale (wie Drogerie-Markt, wer es nicht kennt) gegangen und hab mich mal umgeschaut. Ich war überrascht, was man dort so findet, was sich letztlich in einem Survivalkit als nützlich herausstellen könnte. Neben den offensichtlichen Artiklen wie Feuerzeuge und Alkohol-Desinfektionstüchern, fand ich z.B. einen kleinen Taschenspiegel (Signalisierung), Baumwolle und Vaseline (Zunder, alternativ gehen wohl auch OBs) sowie Labellos (schützt neben den Lippen z.B. Carbonstahlklingen vor Rost). Ich bin mir sicher, dass sich da noch mehr finden lässt, drum wollte ich euch mal nach eurer Erfahrung fragen. Hat jemand z.B. irgendwas zur Wasseraufbereitung gefunden oder First Aid Kits? Würde mich mal interessieren.



    Viele Grüße,
    XP