Ranger Training Ondjou Day Fourteen:
Final Exam: Survival-Walk to safety
Am letzten Tag merkte man allen Teilnehmern an, dass ein wenig Wehmut mit am Frühstückstisch saß.
Zwar würden wir am nächsten Morgen nochmal gemeinsam den Sonnenaufgang auf Ondjou genießen und auch nochmals zusammen Frühstücken, aber heute wird es zum letzten mal raus gehen.
Die gesamte Gruppe war mächtig gespannt, nachdem Marco uns im Lecture Room die zu bewältigenden Aufgaben erklärte.
Wir wurden auf einer kargen Ebene abgesetzt. Von dort aus ging es in dem absolut weglosen Gelände per erlernter Navigation mit einem Kartenausschnitt hinauf, auf einen der „Ongwa Towers“.
Dort hatten wir ein Signalfeuer per Brennglas/Lupe und Zebra Dung zu entfachen. Im Anschluss wurde per Spiegel das SOS Signal abgesetzt und Kontakt per Funk aufgenommen.
Bei der Wanderung auf diesen Berg musste die Gruppe konzentriert sein und sämtliche Regeln zum Thema Backtracking, sowie natürlich Dangerous Animal Scouting beachten. Der Tracker wurde dabei mehrfach gewechselt, so dass alle Teilnehmer die Möglichkeit bekamen, die Gruppe zu führen und die erlernten Kenntnisse zum Thema Navigation anzuwenden.
Nachdem wir diese Prüfung gemeistert hatten, bestand die nächste Aufgabe darin, den Berg hinab per Watertracking zur Wasserstelle „Huab Water“ zu gelangen.
Wir einigten uns in der Gruppe darauf einem stark begangenen Berg-Zebra Wechsel zu folgen und gelangten an das gewünschte Ziel, wo die Wasser-Vorräte dann nochmal aufgefüllt wurden.
Nun wurden die Skills der Truppe zum Thema „Dangerous Animal Scouting“ nochmals intensiv von Marco abgerufen. Er hatte mit einem Stock eine Weg Markierung in den Sand des Huab River eingebracht, der wir nun folgen sollten. Der Weg ging entlang des uralten „Elephant trail“ durch den riesigen Trockenfluss.
Die Gruppe traf hier wieder auf die Foto Scheiben, die an entsprechenden Stellen im realen Lebensraum der Tiere aufgestellt waren, die für den Menschen gefährlich sein können.
Die Gruppe nutze dabei ihre Ferngläser und verhielt sich bei Sichtung der jeweiligen Tiere entsprechend und der Tracker wurde nach jeder Sichtung und Übung der passenden Reaktion ausgetauscht, so dass auch hier alle mindestens einmal in der Verantwortung gestanden hatten.
Die Landschaft in diesem Trockenfluß mit seinen Gallerie-Wäldern ist einfach Atemberaubend.
Noch genialer ist es, dass man sich in dieser Umgebung per Pedes bewegt und ein Ziel verfolgt. Wildnis Abenteuer pur.
An einer Stelle begegneten wir den wilden Nguni Rindern Ondjous am Rand des Huab. Ich habe als Gunman in dem Fall eine Position zur Sicherung eingenommen und die Gruppe verlegte weit versetzt an den Rand des Huab.
Es sind diese echten Momente, die einen wissen lassen, was das Mindset können muss, wenn es zur Begegnung mit weitaus gefährlicheren Tieren kommt, auch wenn die wilden Ngunis auch erklärt wurden und auf der Liste durchaus gefährlicher Tiere standen.
Etwa auf der Hälfte der Strecke fanden wir die Tags zuvor gebaute Mopane-Trage samt dem Hinweis, dass wir den Abtransport eines Verletzten zu simulieren haben.
Es ging also weiter. Diesmal unter erschwerten Bedingungen. Unter Beibehaltung des „Dangerous Animal Scouting“ folgten wir weiter der Spur, die nun teils wilde Haken schlug oder sich kurz im Sand verlief.
Die Gruppe arbeitete auf Hochtouren. Die Träger der „verletzten Person“ wurden ebenso gewechselt, wie die Führung der Gruppe.
Beim Tippen dieser Zeilen treibt es mir ein Grinsen ins Gesicht, wenn ich an diese Gruppe und deren Zusammenarbeit zurück denke. Einfach ein Knaller!
Wir erreichten die Wasserstelle „Hyena Water“, an der Marco uns erwartete. Die Gruppe war ausgepowert und alle waren happy, dass wir es geschafft hatten. Der Wasserstelle hatten wir uns noch (wie gelernt) mit einer Geländesicherung zu nähern.
Nun bekamen wir nach einer kurzen Verschnaufpause unser Ergebnis von Marco zu hören. Wir hatten 3 Tiere übersehen. Einerseits ernüchternd, andererseits aber kein wirklich schlechtes Ergebnis, wie wir dann erfahren haben.
Die gesamte Gruppe war sich später einig, dass nach Aufnahme des Verletzten-Transports das Tempo unnötig erhöht wurde. Zudem gingen natürlich auch die Energie Reserven langsam zu Neige und die Konzentration ließ entsprechend nach.
Erkennt man Fehler, so kann man sie beheben. Ich denke, dass jedem klar wurde, wie es im Ernstfall dann besser geht.
Das Errichten einer Nachtunterkunft, eines Sonnenschutzes, sowie viele wichtige andere Elemente, wurden bei dieser Mini-Durchschlage-Übung nicht berücksichtigt und ist Teil des Bachelor Kurses bei Marco, den wir mit WI-Outdoor für das Jahr 2022 den Absolventen der Basis Kurse erstmalig anbieten werden.
Als wir zum Guesthouse zurückkehrten, erwartete uns das letzte Abendessen auf Ondjou. Ein wenig ausgepowert, aber bester Laune genossen wir dieses bei den letzten Sonnenstrahlen, sowie Wein oder Bier.
Das Lagerfeuer brannte nun wieder und alle versammelten sich auf der Terrasse, um nochmals gemeinsam in die Sterne zu schauen. Die Gespräche wechselten im Thema zwischen dem Erlebten der letzten 14 Tage und dem was man nun daheim als erstes machen würde.
Da wirklich alle Teilnehmer Outdoor affin sind, witzelte man am meisten darüber, wie es in heimischen Gefilden wohl wieder sein würde, nachdem das Auge so sehr und intensiv geschult wurde.
Der Abend wurde später als sonst und einige von uns gingen zwischenzeitlich schon einmal die Koffer packen, saßen dann aber noch bis spät unter dem unvergesslichen Sternenhimmel beim Duft von verbrannter Mopane im Kreise einer genialen Gruppe zusammen.
Auch wenn der gesamte Trip unvergesslich bleiben wird, so war dieser Tag aufgrund der Erfahrung mit dieser starken Gruppe ein absolutes Highlight.
Danke Marco, für diese geniale Zeit, den unglaublichen Lerninput und deine Geduld mit uns Sockenträgern, Zeltschläfern und Klippschliefern 😀
Ich habe nun ein paar Bilder mehr ausgewählt, die einen Eindruck vom mehr als 10.000 ha großen Wilderness Reserve verschaffen sollten.
Man sieht übrigens entgegen des 1. Eindrucks keine hängenden Gesichter, sondern konzentrierte Blicke mit Ausschau im Kuchenstückmuster. Trittsiegel oder Spur, sowie Schlange wollen vor dem Fuß erkannt werden. Andere Tiere besser bereits auf hunderte Meter!