Die Kriege haben sich nicht geändert sondern die Kriegsführung. Gründe dafür sind neue Waffensysteme, Ausrüstungsgegenstände bis zur sogenannten Digitalisierung des Kriegsfeldes. Es werden mit Hilfe von technischen Innovationen neue Kriegstaktiken entwickelt. Was das Messer angeht, das wird heute hauptsächlich als Tool verwendet, ein Messerkampf auf dem Schlachtfeld ist sehr unwahrscheinlich, ausschließen kann man ihn, vor allem im Häuserkampf oder bei der Guerillataktik, nicht. Es gibt ja heute den Begriff urbane Guerilla aber auch hybride Kriegsführung, welche sich nicht nur auf militärischen Einsatz stützt. Man darf nicht vergessen daß in vielen heutigen Armeen Kurzwaffen nicht nur von Offizieren und Unteroffizieren, sondern oft auch von einfachen Soldaten getragen und auf sehr nahe Ziele benutzt werden, dafür gibt es natürlich auch ein eigenes Training.
Wichtig für den Messerkampf ist die Entwicklung der Schutzausrüstung für Militär und Polizei, diese hat sich durch neue technische Innovationen um Meilensteine weiterentwickelt. Kevlar lässt sich nicht oder nur sehr schwer mit dem Messer durchschneiden, er lässt sich aber leicht durchstechen darum werden noch immer Panzerwesten aus Stahlketten, mit allderdings deutlich reduziertem Gewicht, weiterhin verwendet. Durch neue Ausrüstungsgegenstände musste man auch die Trageweise dieser verändern, so daß sie heute oft ein zusätzliches Hindernis für das Messer, im Messerkampf geworden sind. Dadurch hat sich aber auch die Taktik im Messerkampf selbst verändert, es werden heute primär ungeschützte oder leicht geschützte lebensnotwendige Ziele angegriffen, meistens wird, wegen Kevlarschutzwesten und Helme welche meistens aus Kevlar gemacht werden, hineingestochen.
Was die Klingenlänge der Messer angeht, man könnte sagen daß sie im Vergleich zum Bajonett im Ersten und Zweiten Weltkrieg zurückgegangen ist, wobei man in der Bewaffnung der Sturmtruppen im Ersten Weltkrieg kürzere Klingen, meistens Dolche aber auch zweischneidige Kampfmesser, findet. Diese Entwicklung hat mehrere Gründe, wenig Platz bei Nahkämpfen in den Sturmgräben, kürzere Klingen sind kompakt und stören nicht so sehr wenn man sich schnell bewegen muss, sie sind auch leichter, das reduzierte Gewicht lässt sich sowohl im Kampf als auch bei längeren Märschen positiv bemerkbar machen.
Im Zweiten Weltkrieg kommen wir zum berühmten USMC Ka-Bar, welches aus einem Jagdmesser entwickelt wurde. Das Ka-Bar war schon ein richtiges taktisches Messer, welches mehr als Werkzeug, weniger als Dolch oder Kampfmesser, gedient hat. Da ich selbst dieses Messer habe, kann ich nur bestätigen daß es sich um ein gutes Werkzeug, sogar gut als Hammer einsetzbar, handelt. Da ich auch moderne taktische Messer besitze kann ich sagen daß sich das Ka-Bar durch seinen Hidden Tang Lederscheibengriff, heute haben wir Full Tang Konstruktionen mit modenen Griffmaterialien, und durch seine, etwas geringere Klingenstärke welche bei 4 mm liegt, heute werden meistens 5 mm dicke Klingen verwendet, unterscheidet. Oft werden heute rostträge Stähle verwendet, aber auch gute, alte Kohlenstoffstähle wie beim USMC Ka-Bar da diese einfach viel zäher als rostträge Stähle sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es auch bei Bajonetten eine Weiterentwicklung, diese sieht man am besten beim Bajonett des sowjetischen Sturmgewehres AKM-47. Dieses Bajonett mit deutlich kürzerer Klinge ist primär ein Werkzeug mit dem man sogar, mit Hilfe der Scheide, Draht durchtrennen kann. Das AKM-47 wurde ca. 1960 in die Bewaffnung der Roten Armee eingeführt. Die Klinge wurde beim Bajonett gekürzt weil sich die Verwendung des Bajonettes im Vergleich zu den frühen Modellen, sehr verändert hat. Das, auf dem Gewehr, aufgepflanzte Bajonett sollte ursprünglich die Lanze ablösen, vor allem im Kampf Infanterie gegen Kavallerie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kavallerie aufgelöst, somit besteht auch kein Grund mehr für sehr lange Bajonette. Die Kriegsführung wurde deutlich dynamischer, ein Stellungskrieg mit kilometerlangen Gräben ist heute außer in gewissen Situationen wie z. B. Häuserkampf in urbaner Umgebung, unvorstellbar. Wozu also überlange Bajonette und Messer? Man könnte jetzt sagen daß die Zeit der langen Klingen und Tomahawks vorbei ist aber man sieht heute, vor allem bei amerikanischen Soldaten, die in Afghanistan gegen die Guerilla kämpfen, sehr wohl taktische Messer mit langen Klingen, meistens Bowies, aber auch Tomahawks. Das Ontario USMC Bajonett hat eine 20 cm lange Klinge (enen Zoll länger als das Ka-Bar), die aus 1095 Kohlenstoffstahl besteht und das Bajonett ist keine Full Tang Konstruktion. Back to the roots ...