Beiträge von northmansquest

    Danke für diesen Text, Terminator. DAs entspricht auch vollkommen meinem Empfinden was Stähle in der Messerindustrie angeht. Wenn man sich nur mal überlegt, wieviele Stähle eigentlich eine Tiefkühlbehandlung bräuchten, und wieviele Hersteller diese tatsächlich anwenden. Fällt mir auf anhieb ehrlich gesagt keiner ein. Deswegen versuche ich mich auch immer nicht ultimativ auszudrücken und anhand der Legierungselemente den Stahl einzuschätzen. Dann kann man aber auch nur sagen was gehen könnte, denn es gibt viele Fehlerquellen.


    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    ich hatte schon länger vor mal mein Wissen und meine Eindrücke die ich im Studium erworben habe zu teilen. Dieser kleine Ratgeber richtet sich in seiner Ausführung gezielt an Anfänger und Fortgeschrittene, die etwas mehr über Stahl wissen möchten. Ich bin im Moment im 5. Semester Maschinenbau Fachrichtung Material und Fertigungstechnik, kann somit schon das Ein oder Andere erzählen. Zu Beginn nur ein paar Punkte, falls mir noch etwas einfällt oder Anregungen kommen werde ich editieren. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es soll nur eine kleine Einführung sein, in der ich viele Fachausdrücke vermeiden wollte. Über Anregungen und Kritik würde ich mich freuen. Und sagt wenn ich was vergessen habe.


    Stahl
    Was ist eigentlich Stahl?
    Stahl ist eine Verbindung aus den Elementen Eisen(Fe) und Kohlenstoff©. Bis zu einem Kohlenstoffgehalt von 2,06% reden wir von Stahl, weil in diesem Bereich der Kohlenstoff in seiner „Normalform“ vorliegt und zur Vergütung genutzt werden kann. Ab 2,06% sprechen wir von „Guss“ denn der Kohlenstoff liegt dann auch als Graphit vor.


    Was macht Stahl zu einem geeigneten Material für Klingen?
    Stahl ist einer der vielseitigsten Werkstoffe die es gibt. Durch Wärmebehandlung und/oder hinzufügen von anderen Elementen, kann man seine Eigenschaften gezielt und effektiv steuern. So gibt es Stähle die enorme Beanspruchungen aushalten und andere, die enorm Verschleiß- oder Korrosionsbeständig sind.


    Legierung
    Man kann also die Eigenschaften von Stahl verändern, indem man andere Elemente hinzugibt. Man spricht dann von einer Legierung. Eisen kommt in der Natur in Form von Erz vor, was sowohl im Boden ( Skandinavisches Rasenerz) als auch tief im Erdreich zu finden ist. Man findet in diesem Erz meistens auch andere Elemente, die sogenannten Eisenbegleiter. Diese sind Kohlenstoff, Phosphor, Schwefel, Mangan, usw. Schwefel beispielsweise ist ein sogenannter Stahlschädling, da er die Eigenschaften mehr negativ als positiv beeinträchtigt(in der Industrie wegen Kurzspanbildung manchmal bei Automatenstählen eingesetzt). Ziel einer Legierung kann eine erhöhte Verschleissbeständigkeit sein( Karbidbilder) oder eine erhöhte Korrosionsbeständigkeit(Chrom-Nickel-Stähle). Karbide sind Legierungen aus Kohlenstoff mit anderen Metallen und sind sich wie Schokostückchen in einem Cookie vorzustellen.


    Die wichtigsten Legierungselemente sind:
    Kohlenstoff: sorgt für die Vergütbarkeit des Stahls, erhöht Festigkeit, Verschleißfestigkeit
    Chrom: trägt zur Korrosionsbeständigkeit bei(ab 10,5% laut Literatur, allgemein ab 12%) durch Bildung einer „Opfer“ Oxidschicht, trägt zur Einhärttiefe bei
    Molybdän: Sowohl Karbidbildner als auch Beitrag zur verbesserten Korrosionsbeständigkeit
    Nickel: Korrosionsbeständigkeit
    Wolfram: sehr harter und kleiner Karbidbildner
    Kobalt: Bindephasenmetall, sorgt für bessere Bindung von Karbiden im Eisen


    Wärmebehandlung
    Wichtiger noch als die Legierung, ist die Wärmebehandlung. Man kann an dieser Stelle einen guten Vergleich zum Kochen ziehen. Wenn man gute Zutaten nicht verarbeiten und angemessen kochen kann, wird am Ende kein schmackhaftes Gericht entstehen. So ist es auch bei Stahl. Mit wärmebehandelnden Maßnahmen kann man die Eigenschaften des Stahls drastisch verändern. Einige Verfahren sind das Weichglühen, Normalisieren, Grobkornglühen, Spannungsarmglühen und nicht zuletzt das Härten mit Anlassen. Diese Verfahren werden teils alleine aber meist in Kombination ausgeführt. Nehmen wir als Beispiel kurz das Härten mit Anlassen, dabei spricht man von Vergütung.
    Hier gibt es 2 Grundlegende Verfahren. Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt größer 0,25% eignet sich zum Umwandlungshärten. Dabei wird der Stahl auf eine bestimmte Temperatur erhitzt(lässt sich anhand des C-Gehaltes im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm ablesen). Bei dieser sogenannten Austenitisierungstemperatur entsteht das Gefüge Austenit, welches mehr Kohlenstoff aufnehmen kann als die Gefüge bei Raumtemperatur(Ferrit, Perlit). Nach kurzer Haltezeit auf Austenitisierungstemperatur, wird die Temperatur drastisch gesenkt, was zur Folge hat, dass der Kohlenstoff sich nicht wieder in seine Raumtemperaturgefüge lösen kann. Es bildet sich Martensit. Der Stahl wurde gehärtet. Damit man den Stahl danach auch benutzen kann, wird er angelassen. Dies geschieht bei Temperaturen die deutlich kleiner sind als die Austenitisierungstemperatur und bewirkt, dass sich die entstandenen Spannungen im Stahl lösen. Der Stahl verliert an Härte und gewinnt an Duktilität(Zähigkeit). Er ist Gebrauchsfähig.
    Das zweite Verfahren nennt man Ausscheidungshärten. Dieses Verfahren wird bei Stählen mit einem C-Gehalt kleiner 0,25% angewendet, da dieser sich nicht zur Umwandlungshärtung eignet. Benötigt werden dazu noch andere Legierungselemente, im Gegensatz zur Umwandlungshärtung die nur mit Eisen und Kohlenstoff funktioniert. Die Ausscheidungshärtung kann auch für Kupferlegierungen, als Beispiel Cu-Be also Kuper-Beryllium, verwendet werden. Beim „Anlassen“ einer Ausscheidungshärtung passiert der entgegengesetzte Effekt des Anlassens einer Umwandlungshärtung; der Stahl gewinnt an Härte. Grund ist der durch das Ausscheiden bereitgestellte Kohlenstoff. Beispiele dafür sind diverse Besteck-Stähle sowie Spyderco’s Hitachi H1.

    Fehlerquellen im Stahl

    Da in der Realität leider (oder zum Glück) nicht alles glatt läuft bzw. die Theorie nicht alle Fehlerquellen ausschließt, muss man bei der Stahlherstellung und Behandlung besondere Sorgfalt walten lassen. Mögliche Fehler sind:
    Lunker(Gasanschlüsse im Metall, die sich teilweise entfernen lassen),
    Schlacke(kann bei der Herstellung abgeschöpft werden),
    Seigerungen(konzentrationsunterschiede von z.B Kohlenstoff über den Querschnitt),


    Festigkeit
    Ich lese ab und zu Beiträge, in denen wild mit Begriffen um sich geworfen wird, die nicht zu dem Gemeinten passen. An dieser Stelle möchte ich niemanden kritisieren, denn im Internet steht nicht immer die Wahrheit und man kann auch nicht alles nachprüfen. Deshalb in Kurzform ein paar Begriffe erläutert.


    Festigkeit: Widerstand des Werkstücks gegen Verformung(Torsion, Biegung, Zug/Druck)
    Warmfestigkeit: Keine nennenswerte Änderung der Eigenschaften bis zu bestimmten Temperaturen
    Verschleißfestigkeit: Widerstand des Werkstücks gegen abrasive(also abtragenden) Beanspruchung
    Korrosionsbeständigkeit: Stahl „rostet“ nicht bzw. Stahl bildet keine Eisenoxidschicht auf der Oberfläche.
    Zähigkeit: Verhalten des Werkstücks bei Versagen (Bruchdehnung)
    Duktilität: Verhalten des Werkstücks bei Verformung( Stichwort: Biegen ohne Brechen; wobei es irgendwann bei geeigneter Beanspruchung immer zum Bruch, also Versagen, kommt)
    Belastung: Von außen wirkende Kraft
    Beanspruchung: Spannungen die dadurch im Bauteil auftreten. (Belastung ist nicht gleich Beanspruchung)


    Kerben
    Wenn dann der Stahl nun in Form(eines Messers) ist, gibt es weitere Faktoren, die seine Eigenschaften beeinflussen. Hauptsächlich ist es die Geometrie.
    Typische Kerben sind:
    Querschnittsänderungen(Absätze),
    Schweißnähte(kommt eher nicht bei Messern vor),
    Bohrungen,
    Gewinde.


    Nehmen wir als Beispiel eine Querschnittsänderung die wir alle kennen, der Steckerl. Hier haben wir den klassischen Fall einer Kerbe, denn am Übergang von Klinge zu Erl(der sich ja meist verjüngt) entstehen Spannungsspitzen. Die Belastung kann an dieser Stelle zwar geringer als anderswo sein, die Beanspruchung ist aufgrund der Form(meist in Richtung 90° Absatz mit kleinem Radius) aber um einiges größer, als an anderer Stelle derselben Materialstärke. Man Unterscheidet noch anhand der „schärfe“ der Kerbe, also wie groß die Kerbwirkung an der jeweiligen Stelle ist.

    Dar hat es schon ganz gut beschrieben, Romans ersten Satz hätte ich anders formuliert.


    Wärmefestigkeit: keine nenneswerte Eigenschaftänderung bis Temperatur x
    Festigkeit: Widerstand gegen verformung
    Zähigkeit: Verhalten bei Riss( kann auch als Vorteil bei Kerben genutzt werden)
    Duktilität: Biegen bevor Bruch
    Härte: Widerstand gegen das Eindringen eies härteren mit Prüfkraft beaufschhlagten Prüfkörpers mit definierter Geometrie
    Sind übrigens alles Grössen die von der Temperatur abhängig sind.


    Gruss
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    heute stelle ich das Ka-Bar USMC short black vor, ein robustes Fixed in der 50€ Preisklasse mit Geschichte und Potenzial zum Arbeitsmesser. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    hier meine Vorstellung des leider nicht mehr produzierten Arbolito Kodiak Camper. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    diesmal habe ich mein Mora 2000 vorgestellt, einen schönen Bushcrafter mit besonderer Klingenform. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Danke schön wenn es gefallen hat.


    Die Anmerkungen mit den Metallteilen versuche ich noch zu ergänzen, danke. Das mit dem Hohlschliff ist interessant und ich wusste es noch nicht. Hoffe meine Martensit-Exkursion war nicht ganz so unverständlich.


    Gruss
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    heute mal bei bestem Wetter im Wald die Taschen geleert. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    diesmal habe ich mich mit dem Spyderco Dragonfly 2 in der Salt Version beschäftigt und gehe dabei etwas genauer auf den verwendeten Stahl und das Gesamtkonzept ein. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    in diesem Video stelle ich das CRKT Dogfish vor mit seinem ausgefallenen Design und seinen Stärken/Schwächen. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    heute möchte ich euch das Ka-Bar large heavy bowie knife vorstellen, ein schönes Bowie zum attraktiven Preis. Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Hallo Dirk,


    wie immer schönes sympathisches Video. Das Messer finde ich optisch und geometrisch sehr gelungen. Badass würde der Amerikaner es wohl nennen ;)
    Lediglich der Übergang Klinge/Parierelement/Griff ist für mich ein Auschlusskriterium, da an der anscheinend rechtwinkligen Verjüngung der Klinge Spannungsspitzen auftreten. Somit ist das die Schwachstelle des Messers, selbst wenn ein leichter Radius angebracht ist. Sieht gut raus, ist aber für mich wegen diesem Konstruktionmerkmal leider raus.


    Gruß
    Stefan

    Hallo Zusammen,


    heute möchte ich kurz das Kershaw Compound vorstellen. Ein wie ich finde schöner Flipper mit Speedsafe assisted opening und sehr gutem Preis/Leistungs-Verhältnis.
    Danke fürs Zuschauen!


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    Gruß
    Stefan

    Zitat

    Wie man solche Vergleiche macht weiß ich schon ;) .

    Gut, hat nämlich den Eindruck gemacht du wolltest Äpfel mit Birnen vergleichen.

    Zitat


    Ich meine z.B den 12c27 von Kershaw oder Buck. Ich trage in letzter Zeit schon wieder so eines als EDC.

    12c27 ist ein ganz anderer Stahl als 8CR13MOV. Hat viel weniger Kohlenstoff und mehr Chrom. Somit mehr auf feine Schneide und korrosionsbeständigkeit ausgelegt.

    Zitat

    Nun, ...

    Danke, dessen war ich mir bewusst. Trotzdem eine schöne kleine Zusammenfassung die es ganz gut erklärt. Ich habe noch einen anderen hochlegierten PM-Stahl (3G von Fällkniven) und der hält die Schärfe wesentlich besser. Die Legierungsbestandteile sind zum größten Teil ähnlich bis gleich. Mein PM2 macht mir deswegen echt ein bisschen wenig Spaß im Moment.


    Stefan Roth ist es an seinem PM2 übrigens auch aufgefallen, dass die Rasurschärfe schnell weg war. Strider oder Benchmade sollen da anders reagieren.

    Zitat


    Bei Buck direkt? Wie ist der Service so?

    ISt noch auf dem Weg zurück. Gab Diskussionen mit dem Deutschen Händler und das dauert jetzt wohl noch ein paar Wochen.


    Gruß
    Stefan

    Hallo Terminator,

    Na ja, das liegt ganz im Auge des Betrachters. Meine Catra Maschine ist gerade kaputt :ironie: , aber ich kann mich nicht erinnern daß ein ähnlicher Stahl gut bei einem Schnitttest bei mir abgeschnitten hat. Dies mag vielleicht nicht am ursprünglichen Stahl liegen, obwohl er wie das Meereswasser fast alle mögliche Zutaten enthält, was ja nicht positiv ist, sondern an einer nur halbherzig durchgeführten WB, aber ich habe bedeutend einfachere Stähle, die ihre Schärfe bedeutend länger behalten. Durch die Stahltabelle ist das schon mal nicht zu erklären :) .

    Ja eben, ein ähnlicher Stahl. Welche einfacherern Stähle meinst du? Mein C90 am Opinel hält in der Küche mit 30° Gesamtschneide deutlich länger die Schärfe als meine 40° korrosionsbeständigen Küchenmesser. Mehr drin heißt ja nicht gleich länger scharf.


    Zitat


    Was meinst du mit geiler? Sieht besser aus,
    schneidet besser, behält die Schärfe länger, ist leichter
    nachzuschärfen, ist zäher, biegsamer, rostbeständiger, usw...
    Für mich ist geil alles was Klack Klack macht und live würde ich auch diese potthässliche Mantis Folder sicher geil finden.

    Wird schneller scharf, behält die Schärfe ausreichend lang, wird richtig scharf, lässt sich einfach polieren.


    Ja das merke ich auch und finde ich etwas schade. Mein Para-Military macht mir nämlich mehr Arbeit als mein Tenacious, weil es einfach die Armhaar-Rasierschärfe nicht lange hält und deshalb dauernd auf den Sharpmaker muss. Das hab ich von anderem S30V auch schon anders gehört.


    Zitat

    Interessant, was wird da getunt?

    Repariert, Klingenspiel und Verarbeitungsmängel.



    Aber im allgemeinen sind wir uns doch einig. Auch die "einfachen" Stähle wie 420HC haben ihre Qualitäten und das nicht zu knapp, nur das meiner Erfahrung nach der 8CR13MOV auch in die Kategorie gehört.



    Gruß
    Stefan